Ein Schnurrbart gegen den Krebs?
Ein von der Politik überaus stiefmütterlich behandeltes Thema ist die Männergesundheit, u. a. zu Krebsarten, von denen nur Männer betroffen sind: Hodenkrebs und Prostatakrebs. Eine internationale Spendenkampagne macht darauf auf originelle Weise aufmerksam: Movember.
„Movember“ ist eine englische Wortschöpfung aus „Mo“ (kurz für moustache, Schnurrbart) und „November“. Movember-Aktivisten lassen sich einen Monat lang einen Schnurrbart wachsen, machen damit auf Männergesundheitsthemen aufmerksam und sammeln Spenden. So soll das ernste Thema Krebsbekämpfung in Verbindung gebracht werden mit Lifestyle und Spaßfaktor. Weltweit werden Aufklärungskampagnen und Forschungsprojekte unterstützt.
Die Web-Adresse lautet: http://de.movember.com
Ob Lifestyle und Spaßfaktor passende Assoziationen zu Krebserkrankungen bieten, sei dem Geschmack des Lesers überlassen. Geht man nach der Selbstdarstellung der Kampagnenführer, dann scheint es insofern zu funktionieren, als viele Millionen an Spendengeldern aquiriert und unterschiedlichsten Projekten zugeführt werden. Es wäre freilich wünschenswert, dass die Verwendung der Mittel und die Kriterien für eine Förderung konkreter dargelegt würden, denn so bleibt nur der Eindruck einer sehr umtriebigen, aber etwas nebulösen Fundraising-Kampagne.
Wer also will, mag sich einen Schnurrbart wachsen lassen und für Movember Spenden sammeln. Er sollte nur nicht glauben, damit etwas für Männerrechte getan zu haben. Im Gegenteil: Es fehlt in Deutschland durchaus nicht an privaten Spendern, Investoren und Initiativen zum Thema Männergesundheit. Genannt seien hier nur exemplarisch der Bundesverband Prostatakrebsselbsthilfe oder die Deutsche Krebshilfe, beides große, bedeutende NGOs auf diesem Gebiet.
Woran es fehlt, ist eine Gesundheitspolitik, die auch die Probleme der Männer aufgreift. Selbst der einzige Männergesundheitsbericht, eigentlich eine Obliegenheit der Bundesregierung, zumindest wenn sie die Geschlechtergerechtigkeit ernst nähme, wird privat finanziert.
Fazit: Wer spenden will, mag spenden. Das soll aber die Politik nicht von ihren Hausaufgaben entbinden.
MANNdat
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