„Was der Bildungsbericht verschweigt“ – Teil1: Schulabschlüsse
In unserem offenen Brief vom 23. Juli 2020 an die Verantwortlichen des Bildungsberichtes haben wir kritisiert, dass die Bildungsprobleme von Jungen zum wiederholten Male im Bildungsbericht unsichtbar gemacht werden. Aus diesem Grunde haben wir uns entschlossen, ab sofort regelmäßig eine eigene Dokumentationsreihe zur Bildungssituation von Jungen mit dem Titel „Was der Bildungsbericht verschweigt“ zu veröffentlichen. Hier Teil 1 – Der Gender Gap in den Schulabschlüssen.
Schulabschlüsse
Betrachtet man die Gender Gaps zu Ungunsten der Jungen bei den Bildungsabschlüssen, zeigt sich, dass der Jungenanteil an den Bildungsabschlüssen mit zunehmendem Grad des Abschlusses abnimmt. Bei Kindern ohne Schulabschluss ist der Anteil der Jungen um 68,8 Prozent höher als der der Mädchen und beim Abschluss mit allgemeiner Hochschulreife um 17,9 Prozent niedriger. Für die nachfolgenden Graphiken wurden unterschiedliche Daten der amtlichen Statistik des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 2020 verwendet (Stand: 23.10.2020): Absolventen und Abgänger: Deutschland, Schuljahr, Geschlecht, Schulart, Schulabschlüsse; Statistik der allgemeinbildenden Schulen, Deutschland.
Bis heute bestreiten Politik und manche Wissenschaftler einen Gender Gap in der Bildung zuungunsten der Jungen. Hier der Beleg des Gender Gaps auf Basis der Daten des Statistischen Bundesamtes.
Aufgrund dieses Gradienten beschränken wir uns bei den weiteren Betrachtungen auf die beiden Extrempositionen, nämlich die Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss und die Jugendlichen mit allgemeiner Hochschulreife.
Gender Education Gap nimmt seit einigen Jahren wieder stetig zu!
Die nachfolgende Graphik zeigt die Entwicklung des Gender Gaps bei den Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss. Besonders auffällig ist, dass dieser nach einer Periode der Abnahme seit 2013 Jahren wieder stetig zunimmt.
Geschlechterspezifische Disparitäten zeigen sich auch bei der allgemeinen Hochschulreife:
Hier nimmt der Gender Education Gap seit 2017 Jahren wieder zu!
Schulabschlüsse und Gender Gaps in den Bundesländern
In Sachsen-Anhalt, Thüringen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Bremen und Berlin verlässt mehr als jeder 10. Junge die Schule ohne Abschluss. Aber selbst in Hessen mit dem besten Wert haben 6,2 Prozent der Jungen keinen Schulabschluss.
Die nachfolgende Tabelle zeigt den Gender Gap. Die Gender Gaps unterscheiden sich sehr stark in den einzelnen Bundesländern. Er beträgt in Rheinland-Pfalz 91,8 Prozent, in Bremen „nur“ 37,2 Prozent.
Im Saarland, in Thüringen und in Reinland-Pfalz ist die Anzahl der Jungen, die ohne Abschluss die Schule verlassen haben, bald doppelt so hoch wie die der Mädchen. Und selbst in Bremen mit dem geringsten Gender Gap beträgt der Unterschied 37,2 Prozent.
Geschlechterspezifische Disparitäten zu Ungunsten der Jungen bestehen auch bei den Abschlüssen der allgemeinen Hochschulreife in allen Bundesländern. Interessant sind auch die unterschiedlichen Abschlüsse zwischen den Bundesländern. Während in Hamburg 58,2 Prozent der Mädchen und 49,1 Prozent der Jungen 2019 die allgemeine Hochschulreife absolviert haben, haben diese in Sachsen-Anhalt nur 24,4 Prozent der Jungen und 36,6 Prozent der Mädchen absolviert. Von einer bundesweiten Bildungsgerechtigkeit sind wir noch sehr weit entfernt.
Nachfolgende Graphik zeigt die Gender Gaps zu Ungunsten der Jungen bei der allgemeinen Hochschulreife. Sie sind etwas stabiler als bei den Schulabbrechern. Bei der übergroßen Mehrheit der Bundesländer liegen sie über 20 Prozent. In Sachsen-Anhalt sogar 28,7 Prozent. Den geringsten Gender Gap gibt es in Hamburg mit immer noch 15,6 Prozent.
Weiterlesen in Teil 2: PISA 2018
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Lesermeinungen
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Interessanter Artikel, interessante Seite. Ich bin Zwecks Recherche für eine Arbei hier gelandet. Die Statistiken scheinen sehr gut zu sein. Ich würde mir Quellenangaben wünschen, da ich so leider nichts davon zitieren kann. Aber manche Statistiken habe ich an anderer Stelle ähnlich schonmal gesehen. Ich kann mir also gut vorstellen, dass die Daten ihre Richtigkeit haben.
Der zum Teil reißerische Schreibstil erscheint mir unangebracht und auch unnötig, wenn es doch Statistiken gibt, mit denen man die Argumente bekräftigen kann.
Es stimmt, dass Schülerinnen seit Ende der 70er Jahre was Abiturquoten angeht erfolgreicher sind. Trotzdem gibt es zu diesem Zeitpunkt immer noch mehr Männer als Frauen in der Bevölkerung ab 15, die das Abitur oder einen höheren Bildungsabschluss haben. Auf dem Arbeitsmarkt sieht Sache es genauso aus. Die Gender-Pay-Gap liegt aktuell bei 18% bzw. 7%, wenn man die Zahl von strukturelle Faktoren, wie dem Ausbildungsstand oder der Arbeitszeit, bereinigt.
Insgesamt ist die Gender Education Gap, wie sie hier genannt wird, eine Sache, der durchaus Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Allerdings vor allem in Kombination mit anderen Differenzkategorien. Es wäre beispielsweise interessant, die Statistik zu den Schüler:innen ohne Hauptschulabschluss hinsichtlich des sozioökonomischen Status zu betrachten.
Die Quellenangabe ist doch in „Für die nachfolgenden Graphiken wurden unterschiedliche Daten der amtlichen Statistik des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 2020 verwendet (Stand: 23.10.2020)“ gegeben?
Das hier ist im Stiel kein wissenschaftlicher Artikel.
Abiturquoten vs. mehr Frauen als Maenner Abitur: dass der Anteil von Jungen bei der Geburt hoeher ist kann doch keine schlechtere Quote ausgleichen.
Gender Pay Gap: auf 7% kommt man, wenn man die *zufaellig erfassten* strukturellen Faktoren heraus rechnet. Die sind begrenzt. Je mehr man erfasst, desto kleiner ist der Wert. Seltenere (aufwendige) Studien die mehr Faktoren beruecksichtigen kommen eher auf 2%. Dann clashed der Equal Pay Day aber mit Weihnachten. Quellen findest Du … zum Beispiel bei Manndat. Dass Du die nicht kennst obwohl Du Arbeiten ueber das Thema verfassen willst/musst sagt allerdings schon einiges ueber die Darstellung in der Lehre.
Quellen fuer Gender Education Gap in Kombination mit anderen Differenzkategorien findest Du auch bei Manndat. Die kommen natuerlich nicht in *jedem* Artikel zum Thema vor.
Viel Spass beim Suchen — generell ist Manndat gut sortiert.
Die Diskriminierung von Jungen und Männern in Schule und Unis ist schon länger bekannt. Die einseitige Förderung von nur Frauen wird wohl nie mehr aufgehoben. Und wer eine Förderung von Jungs und Männern fordert, wird bestenfalls ausgelacht. So ist es leider zur Zeit.
Unabhängig von diesen verzerrten Startbedingungen kommt es aber auch darauf an, was die Absolventen mit dem Leben machen. Und hier sieht es trotzdem sehr männlich aus, denn Unternehmen werden überwiegend von Männern gegründet. Sie sind es, die Risiko auf sich nehmen und etwas aufbauen. Die vielen Scheiterer werden nicht wahrgenommen. Wenn es aber ein Unternehmen zur Grösse schafft (google, microsoft, etc) und kaum noch Risiko besteht, dann klagen sich Frauen wieder ins Unternehmen ein („Diversity & Inclusion“).
Dabei haben Unternehmen enorme Angst vor Klagen (Siehe aktuell Blizzard), und machen deshalb den D&I-Wahnsinn mit. Keiner hat Rückgrat zu sagen, dass er Einwände gegen die D&I-Aktionen hat.
Grundsätzlich, egal ob Männlein oder Weiblein. Die Hochschulreife sagt nun überhaupt gar nichts über wirkliche Fähigkeiten (Lebensfähigkeit) aus. In unserer Branche (Energiesektor) arbeiten nicht wenige Rebellen die nach Prophezeihungen unserer damaligen Lehrerinnen entweder im Knast oder auf der Strasse landen werden, wenn wir so weiter machen. Handwerker oder Facharbeiter, die auf den schweren Fernstudien, meist parallel zum Job, ihren akademischen Grad erreicht haben, sind viel mehr Wert als die 100%igen Theoretiker. Auch hier bei den Fernstudiengängen und Abendschulangeboten meist nur Männer gesichtet. Und echt gute Freaks. Jungs, die was auf’m Kasten haben, die pfeifen auf irgendwelches Geschwätz von diesen neunmalklugen Lehrerinnen. Das ist auch gut so!
Unsere Diplomarbeiten waren vor allem nicht die besten aber wir haben sie noch selber geschrieben und haben den Inhalt auch verstanden!
Gruss an Silvana Koch-Mehrin, Schavan, Giffey, Baerbock uvm. Frauen, die besseren Menschen. Und mir fällt dabei immer wieder die Prof. Kemfert ein, Abgründe tun sich da auf, wie die was werden konnte ist mir völlig schleierhaft. Gut quatschen muss man können und bei der Abschlussarbeit heulen!
Die Benachteiligungen von Jungen im Bildungswesen gehören zu einem Konzept, das man Social Engineering nennt. Dazu gehören auch die allgemeinen Benachteiligungen von Männern auf allen Ebenen, die Coronapolitik, die Klimapolitik und anderes.