„Eine Welt von Männern für Männer“ – Politiker und Journalisten drehen durch

von Manndat

Heutzutage noch irgendwelche Diskriminierungen von Frauen zu finden, ist ausgesprochen schwierig. Feministinnen und Gender-Aktivistinnen in Politik und Medien versuchen es trotzdem – und entlarven sich dabei gekonnt selbst. Zwei aktuelle Beispiele.

Falls es jemals irgendwelche schwerwiegenden Benachteiligungen von Frauen gegeben haben sollte, so hat die moderne Emanzipationsbewegung damit seit den 1960er-Jahren ordentlich aufgeräumt. Das ist so gründlich geschehen, dass es mittlerweile sehr schwierig geworden ist, solche Benachteiligungen überhaupt noch irgendwo zu finden. Dies hält die Feminismus- und Genderszene jedoch nicht von ihren Versuchen ab, irgendwo welche auszugraben oder besser: herbeizuphantasieren.

Das ist nachvollziehbar. Schließlich hat sich im Laufe der Jahrzehnte ein üppiges Netzwerk aus Gleichstellungsbeauftragten, Genderprofessorinnen und feministisch gesinnten Aktivistinnen herausgebildet. Das muss nicht nur bezahlt, sondern auch beschäftigt werden. So ein Arbeitstag ist lang. Und so scheint man sich in diesem Milieu exakt an dem zu orientieren, was der Kabarettist Volker Pispers einst so unnachahmlich in Worte fasste: „Es geht nichts über ein einfaches Weltbild. Das kennen Sie noch aus den Zeiten des Feminismus. Wenn man weiß, wer der Böse ist, hat der Tag Struktur.“

Eine weitere Spielart des Opferfeminismus

Wer der Böse ist, steht außer Zweifel. Und offensichtlich ist der Tag nicht damit ausgefüllt, dass der Genderfeminismus sich für eine angeblich geschlechtergerechte Sprache, immer mehr Frauenquoten für privilegierte Jobs oder die Bewahrung des längst widerlegten Mythos von der Einkommensbenachteiligung von Frauen ins Zeug legt. Zusätzliche Struktur gewinnt der Tag dadurch, dass man dem Bösen noch auf eine andere Weise zu Leibe rückt: indem man einen weiteren Mythos etabliert. Demnach sei die Welt, wie wir sie täglich vorfinden, auf perfide Art und Weise hauptsächlich von Männern für Männer geschaffen und geplant worden, während die Belange anderer Bevölkerungsgruppen, allen voran aber natürlich die von Frauen, in ihr keine hinreichende Berücksichtigung fänden. Und das müsse tunlichst geändert werden.

Gendergerechte Stadtplanung: Lang lebe das Klischee

So wollen etwa die Fraktionen von Grünen und SPD in München im Bündnis mit linken Kleinparteien per Antrag künftig eine „gendergerechte“ Verkehrsplanung vorantreiben. Die bemerkenswerte Begründung lautet, der Stadtverkehr sei zu sehr auf Männer im Dienstwagen ausgerichtet, weswegen Straßen, Ampelphasen und Parkplätze vor allem auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten seien. Das habe zur Folge, dass Verkehrsteilnehmer, die zu Fuß, per Bus und Bahn oder mit dem Fahrrad unterwegs seien, verkehrstechnisch diskriminiert seien: Kinder, Alte und – Frauen. „Spezifisch weibliche Bedürfnisse an Mobilität in der Infrastruktur“ umzusetzen, sei unter anderem vorrangig, meinen Stadtpolitiker von SPD, Volt, Grünen und Rosa Liste in ihrem Entschließungsantrag.

Indem sie dies noch einmal besonders betonen, erwecken sie den Eindruck, als würden die Gruppen, für die der Großstadtverkehr ganz besonders gefährlich ist – Kinder und alte Menschen – , nur so nebenbei erwähnt, als schmückendes Beiwerk für die Gruppe, die in der Opferhierarchie an erster Stelle steht. Die vielen gesunden, beweglichen, ihrerseits häufig motorisierten Frauen, denen es keine Probleme bereitet, sich im Straßenverkehr fortzubewegen, sollen also Prioriät haben gegenüber Opa oder Oma mit Rollator oder Schulkindern, die sich noch nicht so sicher im Straßenverkehr bewegen. Am herausragenden Opferstatus der Frau darf offenbar nicht gerüttelt werden.

Klischeebeladenes, reaktionäres Geschlechterbild

Im heroischen Kampf um eine bessere Welt mit gendergerecht geplanten Städten schreckt man nicht einmal davor zurück, sich dumpfer Geschlechterklischees zu bedienen. Da sind die perfiden männlichen Stadtplaner, die Städte und Straßen auf den männlichen Dienstwagenfahrer zuschneiden, worunter die armen Frauen mit Kinderwagen zu leiden haben. Ob sie auch in der Lage sind, Belege für diese abenteuerliche Verschwörungstheorie zu liefern? Und ob sie selber eigentlich mitbekommen, wie primitiv und holzschnittartig ihre Weltsicht daherkommt?

Erzreaktionär ist sie zudem. Als lebten wir immer noch in den 50er-Jahren, in denen überwiegend Männer mit dem Auto unterwegs waren und nur Frauen mit dem Kinderwagen, fordern sie unter anderem „geschlechtsadaptierte Ampelphasen“, damit Mami mit Kinderwagen mehr Zeit hat, die Straße zu überqueren, während Papi im Auto an der roten Ampel (noch) länger warten muss.

Schöner und treffender als der CSU-Stadtrat Hans Theiss auf Facebook kann man diesen Schmarrn kaum ausdrücken:

Ist das Euer Ernst, liebe Grüne und SPD, oder ein verfrühter Aprilscherz?? Ich dachte ja, wir hätten gerade andere Probleme, aber Ihr wollt gegenderten Verkehr in München? Geschlechteradaptierte Ampelphasen? Ich habe schon lange nicht mehr so viele überkommene Stereotypien in einem Antrag erlebt….. Auf diese Art und Weise zementiert ihr doch die Rollenbilder, die ihr angeblich bekämpfen wollt. Ich will ‚Verkehrspolitik‘ nicht gegen Corona ausspielen, aber ich frage mich schon, wo Ihr gerade Eure Prioritäten setzt….?

„Genormt für den Mann, gefährlich für die Frau“

Eine vergleichbar wirre Denkungsart findet sich in einem Beitrag, der am 26. Januar 2021 in der 3sat-Sendung Nano ausgestrahlt wurde. Unter dem Titel „Genormt für den Mann, gefährlich für die Frau“ lesen wir in der Einleitung: „Bei Crash-Tests werden fast nur männliche Dummies eingesetzt. Die Folge: Frauen haben ein höheres Risiko, in einem Autounfall zu sterben oder sich schwer zu verletzen.“

Eine ausgesprochen steile These auch dies, und man darf gespannt sein, ob dieser Beitrag Daten und Fakten liefert, die sie untermauern können.

„Wir leben in einer Welt, die auf Männer ausgerichtet ist“ – schon der Beginn stimmt den Zuschauer auf das ein, was ihn im Folgenden erwartet. Crashtest-Dummies, so erfahren wir, sind fast immer von Größe und Gewicht her der männlichen Norm entsprechend – obwohl Untersuchungen zeigen würden, dass das Risiko von Frauen, bei einem Unfall schwer verletzt zu werden, um 50 Prozent höher liege. Zudem würde der „weibliche“ Dummy, der bei den Crashtests verwendet würde – und in Maßen und Gewicht eher einem zwölfjährigen Kind entspräche – bei diesen Tests immer nur auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Dies erzählt uns Markus Muser von der schweizerischen Arbeitsgruppe Unfallmechanik AGU.

Was seine Arbeitsgruppe konkret daran hindert, daran etwas zu ändern und Dummies zu entwickeln und einzusetzen, die der Durchschnittsfrau entsprechen und diese dann häufiger auf dem Fahrersitz einzusetzen, wo man das Problem doch anscheinend bereits erkannt hat – wir erfahren es nicht. Es ist von europäischen Normen die Rede, die offenbar die Verwendung „männlicher“ Dummies regeln würden – EU-Normen? Gelten die dann auch in der Schweiz, die nicht EU-Mitglied ist, und sind sie so derart verpflichtend, dass es der AGU verboten ist, davon abzuweichen? Merkwürdig.

Nebulöse Untersuchungen und Statistiken

Zudem erfahren wir nicht, welche Untersuchungen es genau sind, die Frauen als PKW-Insassen ein höheres Unfallrisiko zuweisen – und wenn das denn wirklich der Fall ist, gibt es eine hinreichende Korrelation zwischen Unfallrisiko und der Art der eingesetzten Dummies? Hier bewegt sich der Beitrag auf arg dünnem Eis – der „Nano“-Beitrag schweigt sich hier vornehm aus.

Wie es um das Risiko von Männern und Frauen bestellt ist, als Autoinsassen Opfer von Verkehrsunfällen zu werden, dem geht eine Untersuchung des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden nach, die Unfälle, Verletzte und Tote unter anderem nach Geschlecht aufschlüsselt. Für 2017 ergab sich dabei laut Tabelle 1.4 „Verunglückte Pkw-Insassen bei Straßenverkehrsunfällen 2017 nach Altersgruppen und Geschlecht“ (pdf-Seite 15), dass in jenem Jahr tatsächlich „nur“ 104.241 Männer als PKW-Insassen verunglückten, aber 115.604 Frauen.

Demnach lägen die von „Nano“ zitierten Untersuchungen also richtig. Aber haben sie nicht auch etwas von einem höheren Risiko erwähnt, als Frau bei einem Unfall im PKW zu sterben? Die Zahlen aus der Untersuchung des Statistischen Bundesamtes sprechen eine komplett andere Sprache: 2017 kamen demnach in Deutschland 966 Männer als PKW-Insassen ums Leben gegenüber 468 Frauen. Da Crashtests in erster Linie deswegen durchgeführt werden, um die Fahrzeuge sicherer zu machen und Verletzungen und vor allem Todesfälle der Insassen zu mindern bzw. zu verringern, nützt es den Männern also nicht unbedingt viel, wenn die Dummies so groß und so schwer sind wie der Durchschnittsmann, denn bei den Unfällen mit den schwerwiegendsten Folgen ist der Anteil der männlichen Insassen überproportional hoch. Macht aber nichts, denn erstens sind es ja bloß Männer, und zweitens hätte eine solche Recherche den 3sat-Genderaktivisten bloß ihre schöne Story kaputt gemacht.

Abstruse Beispiele für angebliche Benachteiligungen

Nicht genug der Dummies. Das Team von „Nano“ hat noch weitere unglaubliche Beispiele auf Lager, um seine schräge Theorie vom auf Männer zugeschnittenen Alltag zu untermauern – oder es zumindest zu versuchen:

  • Die Regale in den Supermärkten seien für Frauen „oft“ zu hoch. Wie oft genau? Gibt es auch hier „Untersuchungen“, die das belegen sollen? Wir erfahren es nicht; blitzschnell geht es weiter zum nächsten Thema. Sind Männer im Supermarkt nicht manchmal tendenziell im Nachteil? Jeder weiß doch heutzutage, dass in Blickhöhe die Produkte im Regal zu finden sind, an denen die Supermärkte besonders viel verdienen, während man sich nach den günstigen Angeboten fast immer bis nach ganz unten bücken muss, was kleinere Personen wie Frauen grundsätzlich bevorteilt.
  • Die Temperaturen in Büros seien auf Männer ausgerichtet und für Frauen etwa 5°C zu kalt. Gilt dies für alle Büros? Für Großraumbüros vielleicht, aber wenn es den Frauen dort zu kalt ist, wird niemand sie fristlos kündigen, wenn sie bei der Geschäftsleitung beantragen, dass die Raumtemperatur angehoben wird. Manche Probleme lassen sich recht einfach lösen, aber Wehklagen geht natürlich einfacher.
  • Ein Riesenproblem, das mindestens den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte auf den Plan rufen sollte: Obwohl Frauen auf der Toilette mehr Zeit als Männer verbringen, sind WCs von Frauen und Männern gleich groß, so dass sich oft lange Schlangen an den Frauenklos bilden, was vor allem bei Kinobesuchen tragisch ist, wenn Frauen dadurch den Anfang des Films verpassen. Dass die Architekten an so etwas aber auch nicht denken! Typisch borniert-männliche Denkweise!
  • Auch dieser Beitrag greift die angeblich auf den Mann ausgerichtete Stadt- und Verkehrsplanung auf: zu schmale Bürgersteige, die Frauen mit Kinderwagen benachteiligen, zu kurze Ampelphasen, die auf die Gehgeschwindigkeit von Männern ausgerichtet seien. Gender-, also in Wahrheit frauengerechte Stadtplanung scheint derzeit also schwer in Mode zu kommen. Wir dürfen uns hier also noch auf einiges gefasst machen.

Am Ende lässt einen dieser Bericht fassungslos zurück. Warum bloß wirken alle diese Beispiele, mit denen „Nano“ den Beweis führen will, dass es Frauen so schrecklich schwer haben in einer Welt, die – so will man es uns suggerieren – von Männern für Männer geplant wird, so fürchterlich weit an den Haaren herbeigezogen? Warum ist es ihnen nicht gelungen, auch nur ein Beispiel aufzuführen, das zumindest ansatzweise ein ernstes Problem darstellt, sondern lauter alberne Nichtigkeiten aneinanderzureihen?

Überall arme, schwache und hilflose Opfer

Weil es solche ernsthaften Diskriminierungen von Frauen schlichtweg nicht mehr gibt. Das belegen Fernsehsendungen wie diese so ungewollt wie eindrucksvoll. Und in noch einer Hinsicht erweisen sie dem Feminismus, der Gender-Ideologie oder wie immer man es nennen mag, einen Bärendienst: Sie dürften bei vielen Zuschauern das Klischee von der Frau als armem, schwachem, hilflosem Opfer verankern, überall zu kurz kommend und von üblen Männern in seinen elementaren Bedürfnissen ignoriert, vernachlässigt und verhöhnt. Als hätte sich in den letzten 50 Jahren nichts geändert. Wenn es darum geht, für Frauen noch ein wenig mehr herauszuholen, schrecken Feministinnen und Gender-Aktivistinnen nicht davor zurück, ein erzreaktionäres Frauenbild zu pflegen, in dem nur die Männer Auto fahren und nur die Frauen Kinderwagen schieben.

Beiträge wie dieser sind die perfekte Anti-Werbung für Feminismus und Gender. Neidvoll müssen wir zugeben: So gut bekämen wir das niemals hin.

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Lesermeinungen

  1. By Bildungsferner AfD-Wähler

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  2. By Bernd Jenne

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    • By Bildungsferner AfD-Wähler

  3. By wolf

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    • By Widerstrahl

  8. By Widerstrahl

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