Buchrezension: „Die Jungen von nebenan“ von Götz Haindorff
Götz Haindorff schreibt in seinem Buch über die Psyche von Jungen. Und er meint damit nicht eine spezielle Klientel von Jungen. Er meint die Jungen allgemein, die Jungs von nebenan eben. Das Buch hat eine klare Aussage: Nicht Jungen sind das Problem, sondern wir. Wir müssen wieder lernen, Jungen zu akzeptieren und zu respektieren, wie sie wirklich sind. Wir haben das verlernt, weil wir in den letzten 30 Jahren unseren Blick auf die Mädchen fokussiert und dabei die Jungen aus dem Auge verloren haben. Das Buch macht Mut, Jungen nicht als defizitäre Wesen zu sehen, sondern als Chance. Insofern ist es in unserer Zeit der Jungenbeschämung und Jungensanktionierung ein couragiertes Buch, da es entgegen dem Zeitgeist eine Lanze für Jungen bricht.
In einer Vielzahl von Beispielen schildert Haindorf die Realität von Jungen und „Mannsein“, hin und wieder mit ein wenig Pathos, aber dies sei ihm bei diesem Buch als Stilmittel erlaubt. Gerade dadurch wird der Widerspruch zu unserer eher Jungen abwertenden Gesellschaft umso deutlicher und umso bewegender. Und das Buch will auf jeden Fall etwas bewegen.
Zum Ende hin greift der Autor auch heikle Themen auf, wie z.B. ADHS. Er kritisiert ein Schulwesen, das nicht jungengerecht ist, sondern mehr an den Erwartungen der Erwachsenen anstatt der Jungen ausgerichtet ist. Wir nehmen das Buch in unsere Liste der Buchempfehlungen zu Bücher über Jungen auf.
Götz Haindorff: Die Jungen von nebenan. Das magische Land der jungen männlichen Psyche. Satzwerk Verlag Göttingen, 2003 (erste Auflage), ISBN 978-3930333370.
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