Zum Exitus der Männerpolitik in Österreich
In seinem Gründungsjahr 2001 wurde es als Vorbild und positives Beispiel des Gender-Mainstreaming-Ansatzes gefeiert. Im letzten Jahr wurde es von seinem eigenen Minister, Rudolf Anschober (Grüne), sang- und klanglos aufgelöst. Die Männerpolitische Grundsatzabteilung im Sozialministerium Österreichs.
Bei einem Grünen war dies auch nicht anders zu erwarten, wird man vielleicht meinen. Diese werden in Österreich nicht weniger jungen-, väter- und männerfeindlich sein als in Deutschland. Wie sagten schon die Grünen im Stadtrat von Goslar beim Rausschmiss der Gleichstellungsbeauftragten Monika Ebeling, weil diese auch männliche Gewaltopfer thematisieren wollte:
Benachteiligungen von Männern aufzeigen und beseitigen – dies ist nicht unser politischer Wille.
Aber allein an den Grünen kann es nicht gelegen haben. Hätten die anderen Parteien die Männerpolitische Abteilung beibehalten wollen, wäre sie sicher nicht aufgelöst worden.
Einmal mehr ist Gender Mainstreaming, das haben wir hier schon oft dargelegt, seinem Versprechen, auch die Anliegen und Belange von Jungen, Vätern und Männern in die geschlechterpolitische Diskussion einzubringen, nicht gerecht geworden. Es ist vielmehr die lineare Fortsetzung der reinen Frauenförderpolitik, nur, dass halt eben neben dem Frauenfördertopf auch noch der Genderfördertopf für rein frauenpolitische Zwecke vereinnahmt wird. Deshalb ist auch die logische Konsequenz, dass männliche Benachteiligungen und männliche Opfer solcher Benachteiligungen unsichtbar gemacht werden.
Es klingt zwar verständlich,wenn sich Prof. Aigner insbesondere wegen des geringen Widerstands der Männerinitiativen gegen diese Auflösung echauffiert :
Auch seitens der verschiedenen Männerinitiativen oder von deren Dachverband kamen keinerlei Einsprüche. Das ist sonderbar. Dabei sind die Schließung der Abteilung und die Aufteilung einiger ihrer Aufgaben männerpolitisch kurzsichtig und rückschrittlich. Warum? Gerade aus feministischen Initiativen haben wir gelernt, dass es explizit benannter Einrichtungen und Initiativen für bestimmte Anliegen – wie auch für Frauen und Mädchen – bedarf, damit ein Thema sichtbar bleibt und nicht zu verschwinden droht. Da hilft auch die Unterordnung von Männerthemen unter ‚Gender‘-Fragen nichts, sehen wir doch an Universitäten und vielen anderen Institutionen, dass ‚Gender‘ zum größten Teil mit Frauenthemen assoziiert ist, während Männeranliegen und -probleme unter diesem Begriff oft marginalisiert werden.
Wie also war dieses Verschwinden so widerstandslos möglich?
Diese Kritik ist aber bei näherem Hinsehen nicht gerechtfertigt. Denn, dass die Rolle von Männern in der Geschlechterpolitik darin besteht, „die Klappe [zu] halten“, kann Prof. Aigner im kürzlich veröffentlichten Pamphlet zur „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer in Deutschland“ der Bundesregierung nachlesen. Männlichkeit wird dort ausschließlich negativ konnotiert. Das dürfte in Österreich nicht anders sein.
Auch die Männerabteilung dürfte die gleiche Funktion gehabt haben wie die Abteilung „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“ im Frauenministerium. Dort geht es, wie seit 40 Jahren, nur um Männlichkeitskritik und die Möglichkeit, nach Wegfall billiger Zwangsdienstleistender aufgrund des Aussetzens der Wehrpflicht junge Männer als Billigarbeitskräfte im sozialen Bereich zu gewinnen. Im o. g. „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer in Deutschland“ hat man z. B. dargelegt, dass Männer mehr ehrenamtliche Tätigkeiten übernehmen als Frauen. Aber auch daran hat die Politik noch was auszusetzen. Männer sollen nicht nur mehr unentgeltliche ehrenamtliche Tätigkeit machen als Frauen, sie sollen sie in allen Bereichen häufiger machen. Ein Fass ohne Boden.
Bis heute lehnt diese „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“ eine Bildungsförderung von Jungen kategorisch ab. Das hat schon eine Anfrage der geschlechterpolitischen Initiative MANNdat beim Bundesjugendministerium 2013 ergeben. Die Bundesregierung ist damals (und bis heute) dem vom Deutschen Bundestag angenommenem Antrag Drs. 17/5494 und damit auch dem Regierungsauftrag zur Jungenförderung nicht nachgekommen. In dem Auftrag hieß es u. a.:
Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel auf,…sich bei den Bundesländern dafür einzusetzen, dass diese geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Lesekompetenz der Jungen zu stärken und ihr Leseengagement weiter zu erhöhen.
Denn schon in der PISA-Studie 2000 hat die OECD die größten geschlechterspezifischen Leistungsunterschiede im Lesen zuungunsten der Jungen festgestellt und Jungenleseförderung als große bildungspolitische Herausforderung formuliert.
Als Begründung für die Weigerung der Umsetzung des Regierungsauftrages antwortete Frau Dr. Icken, Leiterin des Referats für Jungen- und Männerpolitik im Frauenministerium, dass keine relevanten geschlechterspezifischen Unterschiede im Lesen vorhanden seien, die eine spezielle Jungenleseförderung sinnvoll erscheinen lassen würde. Die Bundesregierung wolle im Sinne einer „Bildungsgerechtigkeit für Jungen und Mädchen“ nicht speziell Jungen, sondern allgemein leseschwache Kinder fördern, heißt es in der Antwort des Ministeriums, das umgekehrt im MINT-Bereich (Mathematik, IT, Naturwissenschaften und Technik) nicht generell MINT-schwache Kinder, sondern speziell Mädchen fördert und Jungen, die ebenso MINT-Förderung bräuchten, einfach ausgrenzt und zurücklässt. Damit blendet die Bundesregierung, die sonst außerordentlich akribisch auf Gender, also geschlechterspezifische Nachteile und deren Beseitigung, achtet, Geschlecht ausschließlich und ausgerechnet dort aus, wo die größten Geschlechterunterschiede vorhanden sind – und wo ausgerechnet die Jungen von entsprechenden Maßnahmen profitieren würden. Dort, wo Jungen schlechter stehen, ist die Genderwelt nach geschlechterpolitischer Doktrin offenbar in bester Ordnung.
Zudem könne die Bundesregierung, die sich sehr stark im Bereich der Mädchenbildungsförderung im MINT-Bereich engagiert und dort massiv Einfluss nimmt, auf Jungenbildungsförderung „keinen direkten Einfluss“ nehmen, da man für Schulbildung nicht zuständig sei, schrieb Frau Dr. Icken damals.
Und ausgerecht diese taube Nuss führt Prof. Aigner sogar noch als positives Beispiel für Männerpolitik auf:
Dort gibt es im Familienministerium unter Franziska Giffey (SPD) seit zehn Jahren ein Referat, das ausdrücklich ‚Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer‘ heißt und für unverzichtbar gehalten wird.
Hier zeigt sich wieder, dass eine Männerpolitik von frauenpolitischen bzw. feministischen Gnaden nicht funktioniert. Die Hoffnung vieler „profeministischer“ (als feministisch wollte man sich nicht bezeichnen, weil die Feministinnen das nicht erlaubt haben) Männerbewegter, mit dem Anbiedern an den Feminismus könne man die Frauenpolitik gnädig stimmen und dabei würde vielleicht ein wenig mehr als nur Alibiprojekte für Jungen, Väter und Männer herausspringen, hat sich verständlicherweise nicht erfüllt. Sie konnte sich aber auch nicht erfüllen. In einer Ideologie, die schon in ihrem Namen Jungen, Väter und Männer unsichtbar macht, geht es nur um Frauen und um sonst nichts. Es ist eine narzisstisch, egozentrische Politik von Frauenpolitikerinnen für sich selbst. Jungen, Vätern und Männern werden in dieser Ideologie nur den Platz des hasswürdigen Täters zugewiesen.
Bei solch einer Geschlechterpolitik braucht es keine Männerabteilung. Eine solche Männerpolitische Abteilung, die Jungen, Männern und Vätern ein schlechtes Gewissen macht und ihnen einredet, dass so, wie sie sind, sie nicht richtig sind, ist nur ein Blinddarm der Frauenpolitik und damit überflüssig, da das ohnehin zur Grundfeste von Frauenpolitik und Feminismus gehört. Und Jungen und Männer fühlen sich damit nicht angesprochen, weil sie dabei ohnehin mit ihren Anliegen und Belangen nicht wahr- oder gar ernstgenommen werden. Wer braucht so eine Männerpolitische Abteilung also?
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Ein Zitat aus der Halbzeit der „Männerpolitischen Grundsatzabteilung“
Diskussion über den zweiten Männerbericht (2012) in der Sitzung des Sozialausschusses des Nationalrats, zuständig der damalige Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ):
[…]
Was die Familien betreffe, so falle das Thema der Pflegefreistellung in sein Ressort, und man arbeite hier an Verbesserungen. Die Regelung der gemeinsamen Obsorge falle in die Zuständigkeit des Justizressorts. Es sei aber bekannt, dass er persönlich nicht der Ansicht sei, gemeinsame Obsorge müsse automatisch festgelegt werden, auch wenn es für viele Scheidungsväter Probleme gebe, unterstrich Hundstorfer. Die Besuchsbegleitung werde daher immer stärker in Anspruch genommen. Es gebe ein jährliches Budget von 600.000 € für die Trägervereine von Besuchscafés für Scheidungseltern. An eine eigene Studie zur Auswirkung von Scheidungen auf Männer sei nicht gedacht, das Thema werde durch eine Studie über Patchwork-Familien abgedeckt. Der Bericht wurde vom Sozialausschuss einstimmig zur Kenntnis genommen.
[…]
Aus dem Pressespiegel teampago, nachzulesen gesamt hier: https://teampago.wordpress.com/2012/03/22/20-03-2012-ots-sozialausschuss-befasst-sich-mit-mannerbericht-seniorenplan-und-eu-hundstorfer-anhebung-des-pensionsalters-auf-67-kommt-nicht-in-frage/
Gast@ „Wie wäre es stattdessen mal mit einem Aufruf zu Gegners Gangart: Wehret euch! Helft Frauen nicht mehr! Behindert und benachteiligt sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit!“
Ist ja ein super Tipp.
In nullkommanichts wäre Manndat weg vom Fenster und gelöscht.
Darauf warten doch die, deren Macht, Reichweite und Meinungshoheit zwangsläufig zu Machtmissbrauch einlädt.
BEIDE haben recht. Und dennoch sollten wir es versuchen. SO schnell wird MANNdat NICHT gelöscht. Man müsste halt mal anfangen, dann wird man schon sehen. Schließlich gibt es in Deutschland Meinungsfreiheit und das BVerfG. Zugegeben, beide sind keinen Pfifferling wert, wenn es um Männer geht. Aber wenn man durch einen Aufruf schon mal Öffentlichkeit hergestellt hat, wird es schwieriger für sie, uns weiter zu unterjochen. Im schlimmsten Fall muss man die Aktion einstellen. Aber MANNdat wird sicher weiterbestehen. Einen Versuch ist es wert!!!
… und dennoch laufen die Männerrechtler seit einhundert Jahren(!) der Karotte Namens Gehör, Aufmerksamkeit und Gesprächsbereitschaft hinterher. Der Karotte, die tatsächlich die geheimen und ständig geänderten Spielregeln enthält.
Wie wäre es stattdessen mal mit einem Aufruf zu Gegners Gangart: Wehret euch! Helft Frauen nicht mehr! Behindert und benachteiligt sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit!
Das gehört sich nicht? Ihr seit zu anständig? GOTO Karotte.
Das mit der Karotte war spitze!!!
Gekürzt wg. Doppelposting. Die Redaktion.
Mir persönlich ist schon lange aufgefallen das man im Feminismus und in der Aktuellen Lage für Männer nicht mit Fakten kommen muss.Es ist wirklich Menschen verachtend und lediglich Ideologisch Betrieben. Die Arbeit von Manndat ist wirklich NOTWENDIG da sich sonnst nur wenige zb Arne Hoffmann und weitere Einzelpersonen die Mühe machen auf diese Gesellschaftliche Schieflage aufmerksam zu machen.Uns Männern die an einer wirklichen Gleichberechtigung interessiert sind sollten dies auch Finanziell unterstützen und nicht immer in der verborgenheit vor sich hin knurren.