Erster Gleichstellungsbericht ohne Blick auf Jungen und Männer?
Im ersten Gleichstellungbericht der Bundesregierung sollen offenbar Daten zur Situation von Jungen und Männern unberücksichtigt bleiben. Dies ergibt eine MANNdat-Analyse des von den Sachverständigen der Fraunhofer-Kommission verfassten Gutachtens als Grundlage für den ersten Gleichstellungsbericht.
Das Gutachten weist erhebliche Mängel bei der objektiven Darstellung der Situation beider Geschlechter auf. Wichtige Daten zur Situation von Jungen und Männern werden darin entweder marginalisiert oder komplett unberücksichtigt. So fehlt z.B. die konkrete Darlegung der um etwa 60% höheren männlichen Jugendarbeitslosenzahlen ebenso wie die Darstellung des geschlechterspezifischen Bildungsgefälles zuungunsten der Jungen. Die Tatsache, dass Jungen bei gleichen Schulleistungen schlechtere Noten als Mädchen erhalten, bleibt ebenso unerwähnt. Insgesamt 18 Kritikpunkte hat der Verein MANNdat in seiner Stellungnahme zum Gutachten aufgeführt. Die Stellungnahme ist hier abrufbar.
Machte sich die Bundesregierung den Bericht der Fraunhofer-Kommission zu eigen, würde sie dem im Koalitionsvertrag gemachten Versprechen, eine eigenständige Jungen- und Männerpolitik etablieren zu wollen, nicht nachkommen. Zudem verstieße sie gegen ihren selbst gesetzten Anspruch des Gender Mainstreaming, nach dem ja die Belange beider Geschlechter Berücksichtigung finden müssen. Damit bliebe Gleichstellungspolitik eine reine gegen Jungen und Männer gerichtete Frauenpolitik.
Auf Anfrage an die Sachverständigen antworteten diese lediglich, dass diese Punkte Aufgabe anderer Sachverständiger zukünftiger Gleichstellungsberichte seien. Jungen- und männerspezifische Anliegen wären damit auf die lange Bank geschoben.
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