Spidla als Reinkarnation von Münchhausen?
Zunehmend erscheint der Herr EU-Kommissar Spidla wie die Fleisch gewordene Auferstehung des berühmten Lügenbarons Münchhausen. Die Parallelen sind unübersehbar. Gehen wir mal der Reihe nach die Halbwahrheiten und Falschaussagen durch, mit denen er im österreichischen „Kurier“ zitiert wurde, in einem Artikel, in dem es vordergründig um die höhere Arbeitslosigkeit von Männern ging, eigentlich aber (natürlich) um die Sorgen und Nöte von Frauen.
„Erstmals beginne die Arbeitslosenquote der Männer die der Frauen zu übersteigen.“
Eine Halbwahrheit, denn bei der Jugendarbeitslosigkeit ist es schon länger so – natürlich ohne dass der Herr Gleichstellungskommissar jemals ein Wort darüber verloren hätte. Wozu auch? Solange Männer im Nachteil sind, haben wir ja Gleichberechtigung, meint vermutlich der liebe Herr Spidla und versucht gleich noch eine Relativierung: „Dennoch würden Frauen ja immer noch weniger verdienen als Männer.“
Wobei er natürlich weiß und es auch schon offiziell eingestanden hat, dass diese Differenz vor allem an den persönlichen Entscheidungen der Frauen liegt – von der freiwilligen Berufswahl bis hin zu weniger Überstunden. Dass das natürlich wegen der ursächlichen Gründe so bleiben wird – Krise hin oder her – , wird niemanden verwundern. Und vermutlich benötigt man einen genderkonservierten Hohlraum zwischen den Ohren, um den Zusammenhang zwischen erster und zweiter Aussage erkennen zu können: Was ändert es an der Situation eines arbeitslosen Mannes und dessen Familie, wenn eine Friseuse weniger verdient als ein Kfz-Mechaniker oder auch als eine Kfz-Mechanikerin? Er bekommt keinen Lohn – nicht mehr, nicht weniger. Aber die Logik lassen wir mal beiseite, wenn’s denn der guten Sache dient, gell Herr Spidla?
Tja und dann kommt die Leier von der Hausarbeit: Gleichstellung müsse im eigenen Haushalt beginnen, so der Kommissar. Auch hier werden wieder Zahlen aus dem Zusammenhang gerissen und suggeriert, Frauen würden insgesamt viel mehr arbeiten als Männer. Aber wir helfen gern, Herr Spidla: Richtig ist, dass Frauen im Durchschnitt mehr Hausarbeit machen, was kein Wunder ist, weil sie im Durchschnitt weniger lange außer Haus arbeiten als Männer und damit einfach mehr Zeit dafür haben.
Gelogen ist hingegen die suggerierte Behauptung, Frauen würden unter einer größeren Arbeitsbelastung leiden als Männer. Um das zu beurteilen, muss man nämlich die Gesamtarbeitsbelastung (Erwerbstätigkeit + Hausarbeit) zu Rate ziehen, und das hat die Studie „Wo bleibt die Zeit?“ für Deutschland recht ausführlich gemacht – erstellt vom Statistischen Bundesamt im Auftrag des Familienministeriums (http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/frueher/wobleibtdiezeit,property=file.pdf).
Auf der Seite 15 findet man folgende Grafik:
Zwar leisten Frauen überall mehr „unbezahlte“ Arbeit (also Arbeit, die vom Partner oder Expartner bezahlt wird), bei den Berufstätigen ist die Gesamtarbeitsbelastung von Männern aber höher als die der Frauen. Besonders drastisch bei Familien, in denen die Frau so gut wie gar nicht berufstätig ist. Da arbeitet der Mann pro Tag fast 1 ¼ Stunde länger als die Frau.
Eine Ausnahme gibt es noch, und die wurde – wie konnte es anders sein – natürlich besonders herausgestellt: Wenn die Partner gleich lange berufstätig sind, ist die Gesamtarbeitsbelastung der Frau rund ¼ Stunde pro Tag höher. Übrigens sehr hübsch, wie diese im Durchschnitt deutlich höhere Arbeitsbelastung der Männer verbal abgewertet, die im Vergleich dazu geringe höhere Arbeitsbelastung von Frauen hingegen aufgewertet wurde. Das wollen wir den geneigten Lesern nicht vorenthalten. Ist es doch ein schönes Beispiel dafür, wie mächtig und auch manipulativ Worte sein können.
Zitat von Seite 16 (Anmerkungen und Hervorhebungen von MANNdat):
„…Anders ist dies bei Paaren mit Kindern. Sind die Frauen nicht erwerbstätig, steigt ihre Arbeitszeit im Haushalt um 4 Stunden auf gut 7 ¼ Stunden. Bei den Männern erhöht sich die unbezahlte Arbeit nur um eine halbe Stunde. Allerdings haben die Männer aufgrund ihrer Erwerbsarbeit eine höhere Gesamtarbeitszeit als ihre nicht erwerbstätigen Partnerinnen.
[Anmerkung: Zunächst geht man ausführlich auf die Hausarbeit ein, die höhere Belastung der Väter von rund 1 ¼ Stunden pro Tag heißt „höhere Gesamtarbeitsbelastung“]
Sind bei Paaren mit Kindern die Frauen ebenfalls erwerbstätig, wendet sich das Blatt: Obwohl sie die Arbeit im Haushalt im Vergleich zu nicht erwerbstätigen Frauen um 2 ¼ Stunden reduzieren, haben erwerbstätige Frauen mit Kindern eine fast ebenso große Gesamtarbeitszeitbelastung wie ihre Männer.
[Anmerkung: „…wendet sich das Blatt“ – jetzt haben wohl Frauen eine deutlich höhere Gesamtarbeitsbelastung? Ach nein, jetzt arbeiten sie *fast* genauso viel]
Werden Paare mit jeweils gleich langen Arbeitszeiten betrachtet, wird deutlich, dass die Gesamtarbeitszeit der Frauen sowohl bei vollerwerbstätigen als auch bei teilerwerbstätigen Eltern sogar um eine gute Viertelstunde höher ist als bei den Männern.
[Anmerkung: Was sind schon die fast 1 ¼ Stunden pro Tag Mehrleistung der Väter im Vergleich zu der heroischen guten Viertelstunde von Müttern?].“
Alles klar, Herr Kommissar? Gleichberechtigung fängt also nicht im eigenen Haushalt, sondern bei der Berufstätigkeit an. Wenn Männer mehr Zeit hätten, würden sie auch mehr tun.
Fehlen darf auch nicht die Leier von den Führungspositionen, der Karriere und den gläsernen Decken. Ein ganz wichtiger Aspekt bei der Betrachtung des Problems der Arbeitslosigkeit!
Es gäbe schöne Fortschritte, meint der liebe Herr Spidla, und nennt den Frauenanteil von 60% bei den jetzigen Hochschulabsolventen. Bedauert dann aber den geringen Anteil von Frauen in Führungspositionen, der damit gar nicht in Einklang steht. Er fragt natürlich nicht nach der Art der Abschlüsse und deren Verwendbarkeit in der freien Wirtschaft – also dort, wo man Karriere machen kann. Wenn man will, falls man will.
Warum immer weniger Männer studieren – diese Frage kommt ihm natürlich gar nicht über die Lippen, denn dann müsste er ja vielleicht noch auf die Diskriminierung von Jungen im Schulwesen zu sprechen kommen, und das hat ja nun wirklich nichts mit der höheren Arbeitslosigkeit von Männern zu tun. Wir wollen mal nicht so weit abschweifen.
Besonders hübsch der Abschluss des Artikels, wo Herr Spidla noch mit einer faustdicken Lüge zitiert wird: „Darüber hinaus seien auch Frauen häufiger Opfer von Gewalt.“ Im Berufsleben? Um das geht es ja hier bekanntlich.
Nein, Herr Spidla! Weltweit werden deutlich mehr Männer als Frauen Opfer von Gewalttaten, in Deutschland sind es knapp 2/3 – häusliche Gewalt mit der völlig verzerrten Frauen-Männer-Relation inklusive.
Nach so viel feministischem Unfug spielt es schon gar keine Rolle mehr, dass Herr Spidla völlig am Thema – der überproportional steigenden Arbeitslosigkeit von Männern – vorbei redet. Warum nur kann man sich so schwer einen Artikel vorstellen, der eine höhere Arbeitslosigkeit von Frauen zum Anlass nehmen würde, nach einem einleitenden Satz dann nur noch von Männern zu schreiben und den Frauen sogar noch Vorhaltungen zu machen?
Super Sache! Danke, Herr Spidla, danke liebe Journalisten vom Kurier. Endlich wissen wir: So und nicht anders läuft das nunmal im real existierenden Patriarchat…
Leider ist der Artikel online nicht mehr verfürbar. Wenn man jedoch auf die Homepage des Kuriers geht (www.kurier.at) und in die Suchfunktion die Überschrift des Artikels eingibt („Männer sind die Verlierer der Krise“), bekommt man in zwei Sätzen eine überaus treffende Zusammenfassung dieses Unfugs.
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