Niederlande entschuldigen sich für ihren Anteil am Versagen von Srebrenica

von Manndat

Niederlande entschuldigen sich für ihren Anteil am Versagen von Srebrenica

Noch ein nachträglicher Artikel zu unserer Srebrenica-Reihe. Aber er darf nicht fehlen, wenn man sich für die Anliegen und Belange von Jungen, Vätern und Männern einsetzt und wenn man Empathie gegenüber männlichen Opfern von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch hat.

Im Juli dieses Jahres haben wir zum Tag der Geschlechter-Empathielücke die Hintergründe zu dem Massaker von Srebrenica in einer vierteiligen Serie ausführlich dargestellt und erörtert. Hier möchten wir auf ein aktuelles wichtiges Ereignis dazu aufmerksam machen.

Während unsere feministische Außenministerin es fertig bringt, am Jahrestag der Sebrenica-Morde die männlichen Ermordeten unsichtbar zu machen und die Heinrich-Böll-Stiftung einen geschlechtsspezifischen Zusammenhang zwischen der Tatsache, dass die Frauen von der UN evakuiert, die Männer jedoch ihren Schlächtern ausgeliefert wurden, leugnet, gibt es auch andere Ansätze. Es haben sich diesbezüglich auch schon Leser an uns gewandt.

Die Niederlande, also jenes Land, das die UN-Blauhelmsoldaten während des Massakers von Srebrenica stellten, haben sich nun am Gedenktag 2022, 27 Jahre nach den Verbrechen, für ihren Teil an dem Totalversagen der Weltgemeinschaft entschuldigt. Heute.at schreibt:

27 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica haben die Niederlande erstmals bei den Angehörigen der Opfer um Entschuldigung für ihr Versagen gebeten. „Die internationale Gemeinschaft hat beim Schutz der Menschen von Srebrenica versagt“, sagte Verteidigungsministerin Kasja Ollongren am Montag bei der Gedenkfeier in Potocari in Bosnien-Herzegowina. „Als Teil dieser Gemeinschaft trägt auch die niederländische Regierung einen Teil der politischen Verantwortung für die Situation, in der dieses Versagen geschehen konnte. Dafür entschuldigen wir uns zutiefst.“

(…)

Die Regierung hatte zwar zuvor bereits eigene politische Fehler zugegeben, doch eine klare Entschuldigung stets abgelehnt. „Wir können das Leiden nicht von Ihnen nehmen“, sagte die Verteidigungsministerin jetzt. „Aber was wir können, ist, uns dieser Geschichte direkt zu stellen.“

Quelle: https://www.heute.at/s/niederlande-entschuldigen-sich-fuer-srebrenica-versagen-100217021, Abruf 22.7.22)

Das ist eine sehr schöne und wichtige Geste. Aber sich der Verantwortung gegenüber dieser Geschichte zu stellen, bedeutet auch, das, was in Srebrenica geschehen ist, als das zu benennen, was es war, nämlich ein Maskuzid. Davon ist man noch weit entfernt, in einer Welt, in der es zum schicklichen politischen Ton gehört, männliche Opfer von Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung unsichtbar zu machen.

Was in dem Beitrag ebenso wie in vielen anderen Beiträgen, z. B. auch bei der Tagesschau, nicht erwähnt wird, ist, dass sich die Niederlande einige Tage vorher auch schon bei den Veteranen der Dutchbat III-Einheit entschuldigte, jener Einheit, die zum Zeitpunkt des Massakers die Schutztruppe vor Ort stellten. Die Limmattaler Zeitung schreibt:

Die Einheit Dutchbat III sei mit einem «unmöglichen Auftrag» ins Kriegsgebiet geschickt worden, sagte Premier Mark Rutte am Samstag bei einer Ehrung der Veteranen in Schaarsbergen bei Arnheim im Osten des Landes. Die UN-Einheit sei zu leicht bewaffnet und daher machtlos gewesen und habe den Völkermord nicht verhindern können.

(…)

Jahrelang war den Soldaten Feigheit und Versagen vorgehalten worden. Zudem wurden posttraumatische Störungen von Veteranen nicht anerkannt. Viele von ihnen fühlten sich dadurch im Stich gelassen. Vor mehreren Hundert Veteranen und ihren Familien entschuldigte sich dafür nun der Premier im Namen der Regierung.

(…)

Auch Verteidigungsministerin Kasja Ollongren sagte, dass von den Soldaten «das Unmögliche» gefordert worden war. Als sie aus dem Einsatz zurückgekommen seien, habe es zu wenig Nachsorge und Unterstützung gegen falsche Schuldzuweisungen in Öffentlichkeit gegeben. Im vergangenen Jahr hatte die niederländische Regierung bereits eine Anerkennung der Veteranen zugesagt. Dutchbat-Veteranen bekamen damals auch eine Prämie von jeweils 5000 Euro. (Quelle: https://www.limmattalerzeitung.ch/international/voelkermord-nach-srebrenica-niederlande-entschuldigen-sich-bei-eigenen-veteranen-ld.2306359, Abruf 22.7.22)

Wir halten es für gerechtfertigt, sich auch bei den UN-Posten von damals zu entschuldigen. Sie trifft die geringste Schuld. Die Verbrecher sind diejenigen, die die Männer ermordet haben. Mitschuldig sind aber auch die führenden Köpfe der UN und der Hilfsorganisationen gewesen, die dem Deal zustimmten, die Männer ihren Schlächtern auszuliefern und nur Frauen und Kinder zu retten. Sie machten dicke Arme. Am Ende, als es darauf ankam, haben sie kläglich versagt. Ihre hochtrabenden Worte, mit denen sie sich als Menschenrechteverteidiger inszenierten, entpuppten sich als Dampfgeplauder. Es lief ab, wie es immer abläuft: Menschenrechte teilen, Frauen und Kinder retten und Männer ihrem Schicksal überlassen.

Von diesen Versagern fehlt noch bis heute jegliche Entschuldigung für ihre Mitschuld.

In völliger Fehleinschätzung der Lage hatten die UN-Verantwortlichen geglaubt, mit der Präsenz eines symbolischen Trüppchens von UN-Soldaten mit hellblauen Kappen und Fähnchen den Aggressoren genügend Respekt einflößen zu können, dass sie von ihrem Vorhaben ablassen würden.

Die Leichtigkeit, mit der die Aggressoren eine UN-Schutzzone überrennen und ihre Massenmorde an den Schutzbefohlenen der UN-Schützer in deren unmittelbarer Nachbarschaft durchführen konnten, hat gezeigt, was passieren kann, wenn naive, realitätsfremde Politiker Weltpolitik spielen. Das sollte uns eine Mahnung sein, gerade auch in Zeiten des Ukraine-Krieges.

Die Leidtragenden sind die Bürger, insbesondere wenn sie männlichen Geschlechts sind. Denn die wichtigste Lehre haben die UN und die beteiligten Hilfsorganisationen bis heute nicht gezogen: Menschenrechte, die man nur einer Gruppe von Menschen – hier Frauen und Kindern – zugesteht, und andere Gruppen von Menschen davon ausgrenzt – hier die Männer – sind keine Menschenrechte, sondern Menschenrechtsvergehen.

 

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Lesermeinungen

  1. By Gunther Herzlich

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