Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit – Buchvorstellung

von Manndat

„Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit“ – Buchvorstellung

Textvorschau:

Seit einigen Jahren werden vermehrt Wissenschaftler und andere Personen von öffentlichen Vorträgen, Diskussionen oder dem Lehrbetrieb ausgeschlossen, weil ihre Meinung abweicht vom Mainstream oder der Meinung besonders lauter politisch motivierter Aktivistengruppen. Im Buch „Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit: Wie die Cancel Culture den Fortschritt bedroht und was wir alle für eine freie Debattenkultur tun können“ versammeln Alexander Ulfig und Harald Schulze-Eisentraut Beiträge von Wissenschaftlern, die diese Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit kritisch hinterfragen und für eine Rückkehr zur Wissenschaftsfreiheit plädieren.

Alexander Ulfig, Harald Schulze-Eisentraut: Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit. Wie die Cancel Culture den Fortschritt bedroht und was wir alle für eine freie Debattenkultur tun können“ ist im FinanzBuch Verlag erschienen.

Hardcover, 272 Seiten, Erschienen: Oktober 2022, ISBN: 978-3-95972-651-1

Mit dem Buch „Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit: Wie die Cancel Culture den Fortschritt bedroht und was wir alle für eine freie Debattenkultur tun können“ versammeln Alexander Ulfig (Herausgeber) und Harald Schulze-Eisentraut (Herausgeber) Beiträge von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fächer. Sie behandeln die Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit vor allem in den Debatten zu Corona-Pandemie, Klimawandel, Migration und Geschlechterforschung. Die Autoren untersuchen historische, ideologische und politische Faktoren, die zur aktuellen Situation geführt haben. Einige Autoren berichten von eigenen Erfahrungen mit der Verletzung der Wissenschaftsfreiheit. In einem sind sich alle Autoren einig: Cancel Culture hat in der Wissenschaft nichts zu suchen. Ohne Wissenschaftsfreiheit gibt es keinen Fortschritt.

Zu dem Buch gibt es auch ein Interview mit dem Autor:

In einem Beitrag auf Cuncti stellt Dr. Alexander Ulfig die Beiträge kurz vor. Hier einige Auszüge:

(Die Beiträge im Buch) behandeln die unterschiedlichen Facetten des Angriffs auf die Wissenschaftsfreiheit. Die Autoren untersuchen historische, ideologische und politische Faktoren, die zur Verletzung von Wissenschaftsfreiheit führen. Sie analysieren ferner die strukturellen Merkmale der Verletzung von Wissenschaftsfreiheit, insbesondere Diffamierungs- und Ausschlussmechanismen.

Viele der Autoren beklagen das an den Hochschulen herrschende Klima der Denunziation, der Einschüchterung und des vorauseilenden Gehorsams. Es ist ein Klima der Unfreiheit. Einige Autoren haben selbst Erfahrungen mit der Verletzung der Wissenschaftsfreiheit gemacht, von denen sie in dem Sammelband berichten.

Folgende an den Hochschulen verbreitete Tabus werden von ihnen in Einzeluntersuchungen behandelt: Kritik an der Pandemie-Politik, Kritik an der herrschenden Vorstellung vom Klimawandel, Kritik an der Migrationspolitik und Kritik am Feminismus.

Die Politikwissenschaftlerin Ulrike Ackermann schildert in einem Interview die Angelpunkte der Debatte um die Wissenschaftsfreiheit und zeigt Auswege aus der gegenwärtigen Krise der Wissenschaft und des politischen Systems auf. Die politisch motivierten Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit haben das Ziel, Machtverhältnisse und letztlich die ganze Gesellschaft zu verändern.

Es sind kleine, aber lautstarke Gruppen, die die Politisierung in die Hochschulen hineintragen. Das zeigt sich nach Ackermann besonders stark in den Gender Studies und im Umkreis der Postcolonial Studies. Dort wird eine Abkehr vom Eurozentrismus und „patriarchaler Herrschaft“ gefordert, weil sie angeblich den Blick auf die Benachteiligung von Minderheiten verstellen.

Es ist an sich nicht schlecht, den Fokus der Forschung auf die Angelegenheiten von Minderheiten zu richten. Allerdings hat sich in den letzten Jahren ein „Paradigmenwechsel“ vollzogen. Forschung, die sich nicht auf Gender, Diversity, Anti-Rassismus oder Multikulti ausrichtet, wird den Hochschulen gebrandmarkt. Lautstarke Gruppen verfolgen eine bestimmte politische Agenda, die nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der ganzen Gesellschaft durchgesetzt werden soll.

Diese Entwicklung führt nach Ackermann zur Spaltung der Gesellschaft. Auch selbständiges Denken, die Fähigkeit, Perspektiven zu wechseln, Toleranz und wissenschaftlicher Pluralismus werden dabei zu Grabe getragen. Der Opportunismus macht sich an den Hochschulen und in der Gesellschaft breit. Studienabgänger möchten nicht auffallen und keine Konflikte eingehen. Dadurch kommt der Wettbewerb der Ideen zum Stillstand.

Ackermann schlägt vor, einerseits die Ideale der Aufklärung wie selbständiges und kritisches Denken, Zulassen von Zweifel und Irrtum sowie Offenheit für andere Positionen, andererseits das Ideal der Freiheit, das für den klassischen Liberalismus maßgebend ist, stark zu machen. Die liberale Tradition hatte in Deutschland nie einen guten Stand. Doch die Freiheit – so abschließend Ackermann – muss immer wieder neu verteidigt werden.

Der Sprachwissenschaftler Heinz Dieter Pohl untersucht die Sprache des Politisch-Korrekten und führt aus, wie sie die Meinungsfreiheit, inklusive die Wissenschaftsfreiheit, einschränkt. Das Ziel des politisch korrekten Sprachgebrauchs ist es, die Diskriminierung von Minderheiten zu vermeiden, darüber hinaus ihre Interessen stärker zu vertreten und somit ihre sozial-gesellschaftliche Lage zu verbessern.

Pohl analysiert aus sprachwissenschaftlicher Sicht vier Bereiche, in denen der politisch korrekte Sprachgebrauch besonders häufig eingefordert wird: Abstammung und Ethnie, Verwendung geographischer und ethnographischer Namen, Personen mit körperlicher Behinderung und geschlechtergerechten Sprachgebrauch.

Pohl hebt hervor, dass es sich historisch nicht nachweisen lässt, dass bestimmte Ausdrücke eine negative Bedeutung haben (z.B. „der Mohr“). Die Einstufung einer Bezeichnung als politisch nicht korrekt und die Forderung, sie aus dem Sprachgebrauch zu entfernen, ist in vielen Fällen willkürlich. Pohl betont überdies, dass die Veränderung des Sprachgebrauchs bezüglich bestimmter Gruppen (z.B. der Schwarzen in den USA oder der Migranten) die soziale Wirklichkeit dieser Gruppen nicht verbessert hat.

Besonderes Augenmerk richtet er auf die sog. „gendergerechte Sprache“, denn beim „Gendern“ sind Eingriffe auf die Sprache am schwerwiegendsten. Das betrifft auch die Hochschulen, wo zunehmend Empfehlungen, Leitfäden und Disclaimer den Gebrauch der „gendergerechten Sprache“ regeln und Verstöße gegen sie mit Punktabzügen sanktioniert werden. Pohl schlussfolgert, dass die von oben verordnete politisch korrekte Veränderung der Sprache die Freiheit einschränkt und nicht zu der beabsichtigten positiven Veränderung der sozialen und politischen Realität führt.

(…)

Der Erfahrungsbericht des Politikwissenschaftlers Martin Wagener zeigt, wie sich das Meinungsklima an deutschen Hochschulen in der letzten Dekade verändert hat. In seiner wissenschaftlichen Karriere erlebte er immer wieder Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit. Zunächst an der Universität Trier, wo er als Juniorprofessor tätig war. 2011 erhielt dort der feminismuskritische Historiker Martin van Creveld ein Visiting Fellowship. Linke Aktivisten übten so viel Druck auf den Universitätspräsidenten aus, dass dem Historiker schließlich das Stipendium entzogen wurde. Er konnte nur einen Vortrag im Rahmen seiner Vortragsreihe halten. Ein von Wagener geplantes Seminar mit van Creveld konnte an der Universität Trier nicht stattfinden.

2012 nahm Wagener einen Ruf an die Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung am Fachbereich Nachrichtendienste in Haar an. Nach der Veröffentlichung seines Buches „Deutschlands unsichere Grenzen. Plädoyer für einen neuen Schutzwall“ wurde Wagener von unterschiedlichen Seiten, sowohl universitären als auch außeruniversitären, darunter Bundestagsabgeordneten, angegriffen und angefeindet.

Diese Reaktionen verschärften sich nach der Publikation seines neuesten Werkes „Kulturkampf um das Volk. Der Verfassungsschutz und die nationale Identität der Deutschen“. Unter anderem distanzierte sich der Fachbereich Nachrichtendienste öffentlich von dem, was Wagener publizierte. Das Bundesamt für Verfassungsschutz schaltete sich ein und unterstellte, dass Wagener Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung der Bundesrepublik unternehme.

Wagener zeigt auf, wie Wissenschaftsfreiheit sowohl durch hochschulinterne Maßnahmen wie auch durch hochschulexterne politische Faktoren beeinträchtigt wird. Abschließend beklagt er die Entstehung eines gesellschaftlichen Klimas, das bei zahlreichen Wissenschaftlern zur freiwilligen Selbstbeschränkung ihrer Forschung führt.

Der Philosoph Alexander Ulfig weist in einer historischen Skizze den Entstehungsgrund des Rechts auf Wissenschaftsfreiheit in der Philosophie der Aufklärung nach. Dieses Recht wie auch das noch fundamentalere und umfangreichere Recht auf Meinungsfreiheit fanden ihren Niederschlag in den Verfassungen von Nationalstaaten, unter anderem im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, und den Menschenrechtserklärungen.

Im Hauptteil seines Artikels schildert Ulfig den Ausschluss (Exklusion) von Feminismus- und Gender-Kritikern aus akademischen Projekten und Debatten zu Feminismus und Gender anhand des Forschungsprojekts Reverse. Er analysiert die einzelnen Ausschlussstrategien und -mechanismen. Er nimmt die Strategie „Kritiker in die rechte Ecke stellen“, die wohl häufigste Ausschlussstrategie, besonders genau unter die Lupe. Der Ausschluss stellt nach Ulfig eine Verletzung der Wissenschaftsfreiheit dar, denn zur Wissenschaftsfreiheit gehört auch, dass kritische Meinungen zu Feminismus und Gender in den akademischen Forschungsprozess einbezogen werden sollten.

Ulfig folgert, dass das Projekt Reverse, wie auch viele andere Projekte und Engagements, die kritische Wissenschaftler aus der akademischen Wissenschaft ausschließen möchten, einer politischen Agenda folgen.

Der Psychologe und Bildungswissenschaftler Josef Christian Aigner behandelt die an Hochschulen stattfindenden „genderpolitischen Konflikte“. Als Professor an der Fakultät für Bildungswissenschaft der Universität Innsbruck wurde er in den letzten Jahren seiner Lehrtätigkeit mit einer dogmatisch-feministischen Fakultätsleitung konfrontiert. Aigner beschreibt einige „Praktiken“ dieser Fakultätsleitung, unter anderem die finanziell geförderte und von Qualifikationskriterien gelöste Bevorzugung von Frauen bei Berufungen auf Professuren

Aigner wurde darüber hinaus aufgrund eines von ihm mitgetragenen Projekts zur Gewinnung von männlichen Kindergartenpädagogen persönlich angegriffen, wobei ihm Vorurteile entgegengebracht wurden. Für viele Feministinnen sollte Jungen- und Männerforschung profeministisch sein, ansonsten erntet sie von feministischer Seite Misstrauen und Zuordnung zur politischen Rechten.

Abschließend fragt Aigner nach der psychosozialen Dynamik, die die Durchsetzung der feministischen Politik an den Hochschulen begünstigt. Die zentrale Rolle spielt dabei der Begriff des „Co-Feminismus“: Männer tragen radikal-feministische Ansprüche mit oder sie fördern sie, weil sie sich davon Vorteile versprechen.

(…)

Evolutionsbiologe Axel Meyer […] kritisiert […] die Situation an deutschen Universitäten und die aus ihr hervorhergehende Verletzung der Wissenschaftsfreiheit. Das fängt mit vorgeschriebener Gendersprache an, geht über mit vielen Befugnissen ausgestattete Gleichstellungsbüros, die zum Beispiel Berufungsverfahren beeinflussen, bis zu Quoten in allen Bereichen der akademischen Welt. Wissenschaftliche Stellen werden immer weniger nach Leistung und Qualifikation, sondern immer mehr nach politischen, „weltverbessernden“ Kriterien besetzt.

Das führt nicht nur zu Ungerechtigkeiten – diskriminiert beispielsweise ganz eindeutig die Männer –, sondern gefährdet auch den Wissenschaftsstandort Deutschland. Mit Quotenregelungen kann es keine gute Wissenschaft und somit auch keinen Fortschritt in der Gesellschaft geben.

Meyer glaubt dennoch daran, dass sich letztlich die Ideale der europäischen Aufklärung, allen voran die Vernunft, durchsetzen werden. Und dies aus einem einfachen Grund: Um die gegenwärtigen Herausforderungen wie Pandemie, Klima und Energie zu bewältigen, werden uns konstruierte Geschlechter nicht helfen, sondern solide wissenschaftliche Forschung und solide wissenschaftliche Expertisen.

Das bedrohte Vermächtnis der Aufklärung

In diesem Zusammenhang möchten wir auch auf das 2021 erschienene Buch von Dr. Alexander Ulfig , Das bedrohte Vermächtnis der europäischen Aufklärung. Wege aus der gegenwärtigen Krise, Baden-Baden 2021, hinweisen.

Die europäische Aufklärung des 18. Jahrhunderts gehört zu den bedeutendsten kulturellen und gesellschaftspolitischen Strömungen der westlichen Zivilisation. Sie stellt Weichen für die Herausbildung des modernen Menschen- und Weltbildes. Die in ihr vertretenen Werte sind grundlegend für die Entstehung von freiheitlichen und demokratischen Staatsgebilden. Es sind universelle Werte wie Menschenwürde, Freiheit, Selbstbestimmung (Autonomie) und Unabhängigkeit. Die menschliche Vernunft und nicht eine göttliche Instanz gilt für die Aufklärung als das Richtmaß des Denkens und Handelns. Erwachsen aus der Aufklärung sind die moderne Wissenschaft, der Individualismus, die moderne Religionskritik sowie die universellen Menschenrechte wie die Meinungsfreiheit. Doch die Werte der Aufklärung werden in der Gegenwart zunehmend verletzt und ihre Errungenschaften rückgängig gemacht. Zwei „Kräfte“ tun sich im Kampf gegen die Aufklärung besonders hervor: einerseits die von der philosophischen Postmoderne beeinflussten neuen Ideologien wie Politische Korrektheit, Gender und Diversity, andererseits der politische Islam, der in der westlichen Welt verstärkt an Bedeutung gewinnt. Beide verursachen krisenhafte Phänomene wie Einschränkungen von Rechten, Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten und Konflikte. Der Autor ruft die wichtigsten Werte der Aufklärung in Erinnerung und zeigt, wie sie in der heutigen Gesellschaft und Politik verletzt werden. Eine Rückbesinnung auf diese Werte und ihre Verteidigung helfen uns, einen Ausweg aus der gegenwärtigen Krise zu finden. Der Autor macht die Aktualität der Aufklärung sichtbar. Sie kann uns immer noch eine kulturelle und gesellschaftspolitische Orientierung geben.

Auch zu diesem Buch gibt es auch ein Interview mit dem Autor:

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