Am Tag, als die Quote kam

von Manndat

Obwohl die vom allgegenwärtigen Patriarchat geknechteten Frauen in Deutschland genug Grund zur Klage haben, gibt es derzeit kaum ein frauenpolitisches Thema, das derart in aller Munde ist wie eine gesetzliche Frauenquote für die oberen Etagen privatwirtschaftlich organisierter Unternehmen. Natürlich nur ganz oben. Und nur in den Aufsichtsräten, denn im Vorstand müsste man ja zumindest Ahnung vom operativen Geschäft haben, und da könnten Quoten ganz schnell den Mythos von der Umsatz- und Gewinnsteigerung durch mehr Frauen überprüfbar – und damit möglicher Weise zunichte – machen. Wer will das schon. Am wenigsten diejenigen, die diesen Zusammenhang mit Inbrunst daherbeten.

Die Berichterstattung über die heilbringende Frauenquote inklusive dem intensiven Abwägen von  Vor-, Vor- und Vorteilen hat sogar den anderen Klassiker des nöligen Jammer-Feminismus in den Hintergrund gedrängt, den wir gleichwohl immer noch perfekt herunterbeten können: „Noch immer verdienen Frauen für die gleiche Arbeit 23 Prozent weniger als Männer.“ Zweifellos falsch, aber immer wieder gern genommen.

Sie hat also durchaus ihr Gutes, die „Diskussion“ über die Frauenquote in Unternehmen. Dennoch führt kein Weg vorbei an der ernüchternden Erkenntnis: Die Quote wird kommen. Die liebreizenden Andeutungen der EU-Justizkommissarin, der Luxemburgerin Viviane Reding, sind einigermaßen unmissverständlich: „Wenn bis Ende 2011 nichts geschieht, müssen wir über gesetzliche Quoten nachdenken. Als Zielgröße habe ich dabei einen Frauenanteil von 30 Prozent in den Aufsichtsräten im Auge, der bis 2015 erreicht und bis 2020 auf 40 Prozent erhöht werden soll,“ ließ sie im Gespräch mit der „Welt“ durchblicken. Da wissen wir doch gleich, wo wir dran sind und brauchen gar nicht mal bis zum Amtsantritt der rotrotgrünen Bundesregierung 2013 zu warten, die vermutlich ähnliches einführen dürfte, um die frauenpolitischen Erwartungshaltungen ihrer Wähler und Parteigenossinnen nicht zu enttäuschen.

Wer soll Reding denn schon in die Parade fahren? Die EU-Kommission ist allgemein nicht gerade als Hort männerrechtlerischer Gesinnung bekannt. Vom Frauenversteher Barroso wird die Kommissarin ebenso wenig Widerstand zu erwarten haben wie vom Leichtwassermatrosen Spidla. Die Wirtschaft wird, um der planwirtschaftlichen Zwangsbeglückung per Quote womöglich doch noch zu entgehen, den Frauenanteil bei den lukrativen Jobs freiwillig erhöhen wie hierzulande etwa schon geschehen bei Telekom und e.on, auch wenn deren Spitzenverbände derzeit noch vernehmlich meckern. Aber das wird sich schon geben, denn von den Herren ganz oben hat sich bisher noch kaum jemand ernsthaft um die diversen Diskriminierungen gekümmert, die hier und da das gemeine männliche Fußvolk treffen, und solange es sie nicht persönlich betrifft, wird das wohl auch so bleiben. Vielleicht bewirkt da die Quote wirklich etwas – und sei es ein Nachdenken.

In der Politik finden längst nicht nur Rote, Grüne und Dunkelrote Gefallen an staatlicher Gleichmacherei per Frauenquote, sondern auch so manche sich vermeintlich fortschrittlich wähnende CDU-CSU-Ministerin.

Dass die Medien schließlich mit einem Male von Vernunft heimgesucht werden und sich in ihrer Mehrzahl gegen eine Maßnahme aussprechen, die die von ihnen so ausdauernd herbeigesehnte „Gleichstellung“ der Frau scheinbar immens fördert, glauben nicht einmal die größten Optimisten. Eher bahnen sie der Quote noch den Weg, indem sie die Kritik an ihr dezent verschweigen und statt dessen naive Kommentare weltfremder Quotenfans veröffentlichen, deren Inhalt den Leser oft mutmaßen lässt, die Verfasserinnen seien selber nur dank einer Frauenquote in die Redaktion gerutscht.

Einen Vorgeschmack auf das, was kommen wird, gibt der Kommentar von Inga Michler in der „Welt“ vom 18. September 2010. Unter der Überschrift „Manchmal hilft ein wenig Druck“ gibt sie den altbekannten Standpunkt der Frauenquoten-Befürworter wieder: Dass deutsche Frauen gut ausgebildet und leistungsbereit seien, und doch, verblüffenderweise: „Unter den Vorständen der 30 Dax-Konzerne sind nur vier Frauen. Der Anteil der Aufsichtsrätinnen liegt bei mageren 13 Prozent.“

Als Subtext schwingt da mit, angesichts dieser Diskrepanz könne es niemals mit rechten Dingen zugehen; so etwas sei nur erklärbar durch massive, bewusste Diskriminierung von Frauen, die alleine durch eine Quote ausgeglichen werden könne.

Keine Silbe darüber, dass enorm viele gutausgebildete Frauen irgendwann erkennen, dass man die Besorgung von Kohle und den Stress der Karriere getrost dem Mann überlassen kann und sie sich lieber Teilzeitjob, Kindererziehung oder gar dem Haushalt widmen als sich in 60- oder 80-Stunden-Wochen für die Firma aufzuopfern.

Kein Sterbenswörtchen darüber, dass das Gros von ihnen immer noch gezielt die falschen Berufe erlernt und die unpassenden, d.h. nicht karriereträchtigen Studienfächer wählt und dass all dies das Reservoir an weiblichem Nachwuchs für die Führungsetagen so überschaubar macht im Vergleich zu dem Heer an männlichen Bewerbern. Es ist aber auch eine gravierende Frauendiskriminierung, dass sich in einem Industrieunternehmen einem Ingenieur bessere Karrierechancen eröffnen als einer Absolventin in mittelalterlicher Kulturgeschichte. Das ruft förmlich nach Gleichstellung!

Keine Erwähnung auch des Umstands, dass es ein weiter Weg ist vom Uni-Diplom bis zum Vorstandsposten bei der Deutschen Bank, dass es also einige Zeit dauern wird, bis die heute fertig ausgebildeten, zweifellos tüchtigen und tendenziell zunehmend karrierewilligen Damen tatsächlich einmal die höheren Posten erklimmen werden.

Nein, es muss die Quote her, damit’s besser wird, und zwar sofort. So sind wir es von den Feministinnen gewohnt: Angebliche Diskriminierungen konstruieren und dann solange quengeln und jammern, bis die Männer endlich nachgeben und die Wünsche der Damen erfüllen, auf dass – wir kriegen den Hals nicht voll – die nächsten, noch anmaßenderen Forderungen aufgestellt werden können. Natürlich alles im Namen der Gleichberechtigung, ähm Gleichstellung, ähm Besserstellung. Und natürlich im Namen DER Frauen, obwohl die Nutznießerinnen des Politfeminismus nur eine minimale Teilmenge der Frauen darstellen. Nicht selten gut ausgestatteten mit feministischen Seilschaften, ähm Netzwerken natürlich.

Zu solch fordernder Haltung passt die Frauenquote wie die berühmte Faust aufs Auge: Sich anstrengen für die Karriere? Auf Familie und Privatleben verzichten? Kommt gar nicht in Frage. Alles, und zwar sofort. Her mit der Quote, auf dass wir ohne große Anstrengung an die begehrten Fleischtöpfe gelangen. Das Schuften und das mühsame Sich-nach-oben-arbeiten überlassen wir lieber den Männern.

Das klingt nicht nur anmaßend, egoistisch, rücksichtlos und arrogant, das ist es auch. Und damit die nackte Gier nach lukrativen Pöstchen für das eigene Klientel nicht ganz so grell ins Auge sticht, wird der Weichzeichner bemüht, und es werden Argumente vorgeschoben, die scheinbar einleuchtend sind und die mit Recht wenig beliebte Frauenquote in ein mildes Licht tauchen sollen, auf dass sie als gute, gerechte, pragmatische und sinnvolle Maßnahme erscheine.

Auch Inga Michler beherrscht dieses Spiel. So schreibt sie etwa: „Angesichts des immer dramatischeren Mangels an Fachkräften wird auf Dauer jede gut ausgebildete Frau gebraucht.“ Das ist zweifelsohne richtig. Aber erstens wird auf Dauer auch jeder gut ausgebildete Mann gebraucht, denn der absehbare Mangel an Fachkräften wird sich nicht alleine durch Angehörige eines Geschlechts abmildern lassen, von dem seit jeher ein beachtlicher Prozentsatz für den Arbeitsmarkt ausfällt, weil es sich irgendwann ins Familienleben verabschiedet.

Würden Politiker und Arbeitgeber endlich einmal aus ihren weltfremden Träumen erwachen und zur Kenntnis nehmen, dass es neben Frauenförderung auch einer verstärkten Förderung von Jungen und Männern bedarf, dann würden wir vielleicht noch die Kurve bekommen und nicht jedes Jahr männliche Schulabgänger, Berufsversager und Dauerarbeitslose auf Halde produzieren, sondern mehr in die Ausbildung von jungen Männern investieren. Ein Investment, das sich eher auszahlen dürfte als das in die Frauenförderung, denn Männer stehen dem Arbeitsmarkt dauerhafter zur Verfügung und laufen weit seltener als Frauen Gefahr, sich mit 35 nur noch dem Familienleben und vielleicht einem Teilzeitjob zu widmen. Außerdem werden gut ausgebildete Frauen nicht alleine in gutbezahlten Unternehmensvorständen oder Aufsichtsräten gebraucht, sondern auch auf dem Bau oder dort, wo Pipelines in Tundren oder Wüsten zu verlegen sind.

Michler bringt als weiteres Argument den „Wunsch nach Vielfalt“ ins Spiel: „Nur eine bunte Mischung aus Frauen und Männern, Jungen und Alten sowie verschiedenen Nationalitäten, auch in Führungszirkeln, bringe die nötigen innovativen Ideen für die Zukunft.“ Seltsam ist nur erstens, dass dieser „Wunsch nach Vielfalt“ immer nur dann laut wird, wenn es um gutdotierte, prestigereiche Jobs für die scheinbar Zukurzgekommenen, hier: die Frauen, geht, und sonst überhaupt nicht. Warum soll „eine bunte Mischung aus Frauen und Männern“ nicht auch dort Vorteile bringen, wo Straßen asphaltiert, Kupferrohre zusammengelötet oder Kanäle gereinigt werden müssen? Warum wird sie uns stets nur dort als segensreich verkauft, wo es für Frauen eine Menge Zaster abzugreifen gilt?

Und, zweitens: Wenn es dieser „bunten Mischung“ bedarf, um „innovative Ideen für die Zukunft“ auszubrüten, dann stellt sich die Frage, wo sie denn in aller Regel ausgebrütet werden, diese innovativen Ideen. In Gender-Studiengängen oder Fächern wie Germanistik und Kunstgeschichte? In den Personalabteilungen der Firmen, im Marketing und der Unternehmenskommunikation, also dort, wo man für gewöhnlich besonders viele Frauen antrifft? Oder nicht vielleicht doch eher in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, bei den Ingenieuren, Tüftlern und Technikern, die auch in 50 Jahren noch Männerdomänen sein dürften?

Und drittens: Obwohl es unserer Wirtschaft nach Meinung der Quotenfans ja an der „bunten Mischung“ fehlt, ist die deutsche Wirtschaft eine der innovativsten und stärksten weltweit. Das ist schon komisch. Aber unsere Wirtschaft wird mit Quote sicherlich noch innovativer, noch erfolgreicher. Auf dass es werde wie bei Moses: „…ein gutes und weites Land, ein Land, darin Milch und Honig fließt“. Zumindest für die Quotenfrauen und diverse, Steuergelder verschwendende Genderpöstchen.

Zum Schluss kommt Inga Michler wieder auf die Politik zurück, die der Frauenquote Rückenwind geben könne, wenn es unter den Wirtschaftsbossen nur bei Lippenbekenntnissen zur Frauenförderung bleibe. O-Ton Michler: „Wie eine junge CSU-Politikerin so schön sagte: Manchmal muss man die Leute eben zu ihrem Glück zwingen.“

Nun, wie man Menschen zu ihrem (vermeintlichen) Glück zwingen kann, wissen die (Gender-) Sozialisten aller Parteien ja seit jeher bestens. Das gilt nicht zuletzt inzwischen auch für die CSU, die sich vor kurzem selber eine Frauenquote verpasst hat; bezeichnenderweise aus Mangel an bereit stehenden Frauen natürlich nur für die höheren Funktionsebenen.

Was Michler indes diskret verschweigt, ist die Tatsache, dass es gerade die Vertreter des Parteinachwuchses sind und hier vor allem die Vertreterinnen, die sich am vehementesten gegen die Zwangsbeglückung per parteiinterner Frauenquote ausgesprochen haben. Ein Umstand, der einen immerhin ein wenig hoffen lässt. Hoffen darauf, dass die nachrückenden Generationen dereinst, wenn sie zu sagen haben, den Quoten-Wahnsinn als zeitgeistbedingte, vorübergehende Verirrung begreifen und ihn so schnell wie möglich wieder abschaffen. Sicherlich unter dem lauten Geheul der alten Genderideologinnen, die dann laut rufen werden: „Undank ist der Welt Lohn.“ Aber ob das dann noch jemanden interessiert?

http://www.welt.de/die-welt/wirtschaft/article9714226/Manchmal-hilft-ein-wenig-Druck.html

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