Fachkräftemangel als Folge der Kurzsichtigkeit von Wirtschaft und Politik
MANNdat kritisiert die Blindheit der Wirtschaft und Politik gegenüber der Vergeudung männlichen Fachkräftepotentials. Jeder zehnte Junge hat keinen Schulabschluss. Laut nationalem Bildungsbericht 2008 nimmt das Risiko von Jungen und Männern, im Bildungssystem zu scheitern, weiterhin zu. Die Nachqualifizierung der „Schulversager“ kostet Deutschland jährlich über drei Milliarden Euro. Hinzu kommt die soziale Brisanz, die wir uns damit für unsere Zukunft schaffen. Aber Politik und Wirtschaft sehen weg. Wie glaubwürdig ist das Gejammer von Wirtschaft und Politik über einen Fachkräftemangel, wenn sie sich großzügig Jungen als Bildungsverlierer leisten?
In einer kürzlich vorgelegten Studie zum Fachkräftemangel haben das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und die Telekom-Stiftung lediglich die bessere Nutzung des weiblichen Fachkräftepotentials angemahnt. Die Bildungsmisserfolge von Jungen blieben unerwähnt. Von 1995 bis 2005 sank der Absolutanteil männlicher Studienabschlüsse im Fachbereich Ingenieurwesen um über 30%, während der Absolutanteil weiblicher Studienabschlüsse um über 10% stieg. Wäre es nicht nachhaltiger, man würde das Fachkräftepotential von Frauen nutzen und das Bildungspotential von Jungen verbessern?
MANNdat e.V. fragte deshalb bei den genannten Organisationen bezüglich deren Standpunkte zur Bildungsproblematik von Jungen nach. Die Resonanz auf die Anfrage zeigt deutlich, dass auch die Wirtschaft die Tragweite der Bildungsmisserfolge von Jungen noch nicht erkannt hat. Die Telekom-Stiftung antwortete nur in wenig aussagekräftigen Allgemeinplätzen. Der DIHK ist zu einer schriftlichen Antwort zu der Problematik nicht bereit. Das DIW hat gar nicht erst geantwortet.
Politik und Wirtschaft sind dermaßen auf die Frauenquote fixiert, dass sie die Bildungsmisserfolge von Jungen nicht als Problem, sondern lediglich als positive Rückmeldung ihrer einseitigen Förderpolitik wahrnehmen. Und dies in einem Land, in dem Bildung der wichtigste volkswirtschaftliche Faktor darstellt. Dabei könnte man Mädchen fördern, ohne Jungen zu vernachlässigen – wenn Wirtschaft und Politik das wollten.
Eine Analyse der Jungenpolitik der Parteien finden Sie hier in der Parteienstudie 2009 . Die Studie wurde im Benehmen mit den jeweiligen Parteien erstellt.
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