Udo Lindenberg – marginalisiert der Deutschlandfunk Missbrauchstäterinnen?

von Manndat

Udo Lindenberg ist eine der langjährigen, deutschen Rocklegenden. Nun hat es auch ihn getroffen, auch er steht im Visier von MeToo. Ob das berechtigt ist oder nicht, wollen wir hier nicht diskutieren. Aber die Anklage offenbart wieder einmal die zynische Doppelmoral von MeToo.

Udo Lindenberg ist im Visier von MeToo. Und zwar wegen einiger seiner Songtexte, und der Deutschlandfunk ist ganz vorne mit dabei:

‚ENDLICH! Der große Udo Lindenberg im Kino. Ich kann es kaum erwarten: Wird sein 15-jähriges ~Zauberweib~ auch zu sehen sein?‘, schreibt die Autorin Giulia Becker unter ihrem Pseudonym Schwester Ewald bei Twitter.

Gemeint ist mit dem ‚Zauberweib‘ ein Mädchen mit dem Namen ‚Lolita‘.

Aus dem Song ‚Lolita‘:

‚Ich war so um die 40 und sie war 15 wir wollten uns zusammentun ja, wo ist’n da das Problem?‘

und weiter:

Den Song ‚Nina‘ hat Udo Lindenberg auch in der ZDF-Hitparade performt. Im Text schickt das lyrische Ich, wieder ein älterer Mann, ein Mädchen weg, solange er sich noch im Zaum halten kann. Zitat: ‚Du bist 14, und das ist zu gefährlich.‘ Das singt Lindenberg einem jungen Mädchen direkt ins Gesicht.

Der Deutschlandfunk lässt die Psychologin Julia von Weiler zu Wort kommen:

Ich finde das schwierig. Ich fand das damals schon schwierig, da war ich selber noch jugendlich‘, sagt die Psychologin Julia von Weiler, die sich seit fast 20 Jahren mit sexuellem Missbrauch beschäftigt. Sie meint: ‚Da entsteht eine hierarchische Schieflage. Der alte Mann ist immer sehr viel mächtiger, und jemand wie Udo Lindenberg mit seiner Popularität ist noch fünf Mal mächtiger als ein jugendliches Mädchen.‘ Es entstehe der Eindruck, findet sie, ‚als müssten sie es als ein totales Kompliment erleben, dass so jemand wie ein Udo Lindenberg sich ihnen so zuwendet.‘

Ein geschlechtersensibler Blick zeigt allerdings wieder einmal die extreme Doppelmoral des Deutschlandfunks. Matthias Enderle, der Vorstandsvorsitzende von MANNdat:

Ob es ein paar Leuten in Deutschland die Augen öffnet, wenn Udo Lindenberg von MeToo auf den Hauklotz genommen wird? Man wird sehen.

Die Doppelmoral des Deutschlandradios zeigt sich allerdings überdeutlich: Udos Gesamtwerk enthält nämlich auch den Titel ‚Die Klavierlehrerin‘, der geradezu explizit weiblichen Missbrauch an Minderjährigen schildert. Der hatte sogar Airplay – und seinerzeit natürlich auch kontroverses Presse-Echo. Das scheint dem Deutschlandradio aber keine Sekunde Sendezeit wert zu sein (nicht, dass es einen wundern würde).

Nein, wundern tut uns das nicht. Denn das ist wieder klassisch „geframt”.

Wenn der Missbrauch von einer Frau ausgeht und das Missbrauchsopfer männlich ist, hat der doppelmoralisierende Deutschlandfunk offenbar keine Probleme mit den entsprechenden Songtexten.

Auch die Psychologin, die der Deutschlandfunk aufgetan hat, findet bei weiblicher Täterschaft und männlichem Opfer dies auch nach 20 Jahren Beschäftigung mit sexuellem Missbrauch offenbar nicht „schwierig“.

Warum ist das so?

Bild: Udo Lindenberg 2014, wikimedia.org, user Raymond

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