„Darjeeling Pur“ – ein romanhaftes Tagebuch
Eine Rezension von Dr. Bruno Köhler vom Verein MANNdat e.V.
Tami Weissenberg: „Darjeeling Pur“; Verlag Edition Outbird; 1. Auflage Juli 2018; ISBN 978-3-95915-112-2, Preis laut Buchimpressum 11,90€
Nach dem Ende seiner früheren Beziehung sucht der männliche Protagonist Tami Weissenberg eine neue Partnerin über das Internet. Er lernt dabei eine junge Frau kennen, die sich, wie sie schildert, von ihrem angeblich gewalttätigen Ehemann trennen möchte. Er bietet sich dabei als ihr Helfer und Unterstützer an. Man kommt sich näher, zieht zusammen. Später kann er mit ihr auf ihr großes Anwesen ziehen. Sie heiraten, bekommen ein Kind. Sie leben aber nicht glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende, denn was sich als schöne Liebesgeschichte anhört, ist in Wirklichkeit ein Drama. Mit zunehmender Dauer der Beziehung offenbart die neue Partnerin des Protagonisten eine zunehmende Gewalttätigkeit und Tami wird ihr Opfer. Nachdem er sich zuerst finanziell ausnutzen lässt, indem er ihre teuren Freizeitaktivitäten und Einkäufe finanziert, kommt es zuerst zu einem scheinbar einmaligen Ausraster in Form einer Ohrfeige. Nach und nach entwickelt sich daraus ein enormes Gewaltpotential, aus dem sich der Protagonist nicht lösen kann. Schließlich sieht Tami nur noch Selbstmord als Ausweg. Aber auch hier hilft ihm der Zufall. Am Ende erfährt der Leser, dass sich der Protagonist aus dieser Gewaltspirale befreien kann. Wie, wird im Buch nicht beschrieben, sondern soll erst in einer Fortsetzung dargestellt werden – ein Happy End mit Ansage.
Von außen kommt das Buch recht unscheinbar daher, als Paperback und im Kleinformat. Aber so unscheinbar das Buch daherkommt, birgt es doch die Grundlage für etwas Großes, denn das Buch ist keine Fiktion, sondern real. Der Autor schildert in der Form des Ich-Erzählers darin nahezu autobiographisch seine Erfahrung mit häuslicher Gewalt. Es ist meines Wissens das erste Mal, dass sich ein Mann mit seiner Erfahrung als Opfer häuslicher Gewalt in Form einer romanhaften Darstellung nach außen an die Öffentlichkeit wendet. Er macht damit männliche Opfer häuslicher Gewalt in einer neuen literarischen Form anschaulich und begreifbar. Ein Thema, das Politik und Medien so gerne ignorieren und marginalisieren. Männliche Opfer und weibliche Täter machen Geschlechterpolitik komplizierter, weil sie das pauschale feministische Feindbild „Mann“ ins Wanken bringt. Es stellt blasphemisch die geschlechterpolitische Doktrin der Frauenopfer-Männertäter-Stereotype und damit die gesamte bisherige Geschlechterpolitik insgesamt in Frage.
Dabei verlangt das Buch dem Leser einiges ab. Es sind nicht nur die stetig sich steigernden Gewaltexzesse seiner Partnerin, denen der Protagonist ausgesetzt ist und bei denen der Leser mit dem Opfer mitleidet. Der Leser fragt sich, warum Tami die Situation nicht verlässt. Warum beendet er die Beziehung nicht? Der Autor beantwortet dem Leser diese Frage nicht. Der Leser muss sie sich selbst beantworten. Wer es sich einfach macht und die Unfähigkeit Tamis, sich aus der Beziehung zurückzuziehen, damit zu begründen versucht, dass er seiner Partnerin mit Haut und Haaren verfallen ist oder vielleicht sogar masochistische Gründe vermutet, wird am Ende eines Besseren belehrt. Mit seinem Selbstmordversuch wird klar, dass Tami sich zwar aus der Beziehung lösen will, es aber nicht schafft.
Beginnt er sich auch nur ansatzweise zu wehren, ihr zu widersprechen, bricht sie in Tränen aus und das darf er nicht zulassen. Das Buch beschreibt damit eindrucksvoll eine Grundproblematik von Männern. Tami ist gefangen in einer Männerrolle, die von ihm erwartet, die Verantwortung für seine Partnerin zu übernehmen. Er sieht sich verantwortlich für ihr Befinden. Männer haben es bis heute nicht geschafft, sich zu emanzipieren. Ein Rollengefängnis, aus dem die Geschlechterpolitik den Mann nicht freiwillig entlassen wird, ist es doch der Garant für das bereitwillige Erfüllen immer neuer Wünsche der Frauenpolitik.
Das Buch macht aber auch die Ohnmacht deutlich, mit der Männer als Opfer häuslicher Gewalt konfrontiert werden. Er könnte doch einfach zur Polizei gehen. Aber Tami weiß instinktiv, dass ihm das nichts nützen wird. Männer sind nur Täter, keine Opfer. Es ist Teil der Männerrolle, auf die die Gesellschaft tagtäglich getrimmt wird. Wer dieses Dogma hinterfragt oder gar widerlegt, wird geächtet, ausgestoßen, kriminalisiert. 2011 wurde der Gleichstellungsbeauftragten Monika Ebeling ihr Amt entzogen, weil sie auch männliche Opfer häuslicher Gewalt thematisierte. Es kann nicht sein, was geschlechterpolitisch nicht sein darf.
Während aber bei der umgekehrten Literatur über männliche Gewalt gegen Frauen das Thema oft pauschal zum solidarischen Geschlechterkrieg aller Frauen gegen alle Männer stilisiert wird, bleibt der Autor hier sachlich und wird nicht verallgemeinernd. Das Buch zeigt hier eine große Chance für die nichtfeministische Männerbewegung auf. Der Feminismus ist nicht in der Lage gewesen, eine nachhaltige Geschlechterpolitik für Frauen und für Männer zu schaffen, weil er tief in pauschaler Männerfeindlichkeit verwurzelt ist und deshalb von Beginn an eine unüberwindbare Mauer zwischen Frauen und Männern errichtet hat. Die Metoo-Debatte hat dies wieder eindrucksvoll gezeigt. Aus einem durchaus wichtigen Hinterfragen sexualisierter Abhängigkeiten im Filmgeschäft wurde schnell ein pauschales Männerbashing, welches das übliche Männertäter-Frauenopfer-Rollenschema kolportiert. Wenn die nichtfeministische Männerbewegung nicht in den gleichen Fehler verfällt und Nachteile und Benachteiligungen von Jungen, Vätern und Männern in ebenso polarisierende Stereotype und Feindbilder indoktriniert, hat diese im Gegensatz zum Feminismus das Zeug dazu, eine Geschlechterpolitik zu generieren, die wirklich beiden Geschlechtern nützen kann.
Dass sich der Autor hinter einem Pseudonym verbirgt, ist aus dem oben Dargelegten verständlich. Dass es sich bei dem romanhaften Tagebuch um autobiographische Erfahrungen handelt, geht allerdings aus dem Buch selbst nicht direkt hervor. Ein romanhaftes Tagebuch kann auch fiktiv sein. Und über den Autor erfährt man nur am Ende auf S. 175 im Nachtrag „Über den Autor“, dass der maßgebliche Antrieb für sein „Streben nach Intellekt…eine von Misshandlung und Gewalt bestimmte Ehe“ gewesen sei. Von wem die Gewalt ausging, geht nicht klar hervor, von ihm, von ihr, von beiden? Dies erfährt man, wenn man nicht durch Dritte darauf aufmerksam gemacht wurde, erst auf der Internetseite der Edition Outbird auf deren Autorenseite oder auf der Buchseite des Verlages. Dort heißt es:
Tami Weissenberg hat viele Jahre häusliche Gewalt durch seine damalige Partnerin erfahren. Neben der Unfassbarkeit der Gewaltwiderfahrnisse seines Lebens und einem – gemessen an dieser Vergangenheit – bemerkenswert bodenständigen und lebensfrohen Wesen vermag Tami nicht zuletzt auch mit einem reichhaltigen, fesselnden Sprachbild zu beeindrucken. Er wird bei ‚Edition Outbird‘ im zweiten Quartal 2018 sein romanhaftes Tagebuch über seine Erfahrungen veröffentlichen. (edition-outbird.de, Stand 4.8.2018)
und
Mit einer kleinen Verspätung wird Mitte Juli 2018 nun Tami Weissenbergs romanhaftes Tagebuch ‚Darjeeling Pur‘ bei uns erscheinen, welches die massiven Gewaltwiderfahrnisse aus seiner damaligen Partnerschaft nachzeichnet und aufzeigt. (edition-outbird.de, Vorankündigung, Stand 4.8.2018)
Das ist schade, denn dieser Sachverhalt ist für das Verständnis des Buchs, seine Aussage und seine Botschaft natürlich ganz wichtig. Es ist ein Unterschied, ob diese Gewalterfahrnisse nur Fiktion sind oder sie tatsächlich so oder so ähnlich in unserer Nachbarschaft stattfinden, ohne dass wir dies wahrnehmen.
Und mehr noch. In Plauen wurde am 17. Januar 2018 der Verein Weißenberg e.V. gegründet; ein privat finanzierter Trägerverein, der daran arbeitet, eine Männerschutzwohnung zu etablieren. Der Name des Vereins ist nicht zufällig mit dem Pseudonym des Buchautors identisch. Der Autor ist aufgrund seiner Erfahrung, seiner Erlebnisse engagiert beim Aufbau einer Männerschutzwohnung, damit anderen männlichen Opfern häuslicher Gewalt die Hilfe zuteilwerden kann, die ihm versagt blieb.
Ebenso geht nicht hervor, wie dieses Tagebuch zustande kam. Ist es ein tatsächlich tageweise geführtes Tagebuch parallel zu den Ereignissen oder ist es ein Tagebuch aus der Erinnerung heraus, auf Basis von diversen Dokumenten, E-Mails oder anderen Dokumenten? Das wäre für den Leser noch interessant gewesen.
Hier ist zu empfehlen, dass der Verlag bei der Fortsetzung diese wichtigen Hintergrundinformationen für den Leser darstellt.
„Darjeeling Pur“ ist ein absolut lesenswertes Buch, das Anstoß geben kann, ein wichtiges, aber aus politischem Kalkül verschwiegenes Tabuthema an die Öffentlichkeit zu bringen. Es fördert viele Grundprobleme der nichtfeministischen Männerbewegung zu Tage und regt den Leser an, sich über die Rolle von Männern in unserer Gesellschaft und im geschlechterpolitischen Diskurs Gedanken zu machen. Die Geschlechterpolitik wird Männer nicht unterstützen sich zu emanzipieren, weil eine frauenzentrierte Geschlechterpolitik von nicht emanzipierten Männern profitiert. Männer müssen und können sich nur selbst emanzipieren. So wie es Tami getan hat.
Ich hoffe, dass die Ankündigung der Fortsetzung, wie es dem Protagonisten gelang, aus dieser Gewaltsituation auszubrechen, kein leeres Versprechen bleibt.
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Hallo,
du schreibst: „Nur ist es eben grundlegend falsch, als Konsequenz die gleichen eigennützigen Forderungen der Feministinnen auch auf die Männer zu übertragen. Dadurch werden doch nie im Leben die Forderungen der Feministinnen zurückgefahren. Wenn man das will muss man auch genau das fordern. Und das ist ja genau mein Kritikpunkt: nicht eigennützige Forderungen für Männer aufstellen, sondern fordern, dass die eigennützigen Forderungen der Feministinnen abgeschafft werden.“
Wie genau meinst du das? Statt Frauenhäuser durch Männerhäuser zu ergänzen, sollten Frauenhäuser abgeschafft werden oder sollten diese in allgmeine Gewaltschutzhäuser verwandelt werden, wie dies Amendt schon vorgeschlagen und damit einen Shitstorm ausgelöst hat?
Gruß
Bruno
[Dies ist ein besonders langer Kommentars unseres Lesers Daniel H., der bei weitem die Maximallänge für Kommentare überschreitet. Aber da wir den Text gerne auch unseren anderen Lesern zur Verfügung stellen wollten, hat ihn die Redaktion aus technischen Gründen hier selbst eingestellt.]
Seit zehn Jahren arbeite ich bei einer Anlaufstelle, die sich mit häuslicher Gewalt befasst und auch ich bin der Meinung, dass die eingefrorene und einseitige Opfer-Täter Darstellung beängstigende Ausmasse angenommen hat. Ich spreche noch nicht einmal von Forderungen nach männlichen Schutzzonen, die es bei uns in der Schweiz übrigens ansatzweise gibt, sondern dass Männer, die von der Polizei aufgrund von häuslicher Gewalt zur Rechenschaft gezogen werden, in äusserst vielen Fällen die Opfer sind und nicht die Täter. Oft weiss das auch die Polizei selber, aber aufgrund der politischen Lage und des Mitleids-Bonus, aber vor allem aufgrund von Angst vor der Reaktion der Feministinnen, ist es dennoch praktisch immer der Mann, der die Konsequenzen tragen muss. „Eine Frau mit Kindern stellt man eben nicht auf die Strasse“. Dass die Kinder allenfalls nicht mitgehen müssen, sondern genau so gut beim Mann bleiben können, diese Frage steht niemals im Raum. Selbst wenn es die berufliche Situation des Mannes erlauben würde. Ich finde zwar ebenso, dass Unrecht nicht mit gleichem Unrecht aufgehoben wird, aber leider tut sich von alleine tatsächlich nichts. Im Gegenteil: Wir erleben momentan europaweit (wenn nicht weltweit) ein Männerbashing, dass deshalb besorgniserregende Ausmasse angenommen hat, weil man sie bereits nicht mehr erkennt.
Die jungen Männer wachsen auf mit dieser Haltung und kennen gar nichts anderes mehr. Viele flüchten zu gewalttätigen Peergroups oder leben ihre vermeintliche Männlichkeit in blutrünstigen Computerspielen aus und verwechseln animierte Massenmörder mit der männlichen Realität. Diese Männer werden kaum in der Lage sein, den gravierenden Feminismus einzudämmen, weil sie ihn verinnerlicht haben – schlimmer noch: sie identifizieren sich mit ihm und verurteilen die Männlichkeiten, ohne zu merken, dass sie selber damit gemeint sind. Darum sind Forderungen von Männerhäusern nicht per se zu verurteilen, denn sie öffnen dem gemässigten Gegenüber immerhin die Augen. Auch wenn diese Häuser wie bei uns praktisch alle leer stehen oder zweckentfremdet werden. Kein Mann kann dort nämlich mit seinen Kindern Zuflucht suchen, auch wenn seine Frau noch so gewalttätig ist. Es genügt ein Aufschrei seiner Partnerin und die Polizei würde nach kürzester Zeit den Mann dort abholen und die Kinder „befreien“. Man stelle sich gleiches Prozedere in Frauenhäusern vor… Doch trotz allem sind Männerhäuser Zeichen, dass es Opfer auf männlicher Seite gibt. Feninistinnen mögen diese unangenehme Realität gerne übersehen, doch ob sie wollen oder nicht, Männerhäuser schwächen automatisch diejenigen Anliegen auf Frauenseite. Dies liegt in der Natur der Sache.
Und nicht nur allein in Bezug auf diese Häuser, denn Gleichstellungsbeauftragte sind heute immer häufiger kritischen Fragen ausgesetzt und die moderaten dieser Personen begegnen diesen Fragen oft sogar mit erstaunlicher Milde (man dankt höflich!). Die Polizei selber stellt heute Forderungen von Massnahmen, die vor zehn Jahren unmöglich gewesen wären. Und das Opfer – Täter Schema wird immer mehr hinterfragt. Nicht wegen der Männerhäuser selber, aber weil sie eines der Symbole sind dafür, dass auf Männerseite nicht mehr alles akzeptiert wird. Sicher aber auch mit Hilfe von MeeToo und anderen Kuriositäten. Denn hier würde ich tatsächlich von Implosion sprechen. Wenn allzu lange mit immer absurderen Forderungen von Frauenseite argumentiert wird, gefährdet das auf lange Sicht möglicherweise tatsächlich das feministische Gedankengut. Auch bei Frauen. Sind es doch häufig sie selber, die dem Feminismus den Kampf ansagen und nicht die Männer. Doch das bedeutet nicht, dass wir dies aussitzen müssen. Wir müssen handeln. Denn die meisten Männer haben nie gelernt, dass sie eine Würde besitzen dürfen. Eine Schramme am Kopf, eine Ohrfeige im Gesicht, ein blaues Auge: was macht das schon? Das steckt man mit links ein. Ist ja nix passiert. Bin ich ein Weichei? Hart im Nehmen! Ein Mann eben.
Jedoch: Schlimme häusliche Gewalt mit schwersten Verletzungen ist ein männliches Phänomen. Das ist leider eine Tatsache und da dürfen bewegte Männer, ob nun links oder rechts, radikal oder nicht, nicht wegsehen. Wahrscheinlich schlagen Frauen ihre Männer sogar häufiger als umgekehrt. Doch handelt es sich oft um „harmlosere“ Gewalt wie Ohrfeigen, Kratzen oder Bewerfen von Gegenständen. Ein Mann, der Würde besitzt,lässt sich dies dennoch nicht gefallen, sondern wird spätestens nach dem zweiten Vorfall seine Frau entweder verlassen oder versuchen die Beziehung zu retten mit Hilfe einer Fachperson. Die meisten Männer machen nichts. Sie warten auf die zehnte oder zwanzigste Ohrfeige und lassen die Faust im Sack, bis es nicht mehr geht. Oder sie lassen sich jahrelang kritisieren und beschimpfen. Und dann explodieren sie und prügeln auf die Frauen massivst ein. Dass es die Männer dann sind, die aus dem Haus gewiesen werden, liegt auf der Hand. Männer müssen sich emanzipieren. Die allermeisten von uns haben keinen Zugang zu ihren Emotionen, es sei denn, sie sind betrunken oder verliebt. Das ist tragisch und trägt nicht zu einer Befreiung von Rollenbildern bei.
Manchmal stimmt es mich optimistisch, wenn ich jungen Männern zuhöre, die dies erkannt haben. Manchmal jedoch bin ich überzeugt, dass Männern auf lange Sicht jegliche Freiheit genommen wird. Hoffen wir, dass die neue Generation weiser auf die Altlasten reagiert. Es wird sich zeigen.
Lieber Daniel,
vielen Dank für die hilfreichen Informationen und die Einschätzung von jemandem, der die Situation aus der Praxis kennt.
@Herrmann
„Nur ist es eben grundlegend falsch, als Konsequenz die gleichen eigennützigen Forderungen der Feministinnen auch auf die Männer zu übertragen.“
Das Recht auf gleichberechtigten Umgang mit seinen Kindern zum Beispiel und die Forderung danach ist wie die allermeisten Anliegen von Männerrechtlern lediglich eine Brandmarkung von verstaatlichtem und weiten Teilen der Gesellschaftlich akzeptiertemChauvinismus gegenüber
dem falschen Geschlecht. Nicht mehr und nicht weniger.
Übrigens: Der allgemeine Männerhass ist auch schon ziemlich kultiviert.
@Hermann
Habe schon viel zu viele offizielle unsinnige Forderungen bzw. brachialchauvinistischte Äußerungen von feministischer Seite gehört, die sich kein Männerrechtler ohne schwerwiegende Folgen erlauben könnte…..
Hier ist von der „nichtfeministischen Männerbewegung“ die Rede, die eine beiden Geschlechtern nützende Geschlechterpolitik bewirke.
Dazu eine kritische Anmerkung:
Viele Männerechtler kann man in Wirklichkeit nicht zu einer nichtfeministischen Bewegung zählen. Der Kapitalfehler dieser Männerechtler ist, daß sie den gleichen Unsinn der Feministinnen, also die gleichen schädlichen Forderungen nach eigenen Vorteilen und Extrawürsten, einfach auf die Männer übertragen und das Gleiche auch für Männer fordern – quasi nach dem Motto „Was die bekommen, wollen wir auch haben“. Eine unsinnige und schädliche Forderung wird aber nicht dadurch besser, daß man sie für andere auch fordert. In Wirklichkeit verdoppelt sich dadurch der Schaden und das scheint einfach keiner zu realisieren. Das Ganze wird dann nur in einer nicht endenden Forderungsspirale enden, bei der beide Seiten immer mehr für sich haben wollen, mit der Begründung die andere Seite hat ja auch erst wieder etwas für sich bekommen. Das Ergebnis ist der totale Geschlechterkrieg, anstatt diesen zu beenden.
Das einzige, was sinnvoll wäre, ist, die einseitigen und unsinnigen Forderungen und Extrawürste der Feministinnen wieder zurückzufahren.
Die gleichen Extrawürste auch für Männer zu fordern ist keine Geschlechterpolitik, die beiden Geschlechtern nützt, sondern schlicht und ergreifend ein Feminismus für Männer! Männerrechtler, die so agieren, sind letztlich auch nichts anderes als Feministen.
Vielen Dank für die kritische Anmerkung.
Du schreibst: „Eine unsinnige und schädliche Forderung wird aber nicht dadurch besser, daß man sie für andere auch fordert.“
Das ist richtig. Sie wird aber auch nicht besser, wenn man daneben steht, nichts tut und meint irgendwann wird sich das schon von alleine geben. Es wird sich nicht von alleine geben. Es wird sich verstärken.
Ich bin der Meinung, dass Männer genauso wie Frauen das Recht haben, ihre Anliegen und Belange in den geschlechterpolitischen Diskurs einzubringen. Und das sollten sie auch tun. Dass sie damit auf dem richtigen Weg sind, zeigt sich daran, wie sehr die Geschlechterpolitik bestrebt ist, diese Männer zum Schweigen zu bringen. Wenn Männer aber schweigen, damit ja kein Geschlechterkrieg entsteht, wird sich nichts ändern.
Und wenn diese Forderungen auch nur dazu führen sollten, der Gesellschaft die Verlogenheit und Doppelmoral von Geschlechterpolitik aufzuzeigen, und somit bewirken würden, dass „die einseitigen und unsinnigen Forderungen und Extrawürste der Feministinnen“ wieder zurückgefahren würden, würde dies ja Ihrem Anliegen entsprechen.
Deine Meinung, wir wären auch nur Feministen. widerspreche ich. Die Hashtag-Shitstorms, die mittlerweile gängige geschlechterpolitische Praxis darstellen, zeigen deutlich, wie tief der Feminismus in Männerhass verankert ist. Eine umgekehrte Motivation ist bei den MANNdat-Mitgliedern nicht vorhanden.
Ich habe ja nicht gesagt, dass man zuschauen und nichts unternehmen soll. Anliegen und Belange von Männern zu thematisieren ist vollkommen richtig und auch wichtig, gerade auch damit nicht nur einseitig feministische Vorstellungen im Raum stehen.
Die Verlogenheit und Doppelmoral der Geschlechterpolitik kann man gerne aufzeigen. Nur ist es eben grundlegend falsch, als Konsequenz die gleichen eigennützigen Forderungen der Feministinnen auch auf die Männer zu übertragen. Dadurch werden doch nie im Leben die Forderungen der Feministinnen zurückgefahren. Wenn man das will muss man auch genau das fordern. Und das ist ja genau mein Kritikpunkt: nicht eigennützige Forderungen für Männer aufstellen, sondern fordern, dass die eigennützigen Forderungen der Feministinnen abgeschafft werden. Nur dass kann zum Ende des Geschlechterkriegs führen.
Ich unterstelle im Übrigen niemandem Frauenhass. Aber wenn man die gleichen Forderungen aufstellt, ist ein Begrifflicher Vergleich schon nicht ganz von der Hand zu weisen.