10 Jahre MANNdat
Kaum einen Steinwurf von der Paulskirche in Frankfurt entfernt, kamen vor zehn Jahren am 14. Februar 7 Personen zusammen, um die Gründung des Vereins „MANNdat – Geschlechterpolitische Initiative“ zu beschließen. Dr. Eugen Maus, der Gründungsvorsitzende, blickt auf zehn bewegte Jahre zurück.
Vielleicht war diese Zusammenkunft nicht ganz so opulent geschichtsträchtig wie die 156 Jahre zuvor abgehaltene Paulskirchenversammlung, aber es sollte schließlich auch kein Kaiser gekrönt – sondern eher eine Kaiserin entthront werden, um im Bilde zu bleiben. Dennoch war die Stimmung gewiss nicht schlechter, als man am späten Abend auseinanderging, um den Worten nunmehr Taten folgen zu lassen. Die erste politische Männerinitiative in Deutschland war auf den Weg gebracht, um den Anstoß für eine neue Männerbewegung – die Männerrechtsbewegung – zu geben.
Vorausgegangen war ein Treffen an nicht minder historisch interessanter Stelle. Etwa bei Rheinkilometer 438 (zwischen Mannheim und Worms) landeten im Jahre 1562 niederländisch-flämische Glaubensflüchtlinge reformierten Bekenntnisses, um in Frankenthal eine neue Heimat zu finden. In unseren Tagen legt der Rhein bei niedrigem Wasserstand unweit dieser Stelle reizvolle Sandbänke frei, und hier war es an einem schönen Nachmittag im Jahre 2003, dass sich die Gründer von MANNdat zu einem Vorbereitungstreffen mit Picknick am Strom zusammenfanden.
Warum die Hektik, nach Jahrtausenden „patriarchaler Dividende“, werdet ihr vielleicht fragen, indoktriniert durch Jahrtausende behaupteter Männerherrschaft. Wir wollen deshalb kurz den zeitgeschichtlichen Hintergrund skizzieren, der diese Initiative erforderlich machte.
In Folge der 68er Studentenbewegung erhielt die bereits über hundertfünfzig Jahre alte und schon ziemlich wohlstandsmüde Frauenbewegung neuen Auftrieb, insbesondere durch die Diskussionen um den (Abtreibungs-)Paragraphen 218. Zugleich eröffneten sich den Frauen mit der Markteinführung der Antibabypille geradezu revolutionär zu nennende Freiheitsgrade.
Eine der etwas orientierungslosen Reaktionen der Männerwelt bestand in der Formierung einer Männerbewegung, hauptsächlich getragen von Männern, die ganz andere Sorgen hatten als die Frauen: Es ging um Selbstreflexion, um Rollenbilder und um eine neue Männlichkeit, in der Folge repräsentiert u. a. in den Sexualstrategien des sogenannten Softie, der sich einem neuerwachenden feministischen Selbstbewusstsein anbiederte.
Man bedenke: Bis zur Beseitigung von spezifisch männlichen Benachteiligungen mussten noch Jahrzehnte vergehen, die Strafbarkeit männlicher Homosexualität beispielweise wurde erst 1994 abgeschafft, der ausschließlich Männer treffende Zwangsdienst beim Militär – bzw. der Ersatzdienst in sozialen Einrichtungen – ist bis heute nicht abgeschafft, lediglich ausgesetzt und spukt nach wie vor in den Köpfen vieler Politiker und Politikerinnen herum.
Und während die 68er Männerbewegten noch Initiationsriten in Schwitzzelten oder anderen Selbsterfahrungen nachgingen, installierten Frauen ein bundesweites Netzwerk von Frauenbeauftragten, gesetzlich geschützt und staatlich bestens alimentiert aus den überwiegend von Männern erbrachten Steuern.
Diese Entwicklung ist alles andere als abgeschlossen!
Die Gründung von MANNdat erfolgte also keineswegs im gesellschaftlichen Vakuum. Schon lange gärte es unter Männern. Am stärksten ausgeprägt war der Unmut natürlich unter Männern, die durch neue, frauenfreundliche und damit nach Lage der Dinge zwangsläufig männerfeindliche Gesetze zu Ehe, Scheidung, Vaterschaft, Unterhalt schwer benachteiligt wurden. Mit dem ISUV (Interessenverband Unterhalt und Familienrecht) und dem VAfK (Väteraufbruch für Kinder) konstituierten sich zwei mitgliederstarke Verbände mit zusammen ca. 10.000 Mitgliedern, deren Schwerpunkt allerdings hauptsächlich bei konkreten Hilfsangeboten im Einzelfall – also auf individueller Ebene – lag.
Die politischen Rahmenbedingungen für solche Sozialkosmetik wurden freilich an anderer Stelle festgelegt. Die Frauenbewegung hatte sich nämlich inzwischen institutionalisiert. Feministinnen waren in alle wichtigen gesellschaftlichen Positionen eingezogen und machen dort nunmehr Gesetze für … nein nicht für Menschen, sondern zu Gunsten von Frauen!
Auch die alte, die 68er Männerbewegung, blieb nicht auf der Stelle stehen. Sie professionalisierte sich und ein erheblicher Teil dieser Männer machte aus ihren profeministischen Anschauungen eine Art Erwerbsgrundlage, beispielsweise die sogenannten „Männer gegen Männergewalt“, die aus dem Credo ihren Gewinn schöpfen, dass in Fällen häuslicher Gewalt die Rollen klar verteilt sind, dass nämlich alle Männer Schläger – und alle Frauen hilflose, unschuldige Opfer sind. Diese Professionellen, vorwiegend Sozialarbeiter und Pädagogen, sind angetreten, anderen Männern, ihren zumeist per Gerichtsbeschluss zugewiesenen Klienten, beizubringen, wie sie sich Frauen gegenüber zu verhalten haben. Andere sind, vorzugsweise nach Ausbildung in Gesellschaftswissenschaften, zu einer Schicht avanciert, die sich Feministinnen mit Gutachten, Expertisen, Schulungen andient.
Es blieb nicht dabei. In der Folge etablierte sich das „Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse“. Hinter dem sperrigen Titel verbirgt sich die aggressivste Lobbyorganisation der profeministischen Männerbewegung überhaupt. Praktisch ausnahmslos alle Protagonisten sind erwerbsorientierte Teilnehmer am Geschlechterkrieg – man könnte ebenso gut von Kriegsgewinnlern sprechen! Ungezählt die Genderberater, Genderkompetenzler, Genderexperten, Gendertrainer, die den Staatssäckel um Honorare, Zuschüsse, Subventionen erleichtern.
Innig verzahnt, inhaltlich wie personell, mit dem „Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse“ ist das Gunda-Werner-Institut der Heinrich-Böll-Stiftung der Partei Die Grünen. Dieses Institut demonstriert eindrucksvoll die Bedeutung vom – feministischen – „Marsch durch die Institutionen“. So kam es zu folgender, kafkaesker Situation: Das BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend), von Insidern auch das „Ministerium für alles außer Männer“ genannt, konnte natürlich nicht das stiftungsnahe Institut einer parteinahen Stiftung, also das Gunda Werner Institut resp. die Erwerbsaktivitäten von dessen Leiter Henning von Bargen, subventionieren. So haben er und seine Entourage sich einen wirklich genialen Schachzug ausgedacht und ausgeführt: Gemeinsam mit den Kollegen im „Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse“ initiierten sie die Gründung eines „Bundesforum Männer“ – als vorgebliche Vertretung für Jungen und Männer in Deutschland, tatsächlich nichts weiter als ein Dachverband für erwerbsorientierte Lobbyisten des Gendergeschäfts.
Der Zeitpunkt war günstig gewählt. Die Aussetzung des Zwangsdienstes für Männer (kurz: Wehrpflicht) muss die großen Profiteure (Wohlfahrtsverbände, Rotes Kreuz, kirchliche Einrichtungen, Gewerkschaften) in helle Panik versetzt haben. Wo sollten sie nun für die von ihnen angebotenen und berechneten Dienste in Pflege usw. Ersatz finden für die bislang billig zu habenden Ersatzdienstleistenden?
So kam es zu einer folgenschweren Entwicklung. Die erwachende, unorganisierte, aber politisch fordernde Männerbewegung machte dabei gewissermaßen den „Druck der Straße“. Auf der anderen Seite standen – je nach Sichtweise – „Steigbügelhalter“, „nützliche Idioten“ oder schlicht Profiteure des institutionalisierten Feminismus. In jedem Fall konnten Profeministen wie von Bargen, Gesterkamp, Rosowski, Höyng oder Messdiener wie Andreas Kemper und Hinrich Rosenbrock nunmehr mit publizistischer Hetze gegen Männerrechtler bei ihren Gesprächspartnerinnen im BMFSFJ oder ihren universitären SponsorInnen auf die „fürchterliche Gefahr“ hinweisen, die von „rechten“, „rückwärtsorientierten“, „frauen- und feminismusfeindlichen“ Männerechtlern ausgehe.
Wenn etwas dran ist an dem Spruch „Viel Feind – viel Ehr!“, dann mussten die wackeren Mannen von MANNdat nunmehr schier zusammenbrechen unter der Last der „Ehrenbezeigungen“. Der Startschuss für eine beispiellose Diffamierungskampagne wurde vielleicht mit einer Überlegung von Gesterkamp gegeben, als dieser rhetorisch fragte, ob man mit Männerrechtlern oder über sie reden solle. Die Antwort und Empfehlung (diffamieren, delegitimieren, einen „cordon sanitaire“ bilden) stand längst fest, wie sich in der Folge zeigte. Kemper fantasierte als „Schwarze Feder“ in fanatischem Einsatz Wikipedia-Einträge über Männerrechtler und MANNdat, dermaßen offenkundig radikalfeministisch parteiisch, dass selbst dem unbedarftesten Leser klar werden musste, dass das Internet-Lexikon bei diesen Themen zur Propagandaplattform von männerfeindlichen Lila Pudeln verkommen war. Gesterkamp für die Friedrich-Ebert- und Rosenbrock für die Böll-Stiftung verfertigten für ihre Auftraggeber Wunschexpertisen über Männerrechtler mit dem Wahrheitsgehalt von Waschmittelreklame.
Das Ergebnis war erwartungsgemäß: Das sogenannte „Bundesforum Männer“ wurde gnädig bewilligt – und noch gnädiger subventioniert. Mit anderen Worten: Ein Geldsegen von Millionen sprudelte für die erwerbsorientierten alt-68er, profeministischen Männerarbeiter und deren Zöglinge.
Aus all dem wird wohl ersichtlich, dass es auf der Ebene der deutschen Geschlechterpolitik zu allerletzt darum ging und geht, irgendwelchem Gejammer von Männerrechtlern wegen Benachteiligungen stattzugeben. Männer sollen umerzogen werden! Und diejenigen, die das zusichern – Forum Männer in Theorie und Praxis der Geschlechterverhältnisse, Bundesforum Männer, Gunda Werner Institut, Friedrich Ebert Stiftung und ein ganzer Klüngel von mediengeilen, geldgierigen Professoren und Autoren, die auch mal ein Buch veröffentlicht haben wollen dürfen –, haben den Segen und ein paar Subventionskrumen, die von der Herrin Tisch im BMFSFJ fallen. Gegenüber den Subventionen für feministische Projekte oder Frauenförderung nehmen sich diese Subventionskrumen in einem Verhältnis von ca. 1 : 1000 geradezu lächerlich gering aus.
Daraus mag man ersehen, dass die Existenz einer Initiative wie MANNdat heute wichtiger ist als noch vor zehn Jahren; einer Initiative, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Benachteiligungen von Jungen und Männern bekannt zu machen und zu beseitigen.
Deswegen, liebe Männer, dröhnt nicht in Foren und Blogs. Politisiert euch. Und unterstützt MANNdat. Das könnt ihr mit einer Spende, mit einer Fördermitgliedschaft oder mit aktiver Mitarbeit tun. Aber das wichtigste ist, sich zu politisieren. Geld ist nur der Treibstoff. Wenn kein Fahrzeug da ist, kein Ziel und niemand, der es ansteuert, dann ist das alles vergebens. Wandelt euren Unmut um in politische Aktion! Verwahrt euch gegen Scheinheiligkeiten, Besserwisserei und Umerziehungsversuche durch Politik, Medien, Kirchen, Wissenschaft, Gewerkschaften, Parteien – durch Leute, denen es letztlich nur um ihren persönlichen Profit geht. Lasst euren Dampf nicht in nutzlosen Leserbriefen oder in Forengezeter ab. Tragt euren Unmut dorthin, wo er entsteht – in die Parteien, die Gewerkschaften, die Verbände, die Verwaltungen – überall!
Dr. Eugen Maus, Gründungsmitglied und Vorstand von MANNdat von 2004 bis 2011
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(Zum bald 12. Geburtstag:)
Männer_ohne_Gewalt
Wer hilft gegen Gewalt an Frauen,
in persona, direkt und unmittelbar?
Da muss man nicht lange schauen,
in Regel Männer, einzeln, in Schar.
Das will man mal nicht übersehen,
wenn von Männergewalt Rede ist.
PolizistInnen, die dazwischen gehen,
fast nur Männer, mit Fahne gehisst.
Helfer, Hilfswerk und Feuerwehr,
treten in Mehrzahl männlich an.
Das gilt erst recht für Bundeswehr,
es hilft Frau und schützt – Mann.
Ohne Ausnahme auch Feministinnen,
wer weiß hierzu anderes zu berichten?
En masse oder ist es so mit `n -Innen:
Alle Frauen tun auf Gewalt verzichten?
Wie wäre es denn mit der Frauenquote
für diese vielen gefährlichen Einsätze?
( Achtung, es gibt nicht selten Tote ! )
„Männergewalt“ per se, nur für Hetze?
Frauen mit Helfersyndrom an die Front,
in vorderster Reihe gegen die Gewalt.
Auch mal für Männer in Not, gekonnt,
gemeinsam mit Mann, wäre schön halt !