Penisstudie – oder: Wie sich die Wissenschaft ideologisch missbrauchen lässt
Erfundene Unsinnsstudie wird publiziert, weil sie männerfeindlich genug ist
Von einem aufmerksamen Leser wurden wir auf die Penisstudie von Peter Boghossian und James Lindsay, veröffentlicht in einer Fachzeitschrift, hingewiesen, nach der der Penis schuld sei am Klimawandel. In Wirklichkeit handelt es sich um ein Experiment, das beweist, wie leicht es heute ist, männerfeindlichen Unsinn als „Wissenschaft“ zu verkaufen.
Wie Spiegel Online berichtet, ist es dem Philosophen Peter Boghossian und dem Mathematiker James Lindsay gelungen, ihren Aufsatz „Der konzeptuelle Penis als soziales Konstrukt“ im Fachblatt „Cogent Social Sciences“ unterzubringen. Der Clou: Die beiden Autoren berichten, sie haben „3.000 Wörter vollkommenen Unsinns geschrieben.“ Das sei offensichtlich nicht bemerkt worden, weil sich die Autoren einfach im „poststrukturalistischen Stil diskursiver Gendertheorie“ ausgedrückt haben. Mit anderen Worten: Es reichte offenbar, wie in der Genderdiskussion üblich, männerfeindlich zu argumentieren, um veröffentlicht werden zu können.
Spiegel Online legt einige Auszüge dieser „Argumentation“ dar:
‚Das Konzept des Penis‘, so beginnen die beiden ihren Aufsatz, ‚würde besser nicht als anatomisches Organ verstanden, sondern als ein soziales Konstrukt, isomorph zur performativen toxischen Maskulinität.‘
Am Beispiel des Klimawandels sollte die Studie den ‚vorherrschenden, schädlichen Topos herausfordern, den Penis als männliches Sexualorgan zu verstehen und ihm eine passendere Rolle als Art maskuliner Performance zuweisen.‘ Die Forscher kommen zu dem Schluss, der Penis sei ‚der konzeptionelle Treiber für einen Großteil des Klimawandels‘.
Die Begründung: ‚Destruktive, unnachhaltige, hegemoniale, männliche Einstellungen, Umweltpolitik zu prägen, sind das vorhersehbare Resultat einer Vergewaltigung der Natur durch eine männlich dominierte Mentalität. Diese Mentalität wird am besten gefasst, indem man die Rolle des konzeptuellen Penis bei der maskulinen Psychologie berücksichtigt.‘ Insbesondere ‚jungfräuliche Landschaften‘ könnten ‚billig ausgebeutet werden‘.
„Unser Aufsatz hätte niemals publiziert werden dürfen“, meinten Boghossian und Lindsay, die darauf achteten, dass in ihrem Artikel auch wirklich nichts Sinnvolles enthalten war. Sie hätten den Artikel mit Quellenverweisen versehen, von denen sie keine einzige gelesen hätten. Stattdessen hätten sie einige Quellen sogar nur erfunden und sogar Fachzeitschriften, auf die sie verwiesen hatten, seien teilweise erfunden gewesen.
Trotzdem sei ihre Arbeit von den Prüfern gelobt worden als „gut fundiert“ und „herausragend in jeder Kategorie“. Die wenigen Änderungen, die eingefordert worden waren, hätten sie in kurzer Zeit mit weiterem Unsinn erledigt. „Es habe genügt, das Problem der ‚Männerausbreitung‘ hinsichtlich des Klimawandels zu thematisieren und mit dem Beispiel von ‚Schwanzvergleich-Wettbewerben‘ zu unterfüttern.“
„Cogent Social Sciences“ ist zwar um Schadensbegrenzung bemüht und hat den Beitrag mittlerweile von ihrer Webseite genommen. Er kann aber noch im Archiv aufgerufen werden.
Was sich auf den ersten Blick lustig liest, zeigt, wie bereitwillig sich die Wissenschaft mittlerweile von politischer Ideologie missbrauchen lässt. Der bloße männerfeindliche Duktus reicht aus, um unhinterfragt als „Wissenschaft“ verkauft zu werden.
Das geschlechterpolitische Establishment versucht abzuwiegeln, z. B. über Netzpolitik, und auf mangelnde Seriösität des Journals zu verweisen. Zwar weist auch die männerpolitische Website „A Voice for Men“ auf das Problem der „Pay-to-Publish“-Fachmagazine an. Die Gemeinschaft der Wissenschaftler lassen aber zu, dass solche Magazine gemeinhin als akzeptiert gelten und nehmen auch bereitwillig hin, dass deren Beiträge ernst genommen werden. Hier versucht man sich also mit billigen Ausreden vor dem unliebsamen Ergebnis dieses Versuchs davonzustehlen. Man Tau schreibt dazu:
Es ist ein Basis-Klischee von Gender-Theorien, Männlichkeit mit Macht und Gewalt gleichzusetzen – unbeanstandet in einer Männlichkeitsforschung von Kimmel bis Connell. Kritische Wissenschaft ist hier keine Wissenschaft, die sich gegenüber Klischees distanziert verhält und deren Vertreter über die Grundlagen der eigenen Arbeit beständig reflektieren. Kritisch und wissenschaftlich sind hier Ansätze, die sich gegenüber der rituell als hegemonial fantasierten Männlichkeit subversiv, entlarvend, kampfbereit – eben feindlich verhalten.
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Super. Gefällt mir. Endlich ein sinnfälliger Kontrapunkt zum seit Jahren publizierten unverdaulichen wissenschaftlichen Geschwurbel an Gender Universtitäten. Ich wünsche mir weitere Bohossians und Lindsayys, die mit ätzender Präzision den geistigen Dünnpfiff der ganzen Gender-Bewegung ad absurdum führen. Das Geschreibsel der Möchtegern Akademikerinnen soll in einer noch zu gründenen Abteilung der Bibliotheken aufbewahrt werden. Es gehört nicht in die Materialiensammlung, eher in die Fäkaliensammlung.
P.S. Ich wurde eingeladen zu einem: „Männerabend — for all gender“. Soll ich mich als Murmeltier vorstellen?
https://genderstudies.unibas.ch/aktuell/agendaeintrag/browse/4/article/8739/maennerabend/
herzlich George