„Was der Bildungsbericht verschweigt“ – Teil1.1: Gender Education Gap nimmt zu
In unserem offenen Brief vom 23. Juli 2020 an die Verantwortlichen des Bildungsberichtes haben wir kritisiert, dass die Bildungsprobleme von Jungen zum wiederholten Male im Bildungsbericht unsichtbar gemacht werden, weshalb wir regelmäßig eine eigene Dokumentationsreihe zur Bildungssituation von Jungen mit dem Titel „Was der Bildungsbericht verschweigt“ veröffentlichen. In unserem Berichtsteil „Was der Bildungsbericht verschweigt“ – Teil1: Schulabschlüsse haben wir schon aufgezeigt, dass Jungen schlechtere Bildungsabschlüsse als Mädchen haben. Neueste Daten zeigen, dass dieser Gender Education Gap zunimmt. Das werden wir hier thematisieren.
Wie das Statistische Bundesamt (Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes Nr. N014 vom 3. April 2025) aktuell informiert, ist Bildungsteilhabe und Bildungserfolg zunehmend zuungunsten der Jungen und Männer vom Geschlecht abhängig.
2023 waren unter den Absolventen mit Allgemeiner Hochschulreife an allgemeinbildenden Schulen 55 % Frauen und 45 % Männer.
Bei den Absolventen mit Erstem Schulabschluss waren dagegen 59 % Männer und nur 41% Frauen. Der Erste Schulabschluss ist ein allgemeinbildender Abschluss der Sekundarstufe I, der üblicherweise am Ende der 9. Klasse erworben werden kann.
Im Schuljahr 2023/2024 wiederholten 56 % männliche und 44 % weibliche Schüler eine Klassenstufe.
Junge Männer neigen zudem eher dazu, vergleichsweise früh von der Schule abzugehen und auch im Anschluss nicht nahtlos in eine Aus- oder Weiterbildung zu starten. 2023 hatten etwa 15 % der Männer im Alter von 18 bis 24 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung maximal einen Ersten oder Mittleren Schulabschluss und waren nicht in Aus- oder Weiterbildung. Unter Frauen im selben Alter traf das auf lediglich auf etwa 11 % zu.
Aufgrund der einseitigen Mädchenförderung ist es nicht verwunderlich, dass die Diskrepanz zwischen den Geschlechtern in den letzten 10 Jahren größer geworden ist: Zehn Jahre zuvor hatte hier der Anteil unter Frauen bei gut 9 % (Steigerung von etwa 22 %) und unter Männern bei gut 10 % (Steigerung von etwa 50 %!) gelegen.
Unter den Hochschulabsolventen sind 2023 53 % Frauen und 47 % Männer.
Mit Ausnahme von Ingenieurwissenschaften (74 % Männer) und Sport (54 % Männer) sind in den einzelnen Fächergruppen Frauen 2023 stärker vertreten. Männer machten in den Geisteswissenschaften nur 26 %, in der Fächergruppe Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften 31 % aus, in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 40 % und in den Naturwissenschaften einschließlich Mathematik (47 %) die Minderheit.
Knapp zwei Drittel (66 %) der endgültig nicht bestandenen Prüfungen an Hochschulen im Jahr 2023 wurden von Männern abgelegt und ein Drittel (34 %) von Frauen. Der Anteil der endgültig nicht bestandenen Prüfungen an allen Abschlussprüfungen war damit unter Männern (5,3 %) mehr als doppelt so hoch wie unter Frauen (2,5 %).
Trotzdem gibt es in Deutschland eine ausgeprägte und stark finanzierte Frauenhochschulförderung, insbesondere auch im naturwissenschaftlich-mathematischen Bereich, aber keine Förderung von Männern.
Quellen:
Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes Nr. N014 vom 3. April 2025, Abruf 21.04.2025
https://www.bmbf.de/DE/Forschung/Wissenschaftssystem/GleichstellungUndVielfaltInDerWissenschaft/gleichstellungundvielfaltinderwissenschaft_node.html; Abruf 05.07.2025
https://www.komm-mach-mint.de/; Abruf 05.07.2025
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