Sex, Lügen und Golfschläger

von Manndat

Wo wir gerade das Thema Doppelmoral, Verlogenheit und Sex durchnehmen und vorhin auch schon einmal kurz Tiger Woods erwähnten: Komisch, nicht wahr, dass er überall als Fremdgänger am Pranger stand und so manchen Flachdenker in der Klatschpresse gleich zu übelsten Pauschalisierungen animiert. Motto: „Männer sind doch alle gleich! Schwanzgesteuerte, notorische Fremdgänger!“ Während sich keiner von denen auch nur im Geringsten darüber echauffiert, dass seine jetzige Ex-Frau mit dem Golfschläger auf ihn losgegangen ist, ihm dabei gar zwei Zähne ausgeschlagen hat, so dass er operiert werden musste. Ist das nicht das ein klarer Fall von häuslicher Gewalt?

Nein, ist es nicht. Wo denken Sie bloß wieder hin? Natürlich war es ihr gutes Recht, ihn mit dem Golfschläger zu malträtieren. Emotionaler Ausnahmezustand, Sie verstehen. Versetzen Sie sich bloß mal in die Lage der armen Frau. Hat eben erst sein liegen gelassenes Handy entdeckt und dort die Liebes-SMS des Tigers an seine Geliebte gefunden. Da ist es doch normal, dass man mal eben gepflegt ausrastet. Zumal sich vor ihr ein tiefer dunkler Abgrund auftat: Vom Mann sitzengelassen, die Kinder an der Backe, mit der trüben Aussicht, demnächst einsam und arm wie eine Kirchenmaus ihr Dasein fristen zu müssen. Mit vielleicht gerade mal 100 Millionen Dollar Abfindung. Da gehen einem schon einmal die Sicherungen durch. Also wirklich, wer da kein Verständnis hat!

Nachvollziehbar daher auch die Reaktion der Medien. Yahoo Deutschland meldete mit der gebotenen Süffisanz: „Tja, so schnell kann’s gehen, wenn die Ehefrau schlagkräftige Argumente ins Spiel bringt.“ Spiegel Online ist gar so vornehm und verschweigt die Erkenntnisse zur Gewaltanwendung der gehörnten Ehefrau gleich ganz. Seine diversen Affären und ihre Folgen breitete man dort allerdings mit einer Regelmäßigkeit und Ausführlichkeit vor seinen Lesern aus, dass man glatt meint, bei den Kollegen von der Regenbogenpresse gelandet zu sein. Und wo wir die schon erwähnen: die BUNTE sorgt sich auf ihrer Homepage überaus rührend um das Seelenheil der Betrogenen: „Elin Nordegren  –  So tapfer lächelt sie für ihre Kinder“, „Frisst der Kummer sie auf?“.

Ehrlich gesagt, diese Frage ist uns nun wirklich noch gar nicht in den Sinn gekommen.

Doch wie dem auch sei: Erlauben wir uns doch einfach mal den Spaß, die Geschlechterrollen kurzerhand umzudrehen und uns vorzustellen, was in folgendem Fall passiert wäre: Tiger Woods entdeckt schlüpfrige SMS auf dem Handy seiner Frau, die sie einem ihrer Geliebten geschrieben hat. Außer sich vor Wut, gehen ihm die Sicherungen durch, und er schlägt mit dem Golfschläger auf seine Frau ein. Preisfrage: Wer wäre in diesem Fall der Bösewicht?

Was für eine blöde Frage. Natürlich … der Mann! Schließlich schlägt man(n) keine Frauen, schon gar nicht mit dem Golfschläger. Aber halt, er war doch in einem emotionalen Ausnahmezustand. Ist es da nicht verständlich, dass ihm da die Sicherungen durchgehen? Vor allem angesichts des schweren Vertrauensbruchs der Gattin, die vorgibt, nur ihn zu lieben, in Wahrheit aber massenhaft mit anderen Kerlen durch die Gegend vö…lt? Kann man es da nicht nachvollziehen, dass er mal eben gepflegt ausrastet?

Nein. Keineswegs. Mensch, Sie sind aber schwer von Kapee. Sie haben anscheinend die grundlegende Regel nicht verstanden, die ungeschrieben, gleichwohl wie in Stein gemeißelt über allen Klatschspalten dieser Welt steht: Die Frau ist immer unschuldig, der Mann ist immer der Böse.

Ehebruch, den Ehepartner belügen, Kinder sitzen lassen, häusliche Gewalt: Alles ganz schlimme Dinge. Sofern ein Mann sich all das zuschulden kommen lässt. Gleichzeitig aber nachvollziehbare, oft verständliche, ja geradezu zwangsläufige Handlungsweisen, wenn sie von Frauen begangen werden. Sie müssen das verstehen. Die arme Frau. Sie konnte nicht anders handeln. Sie ist eigentlich das wahre Opfer. Sie hat nur so gehandelt, weil er … und so weiter.

Aber inzwischen wissen wir ja, dass wir die Sache grundsätzlich falsch sehen, denn wie wir jüngst dem „Spiegel“ entnehmen konnten, ist sie ja durch die Hölle gegangen. Und natürlich hat sie auch nie häusliche Gewalt angewendet, wie wir wiederum im „Focus“ nachlesen können. Der Gatte ist offensichtlich öfter mal sehr leicht bekleidet Auto gefahren, hat die überaus breite Ausfahrt nicht erwischt und prallte kurz danach regelmäßig gegen ein Hindernis. Nüchtern wohlgemerkt. Seine liebreizende, unschuldige Frau hat nur deshalb mit dem Golfschläger auf die Rückscheibe des Wagens eingeschlagen, um ihn zu befreien. Ja logisch! Immerhin saß er ja vorn im Auto, kurz hinter der Einfahrt, höchstens leichtverletzt. Vom Unfall, versteht sich.

Kein denkender Mensch glaubt so eine Räuberpistole. Deutsche Journalisten, so scheint es, allerdings schon.

Alles nicht so schlimm, haha: die häusliche Gewalt durch Frauen

Gute Frau-böser Mann-Mitleidsartikel im Focus

Gute Frau-böser Mann-Mitleidsartikel im Spiegel

„Welt“-Debatte zum Thema

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