Der Herr Präsident spricht nicht mit jedem
Gastbeitrag von Lucas Schoppe
Zuerst veröffentlich auf dem Blog man-tau am 31. Januar 2019
Gerd Riedmeier schreibt an Frank-Walter Steinmeier
Der Bundespräsident, der uns gerade zu Weihnachten zur Dialogbereitschaft aufgerufen hat, macht sich selbst zu einem weiteren Beispiel der Sprachlosigkeit.
Die mittlerweile schon fast wieder vergessene #NazisRaus-Kampagne – eine Werbung für Rasierer, die Männer als „toxisch“ präsentiert – die Verpflichtung einer Stadtverwaltung auf eine genderpolitisch korrekte Sprache: Schon die wenigen ersten Wochen des Jahres lieferten eine Reihe von Beispielen, die von Menschen unterschiedlicher politischer Einstellungen radikal unterschiedlich wahrgenommen wurden – als würden sie in verschiedenen Welten leben.
Die Aufspaltung in verschiedene Echokammern und Spiegelsäle, in denen Vertreter derselben politischen Positionen sich beständig gegenseitig bestätigen und andere Positionen nur noch als feindselig, bösartig und schlicht dumm ventilieren, verhindert eben auch einen gemeinsamen Bezug auf eine gemeinsame Welt. Tatsächlich gibt es so nicht einmal mehr sachliche Kontroversen – die jeweils andere Seite hat ja grundsätzlich überhaupt nichts Sachliches beizutragen, und ihre Positionen werden lediglich als Symptome politischer Dummheit oder Korruptheit gelesen, nicht als andere Sichtweisen auf dieselbe Welt.
Es war daher wichtig, und ganz im Einklang mit seiner Rolle, dass der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Weihnachtsansprache mahnte, dass wir über die unterschiedlichen Milieus und Positionen hinaus mehr miteinander reden, zur Not eben auch streiten müssten.
Ich habe den Eindruck, wir Deutsche sprechen immer seltener miteinander. Und noch seltener hören wir einander zu.
Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Jungen, Männer und Väter, Gerd Riedmeier, nahm den Präsidenten beim Wort und schrieb ihm einen Brief. Er verwies zum Beispiel auf die Bundesministerin Giffey, zuständig für Familien, Jugend, Frauen und Senioren, die zwar viel und ausführlich und sehr ressentimentgeladen über Männer redet, das Gespräch mit Interessenvertretungen für spezifisch männliche Problemlagen aber konsequent verweigert.
Die Vorsitzende des Familienausschusses lehnt es mit einem witzigen, aber durchaus nicht als Witz gemeinten Hinweis ab, dass die Interessengemeinschaft für Jungen, Männer und Väter – die sich immerhin für 50% der Bevölkerung einsetzt – vor dem Ausschuss sprechen kann. Dort könne doch schon der Deutsche Frauenrat sprechen, und der bilde schon die Vielfalt der Diskussion ab.
Das ist ungefähr so, als würden in einem Migrationsausschuss Vertretern von Migranten der Vortrag mit dem Argument verweigert, dass dort doch schon die AfD sprechen könne, die an sich schon für die Vielfalt der Diskussion stünde.
Riedmeier drückte das wesentlich freundlicher und verbindlicher aus als ich, nimmt den Präsidenten erfreut beim Wort und bittet um eine Einladung. Keine Antwort.
Er wartet einige Wochen – immer noch keine Antwort.
So hatte der Präsident die Sache mit der Notwendigkeit des Dialogs nun also auch wieder nicht gemeint – Dialog ist wichtig, aber ja nun nicht mit Menschen, die Meinungen haben, die man nicht hören will. Anders als die Vorsitzende des Familienausschusses hält es der Bundespräsident noch nicht einmal für nötig, die Verweigerung des Gesprächs irgendwie zu begründen.
„Und mehr noch als der Lärm von manchen besorgt mich das Schweigen von vielen anderen,“ erklärt er gleichwohl in seiner Ansprache. Die Interessenvertreter für Rechte von Jungen, Männern oder Vätern müssen natürlich nicht schweigen, es reicht vollkommen, wenn sie einfach nur die Klappe halten.
Sowohl der Präsident als auch die Mitglieder des Familienausschusses als auch die Familienministerin tragen übrigens für die gesamte Bevölkerung eine Verantwortung, nicht nur für eine ausgewählte Klientel. Der Brief von Riedmeier bietet jedenfalls überhaupt keinen Anlass, ihn einfach zu ignorieren und eine Reaktion zu vermeiden. Hier ist der Wortlaut:
Sprachlosigkeit und fehlender demokratischer Diskurs (Weihnachtsansprache)
Einladung an die IG-JMV zum persönlichen Gespräch 2019
24. Dezember 2018
Sehr geehrter Herr Bundespräsident Steinmeier,
in Ihrer Weihnachtsansprache 2018 warnen Sie vor Sprachlosigkeit in unserer Gesellschaft. Unsere Demokratie baue darauf, „dass wir unsere Meinung sagen, für unsere Interessen streiten.“ Und: „Ich habe den Eindruck, wir Deutsche sprechen immer seltener miteinander. Und noch seltener hören wir einander zu.“
Immer mehr Menschen zögen sich zurück unter ihresgleichen, in die eigene Wahrnehmungsblase, in der alle einer Meinung seien. „Nur, so sehr wir uns über andere ärgern, eines gilt auch morgen noch: Wir alle gehören zu diesem Land – unabhängig von Herkunft oder Hautfarbe, von Lebensanschauung oder Lieblingsmannschaft.“
Als Sprecher der Interessengemeinschaft Jungen, Männer und Väter (IG-JMV) muss ich leider Ihre Aussagen und Ihre Wahrnehmung bestätigen. Es sind vor allem die Bundespolitik und dabei die Bundesministerien für Justiz und Familie, die einen offenen Diskurs mit authentischen Vertretern der Belange von Jungen, Männern und Vätern verweigern. Sie üben nahezu ausschließlich den Dialog mit Frauen- und Mütterverbänden. Die Bedürfnisse des männlichen Teils der Bevölkerung werden so unsichtbar gemacht.
Gehören wirklich wir alle zu diesem Land? Auch heterosexuelle Männer und (getrennt erziehende) Väter? Es sieht nicht danach aus.
Die formal zuständige Bundesministerin Dr. Giffey zeigt sich öffentlich ausschließlich mit Frauen- und Mütterverbänden. Ein persönliches Gespräch mit Männer- und Väterverbänden verweigert sie. Anstelle dessen beleidigt Frau Giffey getrennt erziehende Väter pauschal als Unterhaltspreller und droht ihnen mit Führerscheinentzug („Wer nicht zahlt – läuft“), ohne nach den Ursachen für die mangelnde Leistungsfähigkeit vieler Väter zu fragen (Niedriglohnsektor?).
In die vom BMFSFJ veröffentlichte Statistik über häusliche Gewalt werden auch außerhäusliche Gewalt, das Ausbleiben von Unterhaltszahlungen sowie Falschbeschuldigungen eingerechnet. Die tendenziöse Darstellung geht pauschal zu Lasten von Männern.
Die Vorsitzende des Familienausschusses des Bundestages verweigert der IG-JMV den Vortrag vor dem Ausschuss mit der Begründung, der Dt. Frauenrat „bilde bereits die Vielfalt im Diskurs ab…“
Zeit zum Reden? Zuhören? „Sprechen sie mit Menschen, die nicht Ihrer Meinung sind.“ ??? Ich denke, es macht keinen Sinn, mit erhobenem Zeigefinger auf andere Länder zu zeigen, und gleichzeitig das offensichtliche Demokratiedefizit mitten in unserer Gesellschaft bewusst zu ignorieren.
Aus diesen Gründen ersuche ich Sie um ein persönliches Gespräch im Bundespräsidialamt. „Ein Versuch ist das wert.“ „Lassen Sie uns dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft mit sich im Gespräch bleibt!“
Die IG-JMV nimmt Sie mit Ihrem Vorsatz für das nächste Jahr ernst.
Ich bedanke mich im Namen der IG-JMV für Ihre Offenheit, sehe Ihren Terminvorschlägen erwartungsvoll entgegen und verbleibe mit besten Wünschen und freundlichen Grüßen zum Jahresbeginn
Gerd Riedmeier
1. Vorsitzender
FSI – Forum Soziale Inklusion e.V.
Sprecher der Interessengemeinschaft Jungen, Männer und Väter (IG-JMV)
Soweit der Brief. Wer trotz allem versuchen möchte, den Bundestag daran zu erinnern, dass er die gesamte Bevölkerung vertritt und nicht nur eine kleine Klientel, der kann nun eine Petition unterschreiben, in der sich die Interessen vieler bündeln. Dort werden Positionen vertreten, die von der Interessengemeinschaft Jungen, Männer und Väter schon lange formuliert werden. Zugleich ist eine der Petentinnen Cornelia Spachtholz, die Vorsitzende des Verbands berufstätiger Mütter. Vor allem aber setzt sich die Petition für etwas ein, das nach vielen unterschiedlichen Studien deutlich dem Wohl von Kindern dienen würde.
Es geht darum, nach Trennungen die Doppelresidenz als Standardmodell einzuführen. Das würde zur Gleichberechtigung von Eltern beitragen, aber vor allem würde es Kindern die Möglichkeit verschaffen, auch nach Trennungen einen guten Kontakt zu beiden Elternteilen zu behalten.
Es gibt keine vernünftigen Gründe gegen diese Forderung – lediglich Klientelinteressen einiger Mütterlobbyistinnen und Bundesministerinnen, die an der Vorstellung festhalten, dass Kinder in jedem Fall ganz zur Mutter gehören und dass der Vater vorwiegend zur Finanzierung da ist.
Die Forderung ist so vernünftig, dass sich vermutlich selbst der Bundespräsident von ihr überzeugen lassen würde – wenn er denn mal bereit wäre, mit Menschen seines Landes zu reden, die diese Forderung vertreten.
Aber wer gar nicht spricht und erst recht nicht zuhört, kommt Lösungen kein Stück näher. Sprachlosigkeit heißt Stillstand,
erklärt er in seiner Ansprache. Da hat er völlig recht.
Hier geht es noch einmal zur Petition zur Doppelresidenz.
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Lesermeinungen
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@Mascha:
>.. wie war das noch? Wer sich unterm Wert verkauft und nicht richtig verhandelt…xD Hört man doch immer. . Selber schuld, sag ich da nur. Gilt für Männer wie für Frauen, wenn sie im Niedrigsektor arbeiten. Männer sind deswegen noch lange keine Opfer.
…Schöner Strohmann. Gerd Riedmeier schreibt nichts von Opfer. Er legt dar, dass es Männer gibt, die im Niedriglohnsektor arbeiten. Entgegen dem Männerbild, das die Frauenpolitik verbreitet, sind nicht alle Männer hochbezahlte Topmanager. Und jene Männer, die im im Niedriglohnsektor arbeiten, sind keine Unterhaltspreller, weil sie nicht zahlen, sondern sie können einfach nicht zahlen.
…Übrigens Strohmann: Da empfehle ich immer das sehr gute Video vom Doktoranten dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=xdHkbrdpWgo
@Mascha Manche Kommentar sind einfach so unterbelichtet das weiß man garnicht wo man Anfangen soll… Aber bei Leuten wie ihnen ist eh Hopfen und Malz verloren… Es ist der Mühe nicht wert…
@Gunther
>Ich fragte mich schon öfters, ob solch ein Brief wirklich bis zum Bundespräsidenten vordringt.
Vielleicht wird er schon vorher aussortiert und dadurch erst gar nicht von Herrn Steinmeier wahrgenommen.
…ich denke auch, dass das Steinmeier nie lesen wird. Aber je mehr Leute solche Briefe an Steinmeier schreiben, desto weiter wird es vielleicht irgendwann zu den Personen vordringen, die Steinmeier beraten. Außerdem ist ein öffentlicher Brief auch für die Öffentlichkeit. Und wenn die es liest, ist ja auch schon was gewonnen.
Ich denke, als kleiner Verein sollte man den Maßstab nicht immer danach richten, die Welt verändern zu wollen, sondern einfach mal etwas tun, weil man es für richtig und wichtig hält.
Mascha@ “ Männer sind deswegen noch lange keine Opfer. “
Außerdem ist der Opferstatus schon lange vergeben und wird bis aufs Blut verteidigt.
Grundsätzlich hast du zwar nicht ganz unrecht, wir können uns aber gerne weiter unterhalten, wenn Frauenbevorzugung bei Einstellung und Beförderung aufgehört haben.
Und selbstverständlich die hier bereits oftmals angeprangerte und nachgewiesene Benachteiligung von Junegn in der Schule. Der Spruch, nicht für die Schule lernen wir, ist nie aktueller gewesen als heutzutage. Nur der Schluss ist falsch. Denn richtig müsste er mittlerweile für Jungen heißen: „… trotz der Schule lernen wir.“
Dass Männer im Schnitt doch meist mehr verdienen als Frauen, liegt demzufolge auch ganz einfach daran, dass sie es tatsächlich auch verdienen. Durch mehr Arbeit, mehr Fleiß und größere Anstrengungen. Nicht zuletzt auch, um ihrer althergebrachten Rolle als Ernährer der Familie gerecht zu werden.
Denn wenn Feministinnen Geld abgreifen können, sind „veraltete“ Geschlechterrollen durchaus noch state of the art.
Ansonsten Glückwunsch, du bist zumindest nicht völlig verblödet und zumindest halbwegs auf dem richtigen Weg. Bei der breiten Masse der Männer und Frauen sind Frauenquoten und/für Vorstandsposten nämlich ein Luxusproblem, dass sie niemals betreffen wird.
„ohne nach den Ursachen für die mangelnde Leistungsfähigkeit vieler Väter zu fragen (Niedriglohnsektor?).“
Aöh.. wie war das noch? Wer sich unterm Wert verkauft und nicht richtig verhandelt…xD Hört man doch immer. . Selber schuld, sag ich da nur. Gilt für Männer wie für Frauen, wenn sie im Niedrigsektor arbeiten. Männer sind deswegen noch lange keine Opfer.
Warum wundert mich diese Antwort nicht? Wie schon geschrieben, der Opferstatus ist bereirts vergeben und wird von FRAUEN bis auf’s Blut verteidigt! Schade, dass Sie so denken.
Bundesprä(sid)ent
„Es sei Fünf vor Zwölf“, sagte er kürzlich,
„und das haben viele noch nicht gemerkt.“
„Liebe Schüler, sie sind sehr gefährlich,
Alte Weiße Männer, das sei mal vermerkt.
Ich bin beispielsweise einer, ganz ehrlich,
der mahnt und warnt, dass das Euch stärkt.
Mein Dialog ist mehr eine Einbahnstraße,
mit Euch rede ich so wohlwollend gerne,
Männerrechtler sind für mich Seifenblase,
eine Unterhaltung mit denen liegt mir ferne.“
Ein Schelm sei, wer das von ihm so denkt ?
Vielleicht erreichen solche Briefe ihn nicht,
in der Tat, von dem Präsidial-Büro abgelenkt.
Aber nun hätte er im PC die eigene Sicht !
Ich fragte mich schon öfters, ob solch ein Brief wirklich bis zum Bundespräsidenten vordringt.
Vielleicht wird er schon vorher aussortiert und dadurch erst gar nicht von Herrn Steinmeier wahrgenommen.
Wäre das nicht fast wahrscheinlicher?