Argumentationshilfe auf Krücken

von Manndat

Die Friedrich-Ebert-Stiftung macht Geschlechterkampf

Käme die Zigarettenindustrie auf die Idee, eine „Argumentationshilfe“ gegen die Kritik von Gesundheitsexperten zu veröffentlichen, dann würde man bestenfalls nachsichtig lächeln. Zumindest wüsste man von vornherein, was von einer solchen „Expertise“ zu halten ist.

Nun präsentiert die „Feminismusindustrie“ in Gestalt einer Abteilung der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) eine „Expertise“ als „Argumentationshilfe“ gegen Feminismuskritik. Zu nachsichtigem Lächeln ist freilich kein Anlass.

Die FES, einst mit Spenden der Trauergäste bei Eberts Beerdigung gegründet, um der Diskriminierung der Arbeiter auf dem Gebiet der Bildung entgegenzuwirken, ist auch nicht mehr, was sie mal war. Heute mit einem Etat von ca. 137 Mio. Euro (2010) weitestgehend aus Steuergeldern (!) finanziert, betreibt sie als eine „Zentrale Aufgabe“ in einem Ressort „Wissenschaftliche Arbeit“ einen „Arbeitsbereich Wirtschafts- und Sozialpolitik“ mit einer „Abteilung Frauen- und Geschlechterforschung“ unter der Leitung der Hardcore-Feministin Dr. Barbara Stiegler.

Frau Stieglers Funktion scheint im Wesentlichen darin zu bestehen, unter dem Mantel der FES Feminismuspropaganda am laufenden Meter zu produzieren. Jüngstes Produkt: die Broschüre „Geschlechterpolitik kontrovers“, die allen helfen soll, die im Tagesgeschäft, im fachlichen und persönlichen Gespräch auf solche Mythen treffen (gemeint sind damit feminismuskritische Äußerungen), diese im Sinne einer emanzipatorischen Geschlechterpolitik zu widerlegen.“ Eine solche Geschlechterpolitik kann nach Stiegler natürlich nur profeministisch sein, und die „Argumentationshilfe“ kann damit noch nicht einmal die Glaubwürdigkeit von Waschmittelreklame beanspruchen.

Bedenkliches Niveau

Auch generell gibt das Niveau der FES-Veröffentlichungen Anlass zu Beanstandungen. So attestierte jüngst das Bayerische Staatsministerium des Innern in seiner Pressemitteilung 108/11 vom 1. April dieses Jahres der FES die Verbreitung „gefährlichen Unsinns“. Die aktuelle Veröffentlichung ist gekennzeichnet durch Zirkelschlüsse, Verdrehungen, Falschinformationen, Tautologien, Selbstreferenzen und krude Theorien. Ein paar besonders haarsträubende Beispiele:

  • Die FES behauptet ein erhöhtes Armutsrisiko von Frauen. Dies lässt sich mit den Zahlen der amtlichen Sozialberichterstattung des Statistischen Amtes des Bundes und der Länder leicht widerlegen. Die Armutsrisikoquote der Frauen lag im Jahr 2009 gerade mal einen Prozentpunkt höher als die der Männer (15,1 vs. 14,1 %). Bei der Berücksichtigung von Einkünften und Lasten wird jedoch äußerst unredlich verfahren. Beispielsweise ist in diesen Prozentwerten noch nicht einmal berücksichtigt, dass in der offiziellen Statistik Unterhaltszahlungen so verbucht werden, als ob sie dem Unterhaltsleistenden im Nettoeinkommen noch zur Verfügung stünden. D.h. hier werden Männer reich – und Frauen arm gerechnet. (siehe auch https://manndat.de/feministische-mythen/rechenfehler-in-der-oecd-armutsstudie.html)
  • Die FES sieht in Frauenquoten ein Instrument zur Erhöhung von Frauenanteilen in allen möglichen Gesellschaftsbereichen. Aspekte des Diskriminierungsverbots nach Art. 3 GG, der Eigentumsfreiheit und der Freiheit der Berufswahl greift die FES mit keinem Wort auch nur auf. Das Papier der FES wägt somit nicht etwa Positionen gegeneinander ab, sondern stellt eine äußerst einseitige Polemik dar.
  • Die Bildungsmisere der Jungen wird „widerlegt“, indem deren defizitäre Bildungssituation als Unterschicht- und Migrantenphänomen abgetan wird, eine seltsame Argumentation für ein der Sozialdemokratie nahe stehendes Institut! Heißt das nun, dass nichts für Jungen getan zu werden braucht? Oder ist es nur die immer wiederkehrende, links-feministische Pose: „Ja, es gibt Probleme von Jungen und Männern, aber solange sie von Feminismuskritikern benannt werden, zählen sie nicht.“
    Um einmal ausnahmsweise auf die verschrobene „Argumentationshilfe“ einzugehen: Was ist es denn anderes als Jungenbenachteiligung, wenn:
    – Defiziten von Jungen (z.B. langsamere Entwicklung in Sprache und Motorik) im Bildungssystem nicht ausreichend Rechnung getragen wird,
    – Jungen bei gleichen Leistungen schlechtere Noten erhalten und seltener an höhere Schulen empfohlen werden als Mädchen,
    – in den Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg 9 neue, reine Mädchenförderprogramme (1,5 Mill. Euro Landesmittel) implementiert werden, aber keines für Jungen,
    – die Bundesregierung im Koalitionsvertrag eine Bildungsoffensive nur für Migrantinnen, nicht aber für Migrantenjungen als Ziel festlegt.
  • Fehlen darf natürlich auch nicht die Lohndiskriminierungslüge, prominente Prothese feministischer Propaganda, präsentiert von „Expertin“ Julia Roßhart: „So verdienen Frauen in Deutschland durchschnittlich 23 Prozent weniger als Männer (Statistisches Bundesamt Deutschland 2010; GenderKompetenz-Zentrum 2010)“, oder von Deborah Ruggieri und Ute Wanzek, die sich noch nicht einmal die Mühe machen, zwischen Einkommen und Lohn zu unterscheiden, sofern ihnen der Unterschied überhaupt bekannt ist.

Interessant ist auch der Blick auf die Autorenschaft des FES-Papiers. Eingangs war bereits die Rede von der Feminismusindustrie, und hier begegnen wir nun einigen Vertretern dieses seltsamen Gewerbes, das seit etwa 20 Jahren eine wachsende Zahl von Handelsreisenden in Sachen Feminismus und GenderMainstreaming nährt. Sie grasen, kleingewerblich oder honorarbasiert, die Gender-Weide ab, ein unternehmerischer Heldenmut, der nur dadurch einen Makel erhält, dass ihre „Institute“, „Büros“ usw. ohne Infusionen aus Steuermitteln niemals überlebensfähig wären.

Vom Steuerzahler finanzierte Spielwiesen

Eine Quelle solcher Infusionen ist die FES, aber auch Dutzende andere öffentlich subventionierte Einrichtungen, wie das frühere Gender-Kompetenzzentrum Berlin und gleichartige Propagandaschleudern des Genderismus-Feminismus. Damit ist ein skurriles Netzwerk entstanden, in dem sich die Akteure gegenseitig Aufträge resp. Expertisen auf Kosten des Steuerzahlers hin- und herschieben können. Einen Mehrwert produziert es nicht. Es existiert nur aufgrund von Frauenfördergesetzen und den daraus resultierenden Subventionen. Da stellt sich die Frage, ob die Experten, rein kalkulatorisch, nicht kostengünstiger als Arbeitslose aus der öffentlichen Hand alimentiert werden könnten. So sehen die Hartz-IV-Gesetze durchaus Instrumente zur Aktivierung in (wertschöpfende) Arbeit vor. Ein oder zwei Jahre Arbeit in typisch männlich dominierten Bereichen, etwa im Bergbau oder in der Schwerindustrie, könnten diesen Experten sicher wertvolle Einsichten zu männlicher Macht und Privilegien verschaffen.

Zwangsläufig treffen wir dort auch auf den umstrittenen Thomas Gesterkamp als Mitautor, dessen Diffamierungsbeiträge in der Vergangenheit bereits vielerlei Kritik auf sich zogen. So warfen ihm bereits der Soziologe Walter Hollstein[1], der Leiter des Dresdner Instituts für Erwachsenenbildung u. Gesundheitswissenschaft Matthias Stiehler[2] und der Wissenschaftsjournalist Michael Klein grobe Unwissenschaftlichkeit vor. Bei der FES scheint er jedoch mit seinen kruden Ansichten weiterhin gern gesehener Gast zu sein. Sein Konterfei ziert sogar die Homepage des Bereichs: Frauen- und Genderpolitik der FES!

Die Herausgeber der „Argumentationshilfe“ präsentieren sich mit erschütternden Referenzen. Melanie Ebenfeld beispielsweise derart: „Kritik an der heterosexuellen Norm. Die Arbeit von teach out als gutes Beispiel für geschlechtersensible Bildungsarbeit mit Schwerpunkt lesbische, schwule, bisexuelle und transgender Lebensweisen.“ Ihre Arbeitsschwerpunkte: Training und Beratung im Bereich Gender und Erziehung/Bildung, Implementierung von Gender Mainstreaming in Organisationen und Institutionen, queere und dekonstruktive Pädagogik, Entwicklung von queeren Methoden, Aufklärung, Beratung und Fortbildung zu lesbisch/schwulen/trans Lebensweisen, (post-)feministische Ansätze, interkulturelle und internationale Perspektiven und Projekte.

Manfred Köhnen empfiehlt sich mit den Tätigkeitsschwerpunkten Beratung zu Gender Budgeting und Gender Mainstreaming, quantitative Analysen zu Gender Budgeting und zur Arbeitsmarktforschung, als Mitbegründer der Bundesinitiative Gender Budget (BiG Budget) und als Mitglied im „European Gender Budgeting Network“.

Skurrile „Beweisführung“

Bezeichnend für die Beflissenheit der Autoren und Autorinnen ist auch das durchgängig verwendete „Beweisführungsschema“, das offensichtlich beim Leser formallogische Stringenz suggerieren soll, wo es an inhaltlicher Stimmigkeit gebricht: Antifeministische Behauptung – Widerlegung – Erläuterung. Julia Roßhart hierzu mit einem Sahnestückchen, das als stellvertretend für das gesamte Beweisschema der „Argumentationshilfe“ gelten kann:

Antifeministische Behauptung: „Gleichstellungspolitik ist lesbische Interessenpolitik!“ Feminismus und Gleichstellungspolitik seien vor allem von lesbischen Akteurinnen geprägt. Deshalb, so wird argumentiert, dienten sie allein lesbischen „Minderheiteninteressen“.

Hier wird einfach eine Behauptung behauptet, ohne Angaben von Zitaten oder Quellen, einzig damit sie wie folgt widerlegt werden kann:

Widerlegung: Die Behauptung ist lesbenfeindlich. Die Aufspaltung in Lesben und heterosexuelle Frauen zielt hier auf die Schwächung von Feminismus und Gleichstellungspolitik. Lesbische Partizipation ist eine Stärke feministischer Politik. Die Behauptung, Gleichstellungspolitik sei an lesbischen Interessen ausgerichtet, ist falsch.

Amüsant! Die Behauptung ist also falsch, weil sie falsch ist. Man hört Julia förmlich mit dem Fuß auf den Boden stampfen.

Erläuterung: Zunächst lässt sich diese antifeministische Argumentationsstrategie als klar lesbenfeindlich entschlüsseln und allein deshalb zurückweisen: Lesben werden als „Abweichung“ dargestellt und nicht als politische Akteurinnen anerkannt; politische Partizipation, Definitionsmacht und Gestaltungsmacht werden ihnen verweigert.

Wir lernen: Die Behauptung, Gleichstellungspolitik sei an lesbischen Interessen ausgerichtet, ist falsch. Warum? Weil sie lesbenfeindlich ist.

Das hat schon etwas von absurdem Theater. Diese wackeren Gender-Gewerbler fischen bis zu den Ellenbogen in trüben lesbisch-feministischen Gewässern, und Frau Stiegler bestellt sie als Experten zur Widerlegung antifeministischer Äußerungen.

Ein Gespräch mit MANNdat-Vertretern lehnte Frau Stiegler indes ab. Die Debatte, die es zu führen gelte, so schrieb sie am 6.6.2011 an MANNdat, könne nicht in persönlichen Gesprächen erfolgen, sondern brauche eine kritische Öffentlichkeit.

Ja, was will sie denn nun? Die geschlechterpolitische Initiative MANNdat ist Teil der kritischen Öffentlichkeit, die schon dadurch zur Kritik legitimiert ist, dass sie die jungen- und männerfeindlichen Publikationen der FES mitfinanzieren muss.

Frau Stiegler und ihre Erfüllungsgehilfen dagegen mögen zwar legitimiert sein, eine politische Debatte zu initiieren. Ihr Versuch, ihre offensichtliche Parteilichkeit wissenschaftlich zu verbrämen, hat allerdings etwas rührend Bemühtes an sich und verbreitet die Anmutung eines Schüleraufsatzes. Das wäre vielleicht noch verzeihlich, wir fangen schließlich alle mal an. Dass aber für eine solche „Argumentationshilfe“ öffentliche Gelder verbraten werden, Beträge, mit denen eine Familie unter Umständen schon mal ein Jahr lang auskommen muss, das ist der eigentliche Skandal dieser so genannten Expertise aus einem Institut, das Eberts Namen trägt.

Bildquelle: (c) Gitti Moser/www.pixelio.de


[1] Tageszeitung Die Welt v. 11.5.2010

[2] zitiert nach Arne Hoffmann v. 22.3.2010

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