Berücksichtigung jungenspezifischer Belange in den für Bildung zuständigen Ministerien in Deutschland 2008

von Manndat

30 Jahre lang hat man Mädchen gefördert, um ihren Bildungserfolg zu verbessern. Vor 30 Jahren hatten Mädchen das schlechtere Bildungsniveau und die schlechtere Bildungsbeteiligung. Nun hat sich das geschlechterspezifische Bildungsgefälle komplett umgedreht. Heute sind die Jungen die Bildungsverlierer. Trotzdem besteht nach wie vor ein ausgeprägtes Missverhältnis von Mädchenförderung zu Jungenförderung zuungunsten der Jungen.

Jungen haben in Deutschland keine echte Lobby. Wir haben eine Frauenpolitik, die sich für Mädchen und Frauen stark macht. Eine Männer-oder Jungenpolitik, die sich für Jungen einsetzen könnte, existiert nicht. Die Jugendpolitik, die sich laut Zuständigkeit auch für Jungen einsetzen müsste, hat sich in der Vergangenheit eher durch die Ausgrenzung von Jungen.

(z.B. die Ausgrenzung von Jungen aus dem Zukunftstag, dem größten geschlechterspezifischen Förderprojekt aller Zeiten) hervorgetan. Sie tut sich sichtlich schwer von dieser politischen Linie Abstand zu nehmen und Jungen wieder mit ins Boot zu holen. Die Gleichstellungsstellen in Bund, Ländern und Kommunen sind nahezu ausschließlich frauenpolitisch ausgerichtet. Und die Jungenarbeiter beschäftigen sich vorwiegend mit Täterarbeit und nicht mit der Bildungsförderung von Jungen.

Im Jahr 2006 haben wir zum ersten Mal die Politik der Bildungsministerien untersucht. Damals haben wir auch die Parteipolitik bewertet und dabei festgestellt, dass es in keiner Partei Ansätze für eine echte Jungenförderpolitik gibt. Die Berücksichtigung jungenspezifischer Belange ist von der jeweiligen Persönlichkeit an der Spitze des Ministeriums abhängig. Deshalb haben wir diesmal auf eine parteipolitische Auswertung verzichtet.

Eine ganz wichtige parteipolitische Aussage macht die vorliegende Studie allerdings dennoch: Während Brandenburg als bestes Ministerium abgeschnitten hat, findet sich das Bun-desbildungsministerium und damit die Bundesregierung am untersten Ende der Skala. In beiden Fällen handelt es sich um eine schwarz-rote Regierung. Dies zeigt, dass eine große Koalition durchaus in der Lage ist, neue Themen aufzugreifen und in vorbildlicher Weise zu handeln. Es hängt nur vom Willen und den Fähigkeiten der jeweiligen politischen Persönlichkeiten ab.

Der Grund, weshalb wir schon zwei Jahre später diese erneute Untersuchung durchgeführt haben, ist der, dass im Januar 2008 das Bundesbildungsministerium eine Studie zur Bildungssituation von Jungen herausgegeben hat: „Bildungs(miss)erfolge von Jungen und Berufswahlverhalten bei Jungen/männlichen Jugendlichen“

Die Hoffnung, dass diese Studie ein Anlass für das Bundesbildungsministerium sein könnte, sich näher um die Bildungsproblematik von Jungen zu kümmern, hat sich schnell als Irrtum erwiesen.

Wir mussten erkennen, dass sich an der Bildungssituation von Jungen insgesamt erst etwas positiv ändern wird, wenn die Eltern und Lehrer/innen von der Politik effektive Lösungen einfordern.

Jungen sind Kinder, und was aus Kindern wird, dafür sind wir Erwachsene verantwortlich, nicht die Kinder. Dieser Verantwortung müssen wir uns stellen.

Dieser Bericht soll deshalb vor allem den Müttern und Vätern, den Männern und Frauen eine Information und Argumentationshilfe sein, die sich für die Belange ihrer Jungen, in welcher Form auch immer, einsetzen wollen.

Inhaltsverzeichnis

  1. Zur Bildungssituation von Jungen
  2. Bildungsberichte
  3. Was sagen die Bildungsministerien?
  4. Zusammenfassung
  5. Anhang
  6. Quellenangaben

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