Bundesforum Männer verharmlost Bildungsprobleme von Jungen
Das Bundesforum Männer will angeblich die Interessen von Jungen und Männer vertreten. Frauenverbände legen großen Wert auf die Verbesserung der Bildungssituation von Mädchen. Heute haben Jungen die schlechteren Bildungsabschlüsse. Im Hinblick auf die kritische Situation auf dem Arbeitsmarkt also ein Problem. Die Gleichstellung von Jungen in der Bildung und Bildungsförderung von Jungen sind deshalb wichtige Anliegen für eine wirkliche Interessenvertretung von Jungen und Männern. Welchen Sinn hätte sonst eine Interessenvertretung für Jungen und Männer, die jungen- und männerpolitisch das gleiche macht wie die rein frauenzentrierte Geschlechterpolitik der letzten 30 Jahre – nämlich die Bildungsprobleme von Jungen zu marginalisieren, und deren Engagement dort aufhört, wo die Nachteile und Benachteiligungen von Jungen und Männern beginnen? Wie sieht es also aus mit der Bildungsproblematik der Jungen beim Bundesforum Männer? Ein Spiegelartikel gibt dazu einen interessanten Hinweis.
Gute Bildungsabschlüsse für Jungs und damit auch Jungenleseförderung sind überflüssig. Jungen bekommen ohnehin die besseren Jobs. Das jedenfalls suggeriert offenbar der Vorsitzende des Bundesforums Männer, das vorgibt, die Interessenvertretung für Jungen und Männer zu sein. “Zurücktreten, bitte”, lautet der Titel des SPIEGEL Essays (48/2012) von Ralf Neukirch, der diese Pseudointeressensvertretung von Jungen messerscharf analysiert. Da heißt es z.B.:
Das „Bundesforum Männer“, das vom Familienministerium mitfinanziert wird, pflegt einen „geschlechterdialogischen Ansatz“ in der Männerpolitik. […] Dass mehr Mädchen Abitur machten, mehr Frauen einen Uni-Abschluss und noch dazu einen besseren als ihre Kommilitonen, „das ist noch kein Grund zum Wehklagen“, vertraute Rosowski [Martin Rosowski ist der Vorsitzende des Bundesforum Männer: Anm. d. Red.] der Wochenzeitung „Freitag“ an. Schließlich landeten am Ende trotzdem mehr Männer in Führungspositionen.
Zum Vergleich: Frau von der Leyen, angesprochen auf die Bildungsprobleme von Jungen, sagte vor sechs Jahren in ihrer Funktion als Frauenministerin, selbstgefällig:
Ich finde es nicht schlimm, dass Mädchen in Sachen Bildung an den Jungen vorbeiziehen. Wenn es den Mädchen schlechter gehen würde, krähe kein Hahn danach. (Jugendministerin Ursula von der Leyen (CDU), in einem Interview in der Berliner Zeitung 29.09.2006)
Und das sagte sie dreist nach jahrzehntelanger intensiver Mädchenförderung und ebenso langer Jungenvernachlässigung. Das sind schon sehr fatale Übereinstimmungen zwischen den Aussagen der Frau von der Leyen und des Herrn Rosowski zur Jungenbildungspolitik.
Zwar stimmt es, dass es mehr männliche als weibliche Topmanager gibt. Leider hat der Bufo-Boss vergessen zu erwähnen, dass es auch mehr männliche als weibliche Jugendarbeitslose gibt. Gut, dass es MANNdat gibt, das diese Informationslücke schließt. Anbei die Graphik zur Jugendarbeitslosigkeit aus unserem Jungen- und Männer-Genderindex, abrufbar hier.
Das Bundesforum Männer suggeriert Jungen, sie bräuchten keine Bildung um tolle Arbeitsplätze zu bekommen. Jungen, dies diesen Unsinn glauben, stehen bald auf der Straße. Studien haben schon lange belegt, was eigentlich selbstverständlich ist, nämlich, dass mit schlechterem Bildungsabschluss die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu werden steigt – auch bei Männern!
Tja, Herr Rosowski, Bildungsverlierer werden keine Topmanager, sondern arbeitslos. Egal, Hauptsache die Frauenquote in Managerpositionen stimmt. Die arbeitslosen, männlichen Jugendlichen interessieren nicht. Im Gegenteil: Ist nicht jeder Junge, der im Bildungssystem scheitert auch ein Gewinn für die Frauenquote? Ein Schelm, der Jungenfeindliches dabei denkt.
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