EILT! – Schutz von afrikanischen Jungen vor Vorhautamputation gegen HIV
Wir machen hier auf eine wichtige Aktion des Vereins „intaktiv e.V. – eine Stimme für genitale Selbstbestimmung“ aufmerksam. Der Text wurde von der Homepage des Vereins intaktiv mit dessen freundlicher Erlaubnis übernommen:
„intaktiv unterstützt ein Kickstarter-Projekt für den Schutz von afrikanischen Jungen vor Vorhautamputationen zur angeblichen HIV-Prophylaxe und ruft zur Verbreitung und Unterstützung der Aktion auf.
Seit mehreren Jahren laufen in mehreren afrikanischen Ländern Kampagnen US-amerikanischer Organisationen, der WHO und UNICEF, die dafür werben, Männer bzw. insbesondere Jungen und sogar Babys zur angeblichen HIV-Prophylaxe „beschneiden“ zu lassen. Über Risiken und mögliche negative Folgen der Vorhautamputation werden die Betroffenen bzw. ihre Eltern dabei nicht aufgeklärt. In der Folge dieser Kampagnen wurde in Afrika seit 2007 23 Millionen Jungen und Männern ihre Vorhaut entfernt, die meisten davon unter 15 Jahre alt. Dabei kommt es immer wieder zu Komplikationen.
Gegen die Kampagne formiert sich seit mehreren Jahren Widerstand, insbesondere durch das kenianische VMMC-Experience-Project, in dem sich Männer zusammengeschlossen haben, um über die Folgen von Vorhautamputationen aufzuklären, Jungen und Männer vor Vorhautamputationen zu schützen und für die Rechte Betroffener einzutreten. Die Aktivisten prangern zum einen die massiv forcierten, oftmals durch sozialen Druck und Fehlinformationen stattfindenden Eingriffe an. Zudem machen sie darauf aufmerksam, dass Männer, die sich aufgrund einer angeblichen HIV-Prophylaxe „beschneiden“ ließen, oftmals nicht über die weiterhin bestehende Notwendigkeit von Verhütung mit Kondomen aufgeklärt wurden, so dass viele nach dem Eingriff nicht verhüteten und sich mit dem HI-Virus infizierten. Fatal ist dieses Verhalten auch für die Partnerinnen der Männer, deren Position, Schutz für sich durch ein Kondom einzufordern, noch schlechter wird.
Die Webseite Phimose-Info Deutschland hat 2007 eine ausführliche Stellungnahme und Bewertung von Doctors Opposing Circumcision zum Thema Vorhautamputation als HIV-Prophylaxe übersetzt, die wir zur vertiefenden Information hier bereitgestellt haben.
Im Juli 2020 berichtete der Deutschlandfunk über eine Reportage des Journalisten Ulli Schauen, der in Kenia über die Beschneidungskampagnen und deren Auswirkungen sowie das VMMC-Experience-Project recherchierte.
Um seine weitere Recherche- und Aufklärungsarbeit in Afrika zu finanzieren, hat Ulli Schauen ein Kickstarter-Projekt gestartet.
Das Kickstarter-Projekt läuft noch bis zum 28.09.2020 und hat sich eine Summe von 15.000 Euro zum Ziel gesetzt. Um Ulli Schauens weitere Reportagearbeit zu ermöglichen, unterstützt intaktiv das Projekt mit einer Spende von 500 Euro und ruft zur weiteren Verbreitung und Unterstützung der Aktion auf.
Hier geht es zum Kickstarter-Projekt.
Update 25.09.2020:
MANNdat unterstützt diese wichtige Initiative mit eine Spende von € 250.
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Lesermeinungen
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Auch in Afrika steigt der Anteil der Menschen, die Zugang zum Internet haben. Die potenziellen Opfer zu informieren wird immer leichter.
ZB ist es NICHT so, dass die Verstümmelung vor einer HIV-Infektion schützt, sondern sie ganz im Gegenteil fördert. Durch die stark reduzierte Empfindlichkeit des verstümmelten Penis ist beim Geschlechtsverkehr eine härter Gangart notwendig, und der freistehende Eichelrand wischt sämtliche Feuchtigkeit aus der Scheide der Frau. Dadurch sind am Ende beide wundgerieben – und haben natürlich kein Kondom verwendet, denn 1. denkt er, ist er durch die Amputation ja eh geschützt und 2. spürt er mit Kondom überhaupt nix mehr.
Hallo Mario,
der Blick in die Ferne schärft manchmal den Blick auf die nähergelegene Thematik.
Und ein Radiofeature zur männlichen Vorhaut habe ich schon 2012 für den WDR gemacht.
Es ist allerdings wahr, dass die Medienredakteure in Deutschland von der Diskussion über Genitale Autonomie in Deutschland lieber die Finger lassen angesichts der heftigen Reaktion der Muslime und Juden in 2011/12. Ich kann das als Journalist sehr bedauern, daran als Freelancer aber leider nichts ändern.
Die religiöse Konnotation hierzulande und die deutsche Vergangenheit und Gegenwart des Antisemitismus und der Islamophobie machen die Gemengelage nicht einfacher bei der Diskussion über männliche Beschneidung.
Mein Bericht 2012 hat meinen Blick auf die Lage in Afrika geschärft. Ich bedanke mich herzlich bei Euch für die Unterstützung des Crowdfundings, das die afrikanische Radioserie dazu möglich machen soll – auch wenn es im Moment nicht so aussieht als ob Jane Ayeko-Kümmeth und ich das Funding-Ziel errreichen.
Herzlichen Gruß,
Ulli Schauen
Eigentlich ist es ganz einfach. Deutsche Vergangenheit? Drauf geschis…
Ich bin nicht schuld an dem, was meine Vorfahren und deren Mitmenschen getan oder gelassen haben. Und deshalb halte ich auch nichts vom typisch deutschen Schuldkomplex, der knapp 80 Jahre noch nachwirkt.
Und mit Antisemitismus oder Islamophobie hat das Thema Genitalverstümmelung aber mal so gar nichts zu tun. Hier geht es einzig und allein um das Recht der (meist nicht einwilligungsfähigen) Kinder auf Religionsfreiheit – und vor allen Dingen körperliche Unversehrtheit.
Da ergibt sich für mich auch absolut kein Diskussionsbedarf! Und wer dann mit Pseudo-Argumenten wie Antisemitismus o. ä. kommt, zeigt nur, dass er keine Argumente hat bzw. ihm Kinder (bzw. Menschen) vollkommen egal sind.
Versteht sich zudem von selbst, dass Jungen das selbe Recht auf Schutz wie Mädchen haben. Und da sind wir uns wohl hoffentlich einig.
Hallo Herr Schauen,
wenn Sie mögen versuchen Sie es gerne nochmal beim Humanistischen Pressedienst unter redaktion@hpd.de. Ich habe innerhalb der letzten Woche schon zweimal den hpd per E-Mail kontaktiert und um Veröffentlichung unseres Webseitenartikels https://intaktiv.de/schutz-von-afrikanischen-jungen-vor-vorhautamputation-gegen-hiv/ gebeten, dort hat aber leider noch niemand reagiert. Vielleicht hilft es ja, wenn Sie sich selbst dorthin wenden. Da ich Ihre E-Mail-Adresse nicht habe und ich angesichts der knappen Zeit keine solche mit danach herumfragen usw. verlieren möchte schreibe ich Ihnen einfach auf diesem Wege. Ich hoffe das ist ok :)
Beste Grüße und weiterhin viel Erfolg für Ihre mutige und investigative Arbeit!
Viola Schäfer
Vorsitzende intaktiv e.V – Eine Stimme für genitale Selbstbestimmung
http://www.intaktiv.de
Traurig, dass der Blick wieder einmal (nur) in die Ferne schweift, wo das Böse ist so nah. Hier werden zwar keine kleinen Babys und nicht einwilligungsfähige Jungen genital verstümmelt, um vor HIV zu schützen. hier wäre der Herr Journalist aber sicherlich auch fündig geworden, wenn es um die harmlose Beschneidung und ihre negativen, teils tödlichen Konsequenzen geht.
Ansonsten ist das Projekt natürlich absolut zu begrüßen, lenkt den Blick vielleicht auch auf die hierzulande ausdrücklich gesetzlich legitimierte, Jungen diskriminierende Faktenlage.
Hallo Mario,
Intaktiv kämpft, wie MANNdat auch, schon seit Beginn des Vereins gegen die Körperverletzung an Jungen durch Beschneidung. In diesem speziellen Fall geht es nunmal um Afrika. Aber, wie du geschrieben hast, wäre es ein wichtiger Schritt, die Empathie auch in unserem Land auf Jungen zu lenken.