Unternehmensführung vom Küchentisch
Erstaunliche Konzepte aus Politik und Wirtschaft zum Fachkräftemangel
In die aktuelle Debatte über Fachkräftemangel und Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte schaltet sich nun auch Ursula von der Leyen ein, amtierende Bundessozialministerin und ehemalige Ministerin für Frauen. Das wäre an sich nicht weiter verwunderlich, da diese Themen durchaus auch den Zuständigkeitsbereich ihres Ministeriums betreffen. Anders als die anderen Diskussionsteilnehmer belässt es die Ministerin aber nicht bei der Frage, ob und wann mit dem Fachkräftemangel zu rechnen sei und ob diesem durch Zuwanderung entsprechend Qualifizierter beizukommen sei. Frau von der Leyen führt in die Debatte postwendend einen neuen – nämlich ihren Lieblingsaspekt ein. Die Tageszeitung „Die Welt“ berichtet in ihrer Online-Ausgabe vom 14. Januar 2011 (Hervorhebung durch MANNdat):
Laut von der Leyen werden in 15 Jahren rund fünf Millionen erwerbsfähige Menschen fehlen. Um diese Lücke zu schließen, müsse man noch in dieser Legislatur „alles daransetzen, sämtliche Potenziale im Inland zu aktivieren: mehr Chancen für Frauen, so zu arbeiten, wie sie wollen, für ältere Arbeitnehmer und für junge Menschen, von denen viel zu viele noch ohne Abschluss bleiben“. Zusätzlich brauche Deutschland in den Mangelberufen qualifizierte Zuwanderer, die hier Aufträge sichern und neue Arbeit schaffen könnten …
Die Bereitschaft der deutschen Frauen, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, ist in der Tat noch ausbaufähig. Darauf hatten wir u.a. in unserer Stellungnahme zum 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung ausdrücklich hingewiesen. So waren im Jahr 2005 nur 77 % der kinderlosen Frauen erwerbstätig und bei diesen betrug die Teilzeitquote immerhin 28 %. Der jüngst veröffentlichte Alterssurvey des Bundesfamilienministeriums belegt zudem, dass Frauen in einer Lebensphase, in der Kindererziehung keine Rolle mehr spielt, ebenfalls eine weitaus geringere Erwerbsneigung zeigen als Männer.
Nun hat Frau von der Leyen zwar die Notwendigkeit der Aktivierung des weiblichen Erwerbspotentials erkannt. Aus der Vielzahl der genannten Personengruppen hebt sie aber als einzige Gruppe, die in den Genuss einer selbstbestimmten Gestaltung des Arbeitslebens kommen soll, die Frauen heraus. Diese Instrumentalisierung des Diskurses im feministischen Sinne geht aber noch weiter (Hervorhebung durch MANNdat):
So ist die Erwerbstätigkeit der Frauen ihrer Ansicht nach ausbaufähig. „Deutschland bewegt sich im Schneckentempo, wenn es darum geht, den Frauenanteil in Führungspositionen auszuweiten.“
Die zwingende Notwendigkeit zur Aktivierung des weiblichen Erwerbspotentials wurde also kurzerhand auf die Forderung nach einem höheren Frauenanteil in Führungspositionen verkürzt. Damit betreibt Frau von der Leyen mittels ihrer politischen Stellung Klientelpolitik für einen schmalen Kreis von Karrierefrauen. Von Führungspositionen abgesehen kommen im Politikansatz der Bundesarbeitsministerin Frauen im Erwerbsleben überhaupt nicht vor.
Besonders grotesk lesen sich im Welt-Artikel auch die Stellungnahmen männlicher Steigbügelhalter des Karriere-Feminismus (Hervorhebungen durch MANNdat):
Auch der Vorstandsvorsitzende des Chemieunternehmens Henkel, Kasper Rorsted, dringt auf eine gesellschaftliche Modernisierung. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch eine Frage der Kultur. Das Wort ‚Rabenmutter‘ existiert in vielen anderen Sprachen gar nicht“, sagte der Konzernchef. Auch mangele es in den hiesigen Unternehmen vielfach an der nötigen Flexibilität. „Wir brauchen Unternehmenskulturen, die es Mitarbeitern erlauben, mittags nach Hause zu gehen, sich um die Kinder zu kümmern und sich abends wieder von zu Hause aus einzuloggen„, sagte Rorsted. Und der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, fügte hinzu: „Wir brauchen eine Kultur, in der Frauen aufsteigen können, in der sie als Frauen Karriere machen können und dafür nicht Männer werden müssen.„
Zweifel daran, dass der Chemie-Vorstand Rorsted auch männliche Mitarbeiter meint, wenn er Mitarbeiter mittags an den Heimarbeitsplatz gehen lassen will, sind durchaus berechtigt. Bleibt sich nur zu fragen, warum er als Vorstand es in seinem eigenen Unternehmen nicht umgesetzt hat! Der Springer-Vorstand Döpfner spricht indes in aller Naivität die wahre Denke aus: Frauen sollen mittags nach Hause gehen können und gleichzeitig in die Vorstandsetagen gehievt werden. Von Männern spricht er in diesem Zusammenhang erst gar nicht. Es braucht nicht viel Phantasie, sich vorzustellen, wer weiterhin unzählige Überstunden wird leisten müssen, bei gleichzeitiger Beschneidung der Aufstiegschancen infolge einer Frauen-Führungsquote: die Männer! Weiterhin wird dies mit Vorwürfen über die angeblich ungenügende Beteiligung der Männer an den Arbeiten im Haushalten garniert werden.
Es bleibt zu hoffen, dass eine Quotierung der Führungspositionen auch den einen oder anderen feministischen Dampfplauderer männlichen Geschlechts seinen Posten kostet, auf dass ihm sein Potential zur „Destruktion“ abhanden komme. Rorsted und Döpfner wären gewiss lohnende Kandidaten.
Bildquelle: (c) H.P. Reichartz/www.pixelio.de
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