„Antifeminist“ – eine Filmkritik

von Manndat

Quelle: Screenshots Trailer Antifeminist

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Leia Larsson ist eine bekannte und erfolgreiche feministische Bloggerin. Durch ein Erlebnis in einem Café wird ihr bewusst, dass ihre Ansichten und damit auch ihre Person sehr kontrovers wahrgenommen werden. Dies geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Am Abend dieses Tages erhält sie ein mysteriöses Paket mit einer eleganten femininen Abendgarderobe und einer Einladung zu einer geschlossenen Abendgesellschaft.

Spoiler

Nach anfänglicher Skepsis folgt sie der Einladung in ein Schloss. Es ist eine rein weibliche Gesellschaft. Lediglich die Diener sind alles leicht bekleidete Männer. In ihrem Gang durch das Schloss begegnet sie nacheinander personifizierten Extrempositionen des Feminismus. Ihre Versuche, mit den Personen in ein Gespräch zu kommen, werden mit dogmatischen Phrasen abgeblockt. Leias anfängliche Faszination weicht mehr und mehr einer Unbehaglichkeit. Als sie die Veranstaltung schließlich verlassen will, wird sie von den anderen Gästen mit zu dem Höhepunkt des Abends geführt.

In einem Raum sollen drei Auserwählte, darunter auch Leia, in einem gewalttätigen Ritual durch ihre Führerin in die Schwesternschaft aufgenommen werden. Als sich Leia dagegen ausspricht, wird sie mit der Tatsache konfrontiert, dass all die extremen Positionen, die sie auf der Abendveranstaltung kennengelernt hat, auch durch ihren feministischen Blog inspiriert wurden.

Nach dem Vorwurf, wegen ihrer Skepsis eine Antifeministin zu sein, sieht man, wie Leia in ihrer Wohnung von ihrer Mitbewohnerin aufgeweckt wird. Sie ist sich nicht ganz sicher, ob alles nur ein Albtraum war. Sie erkennt aber, dass sie sich mit ihren feministischen Thesen und Ansichten auf einem gefährlichen Irrweg befindet und sieht das Erlebnis – sei es real oder fiktiv gewesen – als eine zweite Chance. Sechs Monate später ist Leia Gast in einer Talkshow, in der sie ihre neue Sichtweise auf den Feminismus erklärt. 

„Antifeminist“ ist eine ungarische Produktion aus dem Jahr 2019, die mittels Crowdfunding und durch Sponsoren finanziert wurde. Die Idee des Films stammt von Sofija Sztepanov, die auch die Regie führte. Sztepanov ist Regisseurin, Autorin und Produzentin und hat sich mittlerweile in zahlreichen Einzel- und Gemeinschaftsprojekten einen angesehenen Namen in der Branche aufgebaut. „Antifeminist“ ist nach „Tinder Will Understand“ (2016) ihr zweites Filmprojekt, das sie geschrieben und bei dem sie Regie geführt hat.

Für einen Kurzfilm wurde er mit einem großen personellen Aufwande gedreht. 60 Schauspieler und Statisten wirkten mit. Neben Leila Lallali, die die Hauptfigur Leia spielt, wirkten u. a. auch Tunde Bodnar und Magdalena Korpas in den Hauptrollen mit.

Die Story des Films wird auf eine sehr fesselnde und sehr kurzweilige Weise erzählt. Er ist gespickt mit Metaphern und Bildern über den Feminismus, der hier als eingeschworene Gemeinschaft dargestellt wird, mit Aufnahmeritualen, strenger Hierarchie, dogmatischen Überzeugungen und Losungen („valeo, valui, valiturus“; lateinisch für stark oder kräftig sein). Die rein weibliche Abendgesellschaft in dem Schloss, in der Männer nur die Rolle haben, den Frauen zu dienen, ist die Traumwelt, die sich Feministinnen erträumen. Die Gäste sind eine Persiflage auf feministische Extrempositionen.

Auch wenn es der Filmtitel suggeriert, setzt sich der Film nicht mit den Anliegen und Belangen von all jenen auseinander, die der Feminismus pauschal als „Antifeministen“ abtut. Es ist aber auch kein Film, der Feminismuskritiker, wie medial üblich, braun pinselt und mit der Nazikeule in die rechte Ecke schlägt. Es ist ein feministischer Film und ein feminismuskritischer Film zugleich. Und es ist auch ein Film über die Frage, wie moderne Frauen heute wahrgenommen werden wollen.

Sofija Sztepanov bedauert, dass der Feminismus ein zunehmend negatives Image bekommt und als Männerfeindlichkeit wahrgenommen wird. Gerade deswegen kritisiert sie die Unfähigkeit des Feminismus, sich sachlich mit Kritik auseinanderzusetzen. In einem Schwarz-Weiß-Denken, wie er auch für die Postmoderne üblich ist, kategorisiert und polarisiert er in Feministen und Antifeministen und radikalisiert sich dabei zunehmend. Schon eine leichte Skepsis reicht, um in dieser sektenähnlichen Gemeinschaft vom Feministen zum Antifeministen zu werden.

Der Film soll ein Appell an Feministinnen sein, sich sachlicher Kritik am Feminismus um des Feminismus Willen zu stellen. Er soll so zu einer Neubewertung dessen finden, was Feminismus bedeutet und wohin sich die Bewegung im 21. Jahrhundert entwickelt.

Der Kurzfilm ist deshalb für alle, Feministinnen wie Feminismuskritiker, interessant und zu empfehlen.

Vorschaubild: Screenshot Trailer Antifeminist

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Lesermeinungen

  1. By Norbert W.

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  2. By David Ghane

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  3. By Aloys

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    • By Mario

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