Wehrpflicht – offener Brief an Bundesforum Männer
Das Bundesforum Männer will, dass toxische Männlichkeit überwunden wird, denn sie stehe für destruktive Verhaltensmuster, Dominanzstreben oder Gewaltbereitschaft. Pech nur, dass die politisch Verantwortlichen planen, die Wehrpflicht wiedereinzuführen, bei dem Männer lernen, möglichst effektiv Gewalt anzuwenden, also eben destruktive Verhaltensmuster, Dominanzstreben und Gewaltbereitschaft. Wir fragen an, was das Bundesforum in dieser Zeit der kriegerischen Aufwärtsspirale gegen dieses Männerrollenbild rückwärts konkret zu tun gedenkt.
Offener Brief an das Bundesforum Männer vom 22. März 2025:
Sehr geehrte Damen und Herren,
anlässlich des von der UN nach wie vor völlig ignorierten Männertags am 19. November 2024 haben Sie als offizielle Interessenvertretung von Männern appelliert: „Höchste Zeit, überholte Rollenbilder hinter uns zu lassen!“ Sie schrieben weiterhin: „Toxische Männlichkeit ist ein gesellschaftliches Problem, das nur durch Aufklärung und positive Alternativen überwunden werden kann. Sie steht für destruktive Verhaltensmuster, Dominanzstreben oder Gewaltbereitschaft – Muster, die nicht nur Männern selbst schaden, sondern auch ihrem sozialen Umfeld.“
Egal wie die das neue Bundeskabinett aussieht, ist die Wiedereinführung der reinen Männerwehrpflicht sehr wahrscheinlich. Mit der Wehrpflicht werden Männern – und zwar ausschließlich Männern – die Grundrechte der körperlichen Unversehrtheit (Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG), der Freiheit der Person (Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG), der Freizügigkeit (Art. 11 Abs. 1 GG), der freien Wahl des Arbeitsplatzes (Art. 12 Abs. 1 GG), der Gleichberechtigung (Art. 3 GG) und des Schutzes vor Arbeitszwang (Art. 12 Abs. 2 GG) wesentlich eingeschränkt.
Wir wissen, dass es im Grundgesetz immer noch zwei Artikel gibt, in denen Menschen aufgrund ihres Geschlechtes benachteiligt werden. In beiden Fällen sind es Männer, die benachteiligt werden. Zum einen hat nach Artikel 6 (4) jede Mutter Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft, nicht jedoch Väter. Zum anderen können nach Artikel 12a ausschließlich Männer zum Dienst in den Streitkräften, im Bundesgrenzschutz oder in einem Zivilschutzverband verpflichtet werden.
Allerdings stellt sich die Frage, weshalb diese Ungleichbehandlung nach über 40 Jahren intensiver Geschlechter-, ja sogar Gleichstellungspolitik, die Sie als offizielle Interessensvertretung von Männern seit bald 15 Jahren wesentlich mitzuverantworten haben, immer noch unverändert im Grundgesetz steht. Denn beide Artikel zementieren archaische Rollenbilder – das Rollenbild der Frau als Mutter und das auf die Versorgerrolle in der Familie reduzierte Rollenbild des Vaters. Und mit Artikel 12a des GG wird das archaische Männerrollenbild des Kriegers zementiert.
Im Männerwehrdienst werden Männer – und zwar ausschließlich Männer – dazu zwangsverpflichtet, zu lernen, wie man möglichst effektiv möglichst massive Gewalt anwendet, um Männer anderer Nationen, die auf gleiche Weise konditioniert und instrumentalisiert wurden, nachhaltig zu verletzen oder im besten Fall sogar umzubringen. Wir weisen darauf hin, dass die UN in ihrer Kinderrechtskonvention sogar das Verheizen von Jugendlichen ab 16 Jahren akzeptiert, soweit das übrige Männermaterial schon verheizt sein sollte. Um in Ihrem Jargon zu bleiben: Wehrpflicht ist die maximale Intoxikation von Männern. Sie „erzieht“ zu den von Ihnen reklamierten destruktiven Verhaltensmustern, Dominanzstreben und Gewaltbereitschaft.
Das zeigt deutlich, nicht „die Männer“ sind das Problem, weil sie an ihren alten Rollenbildern hängen würden, wie Politik und Medien immer wieder skandieren. Das Problem ist, dass die politischen Machthaber – männliche wie weibliche – auf die Annehmlichkeiten uralter Männerrollenbilder partout nicht verzichten wollen. Und das Problem ist, dass die Gesellschaft zwar ihre Töchter zu sehr liebt, als dass sie sie für solche Machtinteressen zu verheizen bereit wäre, aber ihre Söhne nicht so sehr liebt wie ihre Töchter, als dass sie die Leben ihrer Söhne für die Interessen der Machthaber nicht herzugeben bereit wäre. Und das Problem ist, dass die Medien offenbar ihre wichtige Funktion in einer Demokratie, nämlich die Maßnahmen der Politik kritisch zu hinterfragen, aufgegeben zu haben scheinen, weil sie nach Jahrzehnten der Forderung nach Gleichberechtigung, ja sogar Gleichstellung, jetzt plötzlich bei der Einführung der Rückkehr zur reinen Männerwehrpflicht so tut, als würden sie die Begriffe „Gleichberechtigung“ und „Gleichstellung“ noch nicht einmal kennen.
Wir fragen deshalb bei Ihnen als unsere Interessensvertretung an, was Sie konkret tun bzw. tun werden, um Ihren Worten auch Taten folgen zu lassen, d. h. was Sie konkret tun bzw. tun werden, um effektiv zu verhindern, dass die politisch Verantwortlichen mit Wiedereinführung der Männerwehrpflicht eine Rolle rückwärts zum Männerrollenbild des Kriegers vollziehen und um die Männer diskriminierenden Ursexismen in Artikel 6 (4) und 12a aus dem GG endgültig zu verbannen.
Wir bitten von Ihnen als unsere Interessensvertretung innerhalb eines Monats eine Rückantwort, die wir ggfs. ganz oder teilweise auf unserer Homepage veröffentlichen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Quelle Beitragsbild: AdobeStock_26905063
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Die Wehrpflicht war ja nie abgeschafft, sondern nur für ein paar Jahre ausgesetzt.
Es geht auch um das Recht der körperlichen Unversehrtheit, die im Militär grundsätzlich nicht gegeben ist. Das Leben wird zur Disposition gestellt.