Männer und Angst – Mehr für die psychische Gesundheit von Männern tun

von Gastbeiträge

Männer und Angst – Mehr für die psychische Gesundheit von Männern tun

Gastbeitrag von Prof. Dr. Michael Klein, Klinischer Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis. Experte für Männerpsychologie und -psychotherapie, u.a. mit den Themen Einsamkeit, Depression, Sucht und Selbstwert bei Männern befasst.

„Echte Männer haben keine Angst“. Dieser Satz gilt schon lange nicht mehr und das ist auch gut so. Denn das Zulassen wichtiger Gefühle kann schützen und die Gesundheit, ja sogar das Leben, erhalten. Es sieht sogar bisweilen sogar so aus, dass sich der Satz ins Gegenteil verkehrt hat. Jungen, die ihre Angst nicht bewältigen können, von ihr beherrscht und terrorisiert werden, sind nicht mehr selten. Und in der Tat finden sich bei Jugendlichen und jüngeren Männern mehr Betroffene von Angststörungen als bei Älteren. In der ersten deutschen Erwachsenen-Gesundheitsstudie (DEGS-1; Jacobi et al., 2014) berichteten 9.8% der 18- bis 34- jährigen Männer im Unterschied zu 5.3% der über 65-jährigen Männer eine behandlungsbedürftige Angststörung. In der zweiten deutschen Erwachsenen-Gesundheitsstudie (DEGS-2; vgl. Jachertz, 2013) gaben knapp 20% der erwachsenen Frauen an, an einer behandlungsbedürftigen Angststörung zu leiden im Vergleich zu 10% der Männer. Die Zahl der Männer, die tatsächlich an Ängsten leiden, wird gemeinhin unterschätzt, da viele dies nicht offenbaren, oft noch nicht einmal selbst reflektieren.

Makroursachen von Angst im Leben von Jungen und Männern

Es gibt in der Tat viele Gründe, Angst zu entwickeln und sich dementsprechend zu verhalten. Im Großen gehören die vielen Bedrohungen der Weltlage dazu. Wie der römische Philosoph und Stoiker Epiktet jedoch schrieb, sind es nicht die Dinge an sich, die uns Angst machen, sondern unsere diesbezüglichen Bewertungen. Die modernen Medien, insbesondere die sozialen Netzwerke, aber auch die klassischen Nachrichtensendungen, tun eine Menge dazu, besonders den jungen Menschen kontinuierlich Ängste zu vermitteln. Medienkritische Experten sprechen sogar von einer Angstproduktionsindustrie. Es bedarf einer erheblichen Resilienz, der dauerhaften, hysterisch aufgeblähten Angstproduktion (bei Corona, Ukraine-Krieg, Demokratiegefährdung etc.) der Medien zu widerstehen.

Es ist davon auszugehen, dass Defizite im Bereich des Selbstwerts und der Emotionsregulation für die Zunahme der Angstprobleme bei Männern verantwortlich sind. Auch die schützenden Anteile der klassischen Männerrolle (Stärke, Mut, Selbstbehauptung) fallen durch negatives Framing in der Öffentlichkeit, aber auch in der Erziehung und im Bildungssystem, immer mehr weg.

Die Diffusion der Männerbildes und die permanente Abwertung allen Männlichen in den Medien, der linksdominierten Politik, weiten Teilen des Feminismus und im Bildungsbereich, die es den Jungen schwer macht, ihre Entwicklung zu einem selbstbewussten Mann zu gehen, schwächt die Jungen in ihrer psychisch gesunden Entwicklung immer mehr.

Mikroursachen von Angst im Leben von Jungen und Männern

Aber auch im Mikrokosmos von Jungen hat sich vieles verändert, was Ängste begünstigt: Abwesende, entfremdete Väter; bindungsschwache, alleinerziehende, gestresste Mütter; Negativbotschaften in Bezug auf alles Männliches in den Medien; Toxifizierung allen Männlichen in der Öffentlichkeit. Für nicht wenige Jungen ist die Welt, in der sie aufwachsen von Frauen dominiert: alleinerziehende Mütter, Erzieherinnen, Lehrerinnen und auch immer mehr Professorinnen und Chefinnen demonstrieren eine Welt, in der das Männliche fremd und unpassend ist. Diese Feminisierung des Alltags ist eine Hälfte des Lebens von Jungen, darf aber nicht alles dominieren. Es fehlt ein entscheidender Teil zum Mannwerden: die männlichen Rollenvorbilder, die Sichtweise und Reaktionen von Männern. Männliche Ängste beziehen sich heutzutage besonders oft auf Versagen in als wichtig erlebten Situationen: Beruf, Sexualität, Partnerfindung, Partnerschaft, Vaterrolle uvm. Die Versagensängste werden durch das Fehlen adäquater männlicher Rollenvorbilder enorm verstärkt. Mädchen bleibt dieses Vorbildvakuum meist erspart.

Angstsymptome im Überblick

Angst ist eine evolutionär sehr alte Reaktion, die Lebewesen vor Gefahren geschützt, ihre Überlebenschancen verbessert und so die Chance auf Reproduktion (durch Fitness) erhöht hat. Angst ist daher eng mit dem Stresssystem verbunden, kann zu Flucht oder Angriff führen. Wenn das Stresssystem durch Angstgefühle dauerhaft aktiviert ist, kommt es zu chronischer, dysfunktionaler Angst. Heute leben wir nicht mehr in der Gefahrenwelt der Frühmenschen, aber unsere Angstreaktion läuft rein biologisch immer noch ab wie damals: Wir nehmen einen Angstauslöser wahr. Subjektiv erschrecken wir. Unsere Nebenniere produziert vermehrt die Hormone Adrenalin und Noradrenalin, die uns zur Reaktion bereitmachen; Blutdruck und Herzfrequenz steigen an; die Durchblutung der Muskulatur wird erhöht; wir reagieren mit Flucht oder Angriff.

Im Folgenden sind die häufigsten möglichen Symptome chronischer Angst aufgelistet:

  1. Körperliche Symptome:
  • Herz-Kreislauf-System: Herzrasen, Herzklopfen, erhöhter Blutdruck, Schmerzen in der Brust

  • Atmung: Kurzatmigkeit, Hyperventilation, Gefühl der Enge in der Brust

  • Magen-Darm-Trakt: Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall, Appetitlosigkeit

  • Muskeln: Muskelverspannungen, Zittern, Kopfschmerzen

  • Schlaf: Ein- und Durchschlafstörungen, Albträume

  • Haut: Schwitzen, Erröten, übermäßige, auch chronische Blässe.

  1. Psychische Symptome:
  • Sorgen und andauerndes Grübeln über Angstthemen: Übermäßige Sorgen um die Zukunft, die eigene Leistung, die Meinung anderer, etc.

  • Plötzliche Angstgefühle und Panik: Plötzliche Angstgefühle, Panikattacken, Gefühl des Kontrollverlusts (Ohnmacht, Kollaps, Herzschlag)

  • Konzentrationsschwierigkeiten: Probleme, sich zu fokussieren, Entscheidungen zu treffen oder Informationen zu behalten.

  • Reizbarkeit und Nervosität: Gesteigerte Gereiztheit, Ungeduld, innere Unruhe

  • Entscheidungsunfähigkeit: Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, Zögern und Zaudern aus Angst vor Fehlern

  • Gefühl der Überforderung: Das Gefühl, den Anforderungen des Alltags nicht gewachsen zu sein, Gefühl des drohenden Kontrollverlusts.

  1. Verhaltensbezogene Symptome:
  • Vermeidungsverhalten: Vermeidung von Situationen, die Angst auslösen, z. B. öffentliche Auftritte, Interviews, schwierige Verhandlungen.

  • Rückzug und Isolation: Sozialer Rückzug, Vermeidung von Kontakten, auch zu Kollegen und Freunden.

  • Übermäßiges Kontrollbedürfnis: Perfektionismus, Mikromanagement, Schwierigkeiten, Aufgaben zu delegieren.

  • Aggressives Verhalten: schnelle Gereiztheit, Tendenz zu Wutausbrüchen, Feindseligkeit gegenüber Kritikern.

  • Substanzmissbrauch: Männer beruhigen ihre Ängste oft mit Alkohol oder Drogen. Dies ist kurzfristig erfolgreich, erzeugt aber auch längere Sicht einen Angst-Substanzkonsum-Angst-Kreislauf.

  • Körpersprache: Unsichere Körperhaltung, Vermeidung von Blickkontakt, fahrige Bewegungen, Zittern. Aufgrund dieser Symptome entsteht noch mehr Angst, wodurch sich die Symptome weiter verstärken (Angst-Körper-Kreislauf).

Die schützende Funktion der Angst wird durch die Chronifizierung der Angst im Alltag eliminiert. Es gibt zu einer dauerhaften Aktivierung des Stresssystems. Die ständig erlebte Angst wird zu einer Plage, im psychologischen Sinne zu einer Angsterkrankung. Der Betroffene befindet sich im Zustand andauernder Übererregung und produziert auf der Verhaltensebene immer wieder Vermeidungsverhalten. Männer sollten diesen Mechanismus kennen, bei sich erkennen, wenn sie betroffen sind, damit sie ihn durchbrechen können oder sich Hilfe und Unterstützung holen.

Angstverdrängung

Weil Angstgefühle nicht dauerhaft auszuhalten sind und sie auch weitere Probleme (Zwänge, Suizidalität) nach sich ziehen können, leistet unser Gehirn Schwerstarbeit in der Abwehr übermäßiger Ängste. Angst zu verspüren, bedeutet in der Folge eine Dauererregung des Organismus und Vermeidung der Angstquelle. Angst als unangenehmes, aversives Gefühl soll so wenig wie möglich in das Bewusstsein dringen. In der Psychoanalyse wird der resultierende Abwehrmechanismus genauer beschrieben: Verleugnung, Verdrängung, Reaktionsbildung und Projektion sind die bekanntesten dieser Abwehrmechanismen, die dazu dienen, das übermächtige Gefühl der Angst nicht mehr wahrzunehmen. Dies gelingt auch lange Zeit, kann aber, wenn die Ängste anhalten und weiter zunehmen, unkontrollierbar werden.

 Gerade Männer in existentiellen Bedrohungssituationen, vor allem Kriegen, mussten immer wieder diesen enormen Stress aushalten, den Tod vor Augen gegen andere Männer zu kämpfen. Aus solchen und ähnlichen existentiellen Erfahrungen heraus haben Männer eine stärkere Verdrängung ihrer Ängste gelernt als Frauen und wurden auch immer wieder so erzogen, um vermeintlich überlebensfähig zu bleiben. Sonst hätten sie die Horrorsituationen in den nicht enden wollenden Kriegen der Geschichte nicht ausgehalten. Sie haben stärker als Frauen, ihre Ängste kontrollieren und abwehren müssen. Heutzutage entstammen viele Ängste auch der Arbeitswelt und den Partnerbeziehungen und Familien.

Männer und Angst: Immer noch ein Tabuthema?

Die Angst im Leben von Männern ist allzu oft immer noch ein Tabuthema. Dafür ist zum einen die klassische Männerrolle, die immerwährende Stärke, Vermeidung von Schwäche und damit auch Angstfreiheit forderte, verantwortlich. Es ist wichtig, die negativen Aspekte dieser Rolle zu erkennen und sie im Sinne persönlicher Befreiung zu durchbrechen. Zum anderen werden immer noch einseitig überfordernde Erwartungen an Männer herangetragen. Die moderne Internetwelt der sozialen Netzwerke, speziell der Dating-Apps, bereitet Männern viele Versagens- und Kränkungserlebnisse. Ein Blick in die einschlägigen Dating-Apps verdeutlicht dies: stark, muskulös, gehobene berufliche Position, engagiert im Haushalt, idealer Vater, allzeit verfügbar, dabei voller Empathie und Großzügigkeit. Dieses dort allzu oft geforderte Männerprofil übt extremen Stress auf Männer aus. Wer dazu gehören will, muss mitmachen oder riskiert Zurückweisung und soziale Ächtung. Wer physisch oder mental unattraktiv ist, landet schnell in einer Dauerspirale aus Kränkung und Zurückweisung, und kann zum INCEL, dem unfreiwillig ohne Sex lebenden Mann, werden. Die Ängste, die von diesen sexuellen Selektionsprozessen in den zwischengeschlechtlichen Dating- und Mating-Prozessen ausgelöst werden, bleiben in der Öffentlichkeit unerwähnt und tabuisiert.

Männer: Angst vor Männern

Angst kann sich auf andere Männer wie auch auf Frauen beziehen. Zunächst ein Blick auf die Angst von Männern vor anderen Männern. Die realistische Selbstbetrachtung ist für Männer ein erster und wichtiger Schritt zur Lösung angstbezogener Probleme, ob diese nun bewusster oder – weil verdrängt – unbewusster Natur sein mögen. Die häufigsten Gewaltopfer sind Männer. Dies geht vor allem zu Lasten der Gewalt im öffentlichen Raum, bei der mehr als 80% der Opfer Männer und weit über 90% der Täter Männer sind. Auch die Angst der Männer im Krieg, die – wie die jüngste Vergangenheit des Ukraine-Krieges zeigt – eine allzu aktuelle ist, stellt eine berechtigte und legitime Angst dar. Kein Mann sollte zum Kriegsdienst gezwungen werden. Angst vor gewaltbereiten Männern zu haben, ist keine Feigheit, sondern klug. Heutzutage hat die Gewalt im öffentlichen Raum zugenommen und geht nicht selten von Männergruppen junger migrantischer Männer aus. Auch dieses Tabu, das der politischen Ideologie linksgrüner Ideologen widerspricht, gilt es zu brechen. Angst vor gewaltbereiten Männern zu haben, bedeutet, sich gut zu schützen. Natürlich kann auch von anderen Männergruppen Gewalt ausgehen. Im Falle einer drohenden Gewalthandlung ist es ratsam, laut um Hilfe zu rufen und die Angreifer dadurch zu erschrecken. Auch Weglaufen – wenn noch möglich – ist eine gute Lösung, wenn dies noch möglich ist. Wenn Männer zu Gewaltopfern geworden sind, was jährlich in Hunderttausenden von Fällen geschieht, kann es zu posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) kommen. In jedem Fall sind in diesem Fall psychotherapeutische Hilfen und der Austausch in Gruppen ebenfalls Betroffener hilfreich. 

Männer: Angst vor Frauen

Aber auch Angst vor Frauen ist ein relevantes, noch stärker tabuisiertes Thema für Männer. Etwa ein Drittel aller Opfer häuslicher, physischer Gewalt sind Männer. Es ist also nicht selten, dass Männer in ihren Beziehungen und Familien Gewalt erleiden. Außerdem geht es in hohem Maße um psychische Gewalt, etwa in Form von Drohungen, Demütigungen oder emotionalem Terror, den Männer in Beziehungen erleiden. Es kann auch zu emotionaler Erpressung und der Androhung des Entzuges zu Liebe und Zuwendung kommen, einer Situation die Männer häufig aus ihrer Kindheit von ihrer Mutter kennen. Oft sind sie sich gar nicht darüber bewusst, in welcher Situation sie leben und dass sie ein Recht auf Angstfreiheit und Beendigung dieser emotionalen Stresssituation haben. Dominante Partnerinnen sind allzu oft eine Quelle von Alltagsstress und Angst für friedfertige, bisweilen harmoniesüchtige Männer. Oft sind sie in einem Muster des „people pleasing“ gefangen.

Es gibt viele Gründe für Männer, Angst vor Frauen zu haben: Von der Dauerreglementierung durch Mütter, Lehrerinnen und Chefinnen, über die Zurückweisung und Kränkung durch Frauen bei der Partnersuche, weil der Mann nicht attraktiv genug oder statusmäßig zu gering ist, bis hin zur Aussortierung aus der Familie nach Trennung und Scheidung durch die Mütter, die dann die Kinder wie ihren persönlichen Besitz behandeln. All diese Themen, die Männer sehr belasten, depressiv bis suizidal werden lassen, aber auch viel Angst erzeugen, sind in der öffentlichen Diskussion so gut wie unbekannt. Hier können und dürfen Männer nach Sichtweise der Medien, Politik und der öffentlichen Meinung niemals Opfer sein, weil dieser Platz immer wieder in Verkennung der Realität ausschließlich den Frauen zugewiesen wird. Gerade deshalb ist es wichtig, dass sich Männern auch den Ängsten vor Frauen stellen, dies nicht als Zeichen der Schwäche sehen und sich realistisch betrachten. Es gibt also immer noch viele weitere Tabubereiche bezüglich Angst bei Männern. Diese sind der Nährboden für dauerhafte Ängste, aber auch die häufigen Folgeprobleme, Depression und Sucht.

Männliche Identität hilft gegen Angst

Zu den Dingen, die gegen chronische Angst helfen, zählt vor allem die klassische Männerrolle, wie die britischen Forscher des Centre for Male Psychology um Dr. John Barry (https://www.centreformalepsychology.com/male-psychology-magazine-listings/most-people-know-masculinity-is-ok-and-the-harrys-masculinity-reports-confirmed-it?rq=Masculinity%20positive) aufgezeigt haben. Dies ist auch nicht überraschend, da die Betonung von Stärke, Emotionskontrolle und Durchsetzungsvermögen einen hohen Beitrag zur Selbstwirksamkeit und Angstreduktion leisen. Der Zusammenhang ist psychologisch direkt plausibel. Wozu also die klassische Männerrolle in Bausch und Bogen verdammen? Dies geschieht nur aus ideologischen, feministischen Gründen. Diesen sollte man nicht folgen. Einerseits könnten Frauen, die seit jeher stärker als Männer unter Angst leiden, von diesen Rollenaspekten profitieren, sofern sie danach streben. Und das ist ein Credo des modernen Feminismus, auch wenn dies nicht offen kommuniziert wird, dass Frauen hinsichtlich der genannten Merkmale männlicher werden sollten. Andererseits sollten Männer nicht leichtfertig Kompetenzen aufgeben, die sie gegen übermäßige Angst schützen. Dies ist jedoch in der jungen Generation von Männern schon weitgehend geschehen, weil sich viele nicht mehr trauen, männlich zu sein. Die klassischen Eigenschaften – Stärke, Durchsetzungsvermögen, Emotionskontrolle – gelten als unerwünscht und werden im Bildungssystem und in den Medien bei Männern bekämpft. Dies ist ganz eindeutig ein Irrweg, der Männer immer mehr schwächt. Das kann weder in ihrem Interesse noch im wohlverstandenen Interesse der gesamten Gesellschaft sein. Männer sollten im Sinne eines eigenen Geschlechtsrollenmanagements die positiven und für die psychische Gesundheit förderlichen Aspekte der klassischen Männerrolle bewahren und fördern und diese mit neuen, ebenfalls gesundheitsförderlichen Aspekten ergänzen und erweitern. Selbstbewusste Männer managen ihre Geschlechtsrolle selbst.

Männer und Angst: Hilfen – Stoizismus hilft Männern

Es ist schon lange klar, dass die den Männern oft in negativer Weise zugeschriebenen Eigenschaften des Stoizismus – Gelassenheit, Mut, innere Ausgeglichenheit – in Wahrheit Eigenschaften sind, die der psychischen Gesundheit dienen und diese fördern. Männer sollten sich den Stoizismus nicht ausreden oder schlecht reden lassen, sondern ihn vielmehr bei sich fördern, weil er gut zu vielen ihrer Wesensarten passt und diese stabilisiert. Er schützt sie andererseits aber auch vor den Gefahren hoher Impulsivität, mangelnder Selbstkontrolle und extremer Risikobereitschaft, drei Eigenschaften, die viele Männer als Problembereiche aufweisen. Nicht zuletzt kann praktizierter Stoizismus auch vor starken Angstproblemen schützen, weil er die Affekte beruhigt und für Gelassenheit im Alltag sorgt.

Männer und Angst: Hilfen – Methoden der Angsttherapie

Die psychologische Therapie der Angst ist gut erforscht und weist beachtenswerte Erfolge auf. In erster Linie sind es verhaltenstherapeutische Verfahren, die hier erfolgreich zur Anwendung kommen. Zu den behandlungsbedürftigen Angststörungen zählen Phobien (die häufigsten Angstdiagnosen), generalisierte Angst, Panikattacken und posttraumatische Belastungsstörungen. Die wichtigsten therapeutischen Methoden bestehen in Selbstwertsteigerung und Verbesserung der Selbstwirksamkeit mit kognitivem und behavioralem Training, Expositionsbehandlung gegenüber den angstauslösenden Reizen oder Situationen und Einübung von Entspannung und Gelassenheit. Die Angsttherapie findet in Einzel- oder Gruppenbehandlung im ambulanten oder stationären Setting statt. Übende Verfahren zur dauerhaften und nachhaltigen Angstbewältigung mit positiver Selbstkommunikation sind die zentralen therapeutischen Ansätze.

Fazit

(1) Angst und chronische Angststörungen sind im Leben von Männern durchaus häufig. Mindestens 10% aller erwachsenen Männer leiden an einer behandlungsbedürftigen Angststörung. Sowohl strukturelle Ursachen (wie Kriegsgefahren, kontinuierliche Negativbotschaften der Medien) als auch persönliche Ursachen (wie Beziehungskrisen, Versagensängste) sind für die hohen Zahlen verantwortlich.

(2) Angststörungen sind bei jüngeren Männern deutlich häufiger als bei älteren.

(3) Die zunehmende Negativierung alles Männlichen trägt zu Rollenunsicherheit und -diffusion bei. Dies stellt eine wichtige Voraussetzung für Angstgefühle im Alltag dar.

(4) Angst bei Männern bezieht sich verschiedene mögliche Auslöser, wie auf andere Männer als Gewalttäter, auf Frauen wegen Alltagsdominanz und auf Angst vor Zurückweisung bei der Partnersuche und auf Versagensängste.

(5) Ängste lassen sich psychotherapeutisch gut und erfolgreich behandeln. Viele Männer ziehen sich aus Schamgefühlen bei anhaltenden Ängsten zurück. Angst proaktiv anzugehen ist ein Zeichen von Mut und Selbstfürsorge. Mehr Männer sollten diesen Weg gehen.

Autor:
Prof. Dr. Michael Klein, seit mehr als 35 Jahren als Psychologischer Psychotherapeut mit Schwerpunkt Männern in eigener Praxis in Köln tätig. www.mens-mental-health.de

Passend zum Beitrag empfehlen wir auch den Gastbeitrag von Prof. Klein „Männeropfer als Kanonenfutter

 

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