Väterfeindlichkeit in deutschen Unternehmen an einem Praxisbeispiel
Die Mütterberaterin Katrin Wilkens beteiligt sich medienwirksam an dem derzeitigen Väterbashing und fordert in einem Spiegel-Online-Interview:
Man könnte die Väter in die Verantwortung ziehen und fordern: Fahrt in eurer Elternzeit nicht mit dem Wohnmobil durch Südfrankreich, sondern ermöglicht eurer Frau den Wiedereinstieg.
Ein auf Genderama veröffentlichter Leserbrief beschreibt im krassen Gegensatz dazu eindrucksvoll die Väterfeindlichkeit in deutschen Unternehmen. Er verdeutlicht auch, warum Familienpolitik unter der konsequenten Ausgrenzung von Väterinteressensverbänden stattfindet. Wenn Vätervertreter dabei wären, könnte das die frauenpolitische Filterbubble mit ihren imaginären „Männerprivilegien“ zum Platzen bringen und man könnte unsanft auf dem Boden der Realität landen.
Hier der Auszug aus dem Leserbrief:
(…) Mein vormaliger Teamchef (zu dem Zeitpunkt, als ich in die Firma kam) hatte auch die vollen Babymonate Elternzeit genommen, die Firma schien also familienfreundlich zu sein. Dummerweise blieb mein damaliger Teamchef nicht allzu lange Teamchef, sondern wurde recht bald zum normalen Berater zurückgestuft, und an seiner statt war ein „junger, dynamischer“ ehemaliger Kollege aus meinem Team plötzlich Chef. Teamchef und Mitarbeiter tauschten also faktisch die Plätze. Das hätte mich eigentlich schon stutzig machen sollen.
Ich schrieb dann an diesen, meinen neuen Teamchef und an unseren gemeinsamen (Abteilungsleiter)-Chef eine Mail, in der ich meine familiäre Situation umriss und ganz unverbindlich zaghaft anfragte (!), „ob es dazu eventuell in der Firma schon Erfahrungen mit solch einer Situation gäbe, bereits gelebte Best Practices etc.“.
Die Antwort des Abteilungschefs: „??????????????????????“
Ein, zwei Wochen später hatte ich mein turnusmäßiges Zielerreichungsgespräch mit meinem Teamchef, welches relativ unspektakulär verlief. Nach Abschluss des Gespräches hakte ich nochmal nach, ob er mir zu der Antwort auf meine Anfrage etwas sagen könnte beziehungsweise vom Abteilungschef noch andere Infos bekommen hätte. Er erwiderte: „Das WAR die Antwort.“ Und ich solle da „nicht weiter nachhaken“!
(…)
Eine Woche später erhielt ich eine Mail meines Teamchefs, dass wir uns bezüglich meines Zielgespräches noch mal zusammensetzen müssten. Ich war perplex. „Wieso? Wir hatten doch alles geklärt.“ – „Nein, es gibt da noch offene Punkte.“ Ich begann, unruhig zu werden.
Am Tag des Gespräches verspätete er sich zum Termin, und ich erhielt 15 Minuten nach dem Termin einen Anruf: „Wir stehen im Stau, sind in etwa 20 Minuten da.“
“WIR?!? Wer ist Wir?“
„Ja, der Abteilungsleiter und ich.“
Bei mir schrillten alle Alarmglocken und ich rief sofort beim Betriebsrat an: „Ich bekomme wahrscheinlich gleich einen Aufhebungsvertrag vorgelegt!“ Und GENAU SO war es dann auch!
Ein Aufhebungsvertrag „im gegenseitigen Einvernehmen“ mit der freundlichen Drohung, wenn ich nicht unterschreibe, würde es eine betriebsbedingte Kündigung…
Eine Firma kann sich noch so „familienfreundlich“ hinstellen: Es ist für Männer ein unkalkulierbares Risiko, wenn sie ihren eigenen beruflichen Einsatz in irgendeiner Form auf ein familienfreundlicheres Maß zurückschrauben wollen, oder – wie es ach so welterfahrene „Mütterberaterinnen“ wie eine Frau Wilkens nassforsch von Männern einfordert – wenn sie ihre Frau in deren Work-Life-Balance mehr unterstützen wollen. Selbst wenn es nur auf einen bestimmten Zeitraum befristet wäre: Wenn es hart auf hart kommt, zieht man(n) IMMER den Kürzeren!
(…)
Die Erkenntnis deckt sich übrigens auch wunderbar mit einer anderen von mir gemachten Erfahrung.
Damals hatte ich mich bei einem Frankfurter Beraterunternehmen beworben. Die ersten beiden Vorstellungsgespräche verliefen wunderbar, meine Unterlagen wurden begeistert aufgenommen. Das dritte Gespräch mit dem Seniorpartner sollte alles besiegeln. … Die simple Frage nach etwas in diesem Milieu eigentlich Selbstverständlichen leitete eine buchstäbliche Metamorphose ein. Der eben noch begeisterte Seniorpartner kühlte innerhalb von Sekunden ab und teilte mir eiskalt mit einem Haifischlächeln mit, dass man „ja eigentlich jemanden suche, der ES WISSEN WILL ..!“ – also übersetzt, einen anspruchslosen Arbeitssklaven, der beim Kunden mit maximalen Überstunden verheizt werden kann.
Kurz nach der freundlichen Verabschiedung erhielt ich dann die Absage, dass es „leider doch nicht gepasst hätte.“ Na so was. Auch junge, frischgebackene Familienväter werden von Firmen als reine Arbeitsbienen angesehen. Work-Life-Balance? Gibt’s nach wie vor nur für Frauen!“
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende.
Lesermeinungen
Schreiben Sie einen Kommentar
Bitte beachten Sie, dass Kommentare mindestens 5 und höchstens 1500 Zeichen haben dürfen.
Zitate können mit <blockquote> ... </blockquote> gekennzeichnet werden.
Achtung: Wenn Sie einen Kommentar von einem Smartphone verschicken, wird der Text manchmal von der Autofill-Funktion des Smartphones durch die Adresse ersetzt. Wenn Sie den Kommentar absenden, können wir den originalen Text nicht wiederherstellen.
„Eine Firma kann sich noch so „familienfreundlich“ hinstellen: Es ist für Männer ein unkalkulierbares Risiko, wenn sie ihren eigenen beruflichen Einsatz in irgendeiner Form auf ein familienfreundlicheres Maß zurückschrauben wollen.“
Jetzt bin ich irritiert, auch wenn ich den Grundtenor des Artikels verstehe und teile. Es ist doch vor allem und auch für Frauen ein unkalkulierbares Risisko (Stichwort Teilzeitfalle, Aufstiegschancen nach Wiedereinstieg, Altersarmut etc.pp.), wenn sie ihren eigenen beruflichen Einsatz in irgendeiner Form auf ein familienfreundlicheres Maß zurückschrauben wollen. Die Handhabe liegt in diesem konkreten Fall beim Abteilungsleiter/Chef, aber das ändert doch nichts an der Richtigkeit der Aufforderung im Originalartikel, auf den verwiesen wird – dass nämlich die Elternzeit nach wie vor „Frauending“ ist und es schön und wünschenswert wäre, wenn Väter (die dies nach eigenen Angaben doch auch häufig wollen!) sich stärker beteiligen könn(t)en. Der Fehler liegt doch dann aber nicht im Originalartikel und/oder dem Feminismus, sondern bei den hoffnungslos renitenten Abteilungsleitern und Chefs…?
Man wird wohl kaum so blöd sein und Elternzeit oder ähnliches als Kündigungsgrund angeben. Und aus einer betriebsbedingten Kündigung kann man auch relativ leicht eine verhaltensbedingte machen.
Oder man versucht es mit Bossing oder Mobbing.
Wenn man einen unliebsamen Arbeitnehmer los werden will, findet man Wege. Gibt sogar mindestens einen Anwalt, der auf Kündigungen spezialisiert ist.
Man kann aus einer betriebsbedingten Kündigung ganz sicher keine verhaltensbedingte machen. Bei betriebsbedingten Kündigungen liegt die alleinige Schuld beim Betrieb bzw. bei der schlechten Gesamtauftragslage. Bei verhaltensbedingten Kündigungen muss hingegen schwerwiegendes Fehlverhalten nachgewiesen werden, was ja hier nicht der Fall ist. Das sind völlig verschiedene Dinge. Eine wichtige Rolle spielt allerdings die Unternehmensgröße, da bei kleinen Unternehmen der ganze Kündigungsschutz eingeschränkt ist. Und in der Praxis ist oft alleine die Anwesenheit eines Betriebsrats hilfreich. Betriebsbedingte Kündigungen erfordern zwingend einen Sozialplan. Und verhaltensbedingte Kündigungen erfordern einen sehr wichtigen Grund. Nichts davon liegt hier vor.
Eine ‚betriebsbedingte‘ Kündigung auf diese Weise geht niemals rechtlich durch, es fehlt praktisch alles dazu, vor allem der Sozialplan. Das ist also rein inhaltlich ein purer Bluff, allerdings ist sowas leider oft wirksam, denn die meisten Leute wollen nicht unter derartig schlechtem Betriebsklima und mit dem Stress und Mobbing arbeiten. Wenn ‚Chefs‘ allerdings derart erpresserisch und rechtswidrig vorgehen, hilft wirklich nur noch der Rechtsweg. Ansonsten sehen solche üblen Arbeitgeber ein solches Vorgehen als „möglich“ an, was Arbeitnehmerrechte generell gefährden würde. Am besten ist hier wohl der sofortige Gang zum Betriebsrat (falls vorhanden) und/oder zur zuständigen Gewerkschaft und zu einem/einer passenden Anwalt/Anwältin. Ein solches Vorgehen des Arbeitgebers kann nicht einmal ein sehr arbeitgeberfreundlicher Betriebsrat tolerieren. Wenn ein Betriebsrat eine solche ‚betriebsbedingte‘ Kündigung absegnen würde, würde er sich ins Unrecht setzen.