Vertuscht der Bundesbildungsbericht 2016 die Bildungssituation von Jungen? Eine Analyse
Der Bundesbildungsbericht 2016 will, so wird im Vorwort dargelegt, eine umfassende empirische Bestandsaufnahme für das deutsche Bildungswesen sein. Tatsächlich wird in dem über 350-seitigen Bericht das enorme geschlechterspezifische Bildungsgefälle zuungunsten der Jungen nicht nur nahezu völlig verschwiegen. Vielmehr wird dieser Gender Gap sogar als politischer Erfolg gefeiert. Der Bundesbildungsbericht 2016 ist somit nicht nur ein Beleg dafür, dass der Bildungsrückstand der Jungen kein Zufall, sondern politisches Konzept ist. Der Bundesbildungsbericht 2016 ist auch ein Paradebeispiel für die geschlechterpolitische Strategie des Marginalisierens und Ignorierens von Jungen, Vätern und Männern.
Das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung erstellte federführend einen 350-seitigen Bericht „Bildung in Deutschland 2016 – Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung und Migration“.
Die Mitglieder der hauptverantwortlichen Autorengruppe dieser Bildungsberichterstattung gehören folgenden Einrichtungen an:
• Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF)
• Deutsches Jugendinstitut (DJI)
• Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW)
• Soziologisches Forschungsinstitut an der Universität Göttingen (SOFI)
• die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Destatis, StaLä)
Die Mitglieder der Autorengruppe sind:
• Prof. Dr. Kai Maaz (DIPF), Sprecher der Autorengruppe
• Prof. Dr. Martin Baethge (SOFI)
• Leitende Regierungsdirektorin Pia Brugger (Destatis)
• Prof. Dr. Hans-Peter Füssel (DIPF), Leitender Regierungsdirektor
• Heinz-Werner Hetmeier (Destatis, bis 30.09.2015)
• Prof. Dr. Thomas Rauschenbach (DJI)
• Prof. Dr. Ulrike Rockmann (StaLä)
• Prof. Dr. Susan Seeber (Universität Göttingen)
• Prof. Dr. Andrä Wolter (HU Berlin/DZHW)
Der Bericht wurde gefördert mit Mitteln der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Nie waren die Chancen auf einen attraktiven Ausbildungsplatz und eine interessante Karriere für Jugendliche so gut. Das duale System bietet anspruchsvolle Ausbildungsberufe und attraktive Perspektiven. Jugendliche haben alle Voraussetzungen, um einen Beruf zu finden, der ihren eigenen Interessen und dem eigenen Lebensglück am besten entspricht,
sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU), als das Bundeskabinett den Bildungsbericht 2016 beschloss.[1]
MANNdat e.V. analysierte diesen Bericht im Hinblick auf die Berücksichtigung der Situation von Jungen und Männern. Die Analyse wurde im Benehmen mit den o.g. Einrichtungen für den Bildungsbericht 2016 erstellt. Diesen sowie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung wurde über deren offiziellen Kontakt-E-Mail-Adressen ausreichend Gelegenheit gegeben, zu unserer Analyse Stellung zu nehmen. Die Rückmeldungen wurden berücksichtigt.
Relativ umgehend hat uns Destatis schon am 29. September 2016 geantwortet, also die Stelle, die die Daten zur Bildungssituation von Jungen hat und im Bildungsbericht 2016 hätte präsentieren können, es aber nicht getan hat. Destatis war aber nicht bereit, uns zu erklären, warum sie diese Daten im Bildungsbericht nicht dargelegt hat. Vielmehr hat Destatis dargelegt, dass es „aufgrund [seiner] angespannten Personalsituation und vieler Terminaufgaben“ zu unserer „Analyse keine inhaltliche Stellungnahme vorlegen“ kann. Destatis legte allerdings Wert darauf, festzustellen, dass unsere Untersuchung nicht im Benehmen mit Destatis erstellt wurde und forderte uns auf, die entsprechende Passage zu streichen.
Zu einer solchen Streichung sehen wir jedoch keinen Anlass, da „Benehmen“ im Gegensatz zum „Einvernehmen“ keine Willensübereinstimmung bedeutet. „Benehmen“ bedeutet lediglich die Möglichkeit zur Stellungnahme und die ausreichende Würdigung dieser Stellungnahme. Dem ist hier entsprochen. Dass Destatis weder Personal noch Zeit hat, konkrete Anfragen zur männlichen Hälfte der Bundesbürger zu einem Bundesbildungsbericht zu beantworten, den Destatis mitgestaltet hat, halten wir für äußerst bedauerlich, bestätigt aber das Ergebnis unserer Analyse.
Mit Schreiben vom 12. Oktober 2016 hat dann auch Prof. Dr. Kai Maaz vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) im Namen der Autorengruppe Stellung bezogen zu der von uns am 29. September 2016 zugesandten Analyse des Bundesbildungsberichtes im Hinblick auf die Berücksichtigung der Situation von Jungen und Männern.
Darin distanziert sich die Autorengruppe nachdrücklich von dem Vorwurf, „der Bildungsbericht 2016 [sei] für Jungen diskriminierend“ und entspreche einer politisch motivierten Berichterstattung, die „die Bildungssituation von Jungen nahezu komplett verschweigt“. Ansonsten argumentiert die Autorengruppe an unserer Kritik vorbei. So versucht man uns z. B. weis zu machen, in einem Bildungsbericht von über 300 Seiten sei mit einer Handvoll Nebensätzen, in denen die Bildungssituation von Jungen sehr restriktiv angedeutet wird, deren Bildungskrise ausreichend gewürdigt.
Kurz nach der Stellungnahme der Autorengruppe hat uns das Bundesbildungsministerium unter Führung von Prof. Dr. Johanna Wanka mit Mail vom 13. Oktober 2016 geantwortet. Es distanzierte sich lediglich von der Erstellung des Bundesbildungsberichtes und verwies auf die Stellungnahme der Autorengruppe. Wir haben daraufhin die Analyse um ein Kapitel „Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und Gender“ ergänzt. Das BMBF nutzte auch dieses Angebot zu einer konkreten Stellungnahme nicht.
Die kompletten Stellungnahmen von Destatis, der Autorengruppe und des BMBF sind in der fertigen Expertise berücksichtigt und im Anhang ebenso aufgeführt wie unsere Rückantwort an die Autorengruppe dazu.
Gender Reading Gap wird verschwiegen
Die erste PISA-Studie 2000 schon formulierte aufgrund der großen geschlechterspezifischen Lesekompetenzunterschiede zuungunsten der Jungen Jungenleseförderung als „große bildungspolitische Herausforderung“. Eine Forderung, der sich die Bildungspolitik bis heute nicht gestellt hat. Die Bundesregierung leugnet z. B. bis heute einen relevanten geschlechterspezifischen Unterschied in der Lesekompetenz, im Widerspruch zu den von der OECD durchgeführten PISA-Studien. Es gebe keine bedeutsamen Unterschiede bei der Lesekompetenz zwischen Mädchen und Jungen, behauptete 2012 Angela Icken, Leiterin des Referats „Gleichstellungspolitik für Männer“[2] im BMFSFJ, auf unsere Nachfrage zur Umsetzung des Bundestagsbeschlusses zur Jungenleseförderung [3].
Dabei hat die Regierungsfraktion aus CDU/CSU und FDP 2011 selbst den Antrag Drs. 17/5494 zur Jungenförderung, der noch im gleichen Jahr vom Bundestag angenommen wurde, eingereicht. Darin hieß es u. a.: „Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel auf, […] sich bei den Bundesländern dafür einzusetzen, dass diese geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Lesekompetenz der Jungen zu stärken und ihr Leseengagement weiter zu erhöhen“.
Heino von Mayer, Leiter des OECD-Büros Berlin, bestätigte uns dagegen auf Anfrage vom 14. Februar 2014 nochmals, dass es entgegen den Ausführungen von Frau Icken durchaus erhebliche geschlechterspezifische Lesekompetenzunterschiede gibt. „Falls das von Vertretern der Bundesregierung nicht anerkannt wird, ist das traurig, hätte aber mit den Ergebnissen der PISA-Studie und deren Kommunikation nichts zu tun“, so Heino von Mayer. „Ich kann Ihnen ferner versichern, dass unsere Bildungsexperten auch in Interviews betont haben, dass das Geschlechtergefälle bei den Leseleistungen der Jungen genauso problematisch ist, wie bei den Mathematikkenntnissen der Mädchen.“
Im Gegensatz zur Mädchen-MINT-Förderung unternehmen die politisch Verantwortlichen jedoch nichts Effektives, um den Gender Reading Gap abzubauen. Eine Erhebung 2012 ergab, dass auf fast 100 reine Mädchen-MINT-Förderprojekte lediglich vier Jungenleseförderprojekte kommen. Jungen wird also weitaus weniger Hilfe und Unterstützung angedient als Mädchen.
Die Ergebnisse der zuletzt veröffentlichten PISA-Studie 2012 zeigen sogar, dass sich die Lesekompetenzunterschiede zuungunsten der Jungen erneut vergrößert haben. Waren Jungen 2000 noch 35 Punkte hinter den Mädchen, sind es jetzt 44 Punkte. Der Unterschied der geschlechterspezifischen Lesekompetenz zuungunsten der Jungen im Vergleich zum Durchschnitt über alle teilnehmenden Länder war in Deutschland mit 7 Punkten ebenfalls so hoch wie nie zuvor. 40 Punkte entsprechen etwa dem Rückstand eines Schuljahres. Jeder vierte junge Mann in Deutschland ist heute ein funktionaler Analphabet.
Hintergrund – PISA-Studien und OECD:
Der weltweit größte Schulleistungstest PISA wird seit 2000 alle drei Jahre von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris durchgeführt. Die OECD ist eine zwischenstaatliche Konferenz von 34 Mitgliedstaaten, überwiegend solche mit hohem Pro-Kopf-Einkommen. Sie wurde 1961 als Nachfolge der OEEC und des Marshallplans gegründet, die nach dem zweiten Weltkrieg den Wiederaufbau Europas fördern sollten. Ihre Beschlüsse sind völkerrechtlich bindend, in den Mitgliedstaaten aber nicht unmittelbar anwendbar. 2013 betrug das Budget aus Beiträgen der Mitglieder 354 Mio €.[4]
Geschlechterspezifische Lesekompetenz wird in dem ganzen Bericht lediglich in einem einzigen Satz im Kapitel „Kognitive Kompetenzen“ aufgegriffen.
Schon in der Grundschule lesen Mädchen lieber als Jungen (Abb. D6-3A, Tab.D6-8web), was sich im Sekundarschulbereich noch verstärkt.
Das ist alles. In dem ganzen 350-seitigen Bildungsbericht wird der eklatante Gender Reading Gap nicht ein einziges Mal erwähnt! Die Verantwortlichen des Bundesbildungsberichtes sehen diesen einen Satz in einem 350-seitigen Bildungsbericht als ausreichende Beschreibung der enormen Lesekompetenzprobleme von Jungen.
Es ist auszuschließen, dass den Wissenschaftlern des Bundesbildungsberichtes dieser eklatante Gender Reading Gap verborgen geblieben sein soll. Es ist deshalb von einem aktiven Verschweigen auszugehen.
Nachsorge statt Prävention bei Analphabetismus?
Auf seiner Seite „Lesen & Schreiben – mein Schlüssel zur Welt“ legt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) dar:
7,5 Millionen Menschen oder 14,5 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung können in Deutschland nicht oder nur unzureichend lesen und schreiben. Bei weiteren 13 Millionen Menschen oder 25,9 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung tritt fehlerhaftes Schreiben selbst bei gebräuchlichen Wörtern auf.[5]
Und weiter
Die Verteilung nach Geschlechtern zeigt: Funktionaler Analphabetismus ist in Deutschland überwiegend männlich geprägt. Über 60 Prozent aller funktionalen Analphabeten sind Männer, rund 40 Prozent sind Frauen.
Das Bemühen des BMBF, erwachsenen Analphabeten zu helfen, ist positiv und ein wichtiger Fortschritt. Durch die mangelnde Bereitschaft zur Jungenleseförderung und die fehlende Thematisierung des Gender Reading Gap im Bundesbildungsbericht 2016 entsteht hier jedoch der Eindruck, die Verantwortlichen setzten lieber auf Nachsorge bei erwachsenen Analphabeten, anstatt den Analphabetismus schon präventiv gar nicht entstehen zu lassen. Effektive, nachhaltige Maßnahmen zur Bekämpfung von Analphabetismus muss u. E. aber beide Kriterien erfüllen – die Prävention und die Nachsorge.
Ausländische Jungen werden weiterhin als große Bildungsverlierer nicht thematisiert
Ausländische Jungen sind diejenige Klientel, die in Deutschland die größten Bildungsprobleme aufweist. Die nachfolgenden Graphiken sind keine Abbildungen aus dem Bildungsbericht, denn es gibt auch hier keine konkrete Thematisierung der geschlechterspezifischen Bildungssituation! Es handelt sich um eigene Darstellungen aus Daten der Statistischen Ämter.
Hintergrund – Geschlechterspezifische Integrationspolitik
Von 2001 bis 2004 erstellte die rot-grüne Bundesregierung die Studie „Viele Welten leben“, eine Studie, die ausschließlich die Situation junger Frauen mit Migrationshintergrund in Deutschland betrachtete. Die Situation männlicher Ausländer wurde nicht erfasst. Federführend verantwortlich dafür waren die damalige Bundesjugendministerin Renate Schmidt (SPD) und die Migrantenbeauftragte Marieluise Beck (Die Grünen).
Der Integrationsgipfel 2006 der schwarz-roten Bundesregierung beinhaltete eine von sechs Arbeitsgruppen mit geschlechterpolitischem Ansatz und führte den Titel: „Lebenssituation von Frauen und Mädchen verbessern, Gleichberechtigung verwirklichen.“
Auch dieser Integrationsgipfel grenzte die Situation von ausländischen Jungen und Männern aus. Federführend verantwortlich dafür war die damalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD).
Im Jahr 2007 stellte die Bundestagsfraktion FDP eine große Anfrage. In dieser wird in über 80 Fragen nach der Situation weiblicher Migranten, nach Projekten, die deren Bildungschancen erhöhen und ihre Integration in den Arbeitsmarkt verbessern sollen, angefragt. Eine Anfrage zu den Bildungschancen von männlichen Migranten gab es nicht.
Im gleichen Jahr 2007 wurde ein Nationaler Integrationsplan veröffentlicht, in dem ein einziges geschlechterpolitisches Themenfeld aufgeführt ist:
4.4. „Lebenssituation von Frauen und Mädchen verbessern“
Die Lebenssituation von ausländischen Jungen und Männern wurde erneut ignoriert.
Im Jahr 2009 wurde der Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Bundesregierung veröffentlicht, auf deren Seite 77 ausschließlich die Ausbildungsoffensive von weiblichen Migranten, nicht jedoch für männliche Migranten gefordert wird:
„Wir wollen die Teilnahme zugewanderter Frauen und Mädchen aus allen Kulturbranchen am öffentlichen Leben fördern. Dafür brauchen wir eine Bildungs- und Ausbildungsoffensive für Migrantinnen.“
Der Bundesbildungsbericht 2016 setzt diese lange Tradition des Ignorierens der großen Bildungsprobleme von ausländischen Jungen fort.
Auch der Gender Education Gap wird verschwiegen
Jungen stellen deutlich mehr Jugendliche ohne Schulabschluss und deutlich weniger Jugendliche mit allgemeiner Hochschulreife. Wie schon bei der Lesekompetenz wird der Gender Education Gap dadurch verschwiegen, dass die Bildungsabschlüsse nicht geschlechterspezifisch dargestellt werden. Der Bildungsbericht enthält im Kapitel „Schulabgänge und Schulabschlüsse“ S.96ff. kein Wort über die geschlechterspezifischen Unterschiede bei den Bildungsabschlüssen. Stattdessen meint die Autorengruppe, mit einigen Nebensätzen diese ausreichend beschreiben zu können (und verweist dabei in seiner Stellungnahme zu unserem Expertisenentwurf auf ganze vier Sätze in einem 350-seitigen Bildungsbericht).
Auch die Erkenntnisse aus vielzähligen Studien, dass Jungen bei gleichen schulischen Kompetenzen schlechtere Noten erhalten, bleiben völlig unerwähnt.
Hintergrund: Schlechtere Noten für Jungen bei gleichen schulischen Leistungen
Viele Studien in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass Jungen in Schulen bei gleichen Schulleistungen schlechtere Noten bekommen als Mädchen und bei gleichen Noten seltener als Mädchen eine Empfehlung an weiterführende Schulen erhalten. Beispiele für solche Studien sind
• Hamburger LAU-Studie 1996; S. 47ff.
• Diefenbach, Heike (2007). Die schulische Bildung von Jungen und jungen Männern in Deutschland. In: Hollstein, Walter & Matzner, Michael (Hrsg.). Soziale Arbeit mit Jungen und Männern. München: Reinhardt, S.101-115.
• Maaz, Kai, Baeriswyl, Franz & Trautwein, Ulrich (2011). Herkunft zensiert? Leistungsdiagnostik und soziale Ungleichheit in der Schule. Eine Studie im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland.
• Ignoranz in Deutschland 2012: Der neue Bildungsbericht auf sciencefiles.org
Eine solche Ungleichbehandlung ist u.E. eine klare Diskriminierung und ein Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. MANNdat hat sich deshalb schon mehrfach an die Antidiskriminierungsstelle des Deutschen Bundestages gewendet mit der Bitte, mitzuhelfen und MANNdat zu unterstützen, diese Benachteiligungen zu beseitigen. Dieses Anliegen wurde regelmäßig mit der Begründung abgelehnt, die Antidiskriminierungsstelle sei für Jungen und für Bildung nicht zuständig.[6]
Nachfolgend stellen wir die Daten zur Bildungssituation von Jungen in den Bundesländern dar.
Zu Bildungschancen
Hier wird betrachtet, wie viele Jungen/Mädchen absolut die allgemeine Hochschulreife erreichen und wie viele Jungen/Mädchen keinen Schulabschluss haben.
Ergebnisse
• Im bundesweiten Durchschnitt sind ausländische Jungen und ausländische männliche Jugendliche immer noch die Klientel mit den größten Bildungsproblemen. Trotzdem gibt es mittlerweile Bundesländer, in denen ausländische Kinder bessere Chancen haben als deutsche Kinder, die allgemeine Hochschulreife zu erhalten, wie z. B. in Mecklenburg-Vorpommern.
• In allen Bundesländern haben Jungen und männliche Jugendliche wesentlich weniger Chancen, einen Schulabschluss zu erreichen, als Mädchen oder weibliche Jugendliche.
• In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen haben deutsche Jungen mittlerweile sogar schlechtere Chancen als ausländische Mädchen, einen Schulabschluss zu erreichen.
• Auch hier sind unter den Ländern die Abweichungen groß. Ganz schlecht für ausländische Jungen sieht es in Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt, Thüringen, Schleswig Holstein und Mecklenburg-Vorpommern aus. In Sachsen-Anhalt hat fast jeder vierte ausländische Junge noch nicht einmal einen Hauptschulabschluss, das ist etwa dreimal so viel wie in Brandenburg.
• In Bayern und Baden-Württemberg haben ausländische Jungen die geringsten Chancen, eine allgemeine Hochschulreife zu erlangen. Deutsche Jungen haben in Sachsen und Sachsen-Anhalt die schlechtesten Chancen, die allgemeine Hochschulreife zu erhalten.
• Besonders schlecht für deutsche Jungen sieht es aus in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Sachsen Brandenburg, Thüringen und Schleswig-Holstein aus. In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Sachsen hat etwa jeder zehnte deutsche Junge noch nicht einmal einen Hauptschulabschluss.
• Aber auch die Abweichungen unter den Ländern sind enorm. In Sachsen und Sachsen-Anhalt haben deutsche Jungen eine weniger als halb so große Chance, die allgemeine Hochschulreife zu erlangen, als die Jungen in Hamburg. Und ausländische Jungen in Bayern und Baden-Württemberg haben eine mehr als dreimal schlechtere Chance, die allgemeine Hochschulreife zu erreichen, als ausländische Jungen in Mecklenburg-Vorpommern.
Zum Gender Education Gap
Hier wird betrachtet, wie groß die geschlechterspezifischen Bildungsunterschiede zuungunsten der Jungen sind.
Lesebeispiel: In Brandenburg ist die Zahl der ausländischen Jungen ohne Hauptschulabschluss gegenüber der Zahl der ausländischen Mädchen ohne Hauptschulabschluss um 126,1 % höher.
Lesebeispiel: Deutschlandweit gesehen ist die Zahl der deutschen Jungen mit Hochschulabschluss gegenüber der Zahl der deutschen Mädchen mit Hochschulabschluss um 20 % geringer.
Ergebnisse
• Der Gender Education Gap beträgt bei deutschen Schülern bezüglich des Erringens der allgemeinen Hochschulreife durchschnittlich 20 %, bei ausländischen Schülern sogar 26 %. Bei einzelnen Bundesländern werden diese Differenzen sogar noch deutlich überschritten, wie z.B. in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg oder Rheinland-Pfalz.
• In Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Saarland sind die Gender Education Gaps bezüglich allgemeiner Hochschulreife bei deutschen Jungen deutlich höher als bei ausländischen Jungen.
• Nur in einem Bundesland, in Schleswig-Holstein, gibt es bei ausländischen Kindern und Jugendlichen keinen Gender Education Gap bezüglich allgemeiner Hochschulreife.
• Aber auch unter den Ländern gibt es riesige Unterschiede. Der Gender Education Gap bezüglich allgemeiner Hochschulreifen ist für ausländische Jungs in Brandenburg etwa 15 Mal höher als in Hamburg. Bei deutschen Jungen ist er in Hamburg dafür doppelt so hoch wie in Berlin. In Hamburg ist der Gender Education Gap bei Kindern und Jugendlichen ohne Schulabschluss zudem für deutsche Jungs zehn Mal so hoch wie für ausländische Jungs!
• Der Gender Education Gap zuungunsten von Jungen ist bei den Kindern ohne Schulabschluss noch deutlicher ausgeprägt als bei dem Erreichen der allgemeinen Hochschulreife. Deutsche Jungen und männliche Jugendliche stellen durchschnittlich 25 % mehr Schüler ohne Schulabschluss als Mädchen und weibliche Jugendliche. Bei ausländischen Jungen und männlichen Jugendlichen beträgt die Differenz sogar 53 %!
• Auch hier gibt es in einzelnen Bundesländern noch größere Differenzen. In Brandenburg z.B. beträgt die Differenz bei ausländischen Jugendliche unglaubliche 126,1 %, in Thüringen 105,8 %, d. h. in Thüringen und Brandenburg haben weit über doppelt so viel ausländische Jungen und männliche Jugendliche keinen Schulabschluss als ausländische Mädchen und weibliche Jugendliche!
• Bei deutschen Kindern und Jugendlichen stechen vor allem Hamburg, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen besonders negativ hervor. Dort ist der Gender Education Gap zuungunsten deutscher Jungen und männlicher Jugendlicher extrem groß.
Gender-Diversity-Mangel wird ignoriert
Hintergrund Gender Diversity
Mit Gender Diversity bezeichnet die Geschlechterpolitik den Gewinn für Unternehmen, Organisationen, Behörden usw., wenn sie ein gemischtgeschlechtliches Team haben, weil sie von weiblichen und männlichen Problemlösungsstrategien profitieren können.
In erzieherischen und pädagogischen Berufsbereichen gibt es eine signifikante Minderquote von Männern. Diese Unterbesetzung wird jedoch nicht weiter thematisiert und schon gar nicht problematisiert. Während in Bereichen mit weiblicher Unterbesetzung der Quotenausgleich politisch massiv forciert wird, wird er hier, wo Männer die schlechteren Quoten aufweisen, konsequent ignoriert.
Das spiegelt sich auch im Bundesbildungsbericht 2016 wider. Ab S. 62ff. wird das pädagogische Personal im frühkindlichen Bereich thematisiert. Es findet sich kein Wort über den geringen Männeranteil in diesen Berufsbereichen.
Auf Seite 85 findet sich lediglich die Aussage:
Die insgesamt guten Möglichkeiten einer Teilzeitbeschäftigung im Lehrerberuf werden besonders von Frauen wahrgenommen. Allerdings lassen sich weiterhin Ost-West-Unterschiede ausmachen: In allen ostdeutschen Ländern gibt es nicht nur überdurchschnittlich viele Vollzeitlehrkräfte, sondern darunter sind anteilig auch mehr Frauen vertreten (67 bis 78 %) als in den westdeutschen Ländern (51 bis 58 %, Tab. D4-2A).
Auch dieser Bereich wird genderspezifisch rein frauenfokussiert betrachtet.
Höhere männliche Arbeitslosenquote wird ignoriert
Die höhere männliche Arbeitslosenquote wird im Bericht selbst nicht erwähnt. Bei der Darstellung der Arbeitslosenquote von Frauen und Männern in der Abb. I1-2 des Bildungsberichtes werden die Arbeitslosenquoten 2004 und 2014 auch nach Geschlecht dargestellt. Dabei werden die Arbeitslosenquoten 2004 und 2014 sowohl insgesamt als auch ohne Ausbildung, mit beruflicher Ausbildung und mit Hochschulausbildung in einem Diagramm dargestellt. Da aber nur die Quoten dargestellt sind, also wie viel Prozent jeweils arbeitslos sind, sind die Balken für die Arbeitslosenquote für Menschen ohne Ausbildung deutlich höher als die Balken für Menschen mit Ausbildung und insgesamt. Dadurch wird die Aufmerksamkeit auf diese Balken für Menschen ohne Ausbildung gelenkt. Bei dieser Klientel haben Frauen eine höhere Arbeitslosenquote. Damit wird eine Frauenbenachteiligung suggeriert. Die höhere männliche Arbeitslosenquote insgesamt, die in Absolutzahlen gesehen weitaus wichtiger ist, wird aufgrund des kleinen Maßstabes nicht erkannt.
Nachfolgend sind die Arbeitslosenquoten geschlechterspezifisch für die einzelnen Bundesländer dargestellt.
Arbeitslosenquoten Männer/Frauen 2014 (%)
Noch deutlicher wird der Gender Gap bei der Darstellung der Jugendarbeitslosenquoten.
Gender Mainstreaming
Wie dargestellt, wurden der Gender Reading Gap, der Gender Education Gap und der Mangel an Gender Diversity nicht ausreichend betrachtet, geschweige denn ein Handlungsbedarf in diesen Bereichen benannt. Das ist ein wesentlicher Mangel. Das Prinzip des Gender Mainstreaming wurde missachtet. Es ist aber nicht nur ein Versäumnis der Verantwortlichen des Bildungsberichtes, sondern auch ein Versäumnis der Auftraggeber. Die politisch Verantwortlichen, die sich vor über zehn Jahren freiwillig dem Prinzip des Gender Mainstreaming verpflichtet haben, hätten diesen Bericht nicht akzeptieren dürfen.
Hintergrund: Gender Mainstreaming
Anfang des neuen Jahrtausends haben sich die politisch Verantwortlichen dem geschlechterpolitischen Konzept des Gender Mainstreaming verpflichtet. Der Öffentlichkeit wurde das Konzept als Geschlechterpolitik für Frauen und Männer angekündigt. So das BMFSFJ:
„Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein zu berücksichtigen. Gender Mainstreaming ist keine neue Variante der ‚Frauenförderung‘, sondern bringt ganz gezielt auch den ‚Mann‘ ins Spiel. Gender Mainstreaming führt bei konsequenter Anwendung zu einer ‚Win-win‘-Situation für beide Geschlechter und damit auch zu einer Förderung von Gleichstellung.“[7]
Dabei sollten die Anliegen und Belange beider Geschlechter bei allen zukünftigen Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden:
„Genderpolitik setzt mit Gender Mainstreaming bei allen politischen und organisationalen Prozessen, Planungen und Entscheidungen an. … Es sind z. B. Analysen zu erstellen, um die unterschiedlichen Realitäten beider Geschlechter in den Focus von Planungen, Maßnahmen und Aktivitäten zu rücken und im Weiteren von Anfang an zu berücksichtigen. Genderpolitik bewirkt einen Perspektivwechsel durch den Einbezug der unterschiedlichen Interessen, Bedürfnisse und Lebenslagen von Männern und Frauen in Politikentwicklung- und Gestaltung.“[8]
Bei einer konsequenten Durchführung eines solchen Gender Mainstreaming-Prozesses würden die geschlechterpolitisch Verantwortlichen zwangsläufig auch auf Nachteile und Benachteiligungen von Jungen, Vätern und Männern stoßen (eine Auswahl finden Sie auf www.manndat.de unter „Was wir wollen“), die dann hätten beseitigt werden müssen, was offensichtlich nicht beabsichtigt war. Deshalb wurde von der Geschlechterpolitik bald danach die sogenannte „Doppelstrategie“ eingeführt, das Nebeneinander von Frauenförderung und Gender Mainstreaming. Durch diese Doppelstrategie wird sichergestellt, dass Frauenanliegen immer berücksichtigt werden müssen, Männeranliegen aber nicht immer berücksichtigt werden brauchen. Und das ist natürlich die faktische Abschaffung eines Gender Mainstreaming, das die Berücksichtigung beider Geschlechter bei allen Entscheidungsprozessen sicherstellen soll. Gender Mainstreaming wurde damit faktisch zur linearen Fortsetzung der reinen Frauenförderpolitik, alter Wein in neuen Schläuchen, um neue Fördertöpfe für Altes zu bekommen.
Ob die geschlechterpolitisch Verantwortlichen wirklich jemals die Absicht hatten, die Anliegen beider Geschlechter zu berücksichtigen, ist zweifelhaft. Gender Mainstreaming ist ein sogenannter Top-Down-Prozess:
„Die Verantwortung für den gesamten Gender Mainstreaming Prozeß einer Organisation muß an der Spitze der Organisation angesiedelt sein. …Es handelt sich also um einen klassischen Top-down Prozess.“[9]
Und die Prozessinitiatoren, die geschlechterpolitisch Verantwortlichen, haben das Hauptreferat „Gender Mainstreaming“ auf Bundesebene im Frauenministerium eingerichtet, also dem Ministerium, das für Männer gar nicht zuständig ist. Damit hat die Politik nicht nur schon mit dieser Implementierung gegen ihr eigenes Konzept verstoßen. Sie hat von Anfang an klar gemacht, dass Gender Mainstreaming in der Praxis nichts anderes sein wird als Frauenförderpolitik.
Gender Mainstreaming blieb im Bildungsbericht aber nicht durchgehend unberücksichtigt. Der Gender Pay Gap wurde nämlich durchaus ausführlich thematisiert. Das heißt, Gender Mainstreaming (GM) blieb nicht systematisch fehlerhaft unberücksichtigt, sondern lediglich in den Bereichen, in denen die politisch Verantwortlichen seit über zehn Jahren nichts Ernsthaftes unternommen haben, um den Gender Gap abzubauen.
Beim Thema Gender verlassen die Verantwortlichen des Bildungsberichtes den Boden der objektiven Berichterstattung, weil keine objektiven Beurteilungskriterien zugrunde gelegt werden. Gender Gaps wurden lediglich dort aufgegriffen, wo die Politik aktiv ist und aktiv sein will, aber Gender Gaps wurden dort ignoriert, wo die politisch Verantwortlichen bisher noch nichts getan haben und, so muss man dies wohl interpretieren, auch nichts tun wollen, nämlich dort, wo Nachteile und Benachteiligungen von Jungen und Männern zu betrachten gewesen wären. Der Bildungsbericht wird damit bezüglich Gender zum reinen Gefälligkeitsbericht und damit zum bloßen Instrument eines politischen Programms.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und Gender
Genderpolitische Maßnahmen im Bundesbildungsministerium beschränken sich ausschließlich auf Frauen- und Mädchenförderung und sind im Themenbereich „Frauen in Bildung und Forschung“ auf der Homepage des BMBF zusammengefasst. Seit 2007 resultierten aus der Förderlinie „Frauen an die Spitze“ bislang 116 Projekte. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt die Mädchen-MINT-Förderung mit drei Millionen Euro im Jahr.[10]
Der Gender Education Gap zuungunsten der Jungen ist im BMBF ebenso wie der Gender-Diversity-Mangel bis heute kein Thema. Ein Jungenleseförderprojekt gab es bislang noch nicht. Jungen werden vom BMBF geschlechterpolitisch nicht mitgenommen. Sie werden zurückgelassen. Eine Initiative zur Erhöhung des Männeranteils in pädagogischen Berufen ist auf der Homepage des BMBF ebenfalls nicht zu finden.
Genau diese Einseitigkeit der geschlechterpolitischen Bildungssituation spiegelt sich auch im Bundesbildungsbericht wider. Das BMBF distanziert sich zwar in seiner Stellungnahme zu unserem Analysenentwurf von der Erstellung des Bundesbildungsberichtes und hebt auf die Unabhängigkeit der Berichterstatter ab. Die Parallelität von Bundesbildungsbericht und BMBF, was die Thematisierung der Bildungssituation von Frauen/Mädchen einerseits und die Nichtthematisierung der Bildungssituation von Jungen/Männer andererseits angeht, ist jedoch sehr auffällig.
Potential von Jungen brachliegen lassen?
Obwohl die Zahlen eindeutig zeigen, dass das Bildungs- und damit in Folge auch das zukünftige Fachkräftepotential von Jungen und männlichen Jugendlichen bei weitem nicht genutzt wird und die männliche Jugendarbeitslosenquote deutlich höher ist als die weibliche, wird die bessere Nutzung dieses Potentials von den Fachleuten, die den Bildungsbericht erstellt haben, nicht empfohlen. Bezüglich der Nutzung des Bildungs- und Fachkräftepotentials heißt es im Bildungsbericht 2016 auf S.24:
In beiden Fällen sind vor allem bei den Frauen und den Menschen mit Migrationshintergrund deutliche Reserven auszumachen, die durch eine bessere Arbeitsmarktintegration dieser Gruppen, möglicherweise flankiert durch unterstützende Maßnahmen, fruchtbar gemacht werden könnten.
Damit wird mittelbar empfohlen, das Potential von Jungen und männlichen Jugendlichen, insbesondere ohne Migrationshintergrund, nicht zu nutzen, also weiterhin brachliegen zu lassen.
Zurücklassen von Jungen als politisches Konzept?
Es ist völlig auszuschließen, dass den Verantwortlichen des Bildungsberichtes 2016 die vorgenannten Gender Gaps verborgen geblieben wären. Es ist auch nicht so, dass der Bildungsbericht diese Gender Gaps völlig verschweigt. Am Ende des Bildungsberichtes wird resümiert:
„Es wurde bereits in den bisherigen Bildungsberichten dargestellt, dass Mädchen und Frauen im Bildungssystem sehr erfolgreich sind und vielfach Jungen bzw. Männer in der Bildungsbeteiligung und in den Abschlüssen überholt haben. [Hervorhebung durch den Autor] Auch aktuell wird bei Mädchen seltener ein Sprachförderbedarf diagnostiziert und sie werden im Vergleich zu Jungen weniger oft von der Einschulung zurückgestellt (vgl. C5). Darüber hinaus erwerben sie häufiger eine Studienberechtigung, münden seltener als junge Männer in das berufliche Übergangssystem ein und sind zu nahezu gleichen bzw. höheren Anteilen im oberen und im mittleren Berufssegment des dualen Systems zu finden. Im Schulberufssystem mit seinen am Arbeitsmarkt nachgefragten Qualifikationen in den personenbezogenen Dienstleistungen sind sie zu 70 % vertreten (vgl. E3). In der akademischen Bildung sind Frauen mit Blick auf die Studienabschlüsse erfolgreicher als Männer (vgl. F4) und verfügen in der Altersgruppe zwischen 30 und unter 35 Jahren häufiger über einen (Fach-) Hochschulabschluss. Auch verbleiben sie seltener ohne allgemeinen und beruflichen Bildungsabschluss (vgl. B5).“ (Bundesbildungsbericht 2016, S.215)
und
„Mädchen und Frauen stabilisieren ihre erfolgreiche Position in der Bildungsbeteiligung [Hervorhebung durch den Autor] und in den Bildungsabschlüssen“ (Randnotiz Bundesbildungsbericht, S.215)
Während Gender Gaps zuungunsten von Frauen und Mädchen als Verstöße gegen Artikel 3 des Grundgesetzes wahrgenommen werden, die die Politik massiv bekämpft, werden die Gender Gaps von Jungen und Männern nicht als solche benannt, sondern sie werden als ein „Überholen der Mädchen und Frauen im Bildungssystem“ bezeichnet und als „Stabilisierung der erfolgreichen Position in der Bildungsbeteiligung und in den Bildungsabschlüssen von Frauen und Mädchen“ gefeiert.
Es ist bezeichnend für den gesamten Bildungsbericht, dass die Autorengruppe exakt die oben genannten Passagen in ihrer Stellungnahme zu unserem Analysenentwurf uns als „Beleg“ für die ausreichende Darstellung der Bildungsmisere von Jungen präsentiert.
Das zunehmende geschlechterspezifische Bildungsgefälle zuungunsten von Jungen und Männern wird in einem Land, in dem Bildung der wichtigste volkswirtschaftliche Faktor darstellt und in dem Politiker immer wieder einen Fachkräftemangel beklagen, nicht als Problem wahrgenommen oder gar als Handlungsaufforderung aufgefasst, sondern es wird ausschließlich als positive, ja sogar erfreuliche, mit unverhohlener Häme kommentierte Rückmeldung einer einseitigen Geschlechterpolitik aufgefasst, die sich bis heute ausschließlich auf die „Frauenfrage“ beschränkt.
Diese Empathielosigkeit gegenüber Jungen und Männern ist nichts Neues. Hierzu eine Ausführung des Deutschen Jugendinstituts, das wesentlich mitverantwortlich für den Bildungsbericht 2016 ist.
„Im Juli 2003 bestreitet Waltraut Cornelißen, Leiterin der Abteilung Geschlechterforschung und Frauenpolitik am Deutschen Jugendinstitut in München, in der Frankfurter Rundschau keineswegs, dass ‚das Vokabular von Lehrerinnen mit dem der Jungen weniger korrespondiert als mit dem der Mädchen’ und die ‚Feminisierung’ durchaus ‚die sprachliche Entwicklung von Jungen hemmen’ könne. Doch unter Berücksichtigung aller Fakten auch auf Seiten der Mädchen wägt sie sozusagen geschlechterpolitisch ab: Ein Bildungsvorsprung ‚sei für junge Frauen vorläufig oft bitter notwendig, um auch nur annährend gleiche Chancen im Beruf zu haben.’“[11]
Unabhängig davon, ob der geringe männliche Lehreranteil Jungen tatsächlich benachteiligt, was bis heute kontrovers diskutiert wird, ist für uns hier von Interesse, dass die Benachteiligung von Jungen als legitimes Frauenfrauenfördermittel billigend in Kauf genommen wird.
Hintergrund: Mädchenindividuen vs. anonyme Jungenmasse
Woher kommt diese Ambivalenz der Verantwortlichen gegenüber dem Förderbedarf von Kindern abhängig vom Geschlecht? Wir wollen dies am Beispiel Leseförderung und MINT-Förderung aufzeigen.
Die mangelnde Bereitschaft der Verantwortlichen zur speziellen Jungenleseförderung wird häufig damit begründet, dass es ja auch Mädchen gibt, die schlecht lesen. Durch eine spezielle Jungenleseförderung würden diese Mädchen zurückgelassen werden. Jungenförderung darf nicht auf Kosten der Mädchen gehen. So die Forderung von Politik und Gesellschaft. Deshalb muss individuell, je nach Förderbedarf des Kindes, gefördert werden, nicht nach Geschlecht. Diese Argumentation ist solange nachvollziehbar, solange man nicht die MINT-Förderung betrachtet (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Im MINT-Bereich gibt es eine Vielzahl von reinen Mädchen-MINT-Förderprojekten. Im MINT-Bereich wird also nicht individuell gefördert, es wird nicht nach individuellem Förderbedarf des Kindes gefördert, sondern abhängig vom Geschlecht. Es werden auch Mädchen gefördert, die vielleicht gar keine Förderung bräuchten, und, was für uns von Relevanz ist, es werden Jungen nicht gefördert, die Förderbedarf bräuchten, nur weil sie nicht das für die Förderung erforderliche Geschlecht haben (vgl. hierzu Artikel 3 des Grundgesetzes). Und die PISA-Studien haben gezeigt, dass in der untersten Kompetenzstufe im Bereich Mathematik ebenso viele Jungen sind wie Mädchen. Der bessere Durchschnittswert der Jungen kommt durch einige wenige Jungen mit sehr hohen Kompetenzwerten zustande. Im Bereich Naturwissenschaften gibt es keine Kompetenzunterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Und diese Jungen, die Förderung im MINT-Bereich bräuchten, werden, im Gegensatz zu Mädchen im Bereich Leseförderung, völlig empathielos zurückgelassen. Jungen haben in Politik und Gesellschaft keine einflussreiche Lobby, die ihrerseits fordern würde, dass Mädchenförderung nicht auf Kosten der Jungen gehen dürfe. Im Gegenteil, diejenigen, die sich für Jungen ebenso einsetzen müssten wie für Mädchen, initiieren sogar Mädchenförderung auf Kosten der Jungen. Eine Benachteiligung von Jungen allein aufgrund ihres Geschlechts wird politisch und gesellschaftlich als völlig selbstverständlich und legitim gesehen.
Diese ambivalente Einstellung der Verantwortlichen muss zwangsweise zu einem Gender Education Gap führen.
Wir sind hier bei einem zentralen Punkt der Geschlechterpolitik. Mädchen werden als Individuen wahrgenommen, mit denen man mitfühlen, mit denen man sich solidarisieren kann. Jedes dieser Mädchen verdient Aufmerksamkeit. Keines darf zurückgelassen werden. Jedes einzelne ist wichtig. Das Gegenteil haben wir bei den Jungen. Jungen werden nicht als Individuen wahrgenommen, sondern in ihrer Gesamtheit als anonyme Jungenmasse. Das Schicksal des einzelnen Jungen interessiert nicht, solange man das Gesamtergebnis akzeptabel findet. Solange z. B. Jungen in der Gesamtheit bessere PISA-Werte in Mathematik haben als Mädchen, ist das Schicksal des einzelnen Jungen, der kein Mathegenie ist, der auch Mathematikförderung bräuchte, egal. Sein Zurücklassen, sein Scheitern im Bildungssystem wird teilnahmslos und billigend in Kauf genommen. Er „bezahlt“ mit seinem Scheitern in Mathematik quasi für den Genius eines anderen Jungen. Sein individuelles Schicksal wird statistisch „herausgemittelt“.
Das ist auch in anderen Bereichen, nicht nur in der Bildung, wahrzunehmen. Das ist z. B. auch der Grund, warum Politik und Gesellschaft so wenig Empathie für Jungen als Gewaltopfer aufbringen. Als die nigerianische Terrorgruppe Boko Haram im April 2014 aus einer Schule 246 Mädchen entführte, gab es weltweite Solidaritätsbekundungen und Aktionen, vom Deutschen Bundestag bis zu den Medien. Zuvor hat die gleiche Terrorgruppe Boko Haram etwa 700 Schuljungen ermordet, teilweise sogar bei lebendigem Leib verbrannt. Diese 700 Jungen als Gewaltopfer wurden von Politik und Gesellschaft teilnahmslos zur Kenntnis genommen, ohne dass sie den politisch Verantwortlichen oder den (deutschen) Medien auch nur ein Nebensatz wert gewesen wären. Die ermordeten Jungen wurden im Gegensatz zu den Mädchen nicht als Individuen wahrgenommen, mit denen man mitfühlt oder Solidarität bekundet. Sie wurden lediglich emotionslos als Zahl wahrgenommen, die aufgrund ihrer Größe von „nur“ 700 im Gegensatz zu den Millionen Jungen, die nicht bei lebendigem Leib verbrannt werden, als unbedeutend einzustufen ist.
Der immer wieder vorgebrachte Vorwurf, Jungen seien selber schuld an ihrer Bildungsmisere, weil sie angeblich an alten Rollenmustern kleben würden, ist nicht nur deshalb ungerechtfertigt. Er ist ohnehin ungerechtfertigt, denn Jungen sind Kinder und was aus Kindern wird, dafür sind wir Erwachsenen verantwortlich, nicht die Kinder. Es sind die politisch Verantwortlichen, nicht die Jungen, die immer noch an den archaischen Jungen- und Männerbildern festhalten, nach denen Jungen und Männer nur als Masse und nicht als Individuen zu sehen sind, und die den Jungen Empathie und somit auch eine gleichberechtige individuelle Förderung verwehren. Diese Ausrede, Jungen seien wegen ihrer Rollenbilder selber schuld an ihrer Situation, dient vermutlich eher dazu, sich gegenseitig die Absolution für ihre Untätigkeit zu erteilen.
Hintergrund: Das Deutsche Jugendinstitut e.V. (DJI)
Das Deutsche Jugendinstitut e.V. (DJI) ist das größte sozialwissenschaftliche Institut für Forschung und Entwicklung in Deutschland zu Kindheit, Jugend, Familie und den darauf bezogenen Politik- und Praxisbereichen. Zu den Hauptaufgaben des Instituts gehören die Beratung der Politik sowie die Vermittlung zwischen Wissenschaft, Politik und Fachpraxis. Das Deutsche Jugendinstitut mit Sitz in München wird u.a. aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und den Bundesländern finanziert.
Pragmatisch gesehen ist natürlich jeder Junge, der im Bildungssystem scheitert und arbeitslos auf der Straße landet, ein Gewinn für die Frauenquote. Die ehemalige Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen brachte dies schon 2009 auf den Punkt, indem sie die hohe Männerarbeitslosigkeit wie folgt kommentierte:
„Von 227.000 Menschen, die im vergangenen Krisenjahr ihren Job verloren, waren nur 10.000 Frauen. Arbeit wird weiblicher, bunter, älter.“[12]
Positiver hat die Führung des Bundesarbeitsministeriums (männliche) Arbeitslosigkeit wohl noch nie gesehen.
Darum ist auch verständlich, warum die Gender Gaps zuungunsten von Jungen und Männern im Bildungsbericht 2016 positiv dargestellt werden. Typisch dafür ist auch die einseitige Berichterstattung von Destatis (Statistisches Bundesamt). Destatis z. B. ist die Pressemitteilung „Frauenanteil in Professorenschaft 2015 auf 23 % gestiegen“ wichtig [13]. Über das eklatant schlechte Bildungsgefälle zuungunsten von Jungen wird in Pressemeldungen des Destatis nicht informiert. Destatis ist wesentlich mitverantwortlich für den Bildungsbericht 2016.
Schaffung neuer Sexismen?
Die bildungspolitisch Verantwortlichen schenken Jungen nicht nur weniger Aufmerksamkeit und Unterstützung als Mädchen. Sie suggerieren vielmehr durch ihre mangelnde Empathie gegenüber Jungen und ihre Marginalisierung des Gender Education Gaps, dass die Nachteile von Jungen im Bildungswesen aufgrund deren biologischen Minderwertigkeit gegeben wären.
Tatsächlich behaupten politisch Verantwortliche mittlerweile sogar öffentlich eine solche gegebene natürliche Minderwertigkeit von Jungen gegenüber Mädchen. So meinte Jürgen Trittin (Die Grünen) z. B. in der Bundestagsdebatte vom Freitag, den 9. November 2012, Jungen seien das unbegabtere Geschlecht [14+15]. Ein #Aufschrei zu dieser Äußerung blieb aus.
Damit werden diejenigen, die vorgeben, Sexismen abschaffen zu wollen, zu Konstrukteuren neuer Sexismen.
Fazit
Der Bildungsbericht 2016 ist im Bereich „Geschlecht“ kein wissenschaftliches Werk. Diesen Anspruch erhebt er auch nicht. Aber im Vorwort des Berichtes heißt es:
„Mit dem gemeinsam von Bund und Ländern in Auftrag gegebenen Bericht ‚Bildung in Deutschland 2016‘ wird nun zum 6. Mal eine umfassende empirische Bestandsaufnahme für das deutsche Bildungswesen vorgelegt.“
Dieser Aussage wird der Bericht im geschlechterspezifischen Bereiche nicht gerecht, da er wesentliche Fakten verschweigt. Es werden geschlechterspezifisch keine objektiven Bewertungsmaßstäbe angelegt, sondern die geschlechterspezifische Bildungssituation wird subjektiv ausschließlich aus Sicht der Frauenpolitik betrachtet. Er missachtet damit das Prinzip des Gender Mainstreams. Die politisch Verantwortlichen hätten deshalb diesen Bericht nicht akzeptieren dürfen.
Die Glaubwürdigkeit von geschlechterspezifischer Pädagogik und geschlechterspezifischer Bildungspolitik wird sich daran messen lassen müssen, inwieweit diese sich auch dort intensiv engagieren, um Gender Gaps zu beseitigen, wo Jungen die schlechteren Quoten aufweisen. Der Bildungsbericht 2016 weist auf geschlechterspezifische Unterschiede aber nur dort hin, wo die politisch Verantwortlichen handeln, nämlich im Bereich der Mädchen- und Frauenförderung. Er verschweigt geschlechterspezifische Unterschiede konsequent dort, wo die politisch Verantwortlichen seit Jahrzehnten ihrer Verantwortung nicht nachgekommen sind und, so muss der Bildungsbericht wohl interpretiert werden, auch zukünftig offensichtlich nicht beabsichtigen, nachkommen zu wollen. Er verschwiegt den Gender Reading Gap, also die enormen geschlechterspezifischen Lesekompetenzunterschiede zuungunsten der Jungen, den Gender Education Gap, also das geschlechterspezifische Gefälle in den Bildungsabschlüssen zuungunsten der Jungen, und er marginalisiert den Gender Diversity Gap in pädagogischen und erzieherischen Berufen.
Der Bildungsbericht 2016 scheint damit vorrangig ein politisches Werkzeug zu sein. Das erhärtet den Verdacht, dass die Bildungsbenachteiligung von Jungen im Bildungssystem heute integrativer Bestandteil der Geschlechterpolitik aller Parteien ist. Die Gender Gaps zuungunsten von Jungen und Männern im Bildungswesen werden nicht als Handlungsaufforderung verstanden, diese zu beseitigen. Sie scheinen vielmehr Ziel politischen Handelns zu sein.
Wir halten darüber hinaus den Bildungsbericht 2016 für Jungen diskriminierend, weil
• Jungen weniger Aufmerksamkeit und Unterstützung geschenkt wird als Mädchen. Die Verantwortlichen behandeln Jungen somit als Kinder zweiter Klasse.
• die Verantwortlichen durch die fehlende Aufforderung zum Abbau des Gender Education Gaps suggerieren, die Bildungsunterschiede seien gottgegeben und unveränderbar, d. h., damit wird mittelbar kolportiert, Jungen seien intellektuell Mädchen biologisch unterlegen.
• die Verantwortlichen aufgrund des oben Dargelegten Jungen das Recht auf Chancengleichheit faktisch aberkennen.
• der Bildungsbericht keine Empathie der Verantwortlichen gegenüber der Bildungssituation und den Zukunftsperspektiven von Jungen erkennen lässt. Die Verantwortlichen nehmen den Gender Education Gap nicht als Problem oder gar als Handlungsauftrag wahr, sondern als positive, ja sogar erfreuliche Rückmeldung einer geschlechterspezifischen Bildungspolitik, die sich bis heute ausschließlich auf Mädchenförderung beschränkt und somit Jungen zum bloßen Messobjekt eines politischen Programms reduziert.
• trotz schlechterer Bildungschancen von Jungen und der höheren Jugendarbeitslosenquote von männlichen Jugendlichen die Verantwortlichen des Bundesbildungsberichtes 2016 ausschließlich die Nutzung von Bildungsreserven bei Frauen und Kindern mit Migrationshintergrund empfehlen, anstatt auch empfehlen, die Bildungssituation von Jungen zu verbessern und somit auch diese Reserven für den Arbeitsmarkt zu nutzen. Somit werden Jungen und männliche Jugendliche, insbesondere ohne Migrationshintergrund, weiterhin zurücklassen.
Der Bildungsbericht 2016 spiegelt damit die ausgeprägte Empathielosigkeit deutscher Bildungs- und Geschlechterpolitik gegenüber Jungen wider. Die derzeitige Geschlechterpolitik, das hat die Analyse wieder deutlich gezeigt, ist bezüglich des Gender Education Gaps nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.
Quellen
1. Bundeskabinett beschließt Berufsbildungsbericht 2016, Abruf 14.7.2016
2. Das Referat „Gleichstellungspolitik für Männer“ ist eine Abteilung des BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend). Frau Icken, ursprünglich Mitarbeiterin in der Abteilung Frauenpolitik, leitet das Referat seit 2010.
3. Bundestagsbeschluss zur Jungenleseförderung: Die Regierungsfraktion aus CDU/CSU und FDP hat 2011 selbst den Antrag Drs. 17/5494 zur Jungenförderung, der noch im gleichen Jahr vom Bundestag angenommen wurde, eingereicht. Darin hieß es u. a.: „Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel auf, […] sich bei den Bundesländern dafür einzusetzen, dass diese geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Lesekompetenz der Jungen zu stärken und ihr Leseengagement weiter zu erhöhen“. 4. Auch die OECD bestätigt: Bundesregierung vernachlässigt Jungenförderung, Abruf 4.8.2016
5. Mein Schlüssel zur Welt, Zahlen und Fakten, Abruf 27.9.2016
6. Schlechtere Noten bei gleichen Leistungen, Abruf 14.7.2016
7. aus Flyer „Gender Mainstreaming Was ist das?“ des BMFSFJ aus dem Jahr 2003
8. ver.di: „Fit für Gender Mainstreaming“, November 2002
9. Dr. Barbara Stiegler: „Gender Mainstreaming“ Friedrich Ebert Stiftung Dezember 2001;
10. www.fes.de/gender/gm.htm https://www.bmbf.de/de/frauen-in-bildung-und-forschung-204.html; Abruf 14.10.2016
11. Neutzling, R. (2005): Besser arm dran als Arm ab. In: Rose, L./Schmauch, U. (Hrsg.): Jungen – die neuen Verlierer? Königstein/Taunus: Ulrike Helmer Verlag, S. 75
12. http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Interview/2009/12/2009-12-20-interview-von-der-leyen-fas.html Abruf 27.2.2013, aktuell nicht mehr verfügbar
13. Pressemitteilung Nr. 245 vom 14.07.2016 Destatis (Statistisches Bundesamt).
14. Wenn Erwachsene gegen Kinder hetzen – Jungen in der Schule, Abruf 15.7.2016
15. Unsinn der Woche vom (nach eigenen Angaben) unbegabten Jürgen Trittin, Abruf 15.7.2016
Anhang „Stellungnahmen“
Stellungnahme von Destatis vom 29. September 2016: „Aufgrund unserer angespannten Personalsituation und vieler Terminaufgaben können wir zu Ihrer Analyse keine inhaltliche Stellungnahme vorlegen. Hierfür bitten wir um Ihr Verständnis. Wir legen allerdings Wert darauf, festzustellen, dass Ihre Untersuchung nicht im Benehmen mit uns erstellt wurde und fordern Sie auf, die entsprechende Passage zu streichen.“
Stellungnahme vom 12. Oktober 2016 von Prof. Dr. Maaz vom DIPF im Namen der Autorengruppe des Bundesbildungsberichtes 2016:
„Der Bildungsbericht thematisiert seit vielen Jahren auf Basis indikatorengestützter Analysen geschlechtsspezifische Disparitäten im Bildungswesen und zeigt dabei immer wieder deutliche Ungleichheiten der Bildungsteilhabe und -ergebnisse von Jungen und Mädchen, Männern und Frauen auf. Die Autorengruppe distanziert sich daher nachdrücklich von dem Vorwurf, „der Bildungsbericht 2016 [sei] für Jungen diskriminierend“ und entspreche einer politisch motivierten Berichterstattung, die „die Bildungssituation von Jungen nahezu komplett verschweigt“.
Bereits bei einer kursorischen Durchsicht des aktuellen Bildungsberichts stoßen Leserinnen und Leser auf differenzierte Aussagen im Geschlechtervergleich, die die oftmals ungünstige Bildungssituation von Jungen bzw. Männern klar benennen. Zum Beispiel mit Blick auf …
• häufigere Einschulungen in die Förderschule (S. 68),
• geringere Lesefreude in der Grundschule, die sich im Sekundarschulbereich noch verstärkt (S. 95),
• ungünstigere Niveauadäquanz der Tätigkeit junger Männer nach der Ausbildung (S. 118), aber höhere Einkommen (S. 119),
• geringere Studienberechtigtenquoten, aber höhere Übergangsquoten ins Studium (S. 126).
Die geschlechtsspezifischen Befunde aus allen indikatorengestützten Analysen werden darüber hinaus am Ende des Berichts nochmals zusammengefasst (S. 215):
„Es wurde bereits in den bisherigen Bildungsberichten dargestellt, dass Mädchen und Frauen im Bildungssystem sehr erfolgreich sind und vielfach Jungen bzw. Männer in der Bildungsbeteiligung und in den Abschlüssen überholt haben. Auch aktuell wird bei Mädchen seltener ein Sprachförderbedarf diagnostiziert und sie werden im Vergleich zu Jungen weniger oft von der Einschulung zurückgestellt (vgl. C5). Darüber hinaus erwerben sie häufiger eine Studienberechtigung, münden seltener als junge Männer in das berufliche Übergangssystem ein und sind zu nahezu gleichen bzw. höheren Anteilen im oberen und im mittleren Berufssegment des dualen Systems zu finden. Im Schulberufssystem mit seinen am Arbeitsmarkt nachgefragten Qualifikationen in den personenbezogenen Dienstleistungen sind sie zu 70 % vertreten (vgl. E3). In der akademischen Bildung sind Frauen mit Blick auf die Studienabschlüsse erfolgreicher als Männer (vgl. F4) und verfügen in der Altersgruppe zwischen 30 und unter 35 Jahren häufiger über einen (Fach-)Hochschulabschluss. Auch verbleiben sie seltener ohne allgemeinen und beruflichen Bildungsabschluss (vgl. B5). Geschlechtsspezifische Teilnahmedifferenzen in der Weiterbildung zum Vorteil der Männer haben sich bis auf zwei Prozentpunkte nivelliert (vgl. G1, Tab. G1-1A).
Die Verwertbarkeit der erworbenen Kompetenzen und Bildungszertifikate zeigt in der Erwerbstätigkeit eine Annäherung zwischen den Geschlechtern (Abb. I3-2, Tab. I3-2web), zugleich bleibt das Bild mit Blick auf den Umfang der Erwerbstätigkeit einschließlich der Gesamterwerbszeit und den Einkommensdifferenzen zum Vorteil der Männer ambivalent (I1).“
Seit Beginn der Bildungsberichterstattung wurde in den Berichten der Frage nachgegangen, inwiefern es dem Bildungssystem gelingt, systematischer Benachteiligung entgegenzuwirken (Chancengleichheit) und das Hauptaugenmerk explizit auf folgende Beobachtungsdimensionen gelegt (vgl. Gesamtkonzeption der Bildungsberichterstattung, 2005): Geschlecht, Migrationshintergrund, soziale Herkunft, Alter sowie Region (insbesondere Bundesländer). Hinzu treten die grundlegenden Unterscheidungen nach Art der Bildungsinstitutionen (z.B. Schulform, Typ von Hochschule, Berufszweig, Trägerschaft etc.). Das Geschlecht der Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer ist somit lediglich einer von vielen Beschreibungsaspekten der auf Dauer angelegten Berichterstattung. Die damit insgesamt verbundenen Auswertungs- und Darstellungsmöglichkeiten innerhalb eines Indikators sind vielfältig und können aufgrund des auf 200 Seiten vorgegebenen Umfangs eines Bildungsberichts nicht in jedem Band in Gänze aufgegriffen werden. Die Ausdifferenzierung der Indikatoren zur Bildungsbeteiligung, zu Bildungsverläufen, Kompetenzen, Abschlüssen und Bildungserträgen folgt daher von Bericht zu Bericht unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen.
So wurden und werden auch die in Ihrer Analyse aufgeführten, weiteren Geschlechterdaten in den Analysen der Autorengruppe keinesfalls „bewusst“ zurückgehalten, sondern entsprechend des Indikatorenkonzepts der Bildungsberichterstattung in unterschiedlichen Rhythmen von Bildungsbericht zu Bildungsbericht (wieder) aufgegriffen. Dies gilt etwa für die Unterschiede in den kognitiven Kompetenzen 15-Jähriger oder auch in den Abschluss-/Abbrecherquoten von Schulabgängerinnen und Schulabgängern – geschlechtsspezifische Analysen, die bereits mehrfach Bestandteil der Bildungsberichte waren und wieder sein werden. Darüber hinaus sind Differenzierungen zwischen den Geschlechtern sowohl im Tabellenanhang dargestellt als auch auf den Internetseiten des Bildungsberichts als Web-Tabellen veröffentlicht.
Neben der Verfügbarkeit von (neuen) Daten – die für den Bericht 2016 bspw. zu Kompetenzen 15-Jähriger aus PISA nicht zur Verfügung standen – wird die Auswahl der herangezogenen Differenzierungsmerkmale auch vom Ausmaß der beobachteten Problemlage sowie vom jeweiligen Neuigkeits- und Informationsgehalt der Ergebnisse bestimmt. Im Bildungsbericht 2016 etwa wurde vor dem Hintergrund der aktuellen Migrationsdebatten der Blick häufiger auf migrations- als auf geschlechtsspezifische Analysen gelenkt. Solche wechselnden Akzentuierungen von Indikatoren sind mit anderen Worten ein wesentlicher Eckpfeiler der konzeptionellen Anlage der nationalen Bildungsberichterstattung.“
Unsere Antwort an die Autorengruppe auf die Stellungnahme von Prof. Maaz:
„Vielen Dank für Ihre Stellungnahme, mit der Sie uns einerseits weis machen wollen, in einem Bildungsbericht von 350 Seiten (nicht 200, wie Sie schreiben) sei wegen „wechselnder Akzentuierungen“ nicht genug Platz für die Darlegung der Bildungsmisere von Jungen und andererseits glauben, uns davon überzeugen zu können mit einer Handvoll Nebensätzen, in denen die Bildungssituation von Jungen sehr restriktiv angedeutet wird, sei die Bildungskrise von Jungen ausreichend gewürdigt. Davon lässt sich sicher bereitwillig eine Bildungspolitik überzeugen, die sich mit der Bildungssituation von Jungen bislang noch nicht ernsthaft beschäftigt hat und auch nicht beabsichtigt, sich damit zukünftig beschäftigen zu wollen. An unserer Kritik geht Ihre Stellungnahme jedoch vorbei. Aufgrund Ihres Hinweises auf Ihre Zusammenfassung auf S. 215 gehen wir sogar davon aus, dass die Autorengruppe unsere Analyse nicht wirklich gelesen hat. Dort wird nämlich ausdrücklich auf diese Zusammenfassung eingegangen und kritisiert, dass sie dort den Gender Education Gap zuungunsten der Jungen nicht als Problem darstellen, das beseitigt werden müsste, sondern ausgesprochen positiv formulieren.
Ihre Stellungnahme bestätigt uns in unserer Kritik. Jungenbenachteiligung ist ein Thema, das im Bundesbildungsbericht 2016 offensichtlich nur sehr kurz und nebensächlich benannt wird, um es nicht behandeln zu müssen. Die Perspektive halten wir für parteilich-feministisch und unterschlägt die berechtigten Anliegen von Jungen an eine nicht diskriminierende Bildungspolitik. Die allgemeine Fokussierung der Politik auf die Frauenquote darf nicht dazu führen, dass ein an den wissenschaftlichen Kriterien der Objektivität, Reliabilität und Validität orientierter Bildungsbericht politischen Gepflogenheiten entsprechend das Offensichtliche sich nicht mehr zu artikulieren zutraut und sich in Parteinahme, selektive Wahrnehmung, Datenpickerei und verharmlosende Interpretationen flüchtet, die die Probleme zementiert, die sie zu lösen vorgibt.“
Stellungnahme des BMBF vom 13. Oktober 2016:
„Vielen Dank für die Zusendung Ihres Papieres zum Bildungsbericht 2016. Der Bildungsbericht wird von einer unabhängigen wissenschaftlichen Autorengruppe verantwortet, er ist kein Bericht des BMBF. Richtigerweise haben Sie sich mit Ihren inhaltlichen Fragen und Anregungen parallel auch an die Autorengruppe gewandt. Die Autorengruppe hat Ihnen bereits hierzu geantwortet.“
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Lesermeinungen
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Auch ich danke Ihnen für den hervorragenden und äußerst empörenden Bericht!
Bisher habe ich mich beinahe ausschließlich mit der britischen/ amerikanischen Seite der Thematik beschäftigt. Ich finde es sehr gut und wichtig, dass man sich mit Christians Blog „alles evolution“ und „manndat“ auch ein genaueres Bild von der deutschen Situation machen kann (AGENS steht als nächstes auf der Liste).
Nun zu meiner Frage:
Mich würde interessieren, ob Sie glauben, dass man der deutschen Politik unterstellen kann, dass diese weiterhin die gefährlichen Berufe in erster Linie den Männern zuweisen möchte (es gab hier einen Artikel über die zu 90% männlichen Opfer tödlicher Arbeitsunfälle)? Man könnte die schlechteren Bildungvorraussetzungen für Jungs als Beleg dafür sehen. Ein weiterer möglicher Grund wäre, dass man den Gynozentrismus als Vorraussetzung für eine starke Wirtschaft betrachtet und er deshalb perpetuiert wird. Denken Sie die Ursachen sind als Sexismus/Gynozentrismus oder als misanthrope wirtschaftliche Ausbeutung zu verordnen?
Herzliche Grüße
Mein Sohn hatte sich über den Sexismus bei der Notenvergabe und Leistungsbewertung bei der pädagogischen Leitung seine Gymnasiums beschwert. Er solle sich das nochmal überlegen, das sei ein schwerwiegender Vorwurf… abgebügelt. Ganz offen hatte die Geographie Lehrerin die schwächlichen Leistungen eines komplett leistungsfernen Mädchens bzw. von Mädchen generell hochgejubelt und das systematisch, und gleichzeitig die Leistungsangebote meins Jungen und seiner Freunde nicht aufgegriffen und nicht gewürdigt. Und in Sport ist es wohl noch am Krassesten.
Ich bedanke mich für diese Arbeit, in der viel Fleiß, Akrebie, Analyse und sicherlich eine Menge Zeit zu erkennen ist. Im Grunde belegt es ja, was die Spatzen schon lange von den Dächern pfeifen: Gewisse „(D)Amsel(s) in Distress“ haben keinerlei Probleme damit, dass es „Jungs schlechter geht“ (Ursula von der Leyen), wie ja auch die MannDat-Champions-League aufzeit, dass man wohl gezielt darauf hin arbeitet, dass es Jungs/Männern künftig noch übler an den Kragen gehen möchte.
Und wer ist dabei besser als ‚Knetmasse‘ geeignet, denn die frei verfügbare Jugend männlicher Art. Es ist bitter zu lesen, dass sich auch Männer an dieser Studie beteiligt haben, welche hier hervorragend in seine Einzelteile zerlegt wird.
Das ist eine gute Wissensbasis, auf die man künftig wird verweisen können. Ich habe sie mir jedenfalls gespeichert und mache bei der nächst, passenden, Gelegenheit gerne einen Artikel auf meinem Blog dazu. Obwohl bei Agens Mitglied (eine zweite kann ich mir finanziell nicht leisten), werde ich dabei gerne auf MannDat hinweisen, was ich aber sowieso schon lange tue.
Dr. Bruno Köhler hat einen sehr guten Job gemacht und damit gezeigt, dass er wirklich schätzenswert ist. Und ein würdiger Nachfolger von Eugen Maus, der oft sehr kooperativ war. Ich werde jedenfalls nicht vergessen, wie, zuletzt genannter, die Agens-Initiative zur schriftlichen Befragung aller Bundestagsabgeordneten (per Brief) half, das Ganze auch finanziell zu stemmen.
Macht bitte weiter so: Den Finger auf die Wunde(n) zu legen, denn da ist MannDat schon seit vielen Jahren Vorreiter gewesen.
Apropos Lesekompetenz.
Gehen Sie einmal in einen Buchladen und suchen nach Büchern, die sich vornehmlich an Jungen richten.
Da wird es schon schwierig, im Gegensatz zum heutigen “ Mädchenliteratur-Markt“.
Die alten Enid Blyton-Serien werden in Verfilmungen und in neuen Bänden feminisiert nach dem Motto: Bitte nicht zu viel männliche Dominanz. Heldinnen braucht das Land !
Welcher Junge zwischen ca. 8-10 Jahren sollte sich für Bücher interessieren, in denen Jungs mehrheitlich eine Mitläuferrolle zukommt , mit denen er sich nicht identifizieren kann.
Hier werden schon die Weichen für eine unterschiedliche Lesekompetenz gestellt.
Der Büchermarkt orientiert sich, eigentlich wie unser gesamtes kapitalistisches System, an der weiblichen Hauptkonsumentin.
Erst durch die Verbindung von Kapitalismus und Feminismus konnte sich ein einseitiger unmenschlicher
Feminismus durchsetzen, der ausgerechnet von den Parteien besonders unterstützt wird, die den konsumorientierten Kapitalismus kritisieren.
Man(n) will ja gerne höflich sein,
mir fiel Rückantwort an BMBF ein:
Vielen Dank für den Vielen Dank
in Ihrer Stellungnahme, zuletzt.
Gott sei Dank, wir wissen jetzt,
für mehr schuldet es null Dank.
Das BMBF hat mit dem Bericht,
quasi eigentlich ja nichts zu tun.
Expressis verbis war mehr nicht,
lassen sie Sache auf sich beruh`n.
Viele Grüße noch an das Referat,
das sich so viel Mühe gemacht hat.
Eine ganz hervorragende Arbeit, Bruno! Sehr zu begrüßen auch, dass die Verantwortlichen namentlich genannt – und ihre armseligen Dementis und Vorbehalte entschieden zurückgewiesen werden. Es schadet sicher nicht, wenn diese „Geschlechterkriegsverbrecher“ etwas mehr öffentliche Aufmerksamkeit erlangen. Aber ich fürchte, erst wenn perspektivlose junge Männer mit unfeinen Methoden nachhelfen, werden sie wach, erst wenn ihre Töchter begrapscht oder ihre schwülbürgerliche Idylle auf andere Weise erschüttert wird.
Der Skandal – neben dem inhaltlich kritisierten – besteht aber auch darin, dass eine solche Analyse und Kritik wie die obige, unter enormem Aufwand von Ehrenamtlichen geleistet werden muss, dass Politiker, die unser aller Interessen vertreten sollen, aus Ignoranz und/oder mit Absicht die legitimen Interessen der männlichen Bevölkerung gesetzwidrig unterschlagen!
Über den Zulauf zur AfD braucht sich jedenfalls niemand zu wundern.
Lieber Eugen,
danke für die positive Rückmeldung. Deine Darlegungen sehe ich genauso. Mir fällt aber kein heutiger Politiker ein, dem ich das Format zutraue, die Probleme auch nur ansatzweise zu erkennen, die prekäre männliche Jugendliche für die Gesellschaft bedeuten. Und die, die es tun könnten, das beweist dieser Bildungsbericht eindrucksvoll, halten aus opportunistischen Gründen ihren Mund.
Herzliche Grüße
Bruno
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf die Herstellung falscher Zusammenhänge.
Die Redaktion
Besonders perfide an dieser ganzen offiziellen staatlichen“objektiven“ Analyse ist, neben dem fatalistischen Ignorieren der Hilfsbedürftigkeit von Jungen, das unterschiedliche Bewerten weiblicher und männlicher Defizite.
Haben Mädchen Defizite, so werden diese diskriminiert.
Haben Jungen Defizite, sind Mädchen „auf der Überholspur“ und „leistungsstärker“.
Hier wird unverblümt suggeriert, dass Mädchen einfach von Natur aus die besseren Menschen sind.
Die feminisierten Medien nehmen diese „Zweierlei-Maß“- Wortwahl natürlich gerne auf bzw. haben sie schon immer gerne praktiziert.
Ansonsten möchte ich mich bei Dr. Bruno Köhler ganz herzlich für die Mühe und sicher sehr aufwendige Recherche zu diesem Bericht bedanken.
Ein paar Menschen gebrauchen noch ihren Verstand in Bezug auf Dinge, die als „Allgemeingut“ verkauft werden, auch wenn sie diffamiert und in eine bestimmte Ecke gestellt werden.
Lasst uns in diesem Sinne weiter machen!
Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.
Hallo Herr Herzlich,
danke für die Rückmeldung. Genau diese von Ihnen dargelegte Doppelmoral bei der“Begründung“ ist eine der Standardstrategien des Politfeminismus. Die Meisterinnen in dieser Kategorie schaffen es soger, diese ambivalente Begründung in einem Satz unterzubringen.
Gruß
Bruno Köhler