Corona-Krise in Österreich: Frauen besonders betroffen?
Auch in Österreich wird die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen infolge der Corona-Krise frisiert, um eine besondere Betroffenheit von Frauen zu kolportieren. Dazu ein Gastkommentar von Viktor Pölzl.
Wie viele Österreicher haben durch die Corona-Krise ihren Arbeitsplatz verloren und wie ist dabei das Geschlechterverhältnis? Es ist erstaunlich, wie einfach sich manche Publizisten und Interessensvertreter die Antwort machen. Ob aus Unwissenheit oder Absicht – Hauptsache scheint zu sein, eine überwiegende Frauenbetroffenheit konstruieren und daraus Forderungen ableiten zu können. Dabei wurde die tatsächliche Zahl der Gesamtbetroffenen um fast die Hälfte zu niedrig angegeben. Außerdem belegen auch die letzten Zahlen vom August 2020, dass Männer beim Zuwachs der Arbeitslosen in der AMS-Statistik überwiegen [AMS: Arbeitsmarktservice, hat die Funktion eines öffentlich-rechtlichen Arbeitsamts in Österreich – Anm. v. MANNdat].
Zunächst zur Anzahl der Corona-bedingt Arbeitslosen: Der vom ÖGB gemachte und von der Austria-Presse-Agentur Mitte Juli verbreitete Vergleich der Zahlen von Februar bis Juni 2020 ist ein „Äpfel-mit-Birnen-Vergleich“, wie die anhand dessen von oppositioneller Seite der Untätigkeit geziehene Frauenministerin Susanne Raab richtig feststellte. Denn speziell die Männerarbeitslosigkeit schwankt saisonal stark und verringert sich zum Sommer hin, sodass seriöserweise nur Vergleiche mit den jeweiligen Vorjahresmonaten herangezogen werden können. Dies sieht auch Oliver Picek, Chef des Momentum-Institutes, so:
Vielleicht erschien der „Kontrast“-Redaktion des SPÖ-Parlamentsklubs die letzte Zahl denn doch zu niedrig, denn sie hängte wohl irrtümlich eine Null dazu und schrieb von 640.000 Gesamtbetroffenen, wovon 85% Frauen seien.
Falschbehauptungen entwickeln allerdings eine gewisse Eigendynamik, insbesondere wenn sie althergebrachten und immer wiederholten Vorurteilen entsprechen, wonach Frauen besonders benachteiligt seien. Offenbar ohne weiteres Recherchieren tauchte daher die 85%-Frauenanteil-Behauptung auch in den sogenannten Qualitätsmedien („Presse“, „Standard“) auf, die selbst nach dem aufklärenden Pressegespräch der Frauenministerin vom 11. August ihren Glauben an die 85% bekräftigten, im „Standard (online)“, ebenso wie in der „Presse“, und sich zudem weigerte, korrigierende Leserbriefe zu veröffentlichen. Auch die vorherige Replik der Frauenministerin im Interview mit dem „Standard“ (10. August) hatte keine Einsicht zur Folge gehabt.
Der Entrüstung über die angeblichen Versäumnisse in der Frauenpolitik, die in Corona-Zeiten besonders sichtbar geworden wären, schlossen sich unter anderem die deutsche „Zeit“ in ihrer Österreich-Ausgabe und Elfriede Hammerl im „profil“ an. Dies obwohl die Frauenministerin ihr erwähntes Pressegespräch gemeinsam mit Arbeitsministerin Christine Aschbacher speziell dem Thema Frauenförderung am Arbeitsmarkt widmete, der Druck also bereits Wirkung zeigte. So soll das AMS den Frauen auf jeden Fall die Hälfte des Budgets für aktive Arbeitsmarktpolitik widmen, obwohl sie weniger als die Hälfte der Arbeitslosen ausmachen. Im umgekehrten Falle würden die zahlreichen Berufsfeministinnen sicher lautstark „Frauendiskriminierung!“ rufen.
Die Statistik-Experten des deutschen RWI-Instituts haben am 27. August dankenswerter Stellung bezogen, die Berechnungsmethode für eine 85%ige Frauenbetroffenheit als falsch bemängelt und Klarheit geschaffen: Nicht nur Frauen, auch Männer wurden durch die Corona-Krise am Arbeitsmarkt schwer getroffen.
Vergleiche mit dem Vorjahr anhand der AMS-Daten zeigen zudem einen beständigen Überhang der Männer beim zahlenmäßigen Anstieg der Arbeitslosen, auch bei der letzten AMS-Auswertung für Ende August. Einschließlich Schulungsteilnehmern waren 168.555 Männer und 162.136 Frauen im August 2019 arbeitslos gemeldet, also ein Überhang von 6.419 Männern. Im August 2020 waren 218.502 Männer und 204.408 Frauen arbeitslos gemeldet, der derzeitige Überhang von 14.094 Männern hat sich also, verglichen mit August des Vorjahres, mehr als verdoppelt. Man könnte anhand der AMS-Zahlen also eher Schlagzeilen in die Richtung „Männer am Arbeitsmarkt von Corona-Krise stärker betroffen“ erwarten, aber das würde neben Sachkenntnis einen realistischeren Blick auf Fakten erfordern und den Mut, ideologiegetriebenem „Zeitgeist“ zu widerstehen.
Am Horizont zeichnen sich schon weitere Probleme am Arbeitsmarkt ab. Denn das höchste Arbeitslosenrisiko haben schlecht gebildete Personen. Daher wäre zur Integration Migrantenförderung dringend angebracht. Die Buchautorin Melisa Erkurt antwortete in der „Kleinen Zeitung“ vom 18. August auf die Frage: „Besteht die Gefahr, dass wir eine ganze Generation junger Männer verlieren?“:
„Wir haben sie ja schon verloren. Wenn ich mir die Namen in der Politik, in Medien, in Aufsichtsräten anschaue: Wo sind denn da die Alis und Mohammeds? Wenn, dann sind eher Frauen in diesen Jobs vertreten. Alma Zadic etwa, aber kaum Männer.“ Ob es Männern mit oder ohne Migrationshintergrund hilft oder sie motiviert, wenn sie so gut wie ausschließlich von Frauenförderung(sprogrammen) hören, darf bezweifelt werden.
Viktor Pölzl war Mitbegründer des Grazer Arbeitslosenvereins AMSEL und ist Obmann des Vereins Freimann für Geschlechtergleichberechtigung.
Bild: AdobeStock_329695901 von Maridav
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Nachträgliche Ergänzung:
Mittlerweile hat auch Alexandra Weiss, Koordinatorin des Bereichs Gender Studies an der Universität Innsbruck, den 85%-Unsinn ernstgenommen und in einem Gastkommentar in der Grazer „Kleinen Zeitung“ vom 17. September als Aufhänger für eine unberechtigte Polemik gegen die österreichische Bundesregierung benutzt. Falschbehauptungen und Statistikfehlschlüsse kursieren bekanntlich in der Genderszene seit jeher. Als beispielsweise das Wiener Nachrichtenmagazin „Profil“ am 2. April 2012 in der Titelgeschichte mit feministischen statistischen Mythen aufräumte, reagierten diese offenbar diskursunfähigen Kreise mit koordinierten Abo-Abbestellungen.
@ Bernd Jenne
„Antidiskriminierungsverschleierungsdeutsch“ kann ich aus dieser Formulierung noch nicht herauslesen. Eher, dass für eine verbindliche Aussage hierzu noch weitere Daten und Auswertungen fehlen…!
Ich nannte es übrigens „Amtsdiskriminierungsverschleierungsdeutsch“.
Hier kommt es noch klarer zum Vorschein.
„Hinsichtlich der Kurzarbeit deutet die Branchenverteilung darauf hin, dass Frauen sogar unterproportional betroffen sein könnten.“
In klarem nicht Opfer-Frau orientiertem Presse-Deutsch müsste es doch eigentlich heißen:
“ Hinsichtlich der Kurzarbeit deutet die Branchenverteilung darauf hin, dass Männer sogar mehr betroffen (sein könnten ) sind.“
Wenn Frauen von einer negativen Sache dem Anschein nach mehr betroffen wären als Männer , würde die Presse wohl kaum folgenden Satz herausgeben :“ Hinsichtlich der Kurzarbeit deutet die Branchenverteilung darauf hin, dass Männer sogar unterproportional betroffen sein könnten“.
„
@ Gunther Herzlich, ja, mit diesem Hinweis haben Sie Recht! Danke! Ich hatte dies nicht so wahrgenommen….. vielleicht weil man sich als Mann an diese Feinheiten schon lange gewöhnt hat…!
Ich habe ja bereits erwähnt, dass Feministen mit der Ofperrolle der Frau viel erreicht haben, (Opfermacht). Sie haben männliche Menschenrechte und Grundrechte eingeschränkt. Das ist virtue victim signalling. Ein Laborexperiment ist zu dem Ergebnis gekommen, dass viele die das Praktizieren der, Dunklen Triade, Machiavellismus, Narzissmus, Psychophatie, zuzuordnen sind. Man hat es also nicht mit unschuldigen, empathischen Engeln zu tun. Wenn man Männer dazu bringen kann, selber daran glauben, dass sie böse, unfähig und überflüssig sind. Wenn sie glauben, dass ihre Daseinsberechtigung ein reiner Gnadenakt ist, dann ist victim blaming erfolgreich betrieben worden. So funktioniert psychiologische Kriegsführung. In der DDR gab es Fachbereich der Stasi der sich, Operante Psychiologie nannte. Ähnichkeiten zu den heutigen Methoden sind selbstverständlich rein zufällig und nicht beabsichtigt.
@“Hinsichtlich der Kurzarbeit deutet die Branchenverteilung darauf hin, dass Frauen sogar unterproportional betroffen sein könnten.“
Das ist das typische „Amtsdiskriminierungsverschleierungsdeutsch“, wenn Männer mehr betroffen sind.
Fast schon irgendwie lustig… und entlarvend zugleich.
„Antidiskriminierungsverschleierungsdeutsch“ kann ich aus dieser Formulierung noch nicht herauslesen. Eher, dass für eine verbindliche Aussage hierzu noch weitere Daten und Auswertungen fehlen…!
Hallo Bernd,
danke für die Info. Es ist leider mittlerweile üblich, dass frauenpolitische Forderung, ohne sie zu hinterfragen, von Politik und Medien unreflektiert übernommen werden. Es ist wichtig, dass wir hier eine Plattform bieten, damit die Diskussionen bei geschlechterpolitischen Themen auf sachlicher Ebene geführt werden können.
Gruß
Bruno Köhler
Sie wissen// Sie wisssen, dass sie manipulieren/ und sie wissen, dass sie Abschaum sind./ Irgendwann sieht das ein jeder,/ es sei denn er ist blind.// Sie wissen, dass man sie nicht lieben kann, /deshalb soll man sie hassen./ Soviel Unrat in Menschengestalt./ Man kann es gar nicht fassen.// Sie wissen, dass sie verloren haben,/ doch wahr haben woll’n sie es nicht./ Sie spielen bis in den Untergang,/ anders geht’s wohl nicht.// Sie werden die Frage stellen,/ die Frage nach dem wie./ Die Antwort ist ganz einfach,/ weil wir besser sind als sie.
Untersuchungen des IW Köln haben eine Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt durch Corona klar verneint!
„Die These, dass Frauen von der Corona-Krise in besonderem Maß negativ betroffen seien, kann bezogen auf ihre Position am Arbeitsmarkt empirisch nicht gestützt werden. Frauen sind per saldo bislang nicht häufiger arbeitslos geworden oder haben seltener eine Beschäftigung aufgenommen als Männer. Hinsichtlich der Kurzarbeit deutet die Branchenverteilung darauf hin, dass Frauen sogar unterproportional betroffen sein könnten.“
https://www.iwkoeln.de/studien/iw-kurzberichte/beitrag/holger-schaefer-joerg-schmidt-kein-nachteil-fuer-frauen-469700.html
Weil ich hier wieder von einer Lüge lese, darf ich vielleicht hier mal fragen. Ich lese Sachen wie diese nur so nebenbei, befasse mich nicht tiefer miit Gleichberechtigung. Mir kommt so vor, als würden die Frauenbewegten gar nichts anderes mehr tun, als zu lügen. Ist da was dran? Oder anders gefragt:
Gibt es irgendeinen maßgebenden Punkt, bei dem die Frauenbewegten die Bevorzugung der Frau von vornherein zugaben oder bei dem sich nicht das Gegenteil der Behauptung als wahr erwies?