Jungen- Bildungssituation und Bildungsförderung
Die Glaubwürdigkeit von Geschlechterpolitik wird sich daran messen lassen müssen, inwieweit sie bereit ist, sich auch dort zu engagieren, wo Jungen, Väter und Männer schlechtere Quoten aufweisen. Das neue Frauenquotengesetz belegt deshalb eindeutig, dass die politisch Verantwortlichen nicht glaubwürdig handeln. Doch wie sieht es im Jugendbereich aus? Wie steht es um die geschlechterspezifische Bildungssituation? Sehen Sie dazu unser neues MANNstat-Datasheet.
Bildungssituation von Jungen
Betrachtet man die geschlechterspezifische Bildungssituation, wäre ein stärkeres bildungspolitisches Engagement in der Jungenbildungsförderung dringend angezeigt. Jungen stellen durchweg in allen Bundesländern den deutlich höheren Anteil an Schulabbrechern und sind dafür bei den Abiturabschlüssen unterrepräsentiert. Jungen entwickeln sich im Bereich Sprachfähigkeit und Motorik tendenziell langsamer als Mädchen. Zudem werden Jungen durchschnittlich später eingeschult, bleiben häufiger sitzen. 20 Prozent aller Jungen, aber nur 7,8 Prozent aller Mädchen sind von einer ADHS-Diagnose betroffen. 10 Prozent aller Jungen, aber nur 3,5 Prozent aller Mädchen erhalten mindestens einmal das Psychopharmakon Methylphenidat. Die geschlechterspezifischen Lesekompetenzunterschiede zuungunsten der Jungen betragen mittlerweile 44 Punkte (PISA-Studie 2012). 40 Punkte entsprechen in etwa dem Leistungsunterschied eines Schuljahres.
Regierung verschleppt Jungenförderung
Trotzdem wird Jungen von bildungs- und jugendpolitischer Seite weitaus weniger Unterstützung, Hilfe und Förderung zugestanden als Mädchen. So stehen 100 staatlich unterstützten Mädchen-MINT-Förderprojekten lediglich vier Jungenleseförderprogramme gegenüber. Studien belegen, dass Jungen bei gleichen Schulleistungen schlechtere Noten erhalten und bei gleichen Noten seltener an höhere Schulen empfohlen werden als Mädchen. Aber die Antidiskriminierungsstelle des Bundes sieht sich nach einer Eingabe von MANNdat für Bildungsbenachteiligungen von Jungen nicht zuständig. Die Bundesregierung hat bis heute den Bundestagsbeschluss von 2011 Drs. 17/5494 zur Jungenleseförderung nicht umgesetzt. Bildungsstatistiken von Bund und Ländern marginalisieren die Bildungssituation von Jungen, indem sie geschlechterspezifisch ausschließlich Mädchendaten, jedoch keine Jungendaten aufführen. Studien belegen, dass der Bildungsmisserfolg der Jungen kein schichten- oder migrantenspezifisches, sondern ein geschlechterspezifisches Problem ist, wie z.B. eine kleine Anfrage des Hamburger Bildungssenators Ties Rabe (SPD) aus 2010 zu diesem Thema zeigt.
Politisch Verantwortliche schweigen überwiegend
MANNdat fragte bei 41 für die Bildung zuständigen Fachleuten in den Bildungsausschüssen im Bundestag und den Länderparlamenten nach, wie sie zu dieser Vernachlässigung von Jungen stehen und was sie tun, um eine längst fällige Jungenbildungsförderung voranzutreiben. Als Ergebnis konnten wir eine kollektive Gleichgültigkeit gegenüber der Bildungssituation von Jungen feststellen. Von 41 zur Jungenbildungsförderung angeschriebenen bildungspolitisch Verantwortlichen haben lediglich sechs geantwortet (15%) und von denen, die antworteten, führte lediglich eine Adresse konkrete Maßnahmen zur Jungenförderung in den letzten Jahren auf (2%), nämlich den Modellversuch an einigen Ganztagsgrundschulen für eine „jungengerechte Schule“ in Rheinland-Pfalz.
Die Geschlechterpolitik bei den Erwachsenen setzt sich im Jugendbereich fort. Dort, wo jungenspezifischen Nachteile und Benachteiligungen festgestellt werden können, wird in der Bildungspolitik der Themenbereich „Geschlecht“ kurzerhand ignoriert.
Lesen Sie auch unsere detaillierte Studie „Bildungspolitische Benachteiligung von Jungen als Frauenfördermittel?“ zum Stand der Jungenbildungsförderung in den einzelnen Bundesländern.
Stimmen zu den Befunden
Der Leiter des OECD-Büros in Berlin, Heino von Mayer, bestätigte auf Anfrage mit Schreiben vom 14. Februar 2014 nochmals, dass es durchaus erhebliche geschlechterspezifische Lesekompetenzunterschiede gäbe und bedauerte:
„Falls das von Vertretern der Bundesregierung nicht anerkannt wird, ist das traurig.“
Von 41 angeschrieben bildungspolitisch Verantwortlichen zu Jungenbildungsförderung
- haben lediglich sechs geantwortet (15%)
- führte nur eine bildungspolitisch Verantwortliche konkrete Maßnahmen zur Jungenförderung in den letzten Jahren auf (2%), nämlich den Modellversuch an einigen Ganztagsgrundschulen für eine „jungengerechte Schule“ in Rheinland-Pfalz.
- kann keiner auch nur ein einziges spezielles Jungenbildungsförderprojekt nennen (0%)
- ging niemand auf das Thema AD(H)S ein (0%)
- kam je eine Antwort aus Schleswig-Holstein, dem Bundestag, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Hamburg und Bremen, wobei die Antwort aus Schleswig-Holstein von den drei SPD-Vertretern im Bildungsausschuss gemeinsam kam
- kamen zwei Antworten von der CDU/CSU (15%), zwei Antworten von der SPD (22%), eine von Bündnis 90/Die Grünen (14%) und von einem fraktionslosen Abgeordneten(100%).
Charakteristisch für die Doppelmoral der bildungspolitisch Verantwortlichen insgesamt ist die Aussage des Herrn Dr. Thomas vom Bruch (CDU) aus Bremen. Dazu erinnern wir daran, dass in Bremen 24% weniger Jungen als Mädchen Abitur machen. Dafür verlassen 56% mehr Jungen als Mädchen die Schule ohne Abschluss. Die geschlechterspezifische Differenz der Abiturabschlüsse von 1995 zu 2011 zuungunsten der Jungen hat sich in Bremen um das 2,6-fache vergrößert! Die männliche Jugendarbeitslosenquote (Stand 2012) ist um 28% höher als die weibliche.
Trotz dieser eindeutigen Fakten
ergibt sich nach unserer Einschätzung aktuell kein eigenständiger, weitergehender Handlungsbedarf in Bezug auf eine geschlechterspezifische Bildungsförderung im Land Bremen,
meint Herr Dr. Thomas vom Bruch (CDU).
Die Antworten der Bildungspolitiker haben wir in unserer Studie „Bildungspolitische Benachteiligung von Jungen als Frauenfördermittel?“ detailliert ausgewertet.
Dr. Bruno Köhler
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Lesermeinungen
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Mich wundert als Jungsmutter der Gender Gap überhaupt nicht.
Wenn ich mir die Graphik der medizinischen Befunde Schulanfänger anschaue, dann kann ich sagen, dass im Kindergarten so einiges verbockt wurde. Und ich kann auch sagen, was. Die meisten Kinder, aber besonders Jungs, brauchen einen strukturierten Tagesablauf , Vorgaben und einen Aktivitätenplan. Wie schaut es aber im Kindergarten aus? Da ist in einem Raum eine Bastel- und Malecke. Dort sitzt den ganzen Tag eine Kindergärtnerin und leitet die Kinder, die kommen, an. Es sind aber nur Mädchen, die kommen. Mein Sohn hat in drei Kindergartenjahren vielleicht 7 Bilder gemalt. Weil der freie Wille zählt. Und wenn Jungen nunmal nicht wollen…… Vor 45 Jahren sah es anders aus. Da hat die ganze Gruppe nach Anleitung gemalt und gebastelt, verbindlich für alle. Doch nun ist der Junge schon größer. Wie sieht es mit dem Lesen aus? Jungs haben mehr Spaß an Technik als Mädchen und verbringen den Tag lieber mit Smartphone und Nintende/Computer als mit dem Buch. Und ihr freier Wille zählt…….so lernen sie schlechter lesen, und dann auch schreiben als die Mädchen. Das liegt auch daran, hier ein weiterer Grund, dass es in vielen Bundesländern kaum noch Hausaufgaben für Grundschulkinder gibt. Während sie in der Unterrichtszeit nicht unbedingt aufmerksam dem Unterricht folgen, weil sie auch einen größeren Bewegungsdrang haben, haben sie nicht mehr die Möglichkeit, zuHause nachzuarbeiten und zu üben mit Hilfe von Hausaufgaben. Das Ergebnis der Schule ist deshalb häufig einfach fast Null. Aber auch für die ADHS-Fälle gibt es verschiedene Gründe. Es wird von Impfgegnern gesagt, das könne zum Teil auch vom Impfen kommen….will natürlich niemand, und erst recht keine Politiker, hören, obwohl es vielleicht wahr ist. Es kommt einiges zusammen. Unabhängig von der ADHS:In der Hauptsache fehlen disziplinarische Anforderungen, so dass die Jungen entweichen können. Denn eines ist klar, auch wenn das heute niemand mehr wahrhaben möchte: Lernen ist Arbeit und macht nicht unbedingt Spaß. Es muss teilweise erzwungen werden. Wenn ich das alles aber einem Kinder-Psychologen oder sonstigem Kindeswohltäter sagen würde, würde der mich als nicht erziehungsfähig einstufen: zu autoritär! Mein intelligenter Junge hat weder im Kindergarten noch in der Schule wirklich etwas mitbekommen. Es musste nach eigenem Plan alles Zuhause erfolgen, wo er schnell begriff und sich alles fast selbstständig in kurzer Zeit aneignete.
Fifty fifty
Das Schicksal hat es so gewollt,
zwei Enkel, davor zwei Kinder.
Jeweils Junge/Mädchen gezollt,
natürliche Quote, ohne Erfinder.
Keine(r) ist soziales Geschlecht,
à la dem Feminismus geworden.
Alle sind sie geschlechtlich echt,
männlich und weiblich, in Worten.
Der Regenbogen steht am Himmel,
lsbttiq, klein geschrieben, bekannt.
Sie tragen auch alle keinen Fimmel
und haben sich als Hetero erkannt.
Brauchen Butler/Schwarzer nicht,
sie machen wie geschaffen weiter.
Vorfahr schreibt als Hetero Gedicht,
über Gender, Femen, für sie heiter.
Keine Misandrist, keiner Misygonist,
Bruce Jenner ist Ihnen da sch…egal.
Wo für R.Künast noch `n Komma ist,
ist für sie mit Pfui, `ne klare Abwahl.
„Ein feministisches Europa“, morgen
und dazu das Männliche überwinden?
Nachkommen wollen sich nix borgen,
in der Nachfrage steht`s hinter hinten!
Fördern, Mädchen u n d die Jungen,
Frauen u n d Männer, hallo Parteien.
Taten, nix mehr mit falschen Zungen.
„Wir sind hetero, können aufschreien.“
Wir sind natürlich auch schon für was.
Wir sind schon mal gegen das und dies.
„puh heteronormativ!“, was man so las,
hetero, nicht gestrig/obskur, bitte lies !
Fifty fifty, auf einer natürlichen Weise,
auf Augenhöhe, Respekt und Akzeptanz.
Himmelswesen und Höllenhunde, Sch….,
nichts wie `n Shitstorm und Teufelstanz!
Das sollte unbedingt auf Eure Facebook-Seite … würde sicher „geteilt“ und weiter verbreitet.