Warum Väter so wichtig sind für die Entwicklung der Kinder
„Väter wollen herrschen, und Mütter wollen immer nur das Beste. Alleinerziehen als Befreiung.“
So lautet der väterfeindliche Titel der von Anita Heiliger 1990 in Tübingen eingereichten Dissertation. Anita Heiliger war von 1973 bis 2006 Mitarbeiterin des Deutschen Jugendinstituts (DJI), ein sozialwissenschaftliches Institut, das staatlich finanziert wird und u. a. die Aufgabe hat, die Politik in den Themenbereichen Kindheit, Jugend und Familie zu beraten. Bei solchen „Beraterinnen“ wundert es nicht, dass die Politik immer noch wenig Empathie für die Anliegen und Belange von Vätern aufbringt. Spätestens seit der Debatte zur Scheidungsrechtsreform der 70er Jahre und des Verdammungsfeminismus einer Alice Schwarzer hat Vaterentwertung eine politische Dimension angenommen, die in den Blick genommen werden muss, soweit Geschlechterpolitik auch nur den Ansatz von Glaubwürdigkeit zurückerlangen will.
„Wir müssen sensibler werden für die Bedürfnisse von Kindern und Vätern“, betonte deshalb auch Prof. Dr. Matthias Franz in seinem Schlusswort zum Männerkongress 2016 in Düsseldorf.
Für mitbetroffene Kinder und besonders die Jungen ist die elterliche Trennung mit tiefgreifenden Verunsicherungen und erheblichen Entwicklungsrisiken verbunden. Wenn sie hochstrittig abläuft, kommt das im Erleben vieler – besonders noch kleiner – Kinder einem Weltuntergang gleich. Wir brauchen deshalb mehr Sensibilität für das Erleben dieser Kinder.
Obwohl Väterforschung trotz einer Vielzahl von Lehrstühlen für Gender Studies bislang sehr stark vernachlässig wurde, gibt es immer mehr objektive Fakten zu Vätern. Nach Angaben des „U.S. Department of Health and Human Services“ sind z. B. Jugendliche aus vaterlosen Familien um ein Vielfaches häufiger anfällig für Drogen- und Alkoholmissbrauch. Die Selbstmordrate bei vaterlosen Jugendlichen ist mehr als zweimal so hoch wie bei Jugendlichen, die in intakten Familien aufgewachsen sind. Für die frühkindliche Sprachentwicklung sind die Väter sogar wichtiger als die Mütter. Nach Meinung von Dr. Peter Walcher, ärztlicher Leiter einer psychosomatischen Tagesklinik, sind Väter wichtig
- für die Identitäts- und Selbstwertentwicklung von Kindern.
- für die Leistungsfähigkeit von Kindern. Sie hängt sehr von der Wertschätzung des Vaters ab.
- als Modell für die Geschlechterrolle für Jungen und Mädchen.
- für die Bindungsentwicklung von der Dyade (ausschließliche Zweierbindung) zur Triade. Er hilft Mutter und Kind von Geburt (oder sogar vorgeburtlich), einander loszulassen und zu relativieren. Diese Triangulierung, d.h. Dreiecksbildung, ist für jeden Menschen extrem wichtig. Triangulierung ist Voraussetzung für Bindungstoleranz. Damit auch für Team-Arbeit in der Familie, bei der Arbeit, in der Gesellschaft.
Die umfassendste Datensammlung, die die Wichtigkeit von Vätern und insbesondere von leiblichen Vätern für Kinder belegt, kommt jedoch aus der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS). KiGGS ist eine Langzeitstudie des Robert Koch-Instituts zur gesundheitlichen Lage der Kinder und Jugendlichen in Deutschland, von denen nachfolgend die wichtigsten Daten vorgestellt werden.
Die erste Graphik stammt aus der Basisdatenerhebung aus den Jahren 2003 bis 2006. Die zweite Graphik stammt aus der ersten Folgebefragung aus den Jahren 2009 bis 2012. Angegeben sind die Defizite, d.h. je größer der Balken, desto größer die Gesundheitsprobleme. Da Defizite erhoben werden, sind unter der Rubrik „familiäre Ressourcen“ nicht die familiären Ressourcen, die ja positiv für Kinder und Jugendliche sind, sondern das Fehlen (starke Defizite) derselben dargestellt.
Warum bei beiden Auswertungen unterschiedliche Themen behandelt bzw. zusammengefasst wurden, so dass ein Vergleich nicht direkt möglich ist, konnte von unserer Seite nicht geklärt werden.
Fazit:
Bei Kindern in Kernfamilien, also mit beiden leiblichen Eltern, treten generell die geringsten Gesundheitsprobleme auf, bei Kindern in Einelternfamilien die größten, bei Jungen i. d. R. sogar ausgeprägter als bei Mädchen. Hierdurch wird eindrucksvoll die Bedeutung insbesondere leiblicher Väter für die Entwicklung von Kindern belegt.
Eine väterfeindliche Politik ist somit auch kinderfeindlich.
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So sehr ich Ihnen zustimme, dass die Kernfamilie die Beste Variante ist, um Kinder großzuziehen, muss ich aber doch anmerken, dass diese Studie die Schlussfolgerungen, die Sie aus ihr ziehen, in dieser Form gar nicht hergibt.
1. Die Studie belegt anschaulich die positiven Auswirkungen einer KERNFAMILIE aus leiblichem Vater UND leiblicher Mutter. Die „Bedeutung insbesondere leiblicher Väter für die Entwicklung von Kindern“ ist damit mitnichten belegt.
2. Kinder in Stieffamilien, wiesen ähnlich schlechte Werte wie Einfamilienkinder auf, auch wenn möglicherweise Stiefväter Teil der Stieffamilie waren.
3. Die genauen Konditionen der Einfamilienkinder (wie häufig Kontakt zu dem Vater bestand, ob die geschiedenen Eltern ein gutes Verhältnis zueinander hatten oder nicht usw.) wurden nicht untersucht.
4. Einfamilienkinder mit alleinerziehendem Vater kommen offensichtlich nicht vor, sodass auf die Rolle des Vaters kaum Rückschlüsse möglich sind.
Diese Studie belegt lediglich, dass Kinder in intakten Familien am Besten sozialisiert werden. Sie sagt nichts über die männliche oder die weibliche Erziehungsleistung aus. Vielmehr legt sie nahe, dass TRENNUNGSKINDER vermehrt psychische und gesundheitliche Probleme haben. Für Kinder ist anscheinend ein sicheres familiäres Umfeld wichtig und dazu gehören die leiblichen Eltern und zwar BEIDE.
Sosehr ich überzeugt bin, dass der Kontakt zu beiden Eltern für ein Kind körperlich und seelisch gesund ist: Aus der zitierten Studie kann ich dies so nicht herauslesen. Ich beziehe mich auf das Bundesgesundheitsblatt 7/2014, Seite 860–868 (http://edoc.rki.de/oa/articles/renRHy75t18U/PDF/20Q30zjALN4Fs.pdf, Abruf am 26.03.2017).
Dort heißt es auf S. 861:
Die Familienform wurde in KiGGS Welle 1 auf Basis der Angaben der Eltern zum Hauptaufenthaltsort bestimmt.
Nachdem in der gesamten Studie nach „Kernfamilien“, „Einelternfamilien“ und „Stieffamilien“ aufgeschlüsselt wird, schließe ich, dass 50-50 Wechselmodelle nicht untersucht und Fälle, in denen der Vater umfangreichen Umgang hat (in meinem persönlichen Fall 30-40%), unter „Einelternfamilien“ subsummiert wurden. So verwundert es auch nicht, dass die Unterschiede nicht so drastisch ausfallen, als sie es vermutlich täten, würde man Kernfamilien mit echten Scheidungshalbwaisen vergleichen.
In Tabelle 3 auf S. 865 lese ich z.B., dass der „mittelmäßige bis schlechte allgemeine Gesundheitszustand“ bei gleichem Sozialstatus in „Einelternfamilien“ nur um Faktor 1,1 verbreiteter ist als in „Kernfamilien“, gegenüber 1,35, wenn nicht nach sozialem Status adjustiert wird. Dies deutet für mich darauf hin, dass die finanzielle Schlechterstellung von Trennungskindern, etwa durch steuerliche Diskriminierung unterhaltspflichtiger Väter, ungesünder ist als die eigentliche Trennung.
Fazit: Während es in der zivilisierten Welt (Frankreich, Schweden, …) belastbare Daten gibt, die den wohltuenden Effekt des Kontaktes zu beiden Eltern belegen, drückt sich Deutschland nach wie vor darum, dies zu erforschen (oder habe ich eine andere Studie übersehen?). Das ist für mich der eigentliche Skandal.