Her mit der Pille für den Mann!
Das Ungeheuer von Loch Ness, jenem schönen See im schottischen Hochland, scheint sich mit den Jahren etwas zurückgezogen zu haben. Dafür taucht nun ein anderes Fabelwesen mit Regelmäßigkeit auf, begleitet von abenteuerlichen Spekulationen: Die Pille für den Mann! In einem Spiegel-Online-Beitrag werden bisherige Entwicklungen und Gründe für die noch immer ausbleibende Zulassung der Pille für den Mann besprochen. Und will man dem Autor glauben, dann sind die Verantwortlichkeiten wieder mal in erster Line bei den Männern zu suchen, statt bei Pharmaindustrie und WHO, die aus mangelndem Interesse die Entwicklung der Pille für den Mann eingestellt haben. Ein alter Hut also, könnte man meinen.
Aber nein! Nun, da Frauen in Frankreich eine Klage gegen die Hersteller von Verhütungspillen eingeleitet haben, weil die Nebenwirkungen bei der Pille für die Frau teilweise erheblich sind, da scheint man sich plötzlich wieder daran zu erinnern, dass Männer schließlich auch verhüten könnten, wenn denn die Pille für den Mann auf den Markt käme.
Es ist bezeichnend, dass der Ruf nach einer sicheren und diskreten Verhütungsmethode für Männer erst dann erschallt, wenn Nebenwirkungen der Pille für die Frau in den Fokus rücken. Es geht also nicht darum, Männern gleiche Optionen wie Frauen zu gewähren, und es geht auch nicht darum, dass Männer nunmehr selbst über ihre Reproduktion entscheiden können sollen. Nein, es geht hier wie anderswo ausschließlich darum, dass Männer den Frauen gefährliche Aufgaben abnehmen (müssen, sollen) – in diesem Fall die Verhütung per hormoneller Pille für den Mann.
Des ungeachtet befürworten wir ausdrücklich die Pille für den Mann. Zwar werden durchaus nicht alle Männer dieses Verhütungsmittel regelmäßig nutzen wollen. Andererseits gibt es aber viele, die es zumindest zeitweise verwenden würden, speziell in Lebensphasen, in denen sich verdächtigerweise die „Pillenunfälle“ häufen, dann nämlich, wenn die Frau ein Kind will, der Mann aber nicht.
Interessant ist auch, was Professor Nieschlag, Ex-Direktor des Instituts für Reproduktionsmedizin der Universität Münster, im Interview zum Thema „Pille für den Mann“ sagte, Zitat:
Eine Frau kann an einer Schwangerschaft sterben. Männer müssen im schlimmsten Fall Alimente zahlen.
Das ist einigermaßen zynisch. Bei der Mehrheit der Männer, die nicht über ein Professorengehalt verfügen können, bedeuten Alimentezahlungen trotz Vollbeschäftigung oft ein Leben im Bereich des Harz IV-Niveaus – und das über zwei Jahrzehnte oder mehr. Wenn ihnen dann, wie in zahllosen Fällen, auch noch durch die Mutter die Kinder entfremdet werden oder ihnen der Umgang unmöglich gemacht wird, treibt das nicht wenige Männer in den Selbstmord – und vermutlich begehen in Deutschland jährlich weit mehr Männer aus diesem Grund Selbstmord, als Frauen in unserem Land an einer Geburt sterben. Die Pille für den Mann wäre schon allein deshalb mehr als notwendig.
Zur Ehrenrettung des Professors sei gesagt, dass er nicht allein die Männer für die aktuelle Situation rund um die Pille für den Mann verantwortlich macht und dass er beklagt, dass die Männer aus Bequemlichkeit kampflos den Frauen die „reproduktive Oberhoheit“ überlassen haben. Und damit hat er nicht Unrecht, denn es ist wie bei vielen Männerrechtsthemen: Wenn Männer in großer Zahl auftreten und etwas fordern würden, wären viele Dinge sehr schnell durchsetzbar.
Pille-für-den-Mann-Update 30.11.2013:
In der neuen Züricher Zeitung ist zwar nicht die Pille für den Mann sondern ein Verhütungspflaster für Frauen das eigentliche Thema. Dennoch kommt der Beitrag natürlich darauf zu sprechen, weil das Verhütungspflaster entwickelt wird, um für Frauen die möglichen Komplikationen bei der Verhütung (siehe oben) zu verringern.
Interessant in Bezug auf die Pille für den Mann ist jedoch die Aussage des Verwaltungsratspräsidenten der Pharmafirma Acino, Herrn Luzi von Bidder:
Hormonelle Verhütungsmittel für Männer könnten zwar entwickelt werden, sagt von Bidder. Für Acino wäre das technisch kein Problem, es würde sich allerdings nicht rechnen. Befragungen hätten gezeigt, dass Männer sie als chemische Kastration wahrnehmen würden. Auch bei den Frauen fehle die Akzeptanz, sagt von Bidder: «In einer so wichtigen Frage wie der Verhütung mögen sich Frauen nicht auf den Mann verlassen.»
Frauen müssten sich natürlich auch nicht auf die Männer verlassen, falls die Pille für den Mann käme. Wenn sie ihren Partnern misstrauen, könnten sie ja die Pille für die Frau zusätzlich nehmen. Ein Argument gegen die Pille für den Mann ist das jedenfalls nicht. Ganz im Gegenteil ist das – zumindest aus Sicht der Pharmafirmen – ein Argument dafür: Je mehr die Frauen den Männern bei der Verhütung misstrauen, umso weniger führt die Pille für den Mann zu Umsatzeinbußen bei der Pille für die Frau.
Wenn Männer (zumindest zeitweise) die Pille für den Mann haben wollen, müssen sie aktiv werden und den Pharmafirmen explizit ihr Interesse und ihre Einnahmebereitschaft mitteilen. Möglich ist das hier auf den Internetseiten von Bayer und Acino. Fragen Sie nach der Pille für den Mann (auch als Frau), bekunden Sie ihr Interesse und lassen Sie sich nicht von einer ablehnenden Antwort abspeisen. Wenn die Firmen erkennen, dass es für die Pille für den Mann tatsächlich einen nennenswerten Markt gibt, wird das auf längere Sicht auch zu einem Umdenken führen.
Und vielleicht wird dann aus einem immer wiederkehrenden Pille-für-den-Mann-Phantom irgendwann einmal Realität.
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Statt auf die Pille zu warten können wir uns mit einer ganz einfachen Methode vor Pillenunfällen schützen: Kryospermadepot anlegen und anschließende Vasektomie. So kommt Frau nur noch mit meiner Unterschrift ans Erbgut. So ein Kryospermadepot kostet etwa genauso viel wieeine durchschnittliche Pille, ca. 100,- jährlich.
Ich fands übrigens übrigens sehr erleuchtend, was den Zustand meiner Beziehung anging, als meine ach so emanzipierte Partnerin ausflippte als ich diesen Plan äußerte.