Das rechte Männer-Bundesforum
Jüngst ereilten uns zwei Meldungen, die anscheinend nicht viel miteinander zu tun haben. Da wäre zum einen ein als Studie getarnter Schüleraufsatz eines gewissen Herrn Gesterkamp unter dem etwas sperrigen Titel „Geschlechterkampf von rechts – Wie Männerrechtler und Familienfundamentalisten sich gegen das Feindbild Feminismus radikalisieren“, das wir mit Verwunderung gelesen haben – insbesondere im Hinblick darauf, was neuerdings alles als Studie durchgeht und wie weit inzwischen bei der Friedrich-Ebert-Stiftung auf wissenschaftliche Ansprüche verzichtet wird.
Die zweite Meldung betraf das mit dem Segen von und der Finanzierung durch das Bundesfrauenministerium neu gegründete „Bundesforum Männer“. Selbiges Bundesforum sehen wir uns doch gerne einmal durch die Gesterkampsche Brille an. Aber schön der Reihe nach.
In dem oben erwähnten Machwerk des „Männerforschers“ Gesterkamp mit dem qualitativen und wissenschaftlichen Anspruch eines Bildzeitungsartikels (wir entschuldigen uns bei „BILD“ für diesen Vergleich) werden durch die Bank weg alle Männerrechtsgruppen, die es wagen Forderungen zu stellen, den Feminismus zu kritisieren und die zunehmende Entrechtung von Männern zur Sprache zu bringen, in die Nähe von Rechtsradikalen gerückt. Dabei bedient sich der Autor einer genauso alten wie immer noch wirksamen Methode: Nimm dir einfach ein kleines Puzzleteil, das deine Theorie stützt, reiße es aus dem Gesamtzusammenhang und vergesse alle weiteren Fakten, die dem widersprechen könnten. Stelle Behauptungen auf, verzichte auf Quellenangaben und verarbeite sprachlich alles zu einem Brei, der ausgewalzt das gewünschte Zerrbild ergibt. Der gute Herr Gesterkamp, der offensichtlich unter einer ausgeprägten recht-links-Sehschwäche leidet, übersieht dabei nur ein wesentliches Detail: Je mehr Leute als „rechtsradikal“ bezeichnet werden, die es nachweislich nicht sind, umso mehr senkt man die Hemmschwelle für die tatsächlich Radikalen. Früher oder später nimmt niemand mehr diesen Vorwurf ernst, was zwar der Demokratie schadet, den Rechtsradikalen aber nutzt. Ist das das eigentliche Ziel des Herrn Gesterkamp? Versucht er durch die Hintertür, den Rechtsextremismus zu bagatellisieren, gar salonfähig zu machen? Ist er der rechtsextreme Wolf im linken Schafspelz? Zumindest muss man sich über solche Parallelen zum rechtsextremen Milieu Gedanken machen. Übrigens: MANNdat gilt ihm als „rechtsradikal“, weil es ein Interview des Vereins in der „Jungen Freiheit“ gegeben hat. Die zwei bis drei Dutzend weiteren Interviews in anderen Medien spielen bei seiner „rechts“-Einschätzung natürlich genauso wenig eine Rolle wie die übrige Arbeit des Vereins. So einfach kann die Welt sein.
Genau dieser Herr Gesterkamp, der mehr als einmal derartige Hilfsdienstleistungen an Rechtsradikale lieferte, ist auch im „Bundesforum Männer“ vertreten, und selbiges stellt sich (zumindest mehrheitlich) hinter den halbseidenen Autor. Zitat von der Homepage des Bundesforums:
„…Daher schließen wir uns der in seiner Mail geäußerten Haltung von Thomas Gesterkamp an:
„Wichtiger als unnötige Detail-Streitereien finde ich, die politische Auseinandersetzung mit den in meiner Expertise genannten Gruppen zu führen. Ich halte es dabei für falsch, pauschal von ‚Akteuren einer rechtsradikalen Männerbewegung‘ zu sprechen. Es ging mir bei meinen Recherchen darum, eine Grauzone zu beleuchten, Verbindungen deutlich zu machen und die fehlende Distanzierung zum rechtsextremen und rechtskonservativen Milieu zu skandalisieren.“
Also alles kein Problem. Erst stellt man die fordernde Männerrechtsbewegung auf eine Stufe mit Rechtsradikalen, dann rudert man halbherzig zurück und schon ist im „Bundesforum Männer“ alles erledigt.
Das ist jedoch ein Irrtum, denn wenn man sich die Homepage der Vereinigung ansieht, die Äußerungen und Ziele betrachtet und die Gesterkampsche Radikalendefinition auf Krabbelgruppenniveau zugrunde legt, hat sich hier ein neuer rechter Verein gegründet! Das glauben Sie nicht? Wir auch nicht. Dennoch bieten wir hier eine „Studie“ im Stil der „Expertise“ eines Herrn Gesterkamp. Wir werden uns dabei alleine an den Fakten orientieren und nur die Deutungen im Gesterkampschen Sinn vollführen:
In den Zielen des Bundesforums fehlt die Forderung nach Abschaffung der Zwangsdienste der Männer. Damit steht das Bundesforum ganz eindeutig im Zeichen des deutschen Militarismus und der Wehrmacht. Typisch für extrem rechte und rechtsradikale Gruppierungen. Selbst der rechte Verein MANNdat fordert die komplette Abschaffung der Zwangsdienste und räumt zu diesem Zweck einem linken Totalverweigerer ein Platz für sein Tagebuch auf der Homepage ein. Das Bundesforum steht also noch rechter als MANNdat.
Doch noch schlimmer: Kein Satz über die besonders schlechte Situation von Migranten! Ausländische Mitbürger werden von diesem Bundesforum Männer offensichtlich komplett ausgespart. Das kann nur ein Zeichen von Ausländerfeindlichkeit sein, wenn selbst der rechte MANNdat-Verein Petitionen zur Verbesserung der Situation von Migranten geschrieben und auf Grund der Ignoranz der Politik selbst eine Migranten-Studie erstellt hat.
Hinzu kommt noch ein geradezu unglaublicher Akt rechtsradikaler Gesinnung: Nicht nur, dass sich unter den Unterstützern auch SPD-nahe Personen befinden, wo doch rund zwei Dutzend SPD-Mitglieder Interviews in der „Jungen Freiheit“ gegeben haben. Es ist sogar eine Organisation der evangelischen Kirche darunter, wo doch zahlreiche Vertreter dieser Einrichtung ebenfalls Interviews in der „Jungen Freiheit“ gaben. Was für ein rechtslastiger Sündepfuhl, wenn schon das eine MANNdat-Interview von Januar 2008 einen rechtsextremen Vorwurf begründet.
An dieser Stelle möchten wir unsere Studie mit Gesterkampschen Anspruch beenden. Wir weisen aber darauf hin, dass wir es dabei für falsch halten, beim Bundesforum Männer pauschal von „Akteuren einer rechtsradikalen Männerbewegung“ zu sprechen, auch wenn wir bereits in der Überschrift das Gegenteil suggerieren. Es ging uns bei unseren Recherchen lediglich darum, eine Grauzone zu beleuchten, Verbindungen deutlich zu machen und die fehlende Distanzierung zum rechtsextremen und rechtskonservativen Milieu – insbesondere zu Gesterkamp – zu skandalisieren.
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