Von Märchen und Realsatiren

von Manndat

Wir können es letztlich nur vermuten, aber: Vieles spricht dafür, dass das bekannte Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ von Hans Christian Andersen das unangefochtene Lieblingsmärchen der meisten Feministinnen ist. Wie anders ist es zu erklären, dass sie es Jahr für Jahr mehrfach und immer wieder neu aufführen?

Auch in diesem Jahr. Es begann harmlos wie immer. Ende März oder Anfang April feiern Feministinnen einen ihrer großen Feiertage (wobei zum Vorheizen schon der Zeitpunkt um den Frauentag am 8. März dient): Den „Equal Pay Day“. An diesem Tag würden Frauen bei gleicher Arbeit endlich genau soviel verdient haben wie Männer zum 31. Dezember des Vorjahres. Denn, so die landläufige Legende: Weil sie im groben Durchschnitt knapp ein Viertel weniger verdienen würden als Männer, erreichten sie erst mit einem Vierteljahr Verspätung rein rechnerisch die Lohngleichheit.

In Österreich lautet die Legende, dass Frauen für dieselbe Arbeit 25,5 Prozent weniger Lohn erhalten als Männer. Natürlich nur deshalb, weil sie Frauen sind. Deswegen wurde der Equal Pay Day in diesem Jahr dort am 5. April gefeiert.

Dieses Datum ist anscheinend so eine Art Kompromiss, da sich die Feministinnen in Österreich offensichtlich selbst nicht so ganz sicher sind, wann sie ihren schrägen Gedenktag denn nun feiern sollten. Es ist aber auch ein Kreuz, wenn man sich von heute auf morgen nicht mehr merken kann, welche Zahl man wie und wo genannt hat. Der Internetseite www.freimann.at verdanken wir die nachfolgende Aufstellung von einschlägigen Äußerungen der österreichischen Frauenministerin:

… Denn noch immer verdienen Frauen bei gleicher Tätigkeit rund ein Viertel weniger als Männer. Nur weil sie Frauen sind. …
(Inserat Frauenministerin Heinisch-Hosek im „Standard“ 4. Oktober 2011 – in Widerspruch zu einem früheren Inserat, in dem von 15 Prozent die Rede war)

Also wenn ich gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit möchte, dann schau ich, dass ich auch vergleichbare Tätigkeiten heranziehe, und da bleibt dieser unerklärliche Rest von 12 Prozent. …
(Frauenministerin Heinisch-Hosek in Ö1 „Journal Panorama“ 5. Oktober 2011)

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – das fordern wir Frauen seit über 100 Jahren. Diese Forderung ist heute aktueller denn je. Denn noch immer verdienen Frauen für die gleiche Arbeit um 18% weniger als Männer.
(Frauenministerin Heinisch-Hosek, auf Gehaltsrechner, Abruf vom 02.10.2012)

Ist aber alles überhaupt kein Problem, denn im Zweifelsfall greifen Feministinnen auf eine bewährte Lösung zurück: Sie nehmen einfach die höchste Zahl.

Soweit, so gut oder schlecht. Allerdings lag über der diesjährigen Aufführung des altbewährten Märchens ein dunkler Schatten, zumindest in Österreich. Ein feministischer Albtraum wurde wahr, der den Vergleich mit Tsunamis und Atomkatastrophen nicht zu scheuen braucht. Was war passiert?

In der österreichischen Zeitschrift „Profil“ (vergleichbar dem deutschen „Spiegel“) getrauten sich zwei Journalisten, kurz vor dem „Equal Pay“-Feiertag der Feministinnen deren Dauerklage über die Entgelt-Ungleichheit aufgrund des Geschlechts als das zu enttarnen, was es ist: ein Mythos.

Regelmäßige Besucher unserer Seite wissen schon lange, was dabei herauskommt, wenn man diese Behauptung einer sachlichen Betrachtung unterzieht. Dennoch erwischte es die österreichischen Feministinnen auf dem falschen Fuß. Ob sie tatsächlich an ihr eigenes Märchen geglaubt haben oder ob sie einfach nur dachten, niemand würde sich getrauen, ihre stets mit dem Brustton der Überzeugung hinausposaunte Behauptung öffentlich zu hinterfragen, bleibt deren Geheimnis.

Eigentlich werden uns am Entgeltgleichheits-Feiertag ja gleich zwei Märchen auf einmal erzählt – einerseits, weil behauptet wird, die Gehaltsdifferenz käme bei gleicher (oder gleichwertiger) Arbeit zustande, andererseits bindet man uns den Bären auf zu behaupten, dass diese Gehaltsdifferenz allein auf Grund des Geschlechts verursacht sei.

In Österreich kommt jedoch erschwerend hinzu, dass die Lüge nochmals aufgebauscht wurde. Während europaweit bereits beim sogenannten „unadjusted Gender Pay Gap“ (=nicht bereinigte Entgeltdifferenz nach Geschlecht) nicht gleiche oder gleichwertige Arbeiten verglichen werden, sondern lediglich die Bruttostundenlöhne aller(!) Beschäftigten (Ergebnis 23 Prozent Differenz in Deutschland, 25,5 in Österreich), gingen österreichische Feministinnen oft noch einen Schritt weiter: Indem sie alle(!) Bruttomonatsverdienste miteinander verglichen, rechneten sie zusätzlich Vollzeit und Teilzeit und sogar noch Karenzzeit (analog der deutschen Erziehungszeit) zusammen und erhielten so einen Wert um 40 Prozent.

Jahrelang kamen sie mit dieser abenteuerlichen Story durch – und jetzt das. Ihr Mythos wird zerpflückt, von einem namhaften Magazin, nein, kein böses rechtes diesmal, sondern eher ein linkes, gemäßigt feministisches Blatt. Auf der Titelseite. Und überall in Wien plakatiert. Die – erwartbar hysterische – Reaktion folgte auf dem Fuße. Feministinnen würden sie wohl als „Hate Speech“ brandmarken, wäre sie von irgendjemand anderem gekommen und hätte sich gegen sie gerichtet.

Dennoch kippten die Redakteure nicht um – immerhin hatten sie die Rechercheergebnisse auf ihrer Seite – und erklärten sich in einem Video.

Nicht nur das: Weitere Zeitungen hatten den Mut, das Lügengespinst zu durchleuchten. Interessant an dieser Stelle, wie schnell doch Journalisten und andere Leute plötzlich umschwenken, wenn sie feststellen, dass sie selbst jahrelang einer Lüge aufgesessen sind (beispielsweise hier und hier).

Selbst die stramm feministisch ausgerichtete Zeitung „Die Standard“ sah sich genötigt, zu differenzieren. Es muss ihnen sehr schwer gefallen sein, denn nur ein Bruchteil des Artikels wurde im Internet veröffentlicht. War da vielleicht so etwas wie Scham mit im Spiel? Vermutlich eher nicht, denn in der Printausgabe (vom 6.4.2012) dufte Frau Eva Glawischnig, ihres Zeichens österreichische Grünenvorsitzende, zum Besten geben, dass man weiter von 40 Prozent Gehaltsdifferenz reden müsse, weil man die Teilzeit nicht herausrechnen dürfe.

Nach weiblich-grüner Logik eine durch und durch stimmige Aussage, denn schließlich wird die Teilzeitkraft dramatisch diskriminiert, weil sie für 30 Prozent Arbeit im Vergleich zur Vollzeitkraft auch nur 30 Prozent Gehalt bekommt.

Tatsächlich ist so etwas jedoch – höflich ausgedrückt – bewusste Realitätsverweigerung. Jemand, der so etwas allen Ernstes behauptet, hat in der Politik eigentlich nichts zu suchen. Von Konsequenzen für diese „ich-habe-aber-doch-recht“-Ignorantin ist uns jedoch nichts bekannt.

Interessant ist auch, dass zwar in einer Reihe Zeitungen immerhin umgeschwenkt wurde, das Nachdenken jedoch noch nicht so richtig einsetzte. So wird beispielsweise in der Titelgeschichte der „Presse“ unter der Überschrift „Der teure kleine Unterschied“ von „nicht erklärbaren“ 13,5% Lohnunterschied in Österreichs Privatwirtschaft gesprochen. Man beruft sich dabei auf eine Studie des Wifo-Institutes.

Christine Zulehner, Studien-Mitautorin, schätzt cirka zehn Prozent „oder etwas weniger“ als „echte Diskriminierung“ ein. Die restlichen 3,5 Prozent könnten am Verhandlungsgeschick und an anderen individuellen, bei den Geschlechtern unterschiedlich ausgeprägten Eigenschaften liegen.

Tja, das ist schon verwunderlich. Da können die Forscher auf Grund fehlender Daten nicht weiter als bis 13,5 Prozent differenzieren, aber dass „rund 10 Prozent oder etwas weniger“ auf Diskriminierung zurückzuführen sei und 3,5 Prozent am Verhandlungsgeschick, das wissen sie genau. Vermutlich hat man sich im Institut eine gut funktionierende Kristallkugel angeschafft oder einen heißen Draht zu einer Wahrsagerin.

Da stellt sich natürlich sofort die Frage, was da und vor allem was da nicht an objektiven, diskriminierungsfreien Faktoren herausgerechnet wurde. Wir hätten uns deshalb gerne einmal die Studie genauer angesehen und die Schlussfolgerungen geprüft. Doch leider war kurz nach dem Bekanntwerden des Störfalls die Studie bis jetzt nicht mehr über das Internet zu erwerben, und selbst die Kurzfassung konnte nicht angezeigt werden. Ein technischer Mangel ist eher unwahrscheinlich, denn beliebige andere Studien waren wie immer verfügbar. („Pay Differentials between Women and Men in Austria. Findings for 2007“) Es gibt zuweilen schon sehr seltsame Zufälle.

An der Reaktion der Grünenvorsitzenden und an den Wutausbrüchen der Feministinnen ist schon zu erkennen, dass man versuchen wird, die jahrzehntelang verinnerlichte Lebenslüge von der Entgeltdiskriminierung nicht so einfach aufzugeben. Wenn der Schock erst einmal überwunden ist, wird’s (wieder) losgehen mit dem Relativieren, den wilden Rechnereien und natürlich dem Vergießen von Krokodilstränen.

Fest steht auf jeden Fall, dass sich in der Mauer der feministischen Weltanschauung in diesem Frühjahr ein beachtliches Loch aufgetan hat. Es wird interessant sein zu beobachten, ob und inwieweit es den Feministinnen gelingen wird, mit Hilfe ihrer Freunde in Politik und Medien das Leck zu stopfen oder ob sich der Riss in der Mauer der Lebenslüge zu einem Dammbruch ausweiten wird.

Über die verzweifelten Stopfversuche werden wir am Beispiel der SPD-Frauen Hiller-Ohm, Gnadl und Kramme in der nächsten Ausgabe berichten und Sie erfahren dann auch, woher das feministische Märchen stammt, eine OECD-Studie hätte ermittelt, dass die unbereinigte Gehaltsdifferenz in Deutschland am größten in Europa sei. Bleiben Sie dran!

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