Mehr Feminismus für Afghanistan. Und alles wird gut.

von Manndat

Da sterben in Afghanistan deutsche Soldaten am laufenden Band – natürlich für die Demokratie in Deutschland, versteht sich. Aber da es ja bisher ausschließlich Soldaten und keine Soldatinnen waren, kümmert das gewisse Kreise bestenfalls am Rand.

Ein bisschen Mitgefühl natürlich muss aber schon sein. So dachte man sich wohl auch bei Anne Will in deren gleichnamiger ARD-Talkshow. Dort stand unlängst eine Sendung unter dem Motto „Lieber Mädchenschulen bauen als Taliban bekämpfen“. Offenbar ein fast schon verzweifelt anmutender Versuch gewisser Gruppen, dem Afghanistan-Einsatz so etwas wie eine moralische Legitimation aufzupfropfen, denn wenn es etwas gibt, wofür man bedenkenlos männliche Soldaten verheizen darf, dann sind es natürlich Mädchenschulen.

Damit nicht genug. Im Verlauf der Sendung ging man – hier ist insbesondere die Grüne Kerstin Müller hervorzuheben – den Ursachen für den nach wie vor stattfindenden Krieg gnadenlos auf den Grund: Nicht nur mehr Mädchenschulen müssten gebaut werden, es fehle vor allem an Gleichstellungsbeauftragten. Und ruck zuck wären die Probleme gelöst, alles wird gut.

Man könnte an Satire glauben, doch nein, so etwas meinen Politiker und Journalisten im real existierenden Patriarchat der Bundesrepublik Deutschland tatsächlich bitterernst.
Eigentlich wollten wir uns hier ausführlicher mit den tollen Vorschlägen der Frau Müller befassen, aber ausgerechnet Spiegel-Online kam uns zuvor. Den Link zum lesenswerten Artikel findet der geneigte Leser am Schluss. Doch nicht genug damit. Im Satireteil der Online-Zeitung war auch noch ein Kommentar zu lesen, der so gut ist, dass wir uns eigene Worte sparen können. Unter der Überschrift „Hoffnung für Afghanistan“ konnte man da lesen, Zitat:

Kerstin Müller (Bündnis 90/Die Grünen), Afghanistan-Expertin ihrer Partei, erläuterte in der ARD bei Anne Will die Lage am Hindukusch.

Wie viele andere Grüne hatte Müller dem Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan erst nach intensiver Gewissensprüfung zustimmen können, kam aber schließlich nicht umhin, den schweren Schritt zu gehen. So ist auch momentan an ein Ende des Krieges nicht zu denken. Denn, was viele Menschen sich hierzulande gar nicht vorstellen können: „Dort gibt es keine Frauenbeauftragten!“ Zumindest nicht in den Gebieten, die von den Taliban kontrolliert werden. Ein Abzug der Bundeswehr ist daher erst möglich, wenn sich die Taliban in der Frauenbeauftragten-Frage einsichtig zeigen. Nach den Plänen Müllers sollten zudem neben Warlords vermehrt Warladies zum Zuge kommen, bei der Zusammensetzung der Taliban-Führung müsse endlich die Frauenquote beachtet werden.

Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Bleibt nur zu hoffen, dass das nicht der Herr Gesterkamp liest, denn sonst könnte es schnell passieren, dass Spiegel-Online in seinem nächsten Schüleraufsatz als rechtsradikales Schmierblatt aufgeführt wird. Bei der Kritik am feministischen Ungeist ist nämlich Schluss mit lustig.

http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,689722,00.html

http://www.spiegel.de/spam/0,1518,689804,00.html

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