Der falsche Karneval von Nürnberg
Gibt es eine Krise der Männlichkeit? Unter diesem Thema luden die Nürnberger Gleichstellungsbeauftragten zu ihrem diesjährigen Frauenempfang. MANNdat war dabei, als sich Vorprogramm (Grußwort des OB Dr. Ulrich Maly) und Top Act (Gastvortrag des Prof. Rolf Pohl) an Realsatire geradezu überboten.
Eine Nachlese des Vortrags von Prof. Rolf Pohl zur „Krise der Männlichkeit“ am 26.03.2015 im historischen Rathaussaal.
Die Büttenrede ist eine vorgetragene Rede, die meist auf Karnevalssitzungen frei erzählt oder vorgelesen wird. Die Inhalte reimen sich oft und werden in Mundart von einem Rednerpult aus vorgetragen. Ein solches ist oft einem Fass ähnlich, welches im Dialekt als „Bütt“ bezeichnet wird. Die Büttenrede geht auf die mittelalterliche Sitte des Rügerechts zurück, in dessen Rahmen der einfache Mann zur Fastnachtszeit die Herrschenden ungestraft kritisieren durfte. Das passiert heute immer noch, allerdings meist auf satirische Art und Weise. (Kölsches Karnevalslexikon)
Die Bütt zur Rüge der männlichen Hegemonie wurde am Donnerstag, den 26.03.2015 im historischen Nürnberger Rathaussaal errichtet. Dieser Saal enthält Kunstschätze, die bis in das 14. Jahrhundert zurückreichen. Er ist eine Attraktion, für die der normale Tourist selbstverständlich Eintritt zahlt. Aber wenn die drei hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten zum Frauenempfang laden, gibt es den Kulturgenuss für umsonst. An so viel Benachteiligung wollte ich dann doch partizipieren und ging hin.
Joviale Versprechen statt gleichstellungspolitischer Bilanz
Der erste Büttenredner war der Herr Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly. Ja, richtig gelesen. Der. Herr. Oberbürgermeister. Also der Inbegriff männlicher Hegemonie, der Herrscher der Stadt. Zuerst spottete er unter dem Johlen des Publikums über einen Antrag eines Oppositionspolitikers, es solle in Nürnberg auch einen Männerbeauftragten geben. Bei so einem Gedanken, ausgerechnet in Nürnberg, wo sich unter den Nürnberger Migranten, Selbstmördern, Arbeits- und Obdachlosen, Analphabeten, Drogen- und Gewaltopfern doch gefühlt genau 0% Männer befinden, muss man auch lauthals lachen. Aber halt: Wie war das mit der Bütt? Der einfache Mann darf die Herrschenden kritisieren? Hier spotten doch die Herrschenden über den einfachen Mann! Weiter ging es mit der gleichstellungspolitischen Jahresbilanz, die der Herr Oberbürgermeister dieses Mal ausfallen lasse, weil er lieber im nächsten Jahr Erfolge verkünden wolle. So wurden den lustvoll aufstöhnenden Damen kommunale Führungspositionen versprochen. Ja da freut sich die Feministin, wenn der Kommunenhäuptling in jovialer Pose ankündigt, eine von ihnen werde künftig die städtischen Müllmänner kommandieren. Dass er ihnen freilich den Posten des obersten Dienstherren nicht feilbot, sah man (äh, frau) bei so viel Großzügigkeit großzügig nach.
Nach einer erfrischend kurzen Überleitung der Oberfrauenbeauftragten und einem weiteren kostenlosen Kunstgenuss, diesmal musikalischer Art, neigte sich der Abend seinem Höhepunkt, dem Auftritt des Herrn Professor Pohl.
Wenn hegemoniale Männer männliche Hegemonie definieren wollen
Und weiter ging es mit dem Spott von oben. Halbwaisen und ihre entsorgten Elternteile seien bedauerliche Randerscheinungen und keinesfalls etwas, dessen sich eine Politik annehmen solle. Zustimmendes Murmeln. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse seien sozial gerecht, wenn die armen Männer nun endlich lernen dürften, wie es den armen Frauen schon immer ergangen sei. Johlender Applaus. Der Herr Professor muss es ja wissen, und wie schön er es sagt, und wie schön er einer Segensgeste gleich seine Hände zu stilisierten Gänsefüßchen erhebt, wenn er zitiert – wen eigentlich? Verriet er nicht, aber es fragte auch niemand nach, der Herr Professor muss es ja… Es ist ein so herrlich absurdes Theater, der Adel des Wissenschaftsbetriebes maßt sich an, eine gar nicht so unzutreffende Definition männlicher Hegemonie ausgerechnet an diejenigen anzulegen, die mitten in unserer Gesellschaft hungern, frieren, trauern, krank sind oder den Müll wegbringen. Und an diejenigen, die es wagen, ihre Sorgen über die sozialen Strukturen offen auszusprechen. Die seien ja die gleichen wie die norwegischen Massenmörder und die Herren von der Pegida. Und der Vollständigkeit halber der Bezug zum Thema des Abends. Das „schwächelnde starke Geschlecht“ sei selbstverständlich eine Erfindung der „Maskulinisten“ (hat er bestimmt bei MANNdat oder Agens gelesen). Das war’s schon.
Fazit: missglückter Karneval
Ja so einfach geht das, wenn sich diejenigen oben hin stellen, die ohnehin schon oben stehen. Der Herr Oberbürgermeister, der Herr Professor und ihre hauptamtlichen Gleichstellungsbeauftragten. Ein wundervoll missglückter Karnevalsabend mitten in der Fastenzeit, und das in bestem Rahmen. Wenn es nicht so traurig wäre, man könnte glatt draufloslachen.
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Ich war bei dieser Veranstaltung, welche ich vorzeitig verlassen habe. Was Herr Maly von sich gab, hat mich nicht überzeugt. Beim Vortrag von Prof. Pohl war diesem stets wichtig, dass er nur jemanden zitiere. Eigene Meinung, Fehlanzeige!
Angebliche Benachteiligungen von Vätern, Männern und Jungen sehe er nicht, brachte dann aber einige seltsame Beispiele die mit Jungen und rosafarbenen Kleidern oder rosafarbenem Spielzeug zu tun hatten. Bei dieser Lächerlichmachung von Jungs konnte man dann stets ein Lachen von vielen der anwesenden Damen vernehmen. Ich war fassungslos! Bin dann gegangen.
Nürnberger Trichter
Fehlt dir`s an Weisheit
in manchen Dingen
lass Dir von Nürnberg
den Trichter bringen
steht auf der Reklame 1910,
hat das der OB übersehn?
Ihm hat man eingetrichtert,
unbemerkt und arg gekichert,
wohl wissend, dass der OB
für Frauen auf die Knie geh´.
Er hat den Trichter verdient,
der im Karneval wird verliehen.
Explizit, Dummes unverziehen.
Für den Kotau am Frauenhof
gebe man außerdem aus Stoff,
schlage ich vor, `n Lila Pudel!
Name: „Geschlechternudel“
Soso, der Herr Pohl. „Prekäre Beschäftigungsverhältnisse seien sozial gerecht, wenn…“. Hat der das tatsächlich gesagt? Dann frage ich mich, weshalb der Herr Kritische Sozialwissenschaftler mit seinem eigenen Beschäftigungsverhältnis offenbar so gar nicht zufrieden ist:
http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Leibniz-Uni-Studenten-kaempfen-fuer-ihren-Professor
Wenn die Äußerungen so gefallen sind, dann erlaube ich mir in Gesamtwürdigung der Umstände sowohl Rückschlüsse auf die von diesem Herrn betriebene „kritische Sozialwissenschaft“ vgl.
http://sowihannover.de/2014/01/das-endgueltige-aus-einer-kritischen-sozialwissenschaft-pressemitteilung-vom-22-01-2014/
als auch, ihrem Protagonisten durchaus einiges Schlechte zu wünschen. Interessant auch, daß der Nobelpreisträger Hunt wegen einer einzelnen meinetwegen tatsächlich weniger schlauen Bemerkung seine Honorarprofessur verliert, dieser Pohl aber meinem Eindruck nach weit gravierendere Abfälligkeiten äußern kann, nur eben gegen eine in dieser Gesellschaft weniger gleiche Untergruppe, und dafür dann auch, statt hochkant rauszufliegen, Beifall bekommt.
Schön, dass Sie es sich leisten konnten, zum Feminismus-Treffen zu reisen. So erfährt man von den Plänen mancher Politiker in der oestlichen Hälfte der Republik. Man machte sich dann nichts mehr Vor. Nüchternheit wäre in, auch da diese bürgerlich wäre.
Der Nürnberger Bürgermeister hat mir natürlich bis heute nicht geantwortet. Was interessiert das Volk NACH eine Wahl ?!
Markus Meier
im obrigen Text auch Männer dürfen sich nicht mehr alles gefallen lassen. Ist das auch sehr schön aufgeführt bezüglich der Frau Schröder und der Frau Alice Schwarzer.
Diese Frau Schröder verdient Lob und eigenltich unsere Untestützung was hat sie geerntet? Sie wurde von der Schwarzer abgesebelt.
Ein hoffnungsloser Fall sei sie. Die Frau Schröder hat viel mehr politische Diplomatie und Weitsicht bewiesen.Und wurde als hoffnungsloser Fall bezeichnet.
vev.ch/dokumente/NZZ_240411.pdf
Was soll man dazu sagen? Obrigen Artikel hab ich gerade gefunden und dachte mir das er allgemein von Interresse sein kann.
Ich hätte bis sagen wir mal 2006 auch noch darüber geschmunzelt.
Aber wie gesagt leider haben sich die Zeiten geändert und etwa 2006 war es wo sich mein Gerechtigkeitsgefühl regte immer mehr. Ein paar Monate später lag Männerbeben in meinen Händen. Ich weiß gar nicht mehr genau wie es dazu kam.
Wenn ich überlege was für ein Quatsch Nürnberg und keine Obdachlosen usw.
Obdachlose etc sollte es gar nicht geben.
Ich erinnere mich an 1998 da war ich ca 20 und da ich Mensch bin redete ich mit einer Obdachlosengruppe weil ich damals einfach wissen wollte wie es dazu kam. Einer erzählte mir das er nach der Scheidung von der Bundeswehr als Helikopterpilot den Job verlor usw. Ich weiß zwar nicht ob das stimmt aber jetzt wenn ich mich zurückerinere und hier die Berichte so ist das gut möglich.
Zu dieser Zeit wollte ich unbedingt Schauspieler werden und hatte den Traum nach NY City zum Lee Straßberg Instiut und Hb Studios wo De Niro und Al Pacino , Marlon Brando und Dustin Hoffmann lernten.
Ja verrückt wenn ich zurück denke beinahe wäre ich darüber geflogen. Method Acting nennt sich der Stil die diese Personen haben. dh. sie begeben sich in die reelle Situation bevor sie dann am Set die Rolle spielen.
Ich war damals noch festen Glaubens das ich Schauspieler sein will und begab mich just for fun in gewisse Situationen wie zb in München wo ich spontan beschloss eine Nacht im Leben eines Obdachlosen zu verbringen. Und das war mir genug ehrlich! Diese Leute leben gefährlich . Ich hab sogar ein gutes Werk getan und konnte den Menschen der mir damals Einblick gewärte am nächsten Tag irgendwann um 6.00 oder 7.00 Morgens dazu bewegen seine Frau anzurufen und begleitete ihn zu ihr und ein Jahr später klingelte bei mir das Telefon und der ehemalige Obdachlose war dran und bedankte sich bei mir und wollte mir ne Versicherung zu günstigen Konditionen verkaufen. naja. Da ich aber in dieser Zeit mehrer verrückte (eigen Method Acting Sachen machte und gerade ziemlich genug hatte wegen diverser Dinge habe ihm alles gute gewunschen. Und seit dem hab ich auch keinen Kontakt mehr zu solchen Personen. Heute könnte ich mir eher vorstellen als Sozial arbeiter zu helfen.:) als Streetworker sozusagen.:)
Jedenfalls wenn ich überlege was das für Schicksale waren . das waren Menschen die teilweise gut ausgebildet sind und dann auf der Straße landen und dann haben Sie Hähme und Schimpf und Politker die Witze über sie reißen, dann hab ich keine Verständins mehr.
Da wirds Maul aufgerissen und hunderte von Frauenhäuser wurden errichtet, die Frauen kommen daher wie benachteilgt sie sind und wie böse die Männer sind. ? Und gleichzeitig gibt es Politiker /innen die wie Stars auftreten und hierbei wegschauen.
Die erkennen garnicht die Zeit und die Entwicklung.
Wie im obrigen Artikel ja auch steht man fragt sich schon ( und jetzt mal ehrlich immer öfter wer hier eigentlich diskreminiert wird.) Mann muss dabei gar nicht so wei gehen bis zu den Odachlosen.
Es reicht im Bekannten kreis die Männer zu beobachten und anzuhören. Natürlch ist niemand perfect.
Jedanfalls sind das die Frauen auch nicht wie sich da manche den MÄnnern gegenüber verhalten.
Und ich erwähne es nochmals, da fragt man sich warum die Geburtenrate zurückgeht? Manche Politker reißen hier ihren dummen Mund auf und wundern sich das intelligente Männer die ein bisserl denken können und vielleicht mit einem befreundeten Rechts oder Staats anwalt reden und was bekommt man da zu hören? Was wohl? die Männer ziehen die Arschkarte wenn ums Sorgerecht geht. denen wird die Kompetenz abgesprochen und die Frauen kriegen recht und feiern dies als Sieg? Das alles sind nur Phyrus Siege. Dummheit. Natürlich gibts auch Männer die nicht ihre Kinder sehen wollen aber ich bezweifle das, das die Mehrheit ist.
Und da witzelt der Depp von Politker über moderne Vorschläge bezüglich Männerämter. Da ich ja auch schon selber Männerämter vorgeschlagen habe fühl ich mich hier persönlich beleidigt. Du kanns als Mann 2 Meter groß sein ein Schwarzenegger sein und wirst weil die rechtliche Lage so ist im Falle des Falles diskriminiert das alles ist Bullshit und die Politker innen werden schon noch auf den Trichter kommen.
Es ist nicht neu.
Es gibt nicht nur weibliche Feminist (Innen ;-), sondern auch mänliche Feministen.
Diese versuchen mittels männerfeindlicher Positionen, ihre (im darwinistischen Sinne) Defizite zu marginalisieren.
Es gibt ja auch die „Antideutschen“ und andere selbsthassende Figuren.
Treffen sich der Oberbürgermeister von Nürnberg, Dr. Maly, und ein Kritiker der verlogenen, weil Jungen, Väter und Männer ignorierenden, Gleichstellungspolitik im Magen von Nürnbergs Obergleichstellungsbeauftragten. Sagt der Kritiker: „Also, dass mich Ihre – auch von meinen Steuergeldern bezahlte – professionelle Obermännerhasserin gefressen hat, kann ich noch verstehen, aber Sie?“ Sagt Maly: „Wieso gefressen, ich habe den anderen Eingang genommen.“
Uuund Tusch!
Treffender könnte man diese widerliche Anbiederei nicht karikieren.
Diesen Brief habe ich an den Nürnberger Bürgermeister geschickt:
Sehr geehrter Herr Maly,
es hat mich sehr gestört, dass Sie sich in einer „Büttenrede“ (die ja eigentlich gegen die und nicht von den Herrschenden gehalten wird …) über die berechtigten Anliegen gerade von Geschiedenen und sonstwie marginalisierten Männern und Jungen lächerlich gemacht haben, um die SPD-Frauen hinter sich zu scharen. Meiner Wählerstimme sind Sie damit verlustig gegangen, ich wünsche der deutschen Sozialdemokratie, der ich jahrelang und generationenlang eigentlich verbunden war, ein Schicksal wie in Bremen und England.
Mit enttäuschten Grüssen, Prof.Dr. xx
Volle Zustimmung!
Apropos Satire:
HE(te)RO(normativ)
sein oder nicht sein !?
Schau doch einmal da, Alice,
ein heteronormativer Mann.
Komme auf Schaukel, Luise,
an dem ist nichts mehr dran.
Da hilft kein x mehr am Ende,
wusste es seit Urknall, Luise.
Endlich die evolutionäre Wende,
das verdanken wir Dir, Alice.
Ach Luise, wie ich das genieße,
nichts mehr los mit dem Mann.
Du bist die wahre Göttin, Alice.
Ach ich tat nur was ich gut kann.
Schau das Häuflein Elend, Luise,
habe es vor meiner Geburt geahnt.
Das wir das noch erlebten, Alice,
soziales Geschlecht ist er genannt.
Heteronormativ ist voll gekentert,
sage Du es mal linguistisch, Luise.
„Vatx unsx“ ist out mit gegendert,
Göttin per se bist Du allein, Alice.
Siehst Du Femen mit nackter Brust,
dort steht ja drauf „heteronormativ“!
Kein Platz mehr für`s Wort Unlust ?
Wirkt es nicht doch was ganz schief?
Ach, Luise, das twittert sich dazu,
mit dem Aufschrei von den Jüngern.
Dem Rest Mann bleibt keinerlei Ruh`,
Alice wir müssen noch was düngern.
Karneval feministischer Alphatiere,
ein Spass mehr, ohne Männlichkeit!
Dwarkin, Butler noch, das sind viere,
was für eine schöne und neue Zeit !
Ob das jeder Mutter wirklich gefällt?
Frage reicht über´n Muttertag hinaus.
Zu Mann wurde vergessen der Sohn!
Ach Luise, ach Alice, Gedicht ist aus.