Jungen und Männer in Deutschland
Arbeitsmarkt
2005 erwarben 9% Männer weniger als zehn Jahre zuvor einen Studienabschluss. Die Fächergruppe Ingenieurwissenschaften war am stärksten vom Rückgang männlicher Absolventen betroffen: 2005 haben 32% weniger Männer als zehn Jahre zuvor einen Abschluss in diesen Bereichen erworben [22]. Das ist besonders dramatisch, da die Wirtschaft in naher Zukunft einen Fachkräftemangel auf Grund des Fehlens eines vielfältigen Ingenieursnachwuchses erwartet.
Die nachfolgende Tabelle zeigt die Entwicklung der männlichen Arbeitslosenquote von 2002 bis 2005. In fast allen Bundesländern war 2005 das Jahr mit Rekordarbeitslosenquoten. Auffallend sind auch die eklatanten Unterschiede zwischen den Bundesländern. Berlin mit 24,0% hat etwa mehr als dreimal so hohe Männer-Arbeitslosenquote wie Baden-Württemberg mit 7,7%!
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Land | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | Frauen 2005 | |
Bundesrep. Deutschland | 11,3 | 12,4 | 12,5 | 13,4 | 12,7 | |
Baden-Württemberg | 6,2 | 7,1 | 7,2 | 7,7 | 8,0 | |
Bayern | 7,2 | 8,3 | 8,3 | 8,9 | 8,9 | |
Berlin | 21,6 | 23,1 | 22,7 | 24,0 | 19,0 | |
Brandenburg | 19,2 | 20,9 | 21,1 | 20,9 | 18,8 | |
Bremen | 15,5 | 16,7 | 17,0 | 19,5 | 16,9 | |
Hamburg | 11,9 | 13,2 | 12,9 | 14,2 | 11,6 | |
Hessen | 8,4 | 9,6 | 9,9 | 11,1 | 10,6 | |
Mecklenburg-Vorpommern | 20,3 | 22,5 | 23,2 | 23,3 | 20,8 | |
Niedersachsen | 10,9 | 11,7 | 11,8 | 13,2 | 12,6 | |
Nordrhein-Westfalen | 11,0 | 12,2 | 12,5 | 13,7 | 12,7 | |
Rheinland-Pfalz | 8,3 | 9,2 | 9,3 | 10,0 | 9,7 | |
Saarland | 10,7 | 11,4 | 11,0 | 11,7 | 11,7 | |
Sachsen | 19,0 | 19,0 | 19,1 | 20,3 | 19,8 | |
Sachsen-Anhalt | 20,3 | 21,4 | 21,3 | 21,8 | 21,6 | |
Schleswig-Holstein | 11,1 | 12,5 | 12,7 | 13,8 | 12,1 | |
Thüringen | 16,5 | 17,6 | 17,7 | 18,4 | 18,8 |
Betrachtet man die männlichen Arbeitslosenzahlen 2005 in einer Karte, fällt einem erneut das Nord-Süd und Ost-West-Gefälle auf.
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Jahr | 1998 | 1999 | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 |
Männer | 277.825 | 253.750 | 258.644 | 271.750 | 311.207 | 323.256 | 311.561 | 361.502 |
Zum Vergleich: 2005 gab es 257.366 weibliche Jugendarbeitslose. Damit war die männliche Jugendarbeitslosigkeit 2005 um 40% höher als die weibliche. Doch es gibt bisher keine speziellen Bemühungen, diese Differenz zu verringern.
Die nachfolgende Graphik zeigt das Auseinanderdriften der Arbeitslosenquoten männlicher und weiblicher Jugendlicher – zuungunsten männlicher Jugendlicher.
Ähnlich wie Mädchen haben auch Jungen ein eingeschränktes Berufswahlspektrum. Anbei die Männeranteile an typischen „Frauenberufen“:
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Rang | Beruf | Auszubildende insgesamt | Männeranteil % in | Veränderung in % | |
in 2002 | 2002 | 1997 | |||
1 | Kranken-, Kinderkranken-, Säuglingspfleger | 65 785 | 16,2 | 20,1 | -19,4 |
2 | Arzthelfer | 46 468 | 0,4 | 0,2 | 100,0 |
3 | Friseur | 44 275 | 7,2 | 7,3 | -1,4 |
4 | Zahnmedizinischer Fachangestellter | 40 237 | 0,2 | 0,1 | 100,0 |
5 | Kaufmann für Bürokommunikation | 31 878 | 17,2 | 13 | 32,3 |
6 | Fachverkäufer im Nahrungsmittelhandwerk | 28 893 | 4,5 | 2,8 | 60,7 |
7 | Altenpfleger, Fachkraft für Altenpflege | 22 044 | 15,5 | 19,1 | -18,8 |
8 | Kinderpfleger | 19 470 | 4,7 | 3,3 | 42,4 |
9 | Rechtsanwaltsfachangestellter | 16 475 | 2,9 | 1,8 | 61,1 |
10 | Ergotherapeut | 12 814 | 13,3 | 18,7 | -28,9 |
Entgegen dem weitverbreiteten Klischee gibt es aber auch in Naturwissenschaften und Medizin Berufsbereiche mit männlicher Unterrepräsentanz, wie z.B. Ernährungswissenschaften oder Veterinärmedizin.
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Jahr | männlich | weiblich | Diff. m-w |
1997 | 1931 | 6172 | -4241 |
1998 | 1825 | 6303 | -4478 |
1999 | 1633 | 6251 | -4618 |
Erziehende Männer – die großen Verlierer auf dem Arbeitsmarkt
Laut Bericht „Beruf und Familie“ der Landeshauptstadt Düsseldorf, herausgegeben vom Frauenbüro – Regionalstelle FRAU & BERUF, S. 31, hat der männliche Berufsrückkehrer erhebliche Probleme auf dem Arbeitsmarkt:
Betrachtet man die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Berufsrückkehrern im Hinblick auf die Integration auf dem Arbeitsmarkt, fällt eine unterschiedliche Akzeptanz seitens der Arbeitgeber auf. Männliche Berufsrückkehrer finden wenig Akzeptanz sowohl bei bisherigen, als auch bei potentiellen Arbeitgebern, wohingegen die soziale Kompetenz der Frauen geschätzt wird und einen immer höheren Stellenwert in der Arbeitswelt erlangt.
Der Staat geht hierbei mit schlechtem Beispiel voran. In seinen Gleichberechtigungsgesetzen (Bundesgleichstellungsgesetz, Landesgleichberechtigungsgesetze, Chancengleichheitsgesetze) wird die berufliche Förderung vorrangig am weiblichen Geschlecht festgemacht und nicht an der tatsächlich geleisteten Erziehungsarbeit. Damit wird der aktiv erziehende Mann, also der Mann, der tatsächlich auch Elternurlaub nimmt, zum großen Verlierer dieser Gesetze, da er benachteiligt ist durch die beruflichen Ausfallzeiten und zudem noch wegen seines Geschlechtes bei Einstellung und Beförderung gesetzlich diskriminiert werden muss.
Deutlich wird dies an der Entwicklung der Akademikerkinderlosigkeit. Folgende Zitate stammen aus dem Familienbericht der Bosch-Stiftung:
Überraschend ist eher, daß heute der Anteil der Frauen, die kinderlos sind und über einen Fachhochschul- oder Hochschulabschluß verfügen, um etwa sieben Prozent unter der Zahl von 1971 liegt. Die Kinderlosigkeit der Akademikerinnen fiel damals nicht auf, weil bei fünf bis sechs Prozent Akademikern insgesamt und etwa zwei bis drei Prozent Akademikerinnen dies nicht ins Gewicht fiel, wohingegen das heute bei 30 Prozent sehr wohl zu einem Thema geworden ist.
Interessant erscheint hier eigentlich die Entwicklung bei den Männern. Denn heute übersteigt die Kinderlosigkeit der 40- bis 44jährigen Männer in allen Bildungsgruppen nicht nur die der Frauen in den gleichen Gruppen, sondern hat sich gerade bei den Akademikern seit 1971 mehr als verdoppelt.
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Erwerbsstatus/Beschäftigung | Männer bis 45 in % | Frauen bis 45 in % |
Vollzeit | 45,6 | 63,0 |
Teilzeit | 71,2 | 16,7 |
In Ausbildung | 97,7 | 88,3 |
Arbeitslos | 52,0 | 33,1 |
Rente/Vorruhestand | 64,3 | 46,7 |
Interessant ist der hohe Anteil von kinderlosen Männern in Teilzeittätigkeiten, insbesondere im Hinblick darauf, dass von der Familienpolitik mehr Teilzeitarbeit von Männern gefordert wird. Hier dürfte die dem Mann immer noch zugewiesene Versorgerrolle und ein damit verbundenes Partnerauswahlverhalten der Frauen (das viel stärker auch in Hinblick auf das Risikoverhalten von Männern und die männliche Kriminalitätsrate thematisiert werden müsste) eine mögliche Ursache sein. Dies wird gestärkt durch den hohen Anteil kinderloser Männer ohne Schulabschluss. Insofern stellen die schlechten Abschlüsse der Jungen auch ein demoskopisches Problem dar.
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Höchster Bildungsabschluss | % der Männer sind kinderlos |
Ohne Abschluss | 63,1 |
Hauptschule | 44,0 |
Realschule | 51,9 |
Abitur | 75,9 |
Hochschulabschluss | 49,6 |
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