Jungenbildung im Blickpunkt
MANNdat im Gespräch mit Staatsekretär Georg Wacker (MdL BW) und Daniel Caspary (MdEP)
Die defizitäre Bildungssituation von Jungen war das zentrale Thema eines Gesprächs am 27. Juni 2008 in Rauenberg. Vertreter von MANNdat e.V. trafen sich mit Georg Wacker, Staatseekretär im Kultusministerium, Baden-Württemberg. Das Gespräch kam zustande durch freundliche Vermittlung von Daniel Caspary, Vertreter für Nordbaden im Europäischen Parlament, der ebenfalls am Gespräch teilnahm, und mit dem schon seit einiger Zeit Kontakt besteht. MANNdat war vertreten durch die Vorstandsmitglieder Dr. Bruno Köhler und Dr. Eugen Maus. Köhler, als jungenpolitischer Experte, referierte die Faktenlage, wie sie sich aus der Sicht von MANNdat darstellt.
Schon die PISA-Studie 2000 formulierte die schlechte Schulleistung der Jungen als eine große bildungspolitische Herausforderung, der sich die deutsche Bildungspolitik acht Jahre danach insgesamt gesehen immer noch nicht ernsthaft stellt. So konstatiert der Bildungsbericht 2008 der Bundesregierung mit aller Klarheit eine Schieflage unseres Bildungssystems zu ungunsten der Jungen. „Das erhöhte Scheiternsrisiko von jungen Männern, vor allem derjenigen mit niedriger Schulbildung, aus bildungsfernem Elternhaus und insbesondere mit Migrationshintergrund, ist in den letzten Jahren beträchtlich gestiegen. Junge Männer mit und ohne Hauptschulabschluss haben im dualen System Ausbildungsanteile eingebüßt … Auch die höhere Arbeitslosenquote von jungen Männern unter 25 Jahren ist ein ernst zunehmender Hinweis auf diese Problemlage.“
Der Bericht Bildungsmisserfolge von Jungen, den das Bundesbildungsministerium im Januar 2008 veröffentlichte, enthält zudem die alarmierende Feststellung, dass Jungen bei gleicher Schulleistung schlechtere Noten und ungünstigere Empfehlungen auf weiterführende Schulen bekommen als Mädchen.
Die Diskussion über die Benachteiligung der Jungen im Bildungssystem hat inzwischen die breite Öffentlichkeit erreicht, die aber zur Kenntnis nehmen muss, dass konsequente Gegenmaßnahmen offenbar noch nicht vorgesehen sind. Sonimmt etwa der Landeselternausschuss Berlin „… mit Bedauern zu Kenntnis, dass […] aus dem Referat „Chancengerechtigkeit in Bildung und Forschung“ des BMBF unmissverständlich mitgeteilt wurde, dass weitere Untersuchungen zur Chancengleichheit von Jungen nicht erwünscht sind und eine Teilnahme an Veranstaltungen, die Jungen betreffen, kategorisch abgelehnt werden.“
Lesen Sie dazu auch den Kommentar zum Bildungsbericht und die Pressemitteilung von MANNdat.
Georg Wacker und Daniel Caspary zeigten sich als aufmerksame, für das Thema sensibilisierte Gesprächspartner. Die Tatsache, dass bei gleicher Motivation von Jungen und Mädchen auch gleiche Schulleistungen erzielt werden, macht es nach Ansicht von Georg Wacker dringend erforderlich, Maßnahmen zu treffen, um solche motivationalen Voraussetzungen zu schaffen und so der nachteiligen Bildungssituation von Jungen zubegegnen. Die Datenlage soll dazu gesichtet und bewertet werden. Eine Fortsetzung der Kontakte wurde vereinbart.
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