Nichts dazugelernt – Equal Pay Day weiter falsch
Auszug aus einer Pressemeldung des RWI Essen vom 31. März 2016 zur Unstatistik des Monats:
Die Unstatistik des Monats ist der sogenannte „Equal Pay Day“, dieses Jahr der 19. März. „Bis zu diesem Tag hätten Frauen hierzulande über den Jahreswechsel hinaus arbeiten müssen, um das Jahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu bekommen“ […] Dieses Datum resultiert aus zwei Überlegungen. Erstens verdienten Frauen im Durchschnitt 21,6 Prozent weniger als Männer. Und wenn Frauen dann zweitens 21,6 Prozent länger arbeiteten als Männer, hätten sie am 19. März das Jahreseinkommen der Männer erreicht.
Beide Überlegungen sind falsch. In gegebenen Berufen verdienen Frauen nicht 21,6 Prozent, sondern um die 5 Prozent weniger als Männer. […] Die 21,6 Prozent resultieren vor allem daraus, dass Frauen häufiger in schlecht bezahlten Berufen und in Teilzeit arbeiten. Dieser Sachverhalt wird in vielen Medien irreführend dargestellt.
Aber auch wenn man die 21,6 Prozent Minderverdienst als korrekt akzeptiert, bleibt der Equal Pay Day falsch. Denn dann müssten Frauen nicht 21,6 Prozent, sondern 27,5 Prozent länger arbeiten, um das Einkommen der Männer zu erreichen. Und 27,5 Prozent der durchschnittlich 220 Arbeitstage eines Jahres erreicht man erst am7. April (bei zwei Urlaubstagen pro Monat). Darauf hat die Deutsche Mathematiker- Vereinigung (DMV) bereits vor Jahren hingewiesen, aber anscheinend ist dieser Fehler nicht auszurotten. […]
Welches Datum ergibt sich also ohne die beiden Fehler? Bei 5 Prozent weniger Verdienst fällt der Equal Pay Day 2016 auf den 20. Januar, den Todestag der amerikanischen Schauspielerin Audrey Hepburn. Bis dahin hätte Frau Hepburn aber wohl schon mehr verdient als der durchschnittliche amerikanische Mann im ganzen Jahr. […]
Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.
Eine wunderschöne Satire, wie man Statistiken entsprechend Equal-Pay-Day-Manier manipulieren kann, finden Sie in unserem Beitrag „Frauen, die nicht genug kriegen“.
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Lesermeinungen
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Ja, die faktische Arbeitszeit von Frauen ist über das Jahr gerechnet sicher 20 % geringer. Das kann ich aus jahrzehntelanger Beobachtung aus meiner ehemaligen Angestelltenzeit in der Versicherungswirtschaft bestätigen. Das heißt auf die Stunde gerechnet erhalten Sie 25 % mehr!
Wie war das nochmal mit den unterschiedlichen Renteneintrittsaltern sowie der Quersubventionierung von Kranken-, Lebens- und Rentenversicherungen durch Männer an Frauen?
Hierzu würde mich mal eine Statistik interessieren, um wieviel Frauen hier in der Rente überbezahlt und in den Versicherungen subventioniert werden.
Das gibt es, ich glaube sogar bei Manndat.
Suchen Sie nach „Männer finanzieren, Frauen profitieren“
Alternativ hat auch Wikimannia hierzu gute Auswertungen.
Ein Gesichtspunkt fehlt noch : Die durchschnittliche Arbeitszeit bei Frauen ist nach Aussagen einiger Quellen um ca. 20 Prozent geringer (Stichwort Teilzeit) . Demnach wäre der „equal-pay-day“ am 1. Januar.