Bürger ohne Vertretung
Reichstagsgebäude © Jürgen Matern/Wikimedia Commons
Alle Parteien wollen es sein und geben vor, eine zu sein – eine Bürgerpartei. Doch wie viel Bürgernähe steckt wirklich in den etablierten Parteien? Wir gingen der Frage nach und kamen zu einem ernüchternden Ergebnis.
Geschlechterpolitik, so stellt sie sich öffentlich dar, will Gleichberechtigung von Frauen und Männern fördern. Die Glaubwürdigkeit einer solchen Geschlechterpolitik wird sich deshalb daran messen lassen müssen, inwieweit sie auch Nachteile und Benachteiligungen von Jungen und Männern beseitigen will. Das geschlechterspezifische Bildungsgefälle zuungunsten der Jungen nimmt stetig zu, trotzdem gibt es immer noch wesentlich mehr Mädchenbildungsförderprojekte als Jungenbildungsförderprojekte. Die männliche Lebenserwartung ist um fünf bis sechs Jahre niedriger als die weibliche. Trotzdem erstellte die Bundesregierung bis heute nur einen Frauengesundheitsbericht, aber keinen Männergesundheitsbericht. Die Zahl der männlichen Arbeitslosen, insbesondere der männlichen Jugendarbeitslosen, übersteigt mittlerweile deutlich die Zahl der weiblichen Arbeitslosen.
Obwohl weltweit zwei Drittel aller Gewaltopfer männlichen Geschlechts sind, werden Jungen und Männer bei geschlechterspezifischen Gewaltopferstudien regelmäßig ausgeblendet. In Gleichstellungsstudien wird nach wie vor nahezu ausschließlich die Situation von Mädchen und Frauen beschrieben und analysiert, während durch immer neue Gesetze Jungen und Männern zunehmend Grundrechte beschnitten oder entzogen werden, wie z. B. durch die Legalisierung von Körperverletzung von Jungen durch Beschneidung oder die gesetzliche Frauenquote, bei der vorwiegend Väter besonders betroffen sind, die alleinerziehend sind bzw. in Teilzeit arbeiten oder Elternzeit genommen haben, um ihre Kinder zu erziehen. Sie werden doppelt diskriminiert – einmal durch den Arbeitszeitausfall und nunmehr auch aufgrund ihres Geschlechtes.
Wir fragen nach
Wir wollten wissen, wie bürgernah unsere Politiker und Parteien sind und wie weit sie bereit sind, sich einer Geschlechterpolitik zu stellen, die auch die berechtigten Anliegen von Jungen und Männern berücksichtigt. Dazu haben wir ein Jahr lang ausgewertet, welche Abgeordnete uns zu sachlichen Anfragen zu den Themen Jugendarbeitslosigkeit, Bildung, Gewalt und Gesundheit geantwortet haben. Die Bereitschaft der Politiker, auf sachliche Anfragen von Bürgern zu antworten, nahmen wir als Maß für deren Bürgernähe und die ihrer Parteien. Mindestens zwei Drittel Rückantworten bedeutet dabei bürgernah, bis maximal ein Drittel (33,3 %) Rückantworten bedeutet bürgerfern. Dazwischen ist das Verhältnis der Politik zu den Bürgern gerade noch ausreichend.
Zusammenfassendes Ergebnis
Alle Parteien sind bürgerfern. Insgesamt nur 19,7 % Rückantworten haben wir auf unsere sachlichen Anfragen an die politischen Fachleute erhalten. Also nicht einmal jeder fünfte Politiker war bereit, uns als Bürger dieses Landes Auskunft in seinem politischen Fachgebiet zu geben! Die Grünen antworteten dabei mit 30 % am häufigsten auf unsere Anfragen, haben die Mindesthürde also knapp gerissen. Die CDU kam auf 22,2 %, die SPD gar nur auf 20 % und die Linke brachte es fertig, nicht eine einzige Anfrage von neun zu beantworten.
Die etablierten Parteien führen ihre sinkenden Mitgliederzahlen auf ein sinkendes Politikinteresse der Bürger zurück. Unsere Studie zeigt ein anderes Bild. Nicht ein mangelndes Interesse der Bürger an Politik scheint das Problem zu sein, sondern ein mangelndes Interesse der Politiker an den Bürgern. Von Bürgerparteien kann in Deutschland definitiv nicht die Rede sein. Insofern ist es verständlich, wenn die politisch interessierten Menschen ihr politisches Engagement immer seltener in Parteien suchen, sondern immer öfter außerhalb der Parteien politisch aktiv werden, z.B. in Blogs, Foren oder Vereinen. Allerdings scheinen die neuen Parteien – und das lässt die Studie auch vermuten – ebenfalls nicht die Alternativen zu sein, die sie vorgeben, sein zu wollen, denn auch von ihnen kommen keine Antworten.
Methode
Wir haben 2014 die Rückmeldungen von Politikern auf unsere fachlichen Anfragen gezählt. Bei unseren Anfragen schrieben wir gezielt die jeweils politischen Fachleute zu dem jeweiligen Thema an – die zuständigen Ministerien, die Mitglieder und Vorsitzenden der zuständigen Fachausschüsse in den Parlamenten, also jeweils die fachpolitische Elite unseres Landes. Die Themen, die wir gewählt haben, waren aktuell:
- Jugendarbeitslosigkeit
- Bildung
- geschlechterspezifische Gewaltopfersituation
- geschlechterspezifische Gesundheitssituation
Die Qualität der Rückantworten haben wir nicht beurteilt. Diese geht aus den einzelnen Studien hervor, die Sie auf unserer Homepage einsehen können.
Auswertung und Ergebnisse
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Partei | Anfragen | Antworten |
CDU/CSU | 18 | 4 |
SPD | 15 | 3 |
B90/Grüne | 10 | 3 |
Linke | 9 | 0 |
FDP | 3 | 1 |
Piraten | 2 | 0 |
AfD | 2 | 0 |
SSW | 1 | 0 |
Fraktionslose (Walter Scheuerl, HH) |
1 | 1 |
Bei der graphischen Auswertung wurden lediglich diejenigen Parteien berücksichtigt, bei denen wir öfter als fünfmal angefragt haben, um eine ausreichende Repräsentanz zu gewährleisten.
Lesermeinungen
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An wen wurden Ihre Anfragen an die AfD geschickt?
Es ist unüblich, dass diese neue Partei nicht geantwortet haben sollte.
G. Teska
06353989975
Mich wunderts, dass der FDP überhaupt ein Antwort gesendet hat. Das war bestimmt ein Antrag für Neumitgliedschaft oder Irrläufer.
Ich kämpfe hier in München auch mit dieses Problem. Die Bezirksausschüsse sind weit von den Bürger entfernt und die Bürger kennen nach Anfrage kaum einer ihre Vertretern.
Toller Recherche. Bravo.
Nur Füße vertreten
Das Interesse der Parteien ist groß
auf keine Fragen, die Tore sind zu.
Dort scheint höchstens Teufel los,
stört man sie in der Friedhofsruh`.
Wohl Blockwarte halten alles fern,
man antwortet nur in äußerster Not.
Auf jeden Fall aber einmal ungern:
Was der Bürger lebt, er ist nicht tot?
Wenn es einmal gar zu lästig wird,
lässt man Hinz & Kunz schreiben.
Man glaube doch, es wird geführt,
soll ansonsten ja zufrieden bleiben.
Danke, für Ihr gezeigtes Interesse,
Ministerin arbeitet, hat keine Zeit.
Männeranliegen ist doch Petitesse,
Im Allgemeinen, überhaupt insoweit.
So lange wir einen „Personalausweis“ und keinen Bürgerausweis haben, brauchen wir uns über das Verhalten der etablierten Parteien nicht zu wundern und es wird sich auch nichts an der Situation ändern.
Liebe Leser/innen ich muss mich noch bei euch Entschuldigen.
Ich hab mir gerade nochmal meinen Kommentar durchgelesen und muss feststellen das ich einige markante Patzer bezüglich der Rechtschreibung und Form gemacht habe. Nächstes mal nehme ich mir mehr Zeit da ich weiß wie unangenehm es sein kann einen Brief oder Text zu lesen der nicht so weit gut und ordentlich geschrieben ist.
Gerade bei solch einem Thema.
wünsch euch allen noch ein erfolgreiches 2016.
Naja bezüglich Männlichkeit sag ich nur. Nur echte Frauen verdienen echte Männer.
Sein ma doch mal ehrlich: nicht wenige Frauen sind so unweiblich und unerotisch wie ein „Plastik“ Kübel voll Eis am Nordpol. Mir stellt nicht selten meine Nackenhärchen auf.brrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr
Ich sag immer nur eine Lady verdient einen echten Gentleman. Wo habt ihr Ladys gesehen? Wo sind sie den die echten Damen ? Eine Frau die mich nicht weiß zu verwöhnen und nicht Kochen kann ist so unerotisch das ich von mir aus nicht mal 2 Tage bei so einer bleibe. Dabei geht s mir nicht um das sie ein 5 Sterne Menü beherscht sondern eher das ich mich bei ihr wohl fühle .
Mit einer Frau bei der ich mich wohl fühle würd ich sogar Plätzchen backen. Und ich hätte auch nichts dagegen wenn sie mir die Hilti stüzt. Worum es geht ist eher das man sich gegenseitig unterstützt dann ist vieles möglich . nur wenn es so einseitig ist dann kannst das alles vergessen.
Jedoch frage ich mich immer wieder wie kann es sein das wir hier in Deutschland so eine Situation haben.
Ich bin der Meinung das die Geschlechter mit völlig verkehrten Erwartungen und Ansprüchen gegenseitig bekriegen.
Und die Medien machen die Leute verrückt. Mit all diesen einseitigen Qualitätslosen Inhalten.Sie zeigen nur Ausschnitte von komplexen Zusammenhängen. Und wir kennen ja diese Propaganda gegen uns Männer.
Was wir Männer eigentlich alles aushalten. ist doch eigentlich total der Wahnsinn wir sollten alle aufstehen.
Überlegt mal was wir uns seit den 1980 Jahren alles haben gefallen lassen. Was haben wir uns alles anhören lassen.
Wir werden doch alle Verarscht von diesen Politikern und innen.
Die müssen dazu gezwungen Werden.
Uns „erziehen“ die doch auch.
Wir müssen diese Politker innen erziehen.
Ich sag nur böse Frau Merkel,böse Frau Merkel
Toleranz kommt ja wie jeder weiß aus dem Lateinischen und heißt erdulden,ertragen. Nur wo es hinführt mit dem Tolerieren werden wir langsam auf ganz anderem Gebiet erfahren und „Umdenken“ müssen.
„Wir sind das Volk.“
Jedoch denke ich, das Deutschland gerade wohl einige andere Probleme hat und vor allem noch mehr bekommen wird.
Es gibt ja viele Videos auf Yotube. Zum Thema Volksnähe stach mir eines ins Auge das ich mir mal erlaube einzustellen.Es zeigt eine hübsche junge Dame die sehr wütend über die momentane Lage ist.Und vor allem das über sie hinwegbestimmt wurde,über den Großteil der Deutschen hinwegbestimmt wurde.
es gibt Sachlich und Faktisch viel bessere Videos jedoch zeigt die Dame solche Emotionen und das zeigt wiederum wie es in ihr aussieht und nicht nur in ihr auch ihn vielen Bürgern und innen.
Zum Thema wurden wir gefragt? Oder werden wir alle nur für Blöde angeschaut.Man verzeihe mir bitte das es hier nicht um Thema Bildung oder Gewaltopfer,Arbeitslosigkeit oder Gesundheitssituation geht.
Jedoch sagt die junge Dame sie kann es nicht mehr hören, dieses Wir schaffen das.
Tatsächlich haben wir genügend eigene Probleme.
Tatsächlich werden wir verarscht. Jeder ist bestimmt dafür das echten Verfolgten geholfen wird aber was uns da verkauft wird ist eine Volksverarschung und Beleidigung die seines Gleichen sucht.
https://www.youtube.com/watch?v=H1Yv4BmcFNI
Hallo zusammen,
Bei mir sind ja gerade eure Antworten zu meinen Fragen und damit die Vorstellung von MANNdat Thema:
http://allesevolution.wordpress.com/2015/12/14/vereine-fuer-maennerrechte-manndat/
Die Diskussion ist zwar etwas abgeglitten, aber ich würde mich dennoch freuen, wenn einige Mitglieder von MANNdat vielleicht noch etwas zur Arbeit bei euch sagen würden.
[Edit zu @Michael]
Obwohl ich Dir zustimme, was die eigene Haltung angeht, meine ich , dass offizielles Handeln – wie es z.B. der obenstehende Artikel wiedergibt- auch wichtig ist.
Ich halte es nämlich für ausgesprochen männlich, für die eigene Überzeugung einzutreten. Auch wenn sich der Erfolg nicht kurzfristig einstellt. Für wesentliches braucht man(n) meist einen längeren Atem.
Ein zuversichtliches „sowohl… als auch….“ ist für die Sache der Männer sicherlich zweckdienlicher als ein resigniertes „entweder…. oder…“. Meinst Du nicht auch?
@Michael:
Das mache ich schon seit Jahrzehnten so. Die Reaktion der Frauen war sehr unterschiedlich.
Mehrheitlich haben sie „fehlende Männlichkeit!“ reklamiert, frei nach dem Motto „männlich ist, was den Frauen nützt“.
Das genaue Gegenteil davon haben nur die wenigen konstatiert, deren Begriff von Männlichkeit sich weder an der Verwertbarkeit männlicher Arbeitsleistung noch an sonstigen weiblichen Dressurakten orientierte.
Auf diese Weise haben sich Frauen der ersten Kategorie früher oder später von selbst aussortiert, wenn sie eingesehen haben, dass ich in diesem Punkt änderungsresistent bin.
Nur auf Frauen der zweiten Kategorie habe ich wirklich Wert gelegt. Mit denen hat es auch die schönsten Begegnungen gegeben.
Auf der offiziellen Schiene kann man gar nichts erreichen. Was wir Männer machen müssten, wäre, Netzwerke zu bilden, die zusammenhalten.
Dass man einander beispringt, wenn ein Mann von einer Frau wegen „Man-Spreading“ unfair angegangen wird (zugegeben, das ist nicht schön, und ich mag’s auch nicht, aber noch unschöner ist es, wenn der Mann deswegen UNFAIR angegangen wird).
Dass man eine weitgehende Hilfs- und Höflichkeitsverweigerung pflegt. Ich halte keinen fremden Frauen die Tür auf, helfe ihnen nicht in den Mantel und grüße nicht als Erster.
Natürlich grenze ich mich nicht aus, wenn andere Menschen dabei sind, und tu dann gerade so viel, wie nötig ist, um in einer Gemeinschaft nicht negativ aufzufallen. Mehr kann man von keinem Mann verlangen.
Aber WICHTIG ist: Den ERSTEN SCHRITT zu tun!
Auch mal eine Frau, die um Hilfe bittet, fragen, ob sie dir einen Knopf annäht oder deine Socken stopft. Nein? Warum? Weil ich das selber kann? So, so. Aber, was SIE VON DIR will, das kann SIE NICHT selber. Also willst du doch einen verhältnismäßig kleinen Gefallen, bei dem sie substituierbar ist, und gibst einen großen, bei dem sie nicht so viele Substitutionsmöglichkeiten hat. Lass sie mal darüber nachdenken.
Wenn immer mehr Männer so handeln, wird sich das bei den Frauen breitmachen und ein Umdenken auslösen. Eines, über das natürlich niemals öffentlich geredet werden wird. Es wird einfach da sein. Und irgendwelche Feministinnen werden dann dämliche Kolumnen über „das neue Gefühl, eine Frau zu sein – einen Mann einfach mal so richtig zu verwöhnen“ schreiben.
START NOW!!!!
Ich denke, so einfach sollten wir die politisch Verantwortlichen nicht aus ihrer Verantwortung nehmen. Sie sind für die Anliegen von Jungen und Männern ebenso zuständig wie für die Anliegen von Frauen und Mädchen. Und dieser Verantwortung haben sie sich zu stellen. Ich kann in meinem Job auch nicht nur die Hälfte der Arbeit machen, die mir passt.
Gruß
Bruno