#MeToo als Geschäftsmodell – Teil 1

von Manndat

#MeToo als Geschäftsmodell – Teil 1

Mittlerweile ist #MeToo, das auszog, um Machtstrukturen aufzudecken und zu beseitigen, selbst zu einem Synonym von Machtmissbrauch geworden. Es kann Karrieren, die Freiheit von Menschen und sogar Menschenleben innerhalb kurzer Zeit beenden. Es reicht eine Beschuldigung. Der Rechtsstaat scheint ausgehebelt.

Das Hinterfragen, inwieweit Karrierechancen im Kunstbereich durch die dortigen Machtstrukturen diskriminierend sind, ist richtig. Der MeToo-Ansatz war deshalb durchaus wichtig und gerechtfertigt. Aber der Ansatz hatte von Beginn an wesentliche Fehler. Er wollte aufdecken, aber vertuschte gleichzeitig.

So hat man dabei wieder männliche Opfer ausgegrenzt bzw. zumindest nachrangig betrachtet. Stattdessen wurde #MeToo benutzt, um Diskriminierung gegen Männer aufgrund ihres Geschlechtes zu rechtfertigen. So hat das Badische Staatstheater Karlsruhe schon 2018 verkündet, ab sofort alle Stücke von Regisseurinnen inszenieren zu lassen. [1] Gleichzeitig wurden alle Leitungsfunktionen von Frauen besetzt. Und dies, obwohl die Leitungsfunktionen damals schon mehrheitlich von Frauen besetzt waren. [2]

Weiterhin wurden sexuelle Machtstrukturen nicht hinterfragt, also in welchen Umfang Sexappeal gezielt eingesetzt wird, um im Kunstbereich Karriere zu machen und so anderen Talenten die Karriere erschwert oder sogar verhindert wurde.

Mittlerweile ist #MeToo, das auszog, um Machtstrukturen aufzudecken und zu beseitigen, selbst zu einem Synonym von Machtmissbrauch geworden. Es kann Karrieren, die Freiheit von Menschen und sogar Menschleben innerhalb kurzer Zeit beenden. Es reicht eine Beschuldigung. Der Rechtsstaat scheint ausgehebelt.

Und so ist #MeToo mittlerweile auch zu einem sehr lukrativen Geschäftsmodell geworden, mit dem man gut Geld machen und mit dem man durch Effekthascherei seine Karriere fördern kann, indem man männliche Kollegen in den Dreck zieht. Profiteure sind Mainstream-Medien, Möchtegernstars und Stiftungen.

Ein „toxisches System“

Die NZZ hat in letzter Zeit einige interessante Artikel dazu veröffentlicht, die wir hier zusammen mit weiteren Aspekten und deren Quellen vorstellen möchten.

In dem Artikel #MeToo als Geschäftsmodell: Mutmasslich und angeblich ist dieser Mann ein besoffener Gott (Bezahlschranke) wird erörtert, wie die Mainstream-Presse derartige Fälle gewinnbringend vermarktet (in Rechtschreibung Deutschland übersetzt):

Bereits mit Kontextualisierungen wie #MeToo und dem für diese Geschichten genretypischen Hinweis auf den Filmproduzenten und Vergewaltiger Harvey Weinstein findet die Vorverurteilung statt. Die neuen #MeToo-Männer werden von den Medien auf Weinsteins Schultern gestellt, egal wie unterschiedlich die Fälle liegen: Dieter Wedel, Luke Mockridge, Julian Reichelt, Johann König, Finn Canonica et cetera.

(…) Man macht Opfer-Journalismus, geht ganz nahe ran, kreiert emotionale, schockierende Schlagzeilen und versucht das Publikum aufzurütteln. Wie die Boulevard-Medien legitimieren auch die sogenannten Qualitätsmedien ihr Vorgehen mit dem guten Zweck. Der Einzelfall, liest man oft, steht nicht für sich allein, sondern für ein „toxisches System“ in der Medien- oder der Kulturbranche. Die moralischen Werte der Witwenschüttler [Witwenschütteln bezeichnet im Jargon des Journalismus die Tätigkeit, rücksichtslos Interviews, Fotos oder Informationen bei den Hinterbliebenen von Unglücksopfern oder allgemein Menschen, denen gerade Leid widerfuhr, einzufordern; Quelle Wikipedia] blieben stets zweifelhaft, anders ist es mit denen der Qualitätsjournalisten. Sie werden von einer aktivistischen Basis getragen, die den Hinweis #MeToo als ein Gütesiegel von Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit liest.

Anschauungsunterricht bietet die jüngste „Spiegel“-Recherche zu Til Schweiger. Mit mehr als fünfzig Personen habe das Magazin geredet, heißt es im Artikel. Sie berichten von „mutmaßlicher Schikane und Gewalt bei einem Filmdreh“. Im Bericht liest man, dass Schweiger herumgeschrien, Menschen beschimpft habe, oft betrunken war und einem Mitarbeiter ins Gesicht geschlagen habe. Es folgt der obligate Klimabericht: Unter Schweiger herrsche ein „Klima der Angst“, schreibt der „Spiegel“. Dann wird die Figur des allmächtigen Mannes eingeführt: „Er könne Karrieren fördern und beenden.“ Zweite Stimme: „Er war der Gott, dem alle gehorchten.“

Weiter illustriert wird das mit anonymen Figuren, die perfekte, mediengerechte Zitate abliefern: „Das Set war eine einzige Wolke aus Angst, gefühlt hat sich niemand getraut zu atmen“, heißt es. Der „Spiegel“ zieht die Atem-Thematik darauf gekonnt weiter. Zu einer Frau am Set soll Schweiger gesagt haben: „Er entscheide, wann sie atme.“ Allerdings schränkt der „Spiegel“ ein, habe Schweiger dies nur „sinngemäß“ gesagt, und auch dies sei nicht sicher: „(…)

Viele dieser Zitate sind lediglich Stimmungsberichte, sie vermitteln ein subjektives Empfinden. Straftatbestände beschreiben sie eher nicht, aber sie dienen dazu, den Protagonisten zu diskreditieren. (…)

Mit so einer Publikation ist die Berichterstattung aber nicht abgeschlossen. (…) Schauspielerinnen geben Interviews, in denen sie erklären, dass dies alles System habe. Experten, Psychologen werden in Stellung gebracht und natürlich auch Politikerinnen. „Spiegel“-Frage an die deutsche Kulturministerin: „Frau Roth, der «Spiegel» hat öffentlich gemacht, dass am Set von Til Schweigers Film ‹Manta Manta – Zwoter Teil› ein Klima der Angst geherrscht haben soll. Nun hat Constantin-Film eine Aufklärung der Vorfälle angekündigt. Ist der Fall damit für Sie abgeschlossen?“ Roth: „Nein.“

Die Kulturministerin verlangt eine „lückenlose Aufklärung“ und sagt: „Die Zeiten patriarchalischer Macker sollten wirklich vorbei sein.“ Und die Freude beim „Spiegel“ ist groß: So habe die Berichterstattung zu einer „über die einzelne Produktion hinausgehende Diskussion um die Arbeitsbedingungen an deutschen Filmsets und Machtmissbrauch von Regisseuren geführt(…)

Diese Art Geschichte ist zum Geschäftsmodell geworden. Sex, Macht, Missbrauch und ein bekanntes Gesicht verkaufen sich gut. Die Artikel erzeugen Aufmerksamkeit und lassen sich auch von den anderen Medien nicht ignorieren. Ob sie den Skandal reproduzieren oder versuchen, die Luft rauszulassen, sie potenzieren die Aufregung.

Die Medien statuieren ein Exempel und inszenieren eine Ersatzjustiz. Dass am Ende jemandem Gerechtigkeit widerfährt, darf man in den meisten Fällen nicht hoffen. Das liegt auch daran, dass die Medien die Chiffre #MeToo mittlerweile selbst pervertieren. Schon verhältnismäßig kleine Vorkommnisse werden in eine direkte Relation zu Weinstein gesetzt und damit dramatisiert.

#MeToo als Geschäftsmodell

Der Rechtsanwalt Simon Bergmann vertritt Till Lindemann und weitere Prominente gegen MeToo-Vorwürfe. Birigt Schmid und Benedict Neff haben ihn für die Neue Zürcher Zeitung interviewt. Ein Auszug des insgesamt lesenswerten Gesprächs:

NZZ: Der Verdacht, der initiale Skandal, erhält viel mehr Aufmerksamkeit als seine Auflösung. Viele Leute dürften sich mit der Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen Till Lindemann nicht mehr beschäftigt haben.

Simon Bergmann: Das ist heute das Grundübel. Die Medien haben seit drei, vier Jahren das Thema sexualisierte Gewalt entdeckt. Der „Spiegel“ beschäftigt mehrere Journalistinnen, die speziell zu MeToo-Fällen recherchieren. Mit dieser Verdachtsberichterstattung werden digitale Abos generiert, und zwar in erheblichem Maß.

NZZ: Die MeToo-Berichterstattung ist also ein Geschäftsmodell der Medien?

Simon Bergmann: Das Thema ist attraktiv und das Interesse der Leserschaft garantiert. Mir fällt auf, dass diese Geschichten meistens hinter einer Bezahlschranke sind. Diverse Artikel werden mit dem Schlagwort MeToo gelabelt, ob es sich um Mobbing oder sexuellen Missbrauch handelt. Der «Spiegel» hat nie bestritten, dass dank seinen MeToo-Geschichten vermehrt Abos abgeschlossen werden. Wir wissen das von internen Quellen. Die Artikel zu Luke Mockridge und Till Lindemann gehören zu den meist abgerufenen Seiten bei «Spiegel+».

(…) NZZ: Die Boulevardpresse betrieb schon immer Verdachtsberichterstattung. Der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll beschrieb die kriminellen journalistischen Methoden in „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“. Hat sich wirklich etwas geändert?

Simon Bergmann: Die Auswirkungen sind schlimmer geworden. Früher gab es eine Zeitung, die war anderntags Altpapier. Heute geben Sie bei Google einen Namen ein, und Sie finden alle Artikel zu Till Lindemann. Und da bleiben sie auch weiter auffindbar, wenn wir sie nicht untersagen. Von daher hat sich die Problematik verschärft. Hinzu kommt: Sogenannte Qualitätsmedien wie die „Süddeutsche Zeitung“, der „Spiegel“ und die „Zeit“ operieren teilweise mit boulevardähnlichen Methoden, schauen Sie sich nur die Titelseite des „Spiegels“ zur Rammstein-Berichterstattung an. Hinzu kommt, dass die zu MeToo-Themen recherchierenden Journalistinnen und Journalisten mit einem erheblichen Belastungseifer an die Sache herangehen – das ist neu. Das macht es gefährlich. (…)

(…) Mit einem Tunnelblick wird ein Verdacht zu erhärten versucht. Dazu wird auch gerne Entlastendes ausgespart. Im Fall des Komikers Luke Mockridge hat die Frau, die ihm Vergewaltigung vorwarf, noch wochenlang Whatsapp-Nachrichten geschickt, in denen es hieß: Der Sex gestern war toll. Sie hatten noch wochenlang eine sexuelle Beziehung, bis es aufgrund eines Eifersuchtsdramas zum Crash kam. Dazu hat der «Spiegel» vieles nicht erwähnt. Die belastenden Whatsapp-Nachrichten sind in die Berichterstattung eingeflossen, die entlastenden hat man ausgespart.

(…) NZZ: Der Schriftsteller Ferdinand von Schirach hat gefordert, dass die Medien nach einer Vorverurteilung eine Strafzahlung machen müssten. Finden Sie das eine gute Idee?

Simon Bergmann: Auf jeden Fall. Denn es kommt fast nie zu Schadensersatz- und Schmerzensgeldzahlungen. (…) Die Medien haben kein Risiko, selbst für den Fall, dass sie falsch berichten. Dass der «Spiegel» nun eine Verurteilung für seine unzulässige Verdachtsberichterstattung erhielt, hat für ihn erst einmal keine Folgen. Er muss Gerichtskosten und Anwaltsgebühren begleichen, wir reden von wenigen 1000 Euro. Das steht in keinem Verhältnis zu dem Mehrverkauf an Heften und Abos. Das heißt also: Rechtsbruch lohnt sich. Deswegen gebe ich von Schirach recht.

(…) Einer meiner schlimmsten Fälle betrifft den Berliner Galeristen Johann König, dem einige Frauen via die «Zeit» sexuelle Belästigung vorwarfen. Das war 2022. Es lag aus meiner Sicht viel zu wenig vor. Es hätte niemals darüber berichtet werden dürfen. Wir erwirkten fünf einstweilige Verfügungen gegen die «Zeit», weite Teile der Berichterstattung wurden untersagt, und der Artikel musste erheblich gekürzt werden. Und trotzdem hat der Mann mehr als die Hälfte seiner weltweit bekannten Künstler nicht mehr im Programm. Sie haben seine Galerie verlassen. Er wurde vorher an jede Messe eingeladen, heute nicht mehr. Alles ist weggebrochen aufgrund einer Verdachtsberichterstattung.

NZZ: Welche Rolle spielt dabei, dass die Geschichten mit dem Label MeToo versehen werden?

Simon Bergmann: Damit ist das Urteil schon gefällt. Und alles wird in einen Topf geschmissen: Mobbing und Vergewaltigung. Auch der Fall Weinstein findet dabei immer Erwähnung. Weinstein ist ein verurteilter Vergewaltiger, der bis an sein Lebensende in Haft bleiben wird. Im «Spiegel»-Artikel über Till Lindemann hieß es, dass auch bei Weinstein alles mit der Aussage einer einzelnen Frau begonnen habe. Als Leser denke ich: Wenn es bei Weinstein so schlimm war, wird es bei Lindemann auch so sein.

Der Fall Mockridge

t-online berichte dazu:

An die Spitze der Bewegung setzte sich eine Frau, über die ein früherer Mitstreiter von #MeToo, der Schauspieler Andrim Emini, sagt, sie sei eine „narzisstische Kriegstreiberin“: Anne Wiese, die sich selbst Jorinde nennt. (…)

Unter dem Hashtag #KonsequenzenfuerLuke tritt sie im Frühjahr 2021 einen Shitstorm gegen den Sat.1-Comedian los. Sie fordert, einen Mann abzustrafen, gegen den bis heute keine belegten strafrechtrechtlichen Vorwürfe erhoben werden. Erst durch ihre Kampagne entstand der Eindruck, er sei ein Täter, ein Vergewaltiger.

(…) Auf der Suche nach Mitstreitern ist sie Tag und Nacht auf Twitter und Instagram unterwegs. Mit Erfolg. Prominente wie Thomas Spitzer, Stefanie Giesinger oder Carolin Kebekus springen auf den Zug auf: Sie machen Stimmung gegen Kritiker, die auf die Unschuldsvermutung pochen. Schlecht für Mockridge, gut für Wiese. (…) Erst der Fall Mockridge öffnet ihr Türen zu den Medien. Zeitungen fragen sie jetzt für Interviews an. Sie wird auch eines der Gesichter von „Hate Aid“, einer Organisation, die Opfer von Hass im Netz berät. Amnesty International lädt sie als Expertin ein zu Fragen zum Thema Internethetze – als Opfer.

N-tv schreibt:

Ein Frauenbündnis will den Komiker von der Bühne holen. Die Unschuldsvermutung: unwichtig. Über einen „Cis-Mann“, der ohne Beweise als „Täter“ tituliert und ohne Urteil für schuldig befunden wird.

Menschen, die die Mockridge-Anioli-Causa kritisch hinterfragen, dafür appellieren, die Unschuldsvermutung zu achten und auf das zweifelhafte Rechtsverständnis all jener ansprechen, die ihn „grillen“ und „aufs Maul hauen wollen“, werden massiv unter Druck gesetzt und in den sozialen Medien attackiert. Dabei bedient man sich immer derselben Narrative. Kritiker oder Journalisten, sogar Zaungäste, die nur ihre Meinung äußern, werden als rassistisch, rechts und frauenfeindlich diskreditiert. Die Devise lautet: einschüchtern. (…). Im Netz feiern sie ihre „Bämm“-Aktionen. Sie drucken Poster, fertigen Sticker mit Mockridges Konterfei an, auf denen steht: „Ich bin ein Vergewaltiger“ und verunglimpfen ihn in Videos. Auf Bannern ist zu lesen: „Macker sind böse, ab in die Fritöse.“ Befürworter der Protestaktion schreiben: „Der miese Täter (…) sollte in einem Steinbruch in Sibirien ackern.“

Auf der Protestkundgebung in Berlin spricht eine der vermummten Veranstalterinnen in die Kamera. Sie sagt, es sei „nicht sehr lustig“, dass Mockridge, „der eine Anzeige wegen sexualisierter Gewalt erhalten hat“, auf einer Bühne stehen dürfe. Die Aussage kommt im Grunde einem Berufs- beziehungsweise Auftrittsverbot gleich und erinnert an finstere Zeiten.

Eine weitere Sprecherin der Protestaktion ruft laut heraus, „keinen Bock mehr zu haben, dass die Unschuldsvermutung eines Cis-Mannes mehr wert ist, als unsere körperliche Selbstbestimmung“. Bei seinem Auftritt in Dresden am 22. Mai wird lautstark skandiert: „Haut ihm auf die Fresse!“

Die Neue Zürcher Zeitung  über das journalistische „Spiegel“- Niveau beim Fall Luke Mockridge:

Der Artikel erzeugt eine Aura von Faktizität und stellt den Comedian letztlich als Sexualstraftäter dar. Dass die Staatsanwaltschaft Köln ein entsprechendes Ermittlungsverfahren gegen ihn eingestellt hat, schien die Redaktion nicht sonderlich zu interessieren. Die Gerichte, vor denen Mockridge dann klagte, allerdings schon. (…) Wie beim Fall Maria [ein syrisches Mädchen, das laut Spiegel 2022 angeblich an der EU-Außengrenze verstorben sein soll] spricht auch hier vieles dafür, dass die Redaktion die Sichtweise von Aktivistinnen übernahm und sich auf Aussagen stützte, die sich nicht unabhängig prüfen lassen. Mockridge stürzte die Berichterstattung in eine schwere persönliche Krise, da der „Spiegel“-Artikel eine gewaltige Kampagne gegen ihn in den sozialen Netzwerken nach sich zog.

(…) Die Gemeinsamkeit zu Relotius Der Hochstapler Claas Relotius konnte im Spiegel Dutzende von Artikeln veröffentlichen, die in weiten Teilen erfunden waren, bis der Betrug auffiel]  ist dennoch offenkundig: Sowohl der Fall Maria als auch die Causa Mockridge passen in ein bestimmtes Weltbild, in dem Grenzschutz Teufelszeug ist und Männer grundsätzlich Täter sind.

Nach t-online passierte danach etwas, wovor Frauen wie Catherine Deneuve oder Ingrid Caven schon 2018 gewarnt haben, als die Bewegung aus den USA nach Deutschland übergeschwappt ist: Der Kampf gegen Machtmissbrauch hatte sich in sein Gegenteil verkehrt. „Der Drive der Bewegung ging in Richtung Rufmord“, bilanziert die Berliner Autorin Barbara Sichtermann, eine Feministin der ersten Generation.

Die Eier der Frau Kroymann

2021 wurde der deutsche Comedy-Preis an die Schauspielerin Maren Kroymann verliehen. Wie mittlerweile häufig bei solchen Veranstaltungen, werde diese benutzt, um #MeToo zu puschen bzw. das, was daraus geworden ist. Klatsch-tratsch.de (!) berichtet:

 „Ein Kollege von uns [Anm.: es geht um Mockridge] hat Übergriffe gemacht und eine junge Kollegin hat das gesagt“, erklärte die wie immer charismatische Maren Kroymann in ihre leidenschaftlichen Dankesrede. (…)

„Ich hätte gerne gehabt, dass Verantwortliche hier für diesen Preis und auch von dem Sender die Eier gehabt hätten, zu sagen: Wir solidarisieren uns nicht nur mit unserem beliebten Künstler, sondern mit den Frauen, die betroffen sind. Ich würde mir wünschen, dass ihre Geschichte gehört wird, dass diese Frauen ernst genommen werden, dass sie respektiert werden. Dass man ihnen glaubt.“ Was folgte, war langer Beifall.

Auch deutsch-amerikanische-schweizer Komikerin Hazel Brugger („Deutschlands „Beste Komikerin 2020“) und ihr Mann, Autor und Veranstalter Thomas Spitzer, gerieten bei der Show ins Scheinwerferlicht. Der Grund: Ihre Protest-T-Shirts als sichtbares Zeichen gegen sexuelle Gewalt. Darauf stand vorn: „Konsequenzen für Comedian XY“. Und auf der Rückseite „Künstler ohne Rückgrat sind Künstler ohne Geschmack.“ Brugger erklärte laut „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ vor der Show: „Ich glaube, es ist wichtig, dass Leute, die unabhängig sind wie Thomas und ich, diese Unabhängigkeit nutzen, um solidarisch zu sein mit Opfern sexueller Belästigung, potenziellen Opfern, Menschen, die sich mit Opfern solidarisieren.“

Hat es wirklich etwas mit Mut zu tun, wenn man in der Stunde des Triumphes, des Beifalls und der großen Bühne auf einen Kollegen eintritt, der schon am Boden liegt?

…weiter in Teil 2

Im zweiten Teil wollen wir u.a. betrachten, welche Konsequenzen das Geschäftsmodell #MeToo auf unsere Gesellschaft und dessen rechtsstaatlichen Grundlagen haben kann.

Quellen, soweit nicht im Text schon verlinkt

[1] Das Badische Staatstheater Karlsruhe hat verkündet: Ab sofort werden alle Stücke von Regisseurinnen inszeniert.“ https://www.welt.de/kultur/theater/plus181796210/Frauenquote-im-Theater-In-Karlsruhe-duerfen-nur-noch-Frauen-inszenieren.html, Abruf 14.11.2023

[2] „Das neue Leitungsteam am Badischen Staatstheater Karlsruhe unter Generalintendant Peter Spuhler steht fest – und besteht ausschließlich aus Frauen. Wie das Staatstheater meldet, tritt Nicole Braunger, die zuvor als Sängerin und Künstleragentin tätig war, als Operndirektorin die Nachfolge von Michael Fichtenholz an. Gelsenkirchens Ballettdirektorin Bridget Breiner folgt auf Birgit Keil. Die Volkstheater genannte Bürgerbühne wird von Stefanie Heiner geleitet, die bisher in Weimar arbeitete und Beata-Anna Schmutz ablöst. Die Künstlerische Betriebsdirektion übernimmt Uta-Christine Deppermann von Monika Pichler. Bisher war Deppermann in gleicher Position am Theater Magdeburg tätig.“ https://nachtkritik.de/meldungen/neues-leitungsteam-am-staatstheater-karlsruhe-steht-fest; Abruf 14.11.2023

Bildquelle: little_red_riding_hood_-_j-_w-_smith-200×200.jpg

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