Missbrauchte Jungen erhalten weniger Hilfe
Obwohl Jungen stärker von sexuellem Missbrauch und Gewalt betroffen sind, führen nur 6 von 60 Ländern Daten zum sexuellen Missbrauch an Jungen. Wir berichten über ein Tabuthema der Geschlechterpolitik.
„Die Anerkennung der Mädchen kann nur auf Kosten der kleinen Buben geschehen.“
(Marianne Grabrucker in „Typisch Mädchen“ 1985; Schmauch 2005, S. 29).
„Buben sollten Wunden zugefügt werden, wenn sie sich frauenfeindlich verhielten. Diese Verletzungen heilen sowieso wieder zu schnell.“
(Luise F. Pusch, Kindergärtnerinnensynode, 24. Juni 1991)
„Lehrerin vernascht Schüler“
(Heute, die größte Gratis-Tageszeitung und die Tageszeitung mit der zweithöchsten Leserzahl in Österreich, über einen Fall von sexuellem Missbrauch)
Die o. g. Zitate sind Beispiele, wie empathielos verharmlosend Gewalt gegen Jungen in unserer Gesellschaft wahrgenommen wird.
Nur 6 von 60 Ländern führen Daten zum sexuellen Missbrauch an Jungen
Der britische Guardian berichtet schon Anfang 2019 über eine weltweite Studie „Out of the shadows: SHINING LIGHT ON THE RESPONSE TO CHILD SEXUAL ABUSE AND EXPLOITATION”, die zeigt, dass sexueller Missbrauch von Jungen in vielen Ländern durch die Gesetze „kaum thematisiert“ wird. Es wird darin ein Mangel an Unterstützung für junge männliche Opfer kritisiert.
Die Studie, die Kindervergewaltigungsgesetze in 60 Ländern untersuchte, ergab, dass knapp die Hälfte der Länder keine Gesetze zum Schutz für Jungen hatte. In vielen Fällen waren die Gesetze spezifisch für Mädchen und erkannten Jungen nicht als Opfer an.
Hilfsleistungen konzentrieren sich oft auf Frauen und Mädchen.
„Oft wird dies zu einem Thema der Gewalt gegen Frauen zusammengefasst, und deshalb richtet es sich eher an Mädchen als an Jungen“, sagte Katherine Stewart, eine Beraterin der Economist Intelligence Unit, die den Bericht erstellt hat.
Man schätzt, dass 18 Prozent der Mädchen und 8 Prozent der Jungen weltweit sexuellen Missbrauch in der Kindheit erlebt haben, so eine Studie aus dem Jahr 2011. Allerdings wird angenommen, dass der Missbrauch unter Jungen in einigen Ländern höher ist, wie zum Beispiel in Kenia, wo eine UNICEF-Studie ergab, dass zwei von zehn Männern in der Kindheit missbraucht wurden.
Mit Stand vom September 2020 führen lediglich 6 von 60 Ländern überhaupt Daten zum sexuellen Missbrauch an Jungen.
Jungen stärker von Vernachlässigung, sexuellem Missbrauch und Gewalt betroffen
Die kanadische Nationalpost (https://nationalpost.com/news/canada/focus-on-traumatized-boys-critical-to-gender-equality-new-research-shows, Abruf 27.3.2021) berichtete ebenfalls 2019 über eine weltweite Studie, die gezeigt hat, dass Jungen häufiger von Vernachlässigung, sexuellem Missbrauch und Gewalt als Mädchen betroffen sind.
„Jungen in armen städtischen Gebieten auf der ganzen Welt leiden noch mehr als Mädchen unter Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung, wie eine am Montag veröffentlichte bahnbrechende internationale Studie zeigt.
Die Studie im Journal of Adolescent Health, zusammen mit ähnlichen neuen Forschungsergebnissen, legt nahe, dass ein angemessener Fokus auf die Unterstützung von Jungen entscheidend ist, um die Gleichstellung der Geschlechter langfristig zu erreichen.
‚Dies ist die erste globale Studie, die untersucht, wie ein Cluster von traumatischen Kindheitserfahrungen, bekannt als ACEs oder unerwünschte Kindheitserfahrungen, zusammenarbeitet, um spezifische Gesundheitsprobleme in der frühen Adoleszenz zu verursachen, mit schrecklichen lebenslangen Folgen‘, sagte Dr. Robert Blum, der leitende Forscher für die globale Studie für frühe Jugendliche, in einer Erklärung. ‚Während wir festgestellt haben, dass junge Mädchen oft erheblich leiden, berichteten Jungen entgegen dem allgemeinen Glauben, dass sie noch stärker Gewalt und Vernachlässigung ausgesetzt waren (…)‘
Die Studie der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health untersuchte Kindheitstraumata von 1.284 Jugendlichen im Alter von 10 bis 14 Jahren in mehr als einem Dutzend einkommensschwachen Städten auf der ganzen Welt wie den Vereinigten Staaten, China, Großbritannien, Ägypten und Bolivien.
Insgesamt gaben 46 Prozent der jungen Jugendlichen an, Gewalt zu erleben, 38 Prozent gaben an, dass sie emotionale Vernachlässigung erlitten und 29 Prozent körperliche Vernachlässigung. Jungen berichteten jedoch eher, Opfer von körperlicher Vernachlässigung, sexuellem Missbrauch und Gewalt zu sein. (…)
‚Wir können keine geschlechtergerechte Welt erreichen, indem wir die Hälfte ihrer Bewohner ignorieren‘, heißt es im Bericht. ‚Es ist wichtig, dass Jungen und Männer in die Bemühungen zur Förderung der Geschlechtergleichstellung und -befähigung einbezogen werden.‘(…)
Die durch die Studie gesammelten Beweise deuten darauf hin, dass Jungen genauso viel Nachteile haben wie Mädchen, aber eher im zweiten Lebensjahrzehnt rauchen, trinken und Verletzungen und Tod erleiden als ihre weiblichen Kollegen. (…)“
Wann gibt es endlich eine Geschlechterpolitik, die den Namen wirklich verdient?
Bildquelle: weinender-junge-in-truemmern-adobestock_265131626-von-hanna-718px.jpg
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Ich kann nur jedem empfehlen, vor allem MANNDAT, sich mit dem Männerhass-Regime Nr. 1, Schweden auseinander zu setzen. Ich glaube ich habe es hier schon einmal kommentiert. Was in Schweden schon seit über 20 Jahren Gesetz ist, steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Die Gesetze sind auf dem Weg. Wenn nicht bald etwas schwerwiegendes passiert, kommen diese Gesetze auch in Deutschland. Ludvig Aspling, ein Regierungsabgeordeter von der SD (Sverigedemokraterna) in Schweden, hat während einer Fragestunde im Paralament eine sehr imponierende Anfrage: Was macht die Regierung mit den importierten Problemen?
Die Antwort von Märta Stenevi: Ja, Mädchen und Frauen haben große Probleme mit den ”importierten” Problemen, manchmal auch Jungen und Männer. Als er die Frage wiederholte weil ihm die Antwort unzureichend erschien, war die Antwort: Wir tun schon sehr viel für Frauen und Mädchen!
Amüsnat in seiner Anfrage wie er herausstellte, dass seit Jahren schon der schwedische Duden „gendergereinigt“ wird. Wie er sagte, seit ich lebe kommen immer mehr komische Wörter in den Duden vor, dann zizierte er einige. Also, Deutschland, es kommt auf euch noch ein ganz dicker Brocken zu wenn ihr nicht die Notbremse zieht. Als ich vor über 20 Jahren hier her zog (auch aus berufl.Gründen), hat mir das keiner gesagt, sonst wäre ich mit meinen Kindern in Deutschland geblieben.
Seit es die AfD in Deutschalnd gibt, wird die konservative SD als Nazi-Partei abgestempelt!
Kleine Verwirrung bei mir.
Oben heißt es in dicker Schrift „6 von 60 Ländern führen KEINE Daten zum sexuellen Missbrauch an Jungen“. Also führen laut Aussage des Satzes 54 Länder Daten zum Missbrauch an Jungen.
Etwas weiter in normaler Schrift „Mit Stand vom September 2020 führen lediglich 6 von 60 Ländern überhaupt Daten zum sexuellen Missbrauch an Jungen.“ Also nur 6 Länder führen Daten zum Missbrauch an Jungen.
Ich nehme an, der zweite Satz beinhaltet die richtige Aussage. Aber es ist ungünstig, diese verdrehte Aussage im dicken Satz gleich am Anfang des Artikel zu haben.
Es sollte wohl heißen „Nur 6 von 60 Ländern führen Daten zum sexuellen Missbrauch an Jungen“. Also ohne „keine“.
Hallo Martin,
danke für den Hinweis. Die Überschrift war natürlich falsch. Wir haben sie abgeändert (31.3.2021)