Männerhäuser und Dunkelfeldstudie in NRW

von Manndat

Nach langem Ignorieren fängt die Politik allmählich an, sich um von Gewalt betroffene Männer zu kümmern

Zwei Männerhäuser mit Wohnungen für maximal acht Männer will NRW einrichten. Das ist noch nicht viel, aber ein hoffnungsvoller Anfang, wie wir meinen.

2017 wurde die rot-grüne Landesregierung unter Hannelore Kraft (SPD) abgewählt und eine schwarz-gelbe Landesregierung gewählt. Offenbar ein Glücksfall für männliche Opfer häuslicher Gewalt, denn NRW wird endlich zwei Männerhäuser mit Wohnungen für maximal acht Männer einrichten.

Die Welt hat dazu Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (CDU) und Manfred Höges, zuständiger Berater vom Sozialdienst katholischer Männer (SKM), befragt. Höges zu der Frage der betreffenden Klientel:

Die Männer, die ich seit Jahren berate, kommen oft aus der Mittelschicht, haben angesehene Berufe und sind gebildet. Aber sie fühlen sich hilflos gegenüber der Gewalt in ihrer Beziehung. Und: Sie werden sogar von der Polizei manchmal nicht ernst genommen, wenn sie diese um Hilfe bitten. (…) Außerdem sind Männer öfter von psychischer und sozialer als von physischer Gewalt betroffen, zum Beispiel von langjährigen extremen Demütigungen.

NRW will noch 2020 eine Dunkelfeldstudie veröffentlichen

Laut Scharrenbach gab es allein in NRW 2018 rund 7000 Fälle häuslicher Gewalt, in denen Männer die Opfer waren. Dazu komme das vermutlich hohe Dunkelfeld, betont die Ministerin. NRW will dieses Dunkelfeld etwas ausleuchten. Dazu hat NRW Frauen und Männer anonym befragt. Die Ergebnisse dieser Studie sollen noch 2020 bekannt gegeben werden.

Wo Rot-Grün versagt hat

Auf die Frage der WELT, warum erst jetzt die erste Schutzwohnung für solche Opfer eingerichtet würde, da Experten vor dieser Not schon seit einem Jahrzehnt warnen würden (tatsächlich gibt es die ersten Dunkelfeldstudien, die auf die Problematik hinweisen, in den USA schon seit den 70er Jahren und in Deutschland schon seit den 90ern des letzten Jahrhunderts), antwortet Scharrenbach:

Für die Rot-Grüne Vorgängerregierung in NRW war das kein Thema. (…) Wir nehmen bei der Opferunterstützung beide Geschlechter in den Blick. Die Etats für Frauen- und für Männerhilfe steigen. 2020 investieren wir rund 24,7 Millionen Euro in Hilfsprojekte für Gewaltopfer. Davon gehen 24,2 Millionen in die Frauenhilfe und rund 500.000 Euro an die Männerhilfe. Aber diesen Schutz von Männern haben wir mit dem Regierungsantritt 2017 auch sofort aufgegriffen.

Fazit

Zwei Männerhäuser mit Wohnungen für maximal acht Männer, bei rund 7000 registrierten Fällen männlicher Gewaltopfer im häuslichen Bereich in NRW. 24,2 Mio. Euro für weibliche Gewaltopfer und 0,5 Mio. Euro für männliche Gewaltopfer, also ein Finanzmittelverhältnis von ca. 48:1 bei einem Hellfeld-Gewaltopferverhältnis von 4:1. Zugegeben, das ist sehr dürftig für die männlichen Gewaltopfer. Gut, von Gleichberechtigung oder gar Gleichstellung bezüglich Gewaltopferhilfe sind wir noch weit entfernt. Aber es ist ein langsamer Anfang. Ja, nach einem halben Jahrhundert Totschweigen und Marginalisierung ist es ein hoffnungsvoller Anfang.

Bild: fotolia_172326104 Urheber: roman-bodnarchuk

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Lesermeinungen

  1. By Norbert W.

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    • By Dr. Bruno Köhler

  2. By Andreas

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  3. By Norbert W.

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  4. By Norbert W.

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