Die UN, Katar und die Gastarbeiter

von Manndat

In diesem Jahr soll die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar stattfinden. Seit über einem Jahrzehnt wird an den Stadien dafür gebaut.

Im August 2021 veröffentlichte Amnesty International einen Bericht „In the Prime of their Lives. Qatar’s failure to investigate, remedy and prevent migrant workers‘ deaths“, in welchem die Menschenrechtsorganisation dem Tod etlicher Gastarbeiter in Katar nachging. Die darin zitierten Regierungsdaten zeigen, dass zwischen 2010 und 2019 15.021 Nichtkatarer aller Altersgruppen in dem Land gestorben sind. In dem Bericht dokumentiert Amnesty International, wie der diesjährige WM-Ausrichter Katar routinemäßig Totenscheine für Arbeitsmigranten ausstellt, ohne angemessene Untersuchungen zur Todesursache durchzuführen. Katar habe zwar seit 2017 eine Reihe von Reformen auf den WM-Baustellen eingeführt, hieß es am 16.11.2021 in einer Mitteilung von Amnesty International. Diese würden aber „nicht angemessen umgesetzt, was bedeutet, dass die Ausbeutung weitergeht.“

Schon im Februar 2021 enthüllte der Guardian die Sterberaten von Gastarbeitern, indem die Zeitung Daten der Regierungen ihrer Herkunftsländer gegenprüfte: „Mehr als 6500 Arbeitsmigranten aus Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka sind in Katar gestorben, seit das Land vor zehn Jahren den Zuschlag für die Fußballweltmeisterschaft erhalten hat.“ Die tatsächliche Zahl der Todesfälle wird noch höher eingeschätzt, da bei manchen Herkunftsländern, etwa den Philippinen oder Kenia, keine Daten erhoben wurden.

Wie üblich, wenn vorrangig Männer negativ betroffen sind, was hier zu erwarten ist, gibt es keine Geschlechteranalyse. Wir haben deshalb wieder die Arbeit der Geschlechterpolitiker gemacht, umfassend recherchiert und einen Bericht der International Labour Organization Nepal von 2016 gefunden. Dieser führt Todeszahlen und -ursachen nepalesischer Gastarbeiter im Ausland auf. Demnach starben von 2010 bis 2015 792 nepalesische Arbeiter in Katar, davon 426 an Herzstillstand oder Herzinfarkt, 68 durch Arbeitsunfälle, 55 durch Suizid, 22 wurden ermordet, 47 starben durch einen Verkehrsunfall, für 114 ist die Todesursache unbekannt. Von diesen Todesursachen in diesem Zeitraum sind ausschließlich Männer betroffen, keine Frauen.

Auf der Homepage der OCHA (Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten) haben wir nichts über diese Zustände gefunden. Stattdessen lobt der UNHCR (Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen) in seinem Fact Sheet zu Katar vom 16. Mai 2022 das Land als großzügigen Geldgeber für die UN:

„Katar ist nach wie vor ein starker Partner des UNHCR und einer der größten Geber in der Golfregion, der sowohl von der Regierung als auch von privaten Spendern erhebliche Mittel erhält. Seit 2019 rangiert Katar unter den zehn größten Pro-Kopf-Gebern des UNHCR weltweit und ist durch seinen Kernbeitrag und die Finanzierung aus dem Qatar Fund for Development (QFFD) auch Mitglied des 20-Millionen-Dollar-Clubs.“

Katar wird weiter für seine humanitären Programme gelobt, darunter auch für Winter- und Bargeldhilfe, Bildung, Unterkünfte, Existenzsicherung, Klimawandel und Gesundheit.

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