Bericht von der Demonstration am 7. Mai 2014 anlässlich des WORLDWIDE DAY OF GENITAL AUTONOMY in Köln
Am 7. Mai 2014 veranstaltete MOGiS in Köln eine Demonstration gegen die
Legalisierung von Körperverletzung an Jungen durch Beschneidung. MANNdat
war dabei und berichtet.
An 7. Mai 2014 jährte sich das KÖLNER URTEIL, nach dem die medizinisch unnötige Vorhautamputation bei Jungen unrechtmäßig sei, zum zweiten Mal. In einem beispiellos einseitigen Eilverfahren, in dem Beschneidungsgegner auch unter Mithilfe der Kanzlerin von Beginn an diffamiert wurden, beschloss daraufhin der Bundestag am 12.12.2012 einen Gesetzentwurf, der Körperverletzung an Jungen durch Beschneidung ausdrücklich erlaubt. Im darauffolgenden Jahr sorgte der gleiche Bundestag dafür, dass Beschneidung an Mädchen unter Strafe verboten ist. Deutlicher kann man die Doppelmoral der politisch Verantwortlichen bezüglich des Schutzes von Kindern vor körperlicher Unversehrtheit nicht mehr demonstrieren. Wer sich über die Vorgänge von damals umfassend und näher informieren will, dem empfehlen wir unseren Beitrag Große Koalition gegen Beschneidung von Kinderrechten.
In unserer Publikation Beschneidung von Jungen – Fragen und Antworten zu einem politischen Tabuthema haben wir interessante Hintergrundinformationen zum Thema Beschneidung zusammengetragen.
Der 7.Mai wurde inzwischen weltweit zu einem Symbol für die Selbstbestimmungsrechte des Kindes unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion und Tradition.
Aus diesem Anlass forderte der Verein MOGiS e.V.:
- Schutz aller Kinder weltweit vor jeglicher Verletzung ihrer körperlichen und sexuellen Integrität!
- Rücknahme der gesetzlichen Erlaubnis für nicht-therapeutische Vorhautamputationen („Beschneidungen“) an Jungen sowie eine Entschädigung der Betroffenen für die mit dem Gesetz verlorenen Rechte.
- Einhaltung und Umsetzung der Kinderrechtskonvention Art. 24, Absatz 3 (Abschaffung schädlicher Bräuche) in europäischem und deutschem Recht – für alle Kinder – unabhängig von Geschlecht und Herkunft.
- Ausweitung des Gesetzes zum Verbot und Verfolgung von Genitalverstümmelungen auf Straftaten im Ausland.
- Schutz von Kindern und Jugendlichen vor nicht-therapeutischen chirurgischen Eingriffen bereits bei der Novelle des Patientenrechtegesetzes zu verbessern.
- Bereitstellung von Geldern zur weiteren Erforschung der lebenslangen Folgen von Genitalverstümmelungen an Kindern.
Wir von MANNdat befürworten diese Forderungen in vollem Umfang. Um sie durchzusetzen, rief der Verein zusammen mit pro familia NRW zu einer Demonstration für das Recht auf genitale Selbstbestimmung auf. Diese begann um 11:00 Uhr vor dem Landgericht in Köln, in dem am 7.5.2012 das legendäre Urteil fiel. MANNdat unterstützte die Aktion und war mit dabei.
Victor Schiering, Facharbeitskreis Beschneidungsbetroffener im MOGiS e.V., begrüßte die Teilnehmer und betonte die historische Bedeutung des Kölner Urteils. Zum ersten Mal wurde die Verletzlichkeit auch von Jungen und Männern durch Beschneidung anerkannt. Danach sprach David Smith, General Manager NORM-UK, und zeigte auf, dass das Urteil weltweit von Bedeutung ist. Er hofft, dass Dänemark und Finnland die männliche Beschneidung bald verbieten. Anschließend redete Mohamed Louizi, Franzose marokkanischer Herkunft und ehemaliger Aktivist in islamischen Vereinigungen in Frankreich und Marokko. Louizi ist selbst Betroffener und bezeichnete das Kölner Urteil als „erstes Kapitel eines demokratischen Versprechens”. Bevor der Demonstrationszug losging, rundete Viola Schäfer, Vorsitzende intaktiv. e.V., die Eingangsreden ab. Ziele des jungen Vereins seien das Recht auf genitale Unversehrtheit bzw. Selbstbestimmung unabhängig vom Geschlecht, die Erlaubnis zur Beschneidung erst nach Vollendung des 18. Lebensjahres und die Verbesserung der Aufklärung über „Beschneidungen“.
Dann machten sich die zahlreichen Teilnehmer langsam auf zu ihrem Demonstrationszug über die Luxemburger Straße durch die Kölner Innenstadt zum Kölner Dom.
Zügig und ohne Zwischenfälle ging es voran. Die Demonstration verlief durchweg friedlich. Veranstalter und Teilnehmer waren sehr offen und unkompliziert. Mir wurde kurz nach Beginn des Zuges ein Stapel Faltblätter in die Hand gedrückt, um sie an die Passanten am Wegesrand zu verteilen, was ich auch fleißig tat. Die Zuschauer waren zum größten Teil sehr interessiert an dem Demonstrationsthema.
Den abschließenden Höhepunkt bildete dann die Abschlusskundgebung auf dem Roncalli-Platz vor dem Kölner Dom.
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