Von Tanzbären und lila Pudeln

von Manndat

In der Süddeutschen hat sich ein gewisser Herr Kortmann seine Ansichten zum Thema Sexismus in der Werbung von der Seele geschrieben. Dabei ging er sogar, man lese und staune, auf das Thema Männerfeindlichkeit ein. Klingt eigentlich ganz gut.

Ist es aber nicht, denn der gute Herr Kortmann meint, es wäre eine Frage der Emanzipation von Männern, ob man sexistische Werbung lustig findet oder nicht. Ob das Feministinnen auch so sehen? Ach richtig: männerfeindliche Werbung wäre ja das kleinere Problem „angesichts des meist harmlos-possierlichen Frauenbildes”. Gegen das zu protestieren natürlich ein Ausdruck von Emanzipation ist, bei Frauen.

Also mal ehrlich. Es ist doch wirklich unglaublich, dass es immer noch Männer gibt, die sich über eine OTTO-Werbung aufregen, in der ein Mann von seiner Frau mit dem Katalog bewusstlos geschlagen wird. Hey, Jungs! Emanzipiert euch doch einfach ein wenig und lacht darüber. Vergesst aber nicht, euch sofort zu erregen, wenn es um häusliche Gewalt gegen Frauen geht!

Und wenn Männer im Werbespot des schweizer Handelsunternehmens Migros von Frauen als „Flaschen” im Supermarkt abgegeben werden, ist das natürlich nicht männerfeindlich, sondern – zumindest nach der verqueren Logik des Herrn Kortmann – ein Symbol dafür, dass Männer die Frauen immer noch am Aufstieg hindern. Ohne ein wenig beiläufige ideologische Schulung geht es nunmal nicht.

Da ist er wieder, der feministische Sexismus. Und es offenbaren sich zwei weitere wichtige Erkenntnisse: Erstens sind zweifellos vorhandene intellektuelle Fähigkeiten kein sicherer Schutz vor einem genderkonservierten Hohlraum zwischen den Ohren und zweitens ist es trotz dieses Hohlraums möglich, groben Unfug in wohlformulierte Sätze zu packen.

Bleibt nur die Frage nach dem Warum. Vermutlich hofft er für diesen Beitrag von den Feministinnen zu hören, dass es ihnen gefallen hat. Da schwillt der Kamm, da steigt die Libido, da fühlt man sich als ganzer Kerl. Und merkt nicht einmal, wie man von diesen Frauen wie ein Tanzbär am Nasenring durch die Manege geführt wird.

Oh, gerade höre ich Proteste der Tanzbären. Recht haben diese armen Tiere, sich gegen so einen Vergleich zu wehren. Schließlich werden sie zu ihren Auftritten gezwungen, während sich die Kortmanns dieser Welt freiwillig zum Affen, Verzeihung: zum Bären machen.

Im Prinzip ist dieser Artikel sogar sexistischer als die darin beschriebene Werbung, denn in ihm wird Sexismus nicht nur klein geredet, sondern sogar noch als berechtigt dargestellt – aber nur, wenn er sich gegen Männer richtet. Ob der Autor in der Lage ist, seine eigenen Widersprüche und sein Messen mit zweierlei Maß zu erfassen?

Allerdings könnte man diesem Flaschen-Spot durchaus etwas abgewinnen, wenn in den Wagen lauter Kortmanns sitzen würden. Sexistisch wäre er dann zwar immer noch, hätte aber zumindest eine progressive Note, weil die Gezeigten für all die Kortmanns dieser Welt ständen, die in Geschlechterdingen mit zweierlei Maß messen und deren Ideologie daher der geordneten Entsorgung zugeführt werden sollte.

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