Studie zeigt Benachteiligung von Männern in frauendominierten Berufen
Noch mehr Studien, die belegen, dass Männer bei Bewerbungen aufgrund ihres Geschlechtes benachteiligt werden. Diesmal aus Schweden, Schweiz und USA.
Die Studie aus Schweden
Forscher haben das Ausmaß der Geschlechterdiskriminierung in Schweden in verschiedenen Berufen untersucht. Die Analyse von Arbeitgeberantworten auf mehr als 3.200 fiktive Bewerbungen in 15 Berufen ergab, dass männliche Bewerber seltener positive Rückantworten erhielten als weibliche. Männliche Bewerber erhielten in frauendominierten Berufen mit etwa halb so hoher Wahrscheinlichkeit eine positive Antwort des Arbeitgebers wie weibliche Bewerber. Für männerdominierte und gemischte Berufe fanden die Forscher keine signifikanten Unterschiede bei den positiven Arbeitgeberantworten zwischen männlichen und weiblichen Bewerbern.
Die PsyPost (https://www.psypost.org/2021/05/swedish-study-suggests-hiring-discrimination-is-primarily-a-problem-for-men-in-female-dominated-occupations-60699, Abruf 11.5.2021) schreibt:
Die Forscher untersuchten Daten aus drei früheren Studien, bei denen systematisch fiktive Bewerbungen an reale Arbeitgeber mit offenen Stellen verschickt wurden, um Einstellungsdiskriminierung zu messen – eine wissenschaftliche Technik, die als Korrespondenztest bekannt ist. Für jede Bewerbung notierten die Forscher, ob der fiktive Bewerber eine Antwort erhielt und wenn ja, wie die Antwort lautete.
Es wurden 3.200 fiktive Bewerbungen für 15 verschiedene Berufe verschickt, darunter vier männerdominierte Berufe – Kfz-Mechaniker, Auslieferungs-/LKW-Fahrer, IT-Entwickler und Lagerarbeiter – und sechs frauendominierte Berufe – Kundendienst, Reinigungskraft, Kinderbetreuerin, Buchhalterin, Vorschullehrerin und examinierte Krankenschwester. Zu den übrigen Berufen gehörten B2B-Verkauf, Telemarketing, Koch, Kellner und Verkäuferin.
Granberg und seine Kollegen fanden heraus, dass Frauen im Durchschnitt höhere positive Arbeitgeber-Antwortraten hatten als Männer, ein Effekt, der vor allem auf frauendominierte Berufe zurückzuführen war. Es gab keine Hinweise auf Diskriminierung von Frauen in männerdominierten Berufen oder in gemischtgeschlechtlichen Berufen, aber die Forscher fanden Hinweise auf Diskriminierung von Männern in frauendominierten Berufen.
Schlussfolgerung aus der Publikation
Durch die Kombination von Daten aus drei früheren Korrespondenzstudien in Schweden fanden wir Belege dafür, dass Männer im Durchschnitt bei der Einstellung diskriminiert werden. Durch die Untersuchung der Antworten auf Lebensläufe in 15 verschiedenen Berufen konnten wir untersuchen, wie sich die Diskriminierung nach Berufen mit sehr unterschiedlichen Geschlechterverhältnissen unterscheidet. In Übereinstimmung mit den Ergebnissen in mehreren Ländern, aber im Gegensatz zu einigen früheren Ergebnissen in Schweden, beobachten wir ein hohes Maß an Diskriminierung von Männern in von Frauen dominierten Berufen. Einstellungsdiskriminierung ist eine nachfrageseitige Erklärung für ein sehr schiefes Geschlechterverhältnis in einigen Berufen, das ein Hindernis für die Gleichstellung der Geschlechter bleibt.
Quelle: Ahmed A, Granberg M, Khanna S (2021) Gender discrimination in hiring: An experimental reexamination of the Swedish case. PLoS ONE 16(1): e0245513. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0245513
Die Originaltabelle aus der o.g. Studienveröffentlichung:
Eigene Graphiken der Ergebnisse:
Schweizer Studie
Auch Daniel Kopp und Michael Siegenthaler von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich haben in ihrer Studie in Zusammenarbeit mit Politikwissenschaftler Dominik Hangartner ähnliche Ergebnisse erhalten. Mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds haben sie ebenfalls analysiert, welche Personen für ein Bewerbungsgespräch eingeladen wurden.
Das Ergebnis zeigt, dass Männer und Frauen in vom anderen Geschlecht dominierten Berufsbereichen benachteiligt werden. Männer werden dabei in weiblich dominierten Berufen (13 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit kontaktiert zu werden) stärker benachteiligt als Frauen in typischen Männerberufen diskriminiert (7 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit). Die Forscher stellten fest, dass Ausländerinnen und Ausländer im Durchschnitt 6,5 Prozent weniger häufig zwecks Einladung zu einem Bewerbungsgespräch kontaktiert wurden als Schweizerinnen und Schweizer. Auch hier zeigt sich, dass der Männermalus größer ist als der Ausländermalus. (D. Hangartner, D. Kopp and M. Siegenthaler: Monitoring hiring discrimination through online recruitment platforms. Nature (2021). https://doi.org/10.1038/s41586-020-03136-0)
US-Studie
2019 wurde in einer US-Studie untersucht, wie sich geschlechtsspezifische und klassenspezifische Merkmale von Berufen die Einstellungspraktiken auswirken und Benachteiligungen aufgrund des Geschlechts der Bewerber erzeugen. Es wurden Daten von Angestellten (N = 3.044 Lebensläufe) und von Arbeitern (N = 3.258 Lebensläufe) sowie aus Analysen von mehr als 3.000 Stellenanzeigen analysiert. Dabei wurden die frühe Einstellungspraktiken von Arbeitgebern anhand von zwei geschlechtsspezifischen beruflichen Dimensionen untersucht: (1) Geschlechterzusammensetzung (männlich oder weiblich dominierte Berufe) und (2) Geschlechterstereotypisierung (maskulinisierte oder feminisierte Berufe, basierend auf den Eigenschaften, die Arbeitgeber in Stellenanzeigen betonen. Die Ergebnisse weisen auf eine Polarisierung bei der Auswahl hin, bei der sich die Diskriminierung von weiblichen Bewerbern auf männerdominierte und maskulinisierte Arbeitsplätze lediglich in der Arbeiterklasse konzentriert auftritt, während die Diskriminierung von männlichen Bewerbern häufiger auftritt und in frauendominierten und feminisierten Arbeitsplätzen sowohl im Angestellten- als auch im Arbeiterkontext auftritt. Interessanterweise verstärkt sich die Diskriminierung von männlichen und weiblichen Bewerbern – je nach klassifiziertem Kontext – noch, wenn diese beruflichen Dimensionen in dieselbe geschlechtsspezifische Richtung weisen (z. B. frauendominierte Stellen, die auch feminisierte Stellenanzeigen enthalten).
Quelle: Jill E Yavorsky: Uneven Patterns of Inequality: An Audit Analysis of Hiring-Related Practices by Gendered and Classed Contexts, Social Forces, Volume 98, Issue 2, December 2019, Pages 461–492, https://doi.org/10.1093/sf/soy123
Väterbenachteiligung bei der Arbeitssuche
Diese Ergebnisse ergänzen unsere schon vorgestellten Studien zur Benachteiligung von Männer bei Bewerbungsverfahren. Eine europaweite Studie eines deutsch-niederländisches Teams, zeigte ethnische Diskriminierungen und einen Frauenbonus bei Bewerbung. (Quelle: Tilman Weigel „Lieber Julia als Yusuf: Wie Namen und Herkunft die Chance auf eine Stelle beeinflussen“, Statistiker-Blog, 2. April 2021 http://www.statistiker-blog.de/archives/wie-herkunft-die-jobchancen-beeinflusst/6354.html, Abruf 7.4.2021
Die Studie zeigte folgende Reihenfolge der Bevorzugung:
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Gruppe |
Bevorzugungschancen |
Frauen mit deutsch klingendem Vornamen |
Sehr hoch |
Frauen mit ausländisch klingendem Vornamen |
Hoch |
Männer mit deutsch klingendem Vornamen |
Gering% |
Männer mit ausländisch klingendem Vornamen |
Sehr gering |
Eine Studie von Lena Hipp vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigte, dass Väter die größten Benachteiligungen bei Bewerbungen haben, kinderlose Frauen die größten Vorteile. Zudem haben Frauen mit Kindern deutlich bessere Chancen als Männer mit Kindern, zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. Insgesamt gesehen haben Männer schlechtere Chancen als Frauen, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. Auch hier ist der Malus „Mann“ größer als der „Malus“ Kinder zu haben
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Gruppe |
Einladungen |
Kinderlose Frauen |
22% |
Mütter |
17% |
Kinderlose Männer |
16% |
Väter |
15% |
(Quelle: “Do hiring practices penalize women and benefit men for having children? Experimental evidence from Germany”, European Sociological Review, Volume 36, Issue 2, April 2020, Pages 250–264, https://doi.org/10.1093/esr/jcz056)
Männer werden bei der Teilzeitjobsuche diskriminiert
Auch bei der Suche nach Teilarbeit werden Männer benachteiligt, wie wir im Beitrag „Männer werden bei der Teilzeitjobsuche diskriminiert“ dargelegt haben. Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich wertete rund 450.000 Rekrutierungsanfragen auf der Stellenplattform job-room.ch aus, um die geschlechterspezifischen Chancen auf einen Teilzeitjob zu erforschen. Die Stellenplattform wird von der Schweizer Arbeitsmarktbehörde SECO betrieben. Die NZZ (Registrierung erforderlich) berichtet über das Ergebnis:
Frauen, die Teilzeit arbeiten, erhalten 10% weniger Job-Angebote. Bei den Männern allerdings ist diese „Teilzeit-Strafe“ gar doppelt so groß: Ihre Auswahl an Stellen sinkt um 22%. (…) Wenn eine Frau 90% statt 100% arbeiten will, so sinken ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt um lediglich 2%. Bei einem Mann jedoch hat die gleiche Reduktion des Pensums zur Folge, dass die Wahrscheinlichkeit für ein Stellenangebot um 17% abnimmt.
Argovistoday schreibt dazu:
Die Studie zeige, dass die Debatte um Gleichstellung am Arbeitsplatz auch für Männer wichtig sei, so Adrian Wüthrich, Präsident der Gewerkschaft Travail Suisse, gegenüber der «NZZ am Sonntag». Auch bei Stellen, die explizit mit Teilzeit-Option ausgeschrieben seien, werde von Männern ein höheres Pensum erwartet.
Die Aargauer Zeitung ergänzt:
«Wenn eine Frau Teilzeit arbeitet, wird dies auf die familiäre Belastung zurückgeführt. Bei einem Mann dagegen wird eher unterstellt, dass er beruflich weniger engagiert ist», wird Studienautor Daniel Kopp zitiert.
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Tja, Marie Curie sagte einmal: „In der Wissenschaft geht es um Sachen, nicht um Menschen.“ Die Zeiten sind offensichtlich vorbei.
Ironischerweise wird das Beispiel Marie Curie von Feministen öfters als Beleg der Unterdrückung der Frau angeführt, die angeblich den Nobel-Preis nicht alleine einsacken konnte, obwohl sie die eigentliche Arbeit geleistet hätte, sondern nur mit anderen Männern zusammen, weil es damals als undenkbar galt, dass eine Frau ein Nobelpreis bekäme.
>Ironischerweise wird das Beispiel Marie Curie von Feministen öfters als Beleg der Unterdrückung der Frau
…. Marie Curie erhielt zusammen mit ihrem Mann und Henry Bequerel den Nobelpreis. Bequerel hat immerhin die Radioaktivität entdeckt, die Marie Curie für ihre Polonium- und Radium-Entdeckung nutzte und Pierre Curie hat das Messinstrument gebaut, mit dem Marie Curie die Substanzen untersuchte, und mit dem sie die hohe Strahlung in der Pechblende fand. Der Preis ging also zu Recht an alle drei. Der Nobelpreis wurde 1903 erst zum dritten Mal verliehen und dann war schon eine Frau dabei, obwohl es damals wenige Frauen mit Physikstudium gab. Zudem war es Marie Curie, die als erste Person zwei Nobelpreise erhielt, 1903 für Physik und 1911 für Chemie. Von einer Diskriminierung von Frauen bei der Preisverleihung kann also nicht die Rede sein. Marie Curie war schon eine großartige Forscherin. Sie kann nichts dafür, dass sie heute von den Feministinnen instrumentalisiert wird.
@ Bruno
Ist mir schon klar. Mir fiel nur auf, dass Feministen Marie Curie immer wieder anführen, ohne zu wissen, wie die Geschichte wirklich war. Wie der Zufall so will, hat Arte ein Tag später ein Doku über sie ins Netz gestellt. Habe ich mir noch nicht angeschaut….
Nach neuesten Studien erhalten Frauen seit Kurzem nach der Ausbildung höhere Vergütungen als Männer. Für mich ist der gesteigerte Marktwert der Frauen im Zuge des politischen Drucks auf höhere Frauenquoten in MINT-Bereichen plausibel. Anders herum – in frauendominierten Branchen – werden keine Männerquoten gefordert.
Für mich gibt es eine klare Korrelation zwischen höheren Gehältern bei Frauen (im MINT-Bereich) und der besseren Jobchancen.
Besonders schlimm scheint es in der IT zu sein: Es gibt so wenige Bewerberinnen, sodass quasi jede Frau sofort genommen wird. Qualifikation ist da sekundär.
Als Frau würde ich heute IT als Beruf wählen. Dann ist der Job quasi sicher.