Melanie Klinger: „Intime Verletzungen – Weibliche und männliche Beschneidung (K)ein unzulässiger Vergleich?“
Rezension von Dr. Bruno Köhler
„Diejenigen, welche behaupten, dass besungener Schmerz fast geheilt sei, sind entweder keine Dichter, oder sie haben nie gelitten. Es ist, als sagte man, wenn Einer unter der Folter oder während einer Operation schreit: er leidet nicht.“ Carmen Sylva
2012 wurde in Deutschland die Körperverletzung an Jungen durch Beschneidung auch ohne medizinische Indikation gesetzlich ausdrücklich erlaubt. Etwa ein halbes Jahr später wurden in Deutschland sämtliche Arten von Körperverletzungen an Mädchen durch Beschneidung gesetzlich verboten. Die politisch Verantwortlichen haben sich damit entgegen Art. 3 des GG für eine maximale geschlechterabhängige Ungleichbehandlung bei Körperverletzungen an Kindern durch Beschneidung entschieden.
Gerechtfertigt wurde dieser Sexismus damit, dass Beschneidungen bei Jungen und Mädchen weder anatomisch, medizinisch noch rechtlich vergleichbar wären. Jede Form der Beschneidung bei Mädchen gilt als gleich schwere Körperverletzung. Jede Form der Beschneidung von Jungen gilt als gleich harmlos. Eine umfassende Abhandlung, die diese angebliche Nichtvergleichbarkeit sachlich und fundiert aus medizinischer, psychologischer und soziokultureller Perspektive hinterfragt, gab es bisher nicht, obwohl sie für die rechtliche und sozialethische Rechtfertigung dieser Ungleichbehandlung sowie für die Glaubwürdigkeit der politischen Elite essentiell ist. Melanie Klinger will mit ihrem Buch „Intime Verletzungen“ diese Lücke schließen. Das Buch behandelt sowohl weibliche als auch männliche Körperverletzung durch Beschneidung. Aufgrund der Tatsache, dass weibliche Körperverletzung durch Beschneidung gesetzlich verboten, männliche Körperverletzung durch Beschneidung jedoch gesetzlich ausdrücklich erlaubt ist, wird dieser Legalisierung im zweiten Teil des Buches ein besonderer Schwerpunkt gesetzt.
Das Buch besteht aus einem Vorwort von Gislinde Nauy, Vorsitzende bei Mogis e.V., sechs Kapiteln und einem Fazit. Es umfasst 271 Seiten. Davon sind 72 Seiten Quellenangaben und 24 Seiten Quellenverweise. Das zeigt schon deutlich, dass die Autorin hier sehr gewissenhaft recherchiert und faktenbasiert publiziert hat.
Über die Autorin selbst erfährt man in dem Buch leider nichts. Eine kurze Vorstellung der Autorin wäre für den Leser schön gewesen um sie, ihren Hintergrund und ihre Motivation zu dem Buch näher kennenzulernen. Auf der Seite des Self-Publishing-Verlages Tredition erfährt man, dass Melanie Klinger 1981 in München geboren wurde. Nach ihrer Krankenpflegeausbildung studierte sie Soziale Arbeit an der Hochschule München mit dem Schwerpunkt Cultural Studies.
Das Buch kann in vier Abschnitte aufgeteilt werden. In den Kapiteln 1 bis 3 beschreibt die Autorin zuerst mit allgemein verständlichen Worten die Grundlagen der Genitalanatomie und -physiologie von Frauen und Männern, dann die Praxis der Beschneidungen sowie deren Auswirkungen. Sie belegt dabei allgemein verständlich und eindringlich eine eindeutige Vergleichbarkeit der Genitalien von Frauen und Männern und widerlegt eindrucksvoll den aus der „Beschneidungsdebatte“ entstandenen Eindruck, Frau und Mann seien zwei völlig unterschiedliche Lebewesen und überhaupt nicht miteinander vergleichbar.
Besonders gelungen und hilfreich ist die tabellarische Einordnung der Autorin von weiblicher und männlicher Beschneidung auf Basis der Human Genital Alterations (HGA), eine umfassende Klassifikation der Genitalverstümmelung durch die Internationale Koalition für Genitale Integrität (ICGI) (S. 50f.). Bislang werden nur die weiblichen Beschneidungsarten in vier Typen eingeteilt. Bei Jungen hat man sich diese Mühe bislang nicht gemacht, was die Marginalisierung männlicher Beschneidungsopfer in Politik und Gesellschaft wieder deutlich zum Ausdruck bringt.
Kapitel 4 zeigt die historische Entwicklung und Motive von Beschneidung auf. Man erfährt über alternative symbolische männliche Beschneidungsriten im Judentum, dem Brit Shalom, und dass die nichtreligiöse Beschneidung bei Jungen ursprünglich aus Gründen der Masturbationsvermeidung eingeführt wurde. Zudem wird je nach Zeitgeist die männliche Beschneidung gegen nahezu jede neue Problemkrankheit als Heilmittel angepriesen. Das gilt bis in unsere Tage in Zeiten von Aids.
Die Autorin scheut sich dabei nicht, auch Tabuthemen anzusprechen, wie z. B. Beschneidung und Pädosexualität oder Vorhaut als Handelsware. Gerade beim Letzteren erkennt man die typische Widersprüchlichkeit der Argumente der Beschneidungsbefürworter, die im Laufe des Buches immer wieder deutlich wird. Einerseits werden der toten Vorhaut besondere positive Eigenschaften zugesprochen, aber deren Nutzen als intaktes Organ am Körper marginalisiert, wenn nicht sogar als unhygienisch, schmutzig und potentieller Krankheitsüberträger stilisiert.
Wie unfassbar weit gerade Deutschland bezüglich seines Wissens über die männlichen Genitalien zurück ist, belegt die Tatsache, dass erst 2017 in der neuesten Fassung der Leitlinie „Phimose und Paraphimose“ der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie sich die Erkenntnis aus der ein halbes Jahrhundert alten Studie des dänischen Wissenschaftlers Jacob Oester niederschlug, nachdem die Zurückziehbarkeit der Vorhaut nicht schon, wie vorher angenommen, bis zum dritten Lebensjahr möglich sein muss, sondern sich dies bis zur Adoleszenz hinziehen kann. (S.118)
In diesem Kapitel wird auch auf die wissenschaftlich nicht mehr haltbare Auffassung eingegangen, dass kleine Jungen kein oder ein geringeres Schmerzempfinden hätten als ältere Jungen. Ein Argument, das trotzdem bis heute von den Befürwortern von Körperverletzungen an Jungen durch Beschneidung benutzt wird. Insgesamt spiegelt diese Marginalisierung von Körperverletzung an Jungen die charakteristische Empathielosigkeit gegenüber männlichen Gewaltopfern in der Geschlechterpolitik wider.
Das Kapitel 5 behandelt die „Beschneidungsdebatte“ in Deutschland anhand der Legalisierung von Körperverletzung an Jungen durch Beschneidung im Jahr 2012 auf Reaktion des Kölner Urteils vom Mai 2012. Letzteres hatte eine Beschneidung aus religiösem Motiv untersagt. Eine Debatte, die in Wirklichkeit weniger eine Debatte, sondern mehr ein Monolog der Beschneidungsbefürworter war. Denn spätestens nach der sehr schnellen Positionierung der sonst eher zaudernden Bundeskanzlerin Angela Merkel war die Sache eigentlich schon klar. Merkel diskreditierte pauschal die Menschen, die sich für die Menschen- und Grundrechte für Jungen einsetzten, indem sie meinte, Deutschland würde sich durch das Verbot von Körperverletzung an Jungen durch Beschneidung zur „Komikernation“ (S. 146) machen. Sie stärkte mit ihrer Aussage, sie wolle nicht, dass Deutschland das einzige Land sei, in dem Juden nicht ihre Riten ausüben dürften, zudem denjenigen den Rücken, die mit der Nazikeule Beschneidungskritiker mundtot machten. Eine sachliche Debatte war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich, die Entscheidung der politischen Elite schon klar.
Was folgte, war eine Farce. Ungeachtet der Kritik von Ärzten und Kinderschutzverbänden wurden ergebnisorientiert fast nur Sachverständige eingeladen, die Körperverletzungen an Jungen politisch korrekt als harmlos konstatierten. Lediglich Reinhard Merkel positionierte sich im Sinne des Kölner Urteils. „In seinem Vortrag machte er deutlich, dass Religionsgemeinschaften keine autonome Definitionsmacht über Körperverletzungen an Dritten hätten und die verbindliche Maßgabe des Elternrechts das Kindeswohl sei und nicht die Autonomie der Eltern.“ (S. 152) Betroffenenverbände wurden gar nicht gehört. „Wie Marlene Ruprecht [Kinderbeauftrage, Anm. des Rezensenten] später bemerkte, hatten sich die wenigsten Parlamentarier/innen in der Vergangenheit mit der medizinischen nicht indizierten Beschneidung von minderjährigen Jungen beschäftigt.“ (S. 150)
Es verwundert nicht, dass in einem regelrechten Eilverfahren von gerade einmal einem guten halben Jahr ein Gesetz auf den Weg gebracht wurde, das Jungen ihre Grundrechte in Art. 1, 2 und 3 wesentlich beschränkt.
Während in der Bevölkerung lediglich 24 Prozent für eine Legalisierung von Körperverletzung an Jungen durch Beschneidung waren, stimmten 70 Prozent der politisch Verantwortlichen dafür. Es dürfte kaum ein anderes Beispiel geben, das zeigt, dass der Begriff des „Volksvertreters“ nicht wirklich als Synonym für einen Parlamentarier gelten kann.
Die Autorin zeichnet ein sehr ernüchterndes Bild, wie politische Entscheidungs“prozesse“ im Bundestag ablaufen. Begleitet wurde das Ganze von einer sehr einseitig für Beschneidung schreibenden Presse, z. B. durch den Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung Heribert Prantl, der dementsprechend fünf Artikel verfasste (S. 144).
Am Ende steht ein Urteil, das nicht nur religiöse, sondern auch „kosmetische“ Körperverletzungen an Jungen durch Beschneidung gesetzlich ausdrücklich erlaubt. Sogar die „Küchentisch“-Beschneidung in Nürnberg 2017 ist durch die Entscheidung des Bundestages von 2012, den Elternwillen über das Recht der betroffenen Kinder auf körperliche Unversehrtheit zu stellen, rechtlich abgedeckt (S.176). Damals verblutete beinahe ein zwei Wochen alter Säugling, als er auf dem Küchentisch beschnitten wurde – auf Grund der Entscheidung des Bundestages 2012 alles ganz legal.
Im letzten Kapitel erörtert die Autorin den Zusammenhang zwischen Sozialer Arbeit und Beschneidung in Zeiten der ausdrücklichen Legalisierung dieser Körperverletzung an Jungen. Sie bezieht klar Stellung für die Grund- und Menschenrechte des Kindes auf körperliche Unversehrtheit und fordert die Beteiligten der Sozialen Arbeit auf, „ein Problembewusstsein für die verdeckte Verletzlichkeit von Jungen und Männern im Allgemeinen, sowie für die männliche Beschneidung als verletzenden Akt im Besonderen zu entwickeln.“ (S. 186) Denn, so Klinger: „Die spezifischen Notlagen der männlichen Opfer werden nicht als solche erkannt und werden stattdessen allgemein als ‚soziale Probleme‘ oder ‚Jugendprobleme‘ behandelt.“ (S.182)
Die Legalisierung von Körperverletzung an Jungen durch Beschneidung hat deutlich gezeigt, dass die politisch Verantwortlichen derzeit nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems sind. Sie kolportieren entgegen ihren Lippenbekenntnissen archaische Männerrollenbilder, indem sie Gewalterfahrungen – auch als Opfer – immer noch als essentielle Initiation von Jungen auf dem Weg zum Mann verstehen.
Im Fazit konkludiert Melanie Klinger deshalb auch: „Eine tieferliegende Ursache für die Verharmlosung der männlichen Beschneidung und der Ignoranz gegenüber den Leiden der Betroffenen liegt dabei vor allem in den geschlechtsstrukturellen Rollenzuschreibungen und der damit einhergehenden verdeckten Verletzlichkeit von Jungen und Männern.“ (S.193)
Empfehlung
Wir halten das Buch von Melanie Klinger für ein sehr gutes Buch und können es jedem empfehlen, der sich mit dem Thema männliche Beschneidung auseinandersetzen will. Die Autorin geht darin ausführlich der Frage nach, inwieweit männliche mit weiblicher Beschneidung verglichen werden kann und legt damit den Finger mit jeder Buchseite tiefer in die offene Wunde unserer sozialen Haut, die die überwältigende Mehrheit des Deutschen Bundestages an jenem Tag im Dezember 2012 gerissen hat, als sie kleine Jungen erbärmlich im Stich ließ. Durch die fundierten Quellenangaben ist das Buch für die wissenschaftlich arbeitende Person ebenso geeignet wie durch seine verständliche Sprache auch für den interessierten, unbedarften Neuling.
Melanie Klinger: „Intime Verletzungen“
Paperback
9,99 €
Seitenanzahl: 272
ISBN: 978-3-7497-3198-5
Erscheinungsdatum: 25.11.2019
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Lesermeinungen
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“ … Durch weibliche Genitalbeschneidung bzw. -verstümmelung wird Mädchen und Frauen eine untergeordnete Rolle in der Gesellschaft zugeteilt. Ihre Beschneidung ist verbunden mit der Reduktion sexuellen Verlangens und dem irreversiblen Verlust sexueller Empfindsamkeit. Außerdem können meist lebenslange gesundheitliche Probleme mit dem Eingriff einhergehen. Unmittelbar nach der Beschneidung können Beschwerden wie enorme Schmerzen, Schockzustand, starke Blutungen, Blutvergiftung oder lebensbedrohliche Infektionen auftreten. In extremen Fällen kann dies auch zum Tod führen. Langfristig beeinträchtigt weibliche Genitalbeschneidung auch die Psyche vieler Frauen. Wir setzen uns in unserer Arbeit für die Rechte aller Kinder ein, egal welches Geschlecht. Auch Gleichberechtigung geht uns alle an, Mädchen, Jungen, Frauen, Männer – nur gemeinsames Engagement schafft Wandel! Bei unserer Projektarbeit nehmen Jungen ebenfalls an Projekten und werden nicht ausgeschlossen. So profitieren die Jungen auch von unseren Projekten zur Bildung und Ausbildung, der Einkommenssicherung, Katastrophenvorsorge und humanitärer Hilfe, sexuelle Gesundheit und Schutz vor HIV und vom Kinderschutz, die wir vor Ort ermöglichen. …“
Quelle: Kommentar unter folgendem Plan-Beitrag: https://www.facebook.com/PlanDeutschland/photos/a.383905044900/10158038267294901/?type=3&theater
Offenbar hat Plan International Deutschland übersehen dass die WHO-Haltung, auf die sich PLAN beruft, vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sowie von etlichen Menschenrechtsorganisationen scharf verurteilt und als „abenteuerlich“, „unseriös“ und „barbarisch“ kritisiert wurde. Aber da es ja nur Jungen betrifft schert das PLAN natürlich nicht weiter….. Ginge es um Mädchen gäbe es von PLAN bei gleichem Sachverhalt einen entsetzten Aufschrei! https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/74511/Beschneidungskampagne-der-WHO-in-Afrika-unter-massiver-Kritik?fbclid=IwAR10yoKfgodhLGpyY64LOMCmjSySmfFdZUisRnqyTTgRuRn4VbAhfzzyPjg
„… Gemäß der WHO ist es bewiesen, dass beschnittene Männer weniger anfällig sind für u.a. Harnwegsinfektionen, Syphilis, Hodenkrebs oder HIV, da Krankheitserreger sich nicht unter der Vorhaut festsetzen, sich dort vermehren und in den Organismus gelangen können. Weiter ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie den Erreger für Gebärmutterhalskrebs tragen. Auch wenn männliche Beschneidung, genauso wie die weibliche, ein operativer Eingriff ist, kann diese nicht mit der Beschneidung von Frauen gleichgesetzt werden. Zwar sind beide Formen traditionell und kulturell fest verankert, dennoch hat weibliche Genitalbeschneidung keinen religiösen Ursprung. Laut der WHO bestehen keine wissenschaftlichen Belege, dass weibliche Beschneidung gesundheitliche Vorteile birgt. Bei der Beschneidung an Frauen wird eine partielle oder komplette Entfernung des äußerlichen Genitals (Klitoris, ggf. auch Schamlippen) durchgeführt. Häufig werden die Eingriffe von Personen verrichtet, die über keinerlei fundiertes medizinisches Wissen verfügen oder Hygienestandards einhalten. …“
Oh man, Plan International Deutschland rechtfertigt, ja empfiehlt beinahe die Beschneidung der Genitalien von Jungen und deklariert diese als gesundheitsfördernde Maßnahme. Unfassbar…: „Liebe Sabine, wir setzen uns für die Rechte von Mädchen und Jungen ein, um ihnen ein gesundes und gewaltfreies Aufwachsen zu ermöglichen. In unserer Arbeit steht das Kindeswohl immer an erster Stelle. Wir wissen, dass die Beschneidung von Jungen ein wichtiges Thema ist, aber Plan International Deutschland legt seit vielen Jahren seinen Arbeitsschwerpunkt auf die Abschaffung weiblicher Genitalverstümmelung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Koordinationsbüro der Vereinten Nationen im Bereich Gesundheitswesen, ist eine von Plan International geschätzte und respektierte Organisation. Daher folgen ihren Empfehlungen auch bezüglich des Themas der Beschneidung. Nach Angaben der WHO sind über 30% der Männer über 15 Jahre beschnitten. Bei der männlichen Beschneidung wird die Vorhaut partiell oder komplett entfernt. Generell birgt ein solcher Eingriff keine allzu großen Risiken für die Jungen. Geschieht eine Beschneidung im frühen Kindesalter, verheilt die Wunde relativ schnell. Im Jugend- und Erwachsenenalter besteht eine höhere Gefahr, dass Blutungen, Hämatome oder eine Blutvergiftung eintreten. Diese Begleiterscheinungen sind allerdings leicht behandelbar. ….
Kleiner Fehler: Die sexuelle Verstümmelung an Kindern ist NICHT erlaubt. Eine schwere Körperverletzung steht immer noch im Strafgesetzbuch. Die Täter müssen dem Strafgesetzbuch angemessen bestraft werden, den Eltern muss natürlich (VOR der Tat) das Sorgerecht entzogen werden, und das Opfer hat Anspruch auf angemessenen Schadenersatz.
Die Formulierung im angeblichen Erlaubnisgesetz ist außerdem nicht eindeutig. Es könnte auch die Nasenspitze oder das Augenlid gemeint sein, oder einfach nur eine Beschneidung der Rechte des männlichen Kindes.
Es kann auch keine Straftat, die im Strafgesetzbuch steht, Teil des Elternrechts sein. Damit wird die Rolle der Eltern völlig pervertiert, und es ist eine Beleidigung für alle zivilisierten Eltern.
Dieses Erlaubnisgesetz ist außerdem ungültig, und das nicht erst, wenn ein Opfer dagegen klagt, sondern immer und automatisch.
Blödsinn…
§ 1631d gibt Sorgeberechtigten auch gegen das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit das Recht, eine Beschneidung durchführen zu lassen. Beschneidung steht hierbei in seiner Bedeutung als Synonym für die Zirkumzision, die wiederum im Duden als Genitalverstümmelung beim Jungen beschrieben steht. Nur mit freundlicheren, verharmlosenden Ausdrücken.
Die Strafbarkeit einer Körperverletzung ist nicht gegeben, da in die Körperverletzung eingewilligt wird. Zwar nicht vom Betroffenen selbst, weil dieser noch nicht entscheidungsfähig ist, aber von seinen Sorgeberechtigten.
Wie z.B. auch der Friseurbesuch praktisch regelmäßig zu einer Körperverletzung führt, wenn das Haar geschnitten wird. Da der Kunde aber im Regelfall damit einverstanden ist und sogar dafür zahlt, entfällt die Strafbarkeit.
Melanie Klinger hat das Buch bestimmt a) geschrieben um über die Problematik aufmerksam zu machen, sie wollte b) aber bestimmt, und das unterstelle ich ihr einfach mal, auch dass sich die Gesetzeslage wieder ÄNDERT und das durch AKTIONEN ihrer Leser. Sagt mir wenn ihr denkt, sie hat dieses Buch nur geschrieben um Interessierte / Betroffene zu informieren damit diese dann sagen: „Schlimm. Doch kann man nichts machen / werde selbst zumindest nichts machen.
Nachtrag: Das Recht auf körperliche Unversehrtheit wird zusätzlich auch noch der Biologie geopfert und da hilft dann auch kein GG mehr. Oder?
Vereinzelte Kommentare sind mir zu defätistisch. Jedenfalls werde ich keine Gruppen unterstützten, die nur die weibliche Genitalverstümmlung kritisieren. Solidarität ist keine Einbahnstraße. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit ist der Religion und dem Feminismus geopfert worden. Das ist ein Tabubruch. Ich befürchte, dass es Menschen gibt die damit intellektuell überfordert sind.
Damit wirst du auf alleiniger Spur sein. Es ist auch keiner intellektuell überfordert. Ich kenne viele nicht-religöse Männer mittleren Alters, die bei der Beschneidung an Jungen nichts schlimmes daran sehen, aber sehr wohl bei Mädchen. Das liegt zum einen daran, dass Jungen sexuell anders erzogen und über ihren Körper (nicht) aufgeklärt werden und später als Mann gar keinen gesunden Bezug zu ihrem Körper haben. Mädchen werden an ihre Sexualität und ihren Körper liebevoll rangeführt, dass ihr Körper etwas heiliges und schönes ist, den jeden Mann den Kopf verdrehen kann.
Man kann das manchmal in Umkleiden beobachten, wenn die halbe weibliche Verwandtschaft an dem Jungen rumzupft, ob die Hose oder die Burka äh der Anzug passt und vorgeführt wird, was bei Mädchen nicht der Fall ist, da jeglicher Sichtkontakt auf nackte Haut beim Umziehen von der Mutter unterbunden wird. Daher rührt dann das Nichtempfinden über den eigenen Körper und die Schamlosigkeit, das bei vielen aberzogen wurde. Jaja ja… man hört immer Sprüche von Männern, was männlich sein soll und wie sie sich als Mann fühlen. Das ist genau das Leugnen des Körpers um hart gegen sich und andere zu sein.
Also sind die Männer wieder einmal selbst schuld? Weit gefehlt, denn wer ist denn seit Jahrzehnten die Hauptbezugsperson für Männer, schon ab dem Säuglingsalter.
Erziehung ist nach wie vor weitestgehend Frauensache – und das hat sich durch den modernen Feminismus nicht verbessert. Der schadet, nicht zuletzt dadurch, dass es immer nur um die Belange von Mädchen und Frauen geht, unserer ganzen Gesellschaft, insbesondere aber den Jungen und Männern.
Ein gutes Stück weit dürfte zudem auch einfach nur Unwissenheit eine Rolle spielen. So ist nahezu niemandem, geschweige denn Männern, bekannt, dass z.B. selbst die WHO recht milde Formen der Genitalverstümmelung bei Mädchen gibt, die durchgehend deutlich weniger drastisch sind als die Genitalverstümmelung bei Jungen.
Zudem ist eben nicht die Eichel der empfindlichste Teil am Penis, sondern genau das, was abgeschnitten wird, nämlich die Vorhaut.
https://allesevolution.wordpress.com/2020/01/22/selbermach-mittwoch-251-22-1-2020/#comment-443272
Was natürlich nicht bedeutet, dass man die Schutzwirkung der Vorhaut vernachlässigen kann.
Aber wieso sollte man Jungen und Männer (und auch Frauen) mal richtig informieren? Es geht ja nur um Jungen bzw. Männer. Die können ja schon per definitionem allenfalls Täter aber keine Opfer sein oder diskriminiert werden.
„Also sind die Männer wieder einmal selbst schuld? Weit gefehlt, denn wer ist denn seit Jahrzehnten die Hauptbezugsperson für Männer, schon ab dem Säuglingsalter.“ Das habe ich nicht gesagt. Frauen haben genauso wie Männer gewisse Erwartungen an Männer (und Jungen). Männer sind aber im Gegensatz zu Jungs erwachsen (das gleiche gilt für Mädchen u. Frauen ) und können erlerntes ablegen und hinterfragen.
„Ein gutes Stück weit dürfte zudem auch einfach nur Unwissenheit eine Rolle spielen.“
Das denke ich nicht. Die meisten wissen genau bescheid, nur haben Männer einen anderen Bezug zu ihren Körper und den Körper anderer Männer. Die richtigen Reaktionen entlockt man ja aus Männern. wenn man z.B. in einem kurzen Kleid rumläuft, das den Schritt „freilegt“ und den Männer suggeriert, dass man unten nackt und nicht unends verpackt ist. ihh da baumelt was, pfui. (enge Hose oder Hotpants haben den gleichen Effekt)
„Der schadet, nicht zuletzt dadurch, dass es immer nur um die Belange von Mädchen und Frauen geht, unserer ganzen Gesellschaft, insbesondere aber den Jungen und Männern.“
Es ging auch ohne Feminismus immer schon um Frauen und Mädchen. Wer Schwestern hat, kennt das.
Die männliche Biologie ist auf das Wohl für Frauen ausgerichtet und männliche Konkurrenten zu vernichten.
PS: Wie bekomst du die Zitate hin?
„Erziehung ist nach wie vor weitestgehend Frauensache – und das hat sich durch den modernen Feminismus nicht verbessert.“
Frauen erziehen aber auch ihre Töchter. Dann müsste das Ergebnis bei den Mädels auch dassselbe sein wie bei den Jungs.
Oder sind Töchter den Müttern mehr wert?
1/2
Hä? Wieso sollten Männer in einem kurzen Kleid oder Hot Pants herumlaufen und etwas baumeln lassen? Die „richtige Reaktion“ der Männer, wenn es in dem Zusammenhang überhaupt eine gibt, bezieht sich auf die sexuelle Anziehung, wenn weibliche Körpermerkmale gezeigt oder nur spärlich verdeckt werden. Das gilt nicht für alle Männer, aber die meisten. Und Frauen wissen das – und wie sie sich auf dem Paarungs-Marktplatz präsentieren müssen.
Richtig, das macht es aber nicht besser. Zumal der moderne Feminismus nur noch eine Steigerung der Frauenbevorzugung und der Männerverachtung darstellt.
2/2
Das kann ich nicht sagen. Ich halte es aber nicht für abwegig, dass das soziale Umfeld einer Mutter auch die Sicht auf und das Verhalten gegenüber ihrem Kind beeinflusst. Und Jungen sind in unserer Gesellschaft definitiv schlechter angesehen als Mädchen. Die Mädchen sind die lieben kleinen Engel, lieb, emphatisch. Die Jungen sind die Lausebengel, laut, nervig und aggressiv. Und auch auf die Kinder, insbesondere die Jungen muss sich so eine Vorverurteilung auswirken. Wie soll sich denn auch jemand verhalten, der stets vermittelt bekommt, er sei einfach nur schei…e, weil er ein Junge ist.
Davon abgesehen sind Mädchen und Jungen eben nicht gleich, werden aber durch unsere weiblich überpräsente Gesellschaft in identische Rollenbilder gezwängt. Gerade für Jungen kann es nicht gut sein – und es ist auch nicht gut für sie – wenn männliche Vorbilder und Verhaltensweisen fehlen.
PS: Steht unter dem Kommentar-Button erklärt.
Finde es mutig und engagiert, dass sich eine Frau wie Melanie Klinger dieses Themas annimmt und ihm sogar ein ganzes Buch widmet! Ich finde, es ist ein Skandal was 2012 passierte; dass Körperverletzungen 1) überhaupt legalisiert werden, 2) dabei auch noch sexistisch unterschieden wird ob die Körperverletzung an einem männlichen oder weiblichen Wesen begangen wird. Hier werden per Gesetz TäterInnen geschützt.
Frage an Fachkundige: Wer setzt sich für Abschaffung des Gesetzes ein? Gibt es Petitionen? Wie kann man, als Leser dieses Artikels beispielsweise, aktiv etwas dafür tun, dass dieser unfassbare Zustand weiterhin gängige Praxis in Deutschland bleibt?
Ich bin gegen die Ohnmacht, die beim Lesen wie von (sehr guten und wichtigen) Artikeln wie diesem beim Leser entsteht, und möchte dazu anregen am Ende des Artikels, oder ähnlicher Artikel (vergangener oder auch zukünftiger) hier bei Manndat eine Liste von Aktionen zu schreiben die jedeR einzelne LeserIn ausführen kann, um dazu beizutragen, dass aktiv gegen diese Missstände vorgegangen wird.
Bin auch gerne bereit bei diesen Ergänzungen (Liste von Aktionen, ggf. mit Links) zu Artikeln mitzuhelfen.
Edit: Rechtschreibfehler korrigiert, Datenschutzbedingungen akzeptiert, letzten Absatz hinzugefügt.
Es gibt zwei Vereine, die speziell zum Thema Beschneidung ausführlich aufgestellt sind, zum einen „MOGiS e.V.“ (https://mogis.info/) und „intaktiv e.V.“ (https://intaktiv.de/). Dort dürften Sie die aktuellsten Informationen zu Initiativen erhalten. Ihren Vorschlag, bei jedem Artikel anzugeben, welche Initiativen es dazu gibt, nehmen wir gern als Anregung auf.
Sie haben Ihre Unterstützung angeregt; auf diesen Vorschlag würden wir gern zurück kommen.
Ich vermute, es heißt im Buch nicht „Kaspernation“, sondern wie im Originalzitat von Kanzlerin Merkel „Komikernation“.
Absolut korrekt. Es muss Komikernation heißen. Danke. Wir werden es abändern.
Das ist eine schwierige Sache. Wenn man die Beschneidung von Jungen kritisiert, läuft man Gefahr als Antisemit etikettiert zu werden. Warum Religionen, sei es der Islam, sei es das Judentum ohne Beschneidung nicht stattfinden kann, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Zu Glück hat noch niemand behauptet, dass seine Religion nicht ohne die Kinderehe oder die Steinigung stattfinden kann. Ob die Beschneidung mit der Genfer Deklaration des Ärztebundes zu vereinbaren ist weiß ich nicht. Ich würde Opfern eher dazu raten zu prüfen ob man Regressansprüche stellen kann.
Und wo ist das Problem? Heutzutage wird man ohnehin schon für alles, was man nicht systemkonform sagt, als Nazi oder zumindest als „Rechter“ herabgewürdigt, um mundtot gemacht zu werden.
Ist doch quasi nichts besonderes mehr.
Ich habe kein Problem damit, als Antisemit oder islamophob etikettiert zu werden. Mein soziales Umfeld weiß wie ich ticke und was von solchen Vorwürfen zu halten ist. Und im Gegensatz zu solchen Spinnerinnen ann ich meine Meinung und meine Ansichten wenigstens sachlich und fachlich begründen.
Wer seinen Jungen ohne dringende medizinische Indikation beschneiden lässt, verstößt gegen seine elementaren Grundrechte. Daran gibt es nichts zu diskutieren! Und dabei ist es egal, wie leicht oder schwerwiegend so ein Eingriff ist.
Regressansprüche? Äähhh, ist es nicht offensichtlich, das die Betroffenen damit faktisch Rechtlos gestellt wurden? (Worüber ich übrigens nie auch nur ein Wort hörte, auch nicht von Männerrechtlern)
Erstens sind an den Beschneider geringere Ansprüche zu stellen als an Ärzte, denn sie müssen keine Ärzte sein.
Zweitens werden die Eltern nicht klagen, weil sie damit rechnen müßten, ebenfalls auf die Anklagebank zu kommen oder sonstwie haftbar zu sein oder auf der Zeugenbank eine ganze Reihe peinlicher Fragen beantworten zu müssen.
Drittens: Kann der Betroffene nach 10, 15, 20 Jahren endlich endlich endlich Klagen, ist nichts mehr nachweisbar und alles verjährt.
Wie praktisch, Win-Win-Win.
Religion kommt auch ohne weibliche Beschneidung aus. Aber nicht ohne männliche. Zumindest geht man überall gegen FGM vor, wo sie noch Brauch ist. Männliche Beschneidung gilt als Aufnahme in den Bund der Männer, der in den westlichen Ländern der Welt durch den Wehrdienst ersetzt wurde und die „Beschneidung“ der Gehorsam und Drill ist. So habe ich das mal gelesen.