Wieviel männliche und weibliche Obdachlose gibt es in Deutschland?
Es ist schon lange bekannt, daß es in Deutschland deutlich mehr obdachlose Männer als Frauen gibt. Zu den genauen Zahlen gab es bisher nur Schätzungen. Aber nun gibt es für Berlin eine Zählung.
In der Nacht vom 29. auf den 30. Januar fand in Berlin die bundesweit erste systematische Obdachlosenzählung statt. 2.600 Freiwillige zählten dabei Obdachlose auf festgelegten Routen in der Stadt und befragten sie zu ihrem Alter, Herkunft, Geschlecht, dem Zeitraum ihrer Wohnungslosigkeit und ihrer Situation auf der Straße, wobei die Befragungen freiwillig waren.
Wohlfahrtsverbände und Sozialarbeiter fordern seit langer Zeit eine statistische Grundlage, um Menschen von der Straße das ganze Jahr über passende Unterstützung anbieten zu können.
Kritik von der Selbstvertretung wohnungsloser Menschen
Die Selbstvertretung wohnungsloser Menschen hatte die Zählung stattdessen vorher kritisiert. Sie sieht die Wohnungspolitik des Senats als mitverantwortlich für die erhebliche Zunahme der Wohnungsnot und Obdachlosigkeit, da in Berlin jeden Tag einzelne Menschen und Familien zwangsgeräumt würden, für die es dann gegenwärtig nahezu aussichtslos sei, eine eigene und bezahlbare Wohnung zu finden.
Die Selbstvertretung hielt die Zählung für würdelos, außerdem wirke sie bedrohlich, da fremde Menschen in Gruppen den öffentlichen Raum durchstreiften und beliebig Menschen ansprächen, die sie für obdachlos hielten. Unauffällige obdachlose Menschen würden gar nicht erst erkannt, andere würden aufgrund von Zuschreibungen und Wertungen als obdachlos eingestuft, obwohl sie vielleicht gar nicht obdachlos seien. Zudem würde jemand, der nicht gezählt werden wolle, sich der Zählung entziehen. Ebenso würden Menschen, die sich in Parks, Dachböden, Kellern, Kleingartenanlagen, im Wald usw. aufhielten, auch gar nicht erfasst. Der Senat beschränkte seine Zählung zudem auch selbst, da die Helfer aus Sicherheitsgründen natürlich angewiesen wurden, nicht in Bereichen zu zählen, die als gefährlich gelten.
Etwa ein Drittel der Obdachlosen hat den Zählteams über die eigene Lebenssituation Auskunft gegeben. Es sind 1.976 obdachlose Menschen gezählt worden. Da die Dunkelziffer aus den o. g. Gründen hoch ist, ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl an Obdachlosen deutlich höher liegt.
84 Prozent der Obdachlosen sind Männer
Die Zählung gab aber interessante Aufschlüsse über Alter und Geschlecht der Obdachlosen. 84 Prozent der gezählten Obdachlosen sind Männer. Damit ergibt sich doch ein deutlich hoher Gender Gap. 55 Prozent der gezählten Obdachlosen sind zwischen 30 und 49 Jahre alt.
Schätzungen zufolge gibt es zwischen 200.000 und 300.000 Obdachlose in Deutschland, von denen, auch wieder nur geschätzt, bis zu 30.000 auf der Straße leben. Die Schätzungen für Berlin schwankten bisher zwischen 6.000 und 10.000 Menschen.
Bild: AdobeStock 73560121 von Belish
Hat Ihnen der Artikel gefallen? Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende.
Lesermeinungen
Schreiben Sie einen Kommentar
Bitte beachten Sie, dass Kommentare mindestens 5 und höchstens 1500 Zeichen haben dürfen.
Zitate können mit <blockquote> ... </blockquote> gekennzeichnet werden.
Achtung: Wenn Sie einen Kommentar von einem Smartphone verschicken, wird der Text manchmal von der Autofill-Funktion des Smartphones durch die Adresse ersetzt. Wenn Sie den Kommentar absenden, können wir den originalen Text nicht wiederherstellen.
Die Obdachlosen trifft die Corona- Krise am härtesten. Viele Hilfsangebote fallen ganz weg oder sind nur noch eingeschränkt da. Suppenküchen, Kleiderkammerm, Duschmöglichkeiten. Es wird immer so viel von Humanität und Menschlichkeit geredet, aber da is nicht viel damit. Spätestens da entlarft das ganze als Heuchelei und hohle Phrasendrescherei. Ich fürchte, dass Nitsche zumindest in einigen Bereichen doch Recht hat. Und zu den feminismuskritischen Zitaten von Doris Lessing, die aus dem Wiki- Artikel entfernt worden sind: Die haben das deswegen gemacht weil sie Angst haben. Die haben Angst! Es soll auch Frauen geben, die mittlerweile Angst vor der Vergeltung der Männer haben. Aber davon halte ich nicht viel. Es gibt ja den Spruch von Gandhi: Auge um Auge und die Menschheit wird blind. Allerdings gibt es einige, die eine ordentliche Lektion brauchen, denke ich.
„Es soll auch Frauen geben, die mittlerweile Angst vor der Vergeltung der Männer haben“ Aha… Na können wir bis zum Nimmerleinstag warten. Das wäre ja das achte Weltwundern, wenn Männer gegen Frauen Vergeltung schlagen.
„Die haben Angst! Es soll auch Frauen geben, die mittlerweile Angst vor der Vergeltung der Männer haben.“
Vergeltung der Männer? Ausgerechnet Männer? Das wäre fast beinahe das achte Weltwunder!
Wer hat schon Interesse an dem Schicksal von Männern, wenn es um Privilegien für Frauen geht. Der Frauenanteil bei den Wohnungslosen ist zwar gestiegen, aber zynisch betrachtet ist das ja Gender Mainstreaming, GM. GM fordert ja die Gleichstellung in ALLEN Lebensbereichen. Warum dann nicht auch dort?
Die einseitige frauenfixierte Wahrnehmung gesellschaftlicher Gewinner und Verlierer treibt in der Corona-Krise neue Blüten: Natürlich leisten Frauen in Pflegeberufen, im Einzelhandel und anderswo immens wichtige Beiträge! Natürlich sind diese Berufe teilweise zu schlecht bezahlt! Dennoch wurden diese Berufe frei gewählt! Völlig ignoriert wird derzeit, dass Männer genauso wie Frauen derzeit die Gesellschaft in der Corona-Krise am Laufen halten, als Zulieferer, als LKW-Fahrer, als Erntehelfer, im Rettungsdienst, in der Verwaltung, in der Energieversorgung, in der Corona-Forschung, in der Produktion u.a.!
Bemerkenswert ist hierzu eine gestrige Veröffentlichung der italienischen Regierung mit der Nennung der bisher im Gesundheitswesen an Corona verstorbenen Fachkräfte. Obwohl auch in Italien weit über 50 % der im medizinischen Bereich Tätigen Frauen sind, sind unter den Toten ganz überwiegend männliche medizinische Fachkräfte! Unter den 69 in Italien verstorbenen medizinischen Fachkräften befinden sich bisher nur 3 (!) weibliche Tote! Noch Fragen?
https://portale.fnomceo.it/elenco-dei-medici-caduti-nel-corso-dellepidemia-di-covid-19/
Und wieder werden die Begriffe Obdachloser und Wohnungsloser miteinander verschwurbelt. Dabei ist es doch ganz einfach, ein Obdach ist etwas anderes als eine (eigene) Wohnung. Bei den Wohnungslosen ist der Frauenanteil höher als bei den Obdachlosen, die Damen können z. B. ins Frauenhaus.
Tja, wären 84 % aller Obdachlosen Frauen so würde man laut „Frauendiskriminierung“ schreien, ein Hilfsprogramm mit 200 Mio Euro auflegen und die Situation als Folge einer durch und durch patriarchalen Gesellschaft beschreiben. Da aber 84 % aller Obdachlosen Männer sind ignoriert man das Problem und die Medien berichten sogar überwiegend über die schwierige Situation obdachloser Frauen (wobei deren geringer Prozentanteil dezent verschwiegen wird…)… Auch hier die übliche Rosinenpickerei! Tatsache ist, dass viele Frauen erst gar nicht obdachlos werden weil es für sie leichter als für Männer ist in öffentlichen Einrichtungen Schutz zu finden (Frauenhäuser, Therapieeinrichtungen, Wohngruppen…). Auch haben Frauen meist ein besseres soziales Netz als Männer und finden eher als diese eine Unterkunft bei Bekannten und Freundinnen. Dass es obdachlose Männer hier deutlich schwerer haben wird von der genderideologisierten Gesellschaft geflissentlich ignoriert. Diese nimmt Probleme nur dann wahr wenn Frauen davon betroffen sind!
nimm doch einen auf :) Frauen kommen doch auch bei ihren Freundinnen unter, wie du sagst,