Feuerwehrmänner sollen zum „Detoxikologen für Männlichkeit“
Berlin zeichnet die erste Feuerwehrwachleiterin Berlins, Beatrice Wrenger, mit dem Berliner Frauenpreis 2025 aus. Aber Berlin hat auch etwas für seine Feuerwehrmänner. Zum Dank, dass die Berliner Feuerwehrmänner ihre Gesundheit und ihr Leben beim Retten von Menschen, Tieren und Sachwerten einsetzen, schenkt ihnen Berlin eine Fortbildung bei einem „Detoxikologen für Männlichkeit“, der ihnen erzählt, wie sie über ihre männlichen Privilegien reflektieren und ihren Beitrag für Frauen leisten können.
Berlin braucht 413 Millionen Euro, um seine Feuerwachen zu sanieren. Aber immerhin gibt es in Berlin Fachleute, die wissen, wo Prioritäten zu setzen sind. Das ist beruhigend. Wie die Berliner Zeitung berichtet, weiß nämlich ein „Team Diversität und Kulturwandel“ genau, was es jetzt braucht und geht offensiv auf die Berliner Feuerwehrmänner zu, schreibt sie an und ermuntert sie, ihren Beitrag für Frauen zu leisten, und bietet ihnen auch gleich eine Möglichkeit dazu an, nämlich indem sie ihre eigene Rolle hinterfragen. Denn, dass Feuerwehrmänner tagtäglich ihre Haut riskieren und ihr Leben aufs Spiel setzen, um auch Frauen zu retten, reicht dem „Team Diversität und Kulturwandel“ nicht.
Wer steckt hinter diesem ominösen „Team Diversität und Kulturwandel“? Wir wissen es nicht. Eine Suche auf dem offiziellen Hauptstadtportal hat ebenso keinen Treffer gegeben wie eine Suche auf den Serviceseiten der Stadt oder bei der Senatskanzlei. Wer etwas findet, soll es uns bitte in den Kommentaren wissen lassen.
Aber wie die Berliner Feuerwehrmänner konkret ihren Beitrag für Frauen zu leisten und ihre eigene Rolle hinterfragen können, wird uns immerhin genannt, nämlich durch einen Kurs bei Christoph May im Mai. May wird über männliche Privilegien und darüber sprechen, wie sich Männer aktiv in die Debatte um Gleichberechtigung einbringen können.
Wer ist Christoph May? Auch darüber sagt das „Team Diversität und Kulturwandel“ nichts Näheres. Aber da können wir weiterhelfen, denn ein Interview von ihm mit dem Südtiroler Onlinemagazin „Barfuss“ gibt uns darüber Auskunft. Der Name des Onlinemagazins scheint dabei Programm zu sein, denn was man da liest, zieht einem die Schuhe samt Socken aus.
„Feminismus an den Mann bringen, lautet das Credo der Arbeit von Christoph May“, heißt es da. Er sei ein „Detoxikologe für Männlichkeit“ und hat gemeinsam mit seiner Partnerin Stephanie May das Detox Masculinity Institute gegründet und hält nun vorwiegend Seminare, Vorträge und Workshops über Männerbünde, Männerbilder und kritische Männlichkeit in Firmen und Unternehmen.
Gut, dass es „toxische Männlichkeit“ gibt, sonst wäre May vielleicht arbeitslos.
Ihm sei bewusst geworden, wie stumpf, leer, reaktionär und lame alles Männliche sei. Die Abwesenheit von FLINTA*-Personen in Männerbünden und die Art, wie und was in solchen Männerbünden über Frauen gesprochen wird, kotze ihn mittlerweile nur noch an.
Die Barfuss-Redaktion liefert uns auch noch eine Definition, was FLINTA* ist. Das finden wir gut, denn es soll ja tatsächlich noch Leute geben, die über so wichtige Themen nicht informiert sind: FLINTA* sind Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und agender Personen – Personen, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität patriarchal diskriminiert werden.
Zur Frage, was unter toxischer Männlichkeit zu verstehen ist, sagt May:
Überall dort, wo Männer unter sich bleiben (männliche Monokulturen, männlich dominierte Umgebungen, Männerbünde etc.), entwickeln sich toxische Monokulturen und eine Männermonotonie. Das alles ist Gift: Gift für die Geschlechtervielfalt, Gift für soziale Beziehungen und Gift für kulturellen Reichtum. Der Begriff der toxischen Männlichkeit ist heute im Mainstream angekommen. Das finde ich super, da mittlerweile sogar die Tagesschau Phänomenen, wie Rammstein oder Bushido, den Stempel der männlichen Toxizität aufdrückt.
Und zu der Frage, was ein Männerforscher ganz konkret macht, meint der „Männlichkeitsdetoxikologe“:
Es geht um Wissenschaftskommunikation. Also darum, den High-Level feministischen Diskurs an den Mann zu bringen. Die Arbeit ist zum Teil Forschung und Aktivismus, aber auch ganz viel Awareness-Arbeit. Die Forschung besteht darin, in einem lebenslangen Feldprozess herauszufinden, wie man kritisch mit Männern arbeiten kann, um Männlichkeit kritisch zu reflektieren und darüber zu sprechen, ohne dass sie sich angegriffen fühlen und fluchtartig den Raum verlassen. Man könnte also sagen, dass die Forschungsfrage lautet: Wie kriegt man Männer dazu, sich mit FLINTA*-Perspektiven auseinanderzusetzen und ihre männlichen Monokulturen zu verlassen?
Und darin sieht May das Problem: Männer nehmen nie am feministischen Diskurs teil, weil Männer seit über 4000 Jahren nicht bereit sind, ihre Privilegien als Mann abzulegen.
Aber als „Männlichkeitsdetoxikologe“ hat May natürlich auch drei gute Ideen, wie man auf solche toxischen Strukturen aufmerksam macht, und zwar „Awareness, Awareness, Awareness“.
Alles klar? Nein? Gut, dafür hat May auch ein konkretes Beispiel: Durchzählen ist neben all dem auch super wichtig: Als Mann sollte man immer durchzählen und den Männeranteil – nicht den Frauenanteil – benennen. Männlichkeit muss zu jedem Zeitpunkt und überall verdächtig werden.
Besonders schlimm sind nach dem selbsternannten „Wissenschaftskoordinator“, der „den High-Level feministischen Diskurs an den Mann“ bringen will, Männer, die mit Männern abhängen:
Es muss jedem Mann bewusst sein, dass er männerbündische Strukturen reproduziert, wenn er immer nur mit männlichen Freunden in die Kneipe geht. Auch dann, wenn man das große Ganze bereit wäre, zu ändern. Wenn die Bereitschaft nicht da ist, bereits im Kleinen durchzuzählen und das Gespräch zu unterbrechen, wenn nicht 70 % FLINTA* anwesend sind, ist man Teil des Problems.
Dabei sei es nach May ganz einfach für Männer, ihr männliches Umfeld zu verlassen:
Wenn Männer behaupten, dass eine solche Lebensumstellung schwierig sei, weil es sich um langjährige Freundschaftsgruppen handle, deren Medienkonsum nunmal männlich ist, handelt es sich um faule Ausreden. Diese Männer wollen nichts für eine geschlechtergerechte Zukunft beitragen. Das darf nicht schöngeredet werden. Es ist eine misogyne Abwehrhaltung, wenn man sich nicht mit FLINTA*-Personen umgibt.
May propagiert Männerlimits statt Frauenquoten, denn wenn wir von Frauenquoten sprechen, denken Männer automatisch, dass es sich bei Feminismus um ein Frauenproblem handelt und sie aus dem Schneider sind. Auch wenn das absurd ist, wollen Männer am Beispiel der Frauenquote nicht verstehen, dass wir das Problem sind, wir sind zu viele, wir sind zu mächtig. Als Männer ist es unsere Aufgabe, das zu lösen. Mit dem Begriff Männerlimit wird klar, dass es ein Männer- und kein Frauenproblem ist.
Liebe Berliner Feuerwehrmänner, wenn ihre eure Rolle kritisch hinterfragt und zu dem Ergebnis kommt, dass ihr eure kostbare Zeit für dekadente Dilettanten vergeudet, weil ihr eure Gesundheit und euer Leben bei eurer Tätigkeit riskiert und dafür zum Dank als toxisch und als Teil des Problems angepöbelt werdet, geben wir euch den Tipp, zählt durch und wenn bei euch nicht mindestens 70% FLINTA*-Personen sein sollten, tretet aus eurer Feuerwehr aus und arbeitet bei der Feuerwehr einer Stadt, die euch als Menschen und euren Einsatz wertschätzt.
Quelle Beitragsbild: AdobeStock_416254347
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„indem sie ihre eigene Rolle hinterfragen. Denn, dass Feuerwehrmänner tagtäglich ihre Haut riskieren und ihr Leben aufs Spiel setzen, um auch Frauen zu retten, reicht dem „Team Diversität und Kulturwandel“ nicht“
Wie gut, dass sich „nicht-Männer“ aufzeigen, wie man es besser macht:
„LAFD Assistant Chief Kristine Larson: „Am I able to carry your husband out of a fire? He got himself in the wrong place.“ “
=> Sie rettet also Männer nicht, und setzt ihr eigenes Leben nicht für Männer aufs Spiel. Fertig. Kein Privilegiencheck nötig.
Vielleicht kann mir dieser verwirrte Mensch endlich sagen, wo meine männlichen Privilegien sind? Als mir die Feldjäger damals mit der Axt die Tür eingeschlagen haben, um mich mit Gewalt in die Kaserne zu schleifen, haben die Frauen nur gelacht. War das eines dieser Privilegien?
Vielleicht sollten Feuermänner das patriachalische Motto „Frauen und Kinder zuerst“ überdenken.
Desweiteren nicht immer „den Helden spielen“ und besonders gefährliche Einsätze, die besonders viel Kraft und Mut voraussetzen, den wenigen unterrepresäntierten Frauen in der Feuerwehr überlassen.
Schade, dass man Hass und Hetze des Feminismus im Allgemeinen und insbesondere als Geschäftsmodell der Antidiskriminierungsstelle nicht melden darf.
Sonst wäre diese in unser aller Namen gerechte und wichtige Institution wohl wegen Überlastung geschlossen.